GeschichteBurg von Matsue - kleine, feine Burg in Shimane

Burg von Matsue – kleine, feine Burg in Shimane

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Matsue ist eine verhältnismäßig kleine Stadt und Verwaltungssitz der dünn besiedelten Präfektur Shimane an der Japanmeerküste – und wartet mit der kleinen, aber feinen Burg von Matsue auf. Diese Region war zwar seit jeher besiedelt, aber nie so bedeutend wie dem Pazifik zugewandte Ostküste. Dementsprechend darf man in Matsue kein allzu grosses Schloss erwarten. Dafür aber ein sehr feines. Und – Matsue-jō gehört zu den nur 12 Schlössern Japans, die den Burgensturm zu Beginn der Meiji-Zeit, die Luftangriffe des Zweiten Weltkrieges sowie Erdbeben und ähnliches unbeschadet überstanden haben. Und es ist das zweitgrösste der überlebenden Schlösser.

Der Donjon des Matsue-jō, der Burg von Matsue
Der Donjon des Matsue-jō, der Burg von Matsue

Gebaut wurde das Schloss von 1606 bis 1611, also kurz nach Beginn der Edo-Zeit. Die Matsudaira wurden nach ihrem Umzug von Matsumoto nach Matsue für über zehn Generationen Schlossherren – bis 1875. Die Matsudaira schufen eine jōkamachi 城下町 (Burgunterstadt) und verfügten immerhin über 186’000 koku 石 (koku = Reiseinkommen, eine Masseinheit der Lehnsgaben damals). 1875 erreichte jedoch die Welle der Festungsschleifungen zur Festigung der Macht des Kaisers auch Matsue – nahezu die komplette Anlage wurde geschliffen, doch liess man nach Protesten den Donjon stehen.

Wassergraben, Mauern und restaurierte Yagura des Matsue-jō
Wassergraben, Mauern und restaurierte Yagura des Matsue-jō

Da Matsue nie eine bedeutende Industriestadt wurde, kam die Stadt auch im Zweiten Weltkrieg halbwegs ungeschoren davon und wurde nicht den sonst so massiven Luftangriffen ausgesetzt. Der Donjon wurde schliesslich Anfang der 1950er generalüberholt. Die 1875 zerstörten Yagura 櫓 wurden erst im Jahr 2001 neu errichtet – und es ist gelungen! Klar sehen die Yagura nagelneu aus, aber sie wurden in originaler Bauweise und aus den auch damals benutzten Holzarten wiederhergestellt.

Der Donjon ist mit 30 Metern relativ hoch. Ein shōtenshukaku 小天守閣 (Kleiner Donjon) fehlt. Ungewöhnlich ist der Eingangsbereich (siehe Photo). Er ist durch eine schwere Stahlplatte geschützt. Der eigentliche Eingang hingegen wurde so konstruiert, dass Feinde ihn kaum finden konnten. Auf dem Donjon befinden sich die obligatorischen Shachihoko (Giebelkarpfen) – einer männlich, einer weiblich und beide jeweils ca. 2 m hoch. Giebelkaprfen sind meist aus Holz, die in Matsue jedoch aus Bronze.

Natürlich kann man in den Donjon hinein und bis nach ganz oben. Der Ausblick von ganz oben ist natürlich überwältigend – man sieht ganz Matsue und den grossen Shinji-See 宍道湖 im Westen. Hinter dem Schloss befindet sich ein grosser, waldähnlicher Park, an den sich ein Schrein anschliesst. Das ganze Gelände ist wirklich sehr gross und von einem (fast) geschlossenen Wassergraben umgeben, den insgesamt fünf Brücken überspannen. Nördlich der Anlage, entlang des Wassergrabens, befinden sich sehenswerte Samuraihäuser und Museen. Eintritt in das Schloss kostet 550 Yen. Liegt etwas abseits vom Bahnhof, aber es fahren zahlreiche Busse. 2004 war ein Teil der Anlage noch unter Rekonstruktion. Mehr zur Stadt, den Samuraihäusern und noch mehr Photos siehe unter Matsue!

tabibito
tabibitohttps://japan-almanach.de
Tabibito (旅人・たびびと) ist japanisch und steht für "Reisender". Dahinter versteckt sich Matthias Reich - ein notorischer Reisender, der verschiedene Gegenden seine Heimat nennt. Der Reisende ist seit 1996 hin und wieder und seit 2005 permanent in Japan, wo er noch immer wohnt. Wer mehr von und über Tabibito lesen möchte, dem sei der Tabibitos Blog empfohlen.

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