広島 Hiroshima
Hiroshima. Wörtlich “Breite Mündung”. Bezieht sich auf die grossen Inseln im Stadtzentrum. Die Präfektur trägt den gleichen Namen. Der Ort hiess früher Gokashō 五箇庄. Beiname heute ist Stadt des Friedens 平和記念都市.
Im Westen der Präfektur Hiroshima, im Delta des Ōta-gawa 太田川. Der sich in Hiroshima in sechs Nebenarme aufgliedert – in der Stadt gibt es viel Wasser und unzählige Brücken. Vor Hiroshima liegen unzählige Inseln des Setonaikai 瀬戸内海 (Seto-Binnenmeer).
Der Atombombendom. Der Friedenspark. Das dazugehörige Museum. Das wiedererrichtete
Schloss.
Hiroshima – Beschreibung
Hiroshima ist Verwaltungssitz und grösste Stadt sowohl der Präfektur Hiroshima als auch der gesamten Region Chūgoku, denn hier leben rund 1.1 Millionen Einwohner. Ihre Bedeutung verdankt die Stadt dem Bau des gleichnamigen Schlosses im Jahre 1589. Der geschützte und noch heute bedeutende Hafen spielte ebenso seit jeher eine grosse Rolle.
Traurigen Ruhm erlangte die Stadt am 6. August 1945, als sie Ziel des weltweit ersten Atomwaffeneinsatzes wurde. Dies brachte eine Zäsur in die Stadtgeschichte – der Ort war über vier Jahre nicht bewohnbar und wurde komplett neu geplant und aufgebaut – als Stadt des Friedens.
Um die Schrecken der Atombombe nicht in Vergessenheit geraten zu lassen, wurde nahe des Epizentrums, also an der Stelle, über der die Bombe explodierte, ein grosser Heiwa Kōen 平和公園 – Peace Memorial Park (Friedens-Gedenkpark) errichtet. Gegenüber des Parks, keine hundert Meter nördlich des Epizentrums, steht die Ruine des Genbaku Dōmu 原爆ドーム (Atomwaffenexplosions-Dom). Dieses kurz A-Bomb Dome genannte Gebäude war natürlich kein Dom, sondern eine Industrieausstellungshalle. Und eines der wenigen Betonbauten in der Umgebung, weshalb Reste davon erhalten blieben. Aber die geschmolzenen Stahlträger im Inneren zeugen von der furchterregenden Hitze und Druckwelle.
Im Peace Memorial Park gibt es zahlreiche kleinere Gedenkstätten. Die bekannteste ist der bogenförmige Kenotaph 慰霊碑, entworfen von Tange Kenzō 丹下健三 (welcher auch das neue Rathaus von Tokyo, den Hauptbahnhof von Skopje/Mazedonien u.v.m. geschaffen hat). Der Bogen soll an Sättel erinnern – sie waren Bestandteile der Grabbeigaben in der Kofun-Zeit. Darunter brennt eine Ewige Flamme 平和の灯, die man erst löschen will, wenn die letzte Atombombe verschrottet wird. Also wahrhaftig eine Ewige Flamme.
Nahe des Doms befindet sich das Children’s Peace Memorial 原爆の子の像 (Kinder-Friedensdenkmal), das an die tragische Geschichte der Sadako 禎子 erinnert – ein bewegendes Monument. Ein weiteres Monument spiegelt ebenfalls eine tragische Geschichte wieder. Es ist das Korean Memorial 韓国人原爆犠牲者慰霊碑, welches erst 1970, also Jahrzehnte nach den anderen Monumenten, errichtet wurde. So wie in Nazideutschland unzählige Zwangsarbeiter aus Polen, Russland usw. nach Deutschland verschleppt wurden, hatte Japan ebenfalls unzählige Zwangsarbeiter aus Korea nach Japan gebracht. Viele waren in den Rüstungsbetrieben Hiroshima’s eingesetzt worden – so ist es nicht verwunderlich, dass geschätzte 10% der über 200’000 Atombombenopfer koreanische Zwangsarbeiter waren.
Ähnlich wie Dresden hatte man sich auch Hiroshima für den grossen Knall aufgespart. Eigentlich sollte ja auch Dresden das Ziel werden – doch war man mit dem Bau der Atombombe nicht vor Kriegsende in Deutschland fertig geworden. Dass Japan nicht ohne weiteres kapitulieren würde, merkten die Amerikaner in Okinawa 沖縄, wo japanische Soldaten und Einwohner jeden Quadratmeter verbissen verteidigten und massenweise Selbstmord begingen. Die Hauptinseln am Boden zu erobern schien unmöglich, und so warf man drei Wochen nach dem ersten Atombomben-Test die erste Bombe auf das bisher unversehrte Hiroshima. Geschätzte 75’000 Menschen starben sofort – mehr als die doppelte Zahl später. Im Zentrum blieben quasi nur die wenigen Betonbauten halbwegs stehen – alles aus Holz gebaute hatte keine Chance. Die zahlreichen Rüstungsbetriebe wurden, da sie ausserhalb lagen, kaum beschädigt. Drei Tage nach Hiroshima folgte der Abwurf auf Nagasaki, wobei Nagasaki nicht wie Hiroshima primäres Ziel war, sondern aus wettertechnischen Gründen zum Ziel wurde.
Ein eindrucksvoller Film sei zu dem Thema empfohlen. Hotaru no haka 火垂るの墓 (Das Grab der Glühwürmchen) ist ein relativ alter, sehr ernster Zeichentrickfilm, der die Geschichte eines Jungen erzählt, welcher im Gegensatz zu seinen Eltern die Explosion überlebte. Gerade weil es ein Zeichentrickfilm ist, erzählt er, ohne jegliche sogenannte “action”, die Geschichte sehr eindringlich. Den Film gibt es auch auf Deutsch – manchmal im Fernsehen.
Eindrucksvoll und grauenerregend wird die Tragödie im Heiwa Kinen Shiryōkan 平和記念資料館 (Friedensgedenk-Archivar) dargestellt. Mit Ausstellungsstücken, die nichts für schwache Nerven sind. Der Eintritt kostet symbolische 50 ¥.
Das Stadtzentrum ist natürlich sehr modern und relativ gelungen gestaltet. Die vielen Flüsse und Brücken prägen die Stadt. Auch das wieder aufgebaute Schloss (siehe hier) ist durchaus einen Besuch wert.
Anreise
Liegt auf der Strecke des Tōkaidō & San’yō-Shinkansen 東海道・山陽新幹線, der von Tokyo-eki über Nagoya, Kyōto, Osaka, Kōbe bis nach Hakata fährt. Mit den Shinkansen, die nicht überall halten, dauert es von Tōkyō ca. 4 bis 4¾ Stunden, von Nagoya 2h 40′, Kyōto zwei Stunden, Ōsaka 1h 40′, Kōbe und Hakata jeweils 1h 20′. Der Shinkansen-Bahnhof ist gleichzeitig der reguläre Bahnhof – von dort kommt man mit der Strassenbahn leicht ins Zentrum. Von dort fährt auch ein Vorortzug bis zur Fähre nach Miyajima.
Natürlich gibt es auch einen Flughafen, von dem man in alle wichtigen Großstädte des Landes kommt. Vom Hafen fahren Fähren nach Matsuyama auf der Insel Shikoku sowie nach Beppu 別府 auf der Insel Kyūshū.
Übernachtung
Die Hiroshima Yūsu Hosuteru 広島ユースホステル (Jugendherberge) liegt etwas abseits, ist mit 1600 ¥ pro Bett aber unschlagbar billig. Man kann vom Bahnhof mit dem Bus fahren oder vom Stadtzentrum mit der Astram Line アストラムライン – ein sehr moderner Zug, der auf einer Hochtrasse und in Tunneln verläuft. Ob Bus oder Tram – man steigt in Ushida Itchōme 牛田1丁目 aus. Von dort muss man rechts den Berg rauf – ist ein Stückchen weit entfernt. Nachteil ist freilich, dass man bis 20 Uhr wieder in seinem Zimmer sein muss. Eine grosse Küche sowie ein grosses, heisses Bad gibt es auch. Adresse: 広島県広島市東区牛田新町1丁目13-6 (Higashi-Ushida Shinmachi 13-6), Tel.: 082-221 5343. Über Internet kann man auch bestellen: www.ttec.co.jp/~hyh.Ansonsten zu allgemeinen Übernachtungstipps siehe Übernachtungstipps Japan.
eine meiner Erinnerungen an den Museumsbesuch 1968 das Gästebuch. Ein US-Amerikaner hatte geschrieben “that’s for the aggression”, ein Besucher aus der SU “swegda mir” (immer Frieden).
Au weia…