Yokohama

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Region: 関東 Kantō
Präfektur: 神奈川 Kanagawa

横浜 Yokohama

3 von 5 Sternen: Abstecher wert
Name:

Im Osten der Präfektur Kanagawa – wird von Tōkyō nur durch die schmale Stadt Kawasaki getrennt. Das Stadtzentrum konzentriert
sich um Yokohama-wan (wan=Bucht) – einer Nebenbucht der Bucht von Tokyo.

Lage:

Im Nordosten der Präfektur Kanagawa. Bis Tokyo sind es nur wenige Kilometer, und dazwischen liegt lediglich eine weitere Millionenstadt – Kawasaki. Das Zentrum der Stadt liegt nahe der Bucht von Tokyo, aber nach Westen hin Strecke sich das Stadtgebiet ziemlich lang.

Ansehen:

Der neu aus dem Boden gestampfte Komplex Minato Mirai 21 mit dem Landmark Tower. Chūkagai – Japan’s grösste Chinatown. Diverse Parks und Gärten.

Yokohama – Beschreibung

Die Stadt Yokohama ist mit 436 km² verhältnismässig gross und hat rund 3.7 Millionen Einwohner – das macht die Stadt zu Japans zweitgrösster Stadt (da Ōsaka und Nagoya nur eine Zusammenballung von verschiedenen Städten darstellt). Yokohama hat zudem Japans grössten Hafen. Erstaunlich, denn vor 150 Jahren gab es Yokohama einfach nicht.

In der Meiji-Zeit, genauer gesagt 1859, wurde der Hafen Yokohama eröffnet und von Anbeginn dem Japanisch-Amerikanischen Handel gewidmet. 1872 wurde die Stadt mit der ersten Eisenbahnlinie Japan’s – natürlich gen Tokyo – gesegnet. Seit 1889 hat Yokohama das Stadtrecht.

Minato Mirai 21 und der Landmark Tower
Minato Mirai 21 und der Landmark Tower

Die Stadt ist in insgesamt 18 Stadtteile (-ku) unterteilt. Das Zentrum und auch der Bahnhof Yokohama selbst befinden sich in Nishi-ku 西区 (Nishi = West). Im Bahnhof Yokohama befindet sich gleichzeitig das Kaufhaus Sogo – seines Zeichens das grösste der Welt!

In Sichtweite zum Bahnhof liegt das ehrgeizige Projekt Minato Mirai 21 みなとみらい21 (Hafen-Zukunft 21. Jhd.) – ein neues, kleines und hypermodernes Subzentrum mit dem Landmark Tower ランドマークタワー als “herausragendem Merkmal”. Dieser war mit 296 Metern lange Zeit der grösste Wolkenkratzer Japans – knapp vor dem Sunshine City Ikebukuro – bis 2014 in Osaka das 300 Meter hohe Abeno Harukas genannte Hochhaus fertiggestellt wurde. Der Landmark Tower ist 70 Etagen hoch.

Ganz oben befindet sich eine Aussichtsplattform, auf die man mit dem einst schnellsten Fahrstuhl der Welt, sprich mit max. 45 km/h, gelangt (den Titel musste der Landmark Tower allerdings ebenfalls abgeben – an das Taipei 101). Die Fahrt nach oben kostet allerdings mal eben 1,000 Yen – ein teures Vergnügen. In ganz Asien ist seit kurz vor Jahrtausendwende der Wolkenkratzerboom ausgebrochen: Die Petronas-Towers in Malaysia, ein paar Jahre die höchsten der Welt, wurden durch das 2003 fertiggestellte 101 Financial Center 台北101 (508 Meter) in Taipei/Taiwan in den Schatten gestellt, gefolgt vom Burj Khalifa in Dubai. In Planung ist übrigens der sogenannte Millenium Tower in Tokyo – er soll angeblich 799 m hoch werden.

Die Hikawa-maru
Die Hikawa-maru

Yokohama hat sich mächtig herausgeputzt seit der Jahrtausendwende. Der ganze Abschnitt zwischen Minato-Mirai und dem Yamashita-Park ist richtig schön geworden. Besonders erwähnenswert ist dabei die Daizanbashi-Pier 大桟橋ふ頭 mit dem internationalen Fährterminal. Die gesamte Pier wurde mit Holzlatten ausgelegt, die wild geschwungen das Gebäude selbst regelrecht verstecken. Ein gelungenes Projekt. Leider fahren keine Fähre mehr von dort – es legen nur noch Kreuzfahrtschiffe an.

Unweit davon liegt die Hikawa-Maru 氷川丸 vor Anker – ein schmucker Dampfer, der rund um das Jahr 1930 die Linie Yokohama-Seattle-Vancouver bediente. Wird heute als Museum benutzt. Die Hallen in der Nähe werden zum Teil als Ausstellungsgelände genutzt. So fand Ende 2005 dort die Triennale (Ausstellung moderner Kunst) statt.

Ebenfalls ziemlich neu ist der Akai Kutsu-Bus あかいくつバス (auf Deutsch “Rote Schuhe”). Die Busse sind für die Touristen gedacht und sehen alt aus. Sind sie aber nicht wirklich. Der Akai Kutsu-Bus fährt vor dem Bahnhof Sakuragi-Chō 桜木町 ab und klappert alle wichtigen Punkte ab. Endhaltestelle ist der Hügelpark. Alle hier beschriebenen Sehenswürdigkeiten sind mit dem Bus erreichbar. Die Fahrt dauert insgesamt 40 Minuten. Und das beste – egal, wie lange man mitfährt, die Fahrt kostet nur 100 Yen. Finden auch zahlreiche Einwohner toll, und so ist der Bus schnell voll. Beim Einstieg gibt es ein nützliches Pamphlet, wahlweise in Japanisch oder Englisch. Von Sakuragi-chō fahren sie am Wochentag immer um :00 und :30 ab; am Wochenende um :00, :20 und :40.

赤レンガ倉庫 Aka Renga Sōko (Ziegelstein-Lagerhäuser)

In Sichtweite des Landmark Tower steht eine weitere Attraktion der Stadt – die sogenannten 赤レンガ倉庫 Aka Renga Sōko (Ziegelstein-Lagerhäuser). Einen Mitteleuropäer locken diese aus roten Ziegelsteinen in den Jahren vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges erbauten, ehemaligen Lagerhäuser nicht hinter dem Ofen hervor, denn 1) sind 100 Jahre kein Alter, 2) Ziegelsteinbauten weissgott keine Seltenheit und 3) Lagerhäuser nichts besonderes, aber das ist in Japan natürlich anders, denn hier wird normalerweise aus Holz und nicht mit Ziegelsteinen gebaut (Holzkonstruktionen sind wesentlich erdbebensicherer), und die meisten Häuser werden nur so gebaut, dass sie cirka 30 bis 50 Jahre halten. Damit sind 100 Jahre alte, aus Backsteinen gebaute grosse Lagerhäuser schon etwas besonderes. Die gut 5 Hektar grosse Anlage wurde bis 1999 liebevoll restauriert und beinhaltet nun unzählige kleine Läden und Restaurants. Das ist alles ganz nett gemacht, aber die Lagerhäuser sind an Wochenenden und Feiertagen hoffnungslos überlaufen. Wer also unbedingt hin muss, sollte sich lieber einen Werktag auswählen. Zwischen den beiden Hauptgebäuden finden gelegentlich Veranstaltungen statt – darunter auch das alljährlich ausgetragene Oktoberfest. Der Name “Oktober” ist besonders hier sehr irreführend, da die Oktoberfeste zu jeder unmöglichen Jahreszeit stattfinden.

Alte Backstein-Lagerhäuser in Yokohama
Alte Backstein-Lagerhäuser in Yokohama

中華街 chūkagai Chinatown

Es gab mit Minato Mirai 21 genau wie bei Ōmi/Tokyo ein Problem, genügend finanziell potente Bauherren zu finden. Vor den Hochhäusern Minato Mirai’s befindet sich das Maritime Museum マリタイムミュージアム mit allerlei Attraktionen. Südlich von Nishi-ku, im Stadtteil Naka-ku 中区 (Naka = Mitte), liegt die Chūkagai 中華街. Eine Art Chinatown, bestehend aus ein paar Strassenzügen mit chinesischem Flair. Im Prinzip nichts Besonderes, aber sehr beliebt, da es hier unzählige chinesische Restaurants gibt. Dementsprechend gut besucht ist das Viertel.

Minato Mirai 21 ist architektonisch interessant – hier durften sich einige Architekten austoben. Das setzt sich auch im Inneren fort – gerade die unteren Bereiche sind oft zu Einkaufszentren ausgebaut worden.

Inmitten der Chintatown (Chukagai) von Yokohama
Inmitten der Chintatown (Chukagai) von Yokohama

Während sich das Geschäftsleben und der Grossteil des kulturellen Lebens im Osten, an der Bucht von Tokyo abspielt, geht es im Norden der Stadt ruhiger zu. Hier konzentriert sich ein grosser Teil des deutschen Lebens in Japan, denn hier steht unter anderem die Deutsche Schule in Yokohama (die einzige, offizielle deutsche Schule in Japan) sowie die Japan-Niederlassung von Bosch. Unweit davon, in der nordöstlichen Ecke der Stadt, befinden sich die nobleren Wohnviertel der Stadt, in der Gegend von Tamaplaza und Azamino.

Deutscher Weihnachtsmarkt in Center Kita im Norden von Yokohama
Deutscher Weihnachtsmarkt in Center Kita im Norden von Yokohama

新横浜 Shin-Yokohama

Knapp 5 Kilometer nördlich des Zentrums von Yokohama liegt 新横浜 Shin-Yokohama (Neu-Yokohama) – vor allem bekannt durch den gleichnamigen Shinkansenbahnhof, an dem alle Shinkansen, die von Tokyo aus Richtung Westen fahren, halten. Am gleichen Bahnhof halten auch die JR-Yokohama-Linie sowie die ブルーライン Blue Line, eine relativ neue U-Bahn der Stadt Yokohama. Wie in Japan so üblich ist, mutieren solche Verkehrsknotenpunkte schnell zu grossen Einkaufszentren. In Shin-Yokohama befindet sich auch das Nissan-Stadium, welches vor allem vom Fußball-Erstligisten Yokohama F. Marinos genutzt wurde. Jenes Stadion war auch die Bühne des Finalspieles der Fußball-WM 2002, die ja in Südkorea und Japan ausgetragen wurde – Deutschland verlor damals 0:2 gegen Brasilien.

Shin-Yokohama wartet jedoch auch mit einer relativ neuen, und bei Japan-Touristen sehr beliebten Attraktion auf – dem ラーメン博物館 Ramen-Museum (Raumen-Museum). Das Museum wurde 1993 gegründet und befindet sich hauptsächlich in eime grossen Kellergewölbe. Hier dreht sich alles um Ramen, die berühmte Nudelsuppe (mehr Infos & Photos gibt es auf der internen Seite Ramen – die obligatorische Nudelsuppe), wobei es sich weniger um ein Museum als um ein Themenpark handelt: Im Kellergewölbe wurden Fassaden aus dem Ende der 1950er nachgebildet. Das ist nicht zufällig gewählt, denn 1958 entstanden die auch heute noch sehr beliebten Nisshin Chicken Ramen (Instantnudeln). Einmal-Besucher zahlen rund 300 Yen Eintritt, aber es gibt Jahreskarten für rund 500 Yen. Im Museum gibt es rund 10 Ramenrestaurants – einige von ihnen sind Re-Importe. Yuji zum Beispiel ist ein Ramen-Restaurant aus New York, Muku eines aus Frankfurt am Main mit dem Ableger im Ramen-Museum. Allerdings wechseln die Geschäfte hin und wieder. Für Kurzzeit-Japanbesucher ist ein Besuch des “Museums” empfehlenswert, für Langzeitbesucher eher weniger, denn den 1950er-Flair kann man in der japanischen Provinz authentischer erfahren, und gute Ramenrestaurants gibt es Japan zuhauf (insgesamt soll es um die 200’000 Läden geben!). Die Webseite des Museums befindet sich hier.

Ramen-Museum in Shin-Yokohama
Ramen-Museum in Shin-Yokohama
Hakkeijima Seaside
Im grossen Aquarium in Hakkeijima

Wer Zeit und Interesse hat: Etwa 15 km südlich des Zentrums, direkt an der Küste und noch Teil der Stadt Yokohama, befindet sich der Hakkeijima Sea Paradise 八景島シーパラダイス Vergnügungspark. Neben einer Achterbahn und den sonstigen Gimmicks gibt es ein grosses Gebäude mit vielen Aquarien sowie ein Delphinarium. Das Hauptaquarium ist zwei? drei? Stockwerke hoch und man kann mit einer Rolltreppe hindurchfahren.

Die Anfahrt ist etwas umständlich. Man fährt vom Bahnhof Yokohama mit der Keihin Kyūkō Honsen 京浜急行本戦 nach Kanazawa Hakkei (dauert ca. 20 Minuten) und steigt auf die (übrigens führerlose) Seaside-Linie um. Von dort dauert es nochmal 20 Minuten. Die Aquarien sind wirklich schön (und wohl die grössten Japan’s), der Rest ist Geschmackssache. Eintritt kostet 2400 Yen.

Anreise

Es gibt zwei Linien, die Tokyo mit Yokohama verbinden. Da ist zum einen die Keihin Tōhoku-Linie 京浜東北線, die von Saitama über Ueno, Tokyo, und Kawasaki nach Yokohama fährt. Von Tokyo dauert es 38 Minuten, die Züge fahren sehr häufig. Zum anderen gibt es die Sōbu-Kaisoku-Linie 総武快速線, die von Tokyo nur 25 Minuten braucht. Mit den Zügen der Sōbu-Linie kann man weiter bis nach Kamakura fahren. Ansonsten gehen zahlreiche andere Linien in jegliche Richtung ab. Wer in das Herz von Yokohama will, sollte nicht in Yokohama, sondern am Bahnhof Sakuragi-Chō 桜木町 aussteigen. Liegt direkt am Landmark-Tower.

Yokohama hat einen Shinkansen-Bahnhof. Der ist allerdings etwas abseits und heisst Shin-Yokohama 新横山. Mit der Yokohama-Linie braucht man zehn Minuten vom Bahnhof Yokohama nach Shin-Yokohama. Von dort fahren nur Shinkansen, die Richtung Westen (Fukuoka) gehen. Kodama こだま-Shinkansen halten immer, Hikari ひかり– und Nozomi のぞみ-Shinkansen nur manchmal in Shin-Yokohama (mehr dazu siehe Transport in Japan).

Von Yokohama fahren Airport Limousine Busses エアポートリムジンバス regelmässig zum Int’l Airport Narita. Ist etwas teuer, aber dafür muss man auch nicht umsteigen.

Übernachtung

Keine speziellen Tipps. Es gibt die üblichen Business-Hotels und Luxushotels zuhauf. Zu allgemeinen Übernachtungstipps siehe Übernachtungstipps Japan.

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tabibitohttps://japan-almanach.de
Tabibito (旅人・たびびと) ist japanisch und steht für "Reisender". Dahinter versteckt sich Matthias Reich - ein notorischer Reisender, der verschiedene Gegenden seine Heimat nennt. Der Reisende ist seit 1996 hin und wieder und seit 2005 permanent in Japan, wo er noch immer wohnt. Wer mehr von und über Tabibito lesen möchte, dem sei der Tabibitos Blog empfohlen.

1 Kommentar

  1. War 1996 da, finde in Googleearth den kleinen Park/Museum mit den traditionellen umgesetzten Häusern und der (typischen?) Lanschaftsgestaltung nicht wieder. Neue Häuser sieht man überall, aber gerade sowas ist für Europäer interessant. Gruss Schmidt

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