KantoKanagawaOdawara - Burgstadt mit Fischereihafen und günstiger Lage

Odawara – Burgstadt mit Fischereihafen und günstiger Lage

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Region 関東 Kantō
Präfektur 神奈川県 Kanagawa
Rang 3 von 5 Sternen: Durchaus sehenswert
Name Der Ortsname von Odawara setzt sich aus den Schriftzeichen (SHŌ, o, ko) – “klein”, (DEN, ta/da) – “Reisfeld” und (GEN, hara) – “Feld” zusammen. Zur Entstehung gibr es diverse Theorien — darunter die eines historischen Irrtums des ursprünglichen Namens, aber auch die einer aufgeschütteten Fläche, auf der später die Burg entstand. Der Name wurde
Lage Odawara liegt rund 75 Kilometer südwestlich von Tokyo an der Sagami-Bucht, diese ist Teil des pazifischen Ozeans. Odawara befindet sich an der Strecke zwischen Tokyo und Atami – von dort geht es weiter nach Nagoya. Direkt im Stadtgebiet beginnt eine über 1’000 m hohe Bergkette – dahinter befindet sich der berühmte Ort Hakone.
Ansehen Die Burg. Die Gegend. Und für Freunde von Sushi & anderen Fischgerichten der Fischereihafen Hayakawa.

Odawara – Beschreibung

Die Stadt Odawara liegt am Süwestzipfel der Präfektur Kanagawa — und damit auch am Südwestende der Region Kanto, denn ein paar Kilometer weiter westlich beginnt bereits die Präfektur Shizuoka in der Chūbu-Region. Im rund 114 Quadratkilometer großen Stadtgebiet leben rund 185’000 Menschen. Die Tendenz ist allerdings rückläufig — in den 1980ern lebten hier noch über 200’000 Menschen.

Odawara befindet sich an der Mündung des 酒匂Sakawagawa – ein knapp 50 Kilometer langer Fluss, der von der Region am Fuji-san entspringt. Der Name ist interessant, setzt er sich doch aus den Schriftzeichen Sake (Alkohol) und nioi (Geruch) zusammen – also der “Fluss, der nach Alkohol riecht”. Diesen Namen verdankt er angeblich der Tatsache, dass ein Schrein am Oberlauf des Flusses gelegentlich Sake in dem Fluss “verklappte”. Den Namen gibt es übrigens auch als Familiennamen, aber dann wird er meistens “Sakō” gelesen.

In Sachen Naturkatastrophen ist Odawara selbst für japanische Verhältnisse extrem exponiert. Die Stadt liegt quasi direkt über dem Sagami-Graben – hier schieben sich die philippinische und pazifische Platte unter die eurasische und ochotskische Platte, was im Schnitt alle 200 Jahre zu einem verheerenden Erdbeben nebst mehr als 10 m hohen Tsunami führt. Zuletzt geschah das im Jahr 1923 beim Großen Kanto-Erdbeben, welches nicht nur Odawara, sondern auch Yokohama und Tokyo komplett in Schutt und Asche legte. Gefahr droht auch aus den Bergen – bei einer ungünstigen Taifunlage können der Sakawa-gawa und der Hayakawa schnell über die Ufer treten. Allerdings wurden nach Kriegsende umfangreiche Deichsysteme angelegt, weshalb sich Hochwasserschäden in den letzten Jahrzehnten stark in Grenzen hielten.

Altes Bahnhofsplatzgebäude in Odawara bei Tokyo
Altes Bahnhofsplatzgebäude in Odawara bei Tokyo
Hat auch schon bessere Zeiten gesehen: Die "Oshare-Yokocho" von Odawara
Hat auch schon bessere Zeiten gesehen: Die “Oshare-Yokocho” von Odawara

In der Edo-Zeit entwickelte sich Odawara als Burgunterstadt und eine der Poststationen bzw. Raststätten, 宿場shukuba genannt, auf der wichtigsten Handelsstraße Japans, dem Tōkaidō. Von Edo bis Odawara war die Reise noch entspannt, doch hinter Odawara ging es steil bergauf nach Hakone. Wohl auch deshalb war Odawara deshalb zu jener Zeit die größte der 53 Poststationen entlang der Tokaido-Route. Der Name “Tokaido”, wörtlich “Ostmeerweg”, hat bis heute Bestand — die Bahnlinien, die Tokyo mit Nagoya verbinden und über Odawara führen, heissen ebenfalls Tokaido.

Auch die Festung von Odawara spielte eine wichtige Rolle — sie war eine der wichtigsten Burgen in einem großen Befestigungsring rund um Edo. Als 1871 im Zuge der Meiji-Restauration die Lehen abgeschafft und Präfekturen eingerichtet wurden, gab es kurzzeitig sogar eine Präfektur Odawara.

Die 5 alten Handelswege, die in Edo begannen
Die 5 alten Handelswege, die in Edo begannen

Im Jahr 1878 erreichte die erste Eisenbahn die Stadt. Damals fuhr die Eisenbahn noch über Gotemba Richtung Westen – erst 1888 wurde der erste Tunnel in Richtung Atami vollendet. Die heute noch bestehende Tokaido-Linie führte jedoch erst seit 1934 durch Odawara – nach Vollendung des fast 8 Kilometer langen Tanna-Tunnels. 1940 wurde Odawara das Stadtrecht verliehen.

Im 2. Weltkrieg erstellten die amerikanischen Streitkräfte eine Liste von 180 Städten in Japan, die bombardiert werden sollen. Auf dieser Liste war Odawara auf Platz 96 – und so wurde die Stadt erstmals im Juli 1945 angegriffen. Und das nicht zum ersten Mal — Odawara wurde auch noch am 15. August 1945, am Tag der Kapitulation Japans — aus der Luft bombardiert und war somit die letzte Stadt in Japan, die angegriffen wurde. Seit 1964 ist Odawara Haltestelle der Tokaido-Shinkansenlinie, zu jener Zeit eine einmalige technische Meisterleistung. Damit wurde die Fahrzeit nach Yokohama und Tokyo erheblich verkürzt. In den 1980ern, während der Seifenblasenkonjunktur, wurde Odawara deshalb als Wohnort beziehungsweise Bettenstadt für in Tokyo Werktätige attraktiv. Das legte sich mit dem Ende der Hochkonjunktur 1989 jedoch wieder – man sieht deshalb der Stadt an, dass sie schon einmal bessere Zeiten gesehen hat. Das wird allein schon am Bahnhofsvorplatz deutlich – das 1975 errichtete “Odawara Station Square Building” sieht, nun ja, grauenvoll aus.

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Burg von Odawara 小田原城

Keine 500 Meter Luftlinie vom Bahnhof von Odawara entfernt liegt ein großer Park mit einem Hügel in der Mitte — und auf dem thront die Burg von Odawara. Da diese sich quasi neben der Bahntrasse befindet, ist sie auch vom Zug heraus (inklusive Shinkansen) gut sichtbar: Wenn man aus Richtung Tokyo kommt, liegt die Burg gleich nach dem Bahnhof von Odawara auf der linken Seite. So schön sie auch ein bisschen Entfernung aussieht – der Hauptbau (Donjon genannt) ist eine Stahlbetonrekonstruktion aus dem Jahr 1960. Sie gehört also nicht zu den 12 original erhaltenen Burgen Japans, doch die Nähe und leichte Erreichbarkeit macht sie bei Besuchern aus Tokyo und dem Ausland ziemlich beliebt – und ein Spaziergang im Burgpark lohnt sich allemal.

Ausführlicheres gibt es auf dieser gesonderten Seite über die Burg von Odawara.

Donjon der Burg von Odawara (Odawara-jō)
Donjon der Burg von Odawara (Odawara-jō)

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Hafen von Hayakawa 早川港

Die Innenstadt von Odawara liegt aus verständlichen Gründen — siehe Naturkatastrophen oben — etwas landeinwärts, wenn auch nur einen Kilometer. Einen Fischereihafen gibt es auch — der nennt sich  早川港 (Hayakawa-kō, -kō = Hafen) und befindet sich zwei Kilometer oder 30 Minuten Fußmarsch entfernt südsüdwestlich vom Bahnhof an der Mündung des Flusses Hayakawa. Die Atmosphäre vor Ort ist etwas seltsam, da eine wichtige Autobahn auf einer hohen Brücke den Hafen von zwei Seiten einschließt. Die Autobahn ist vor allem an Wochenenden berüchtigt für lange, quälende Staus, da sich hier die Blechlawinen von Tokyo Richtung Atama und Izu-Halbinsel und zurück wälzen.

Hayakawa ist weit über die Stadtgrenzen hinaus für seinen Fischmarkt sowie für Fischrestaurants berühmt, doch Ausländer verirren sich bisher kaum hierher. Nicht allein deshalb sind Qualität und Preis-Leistungs-Verhältnis wesentlich besser als zum Beispiel auf dem Fischmarkt in Tsukiji und Toyosu in Tokyo. Natürlich ist hier vor allem 地魚Jizakana – lokaler Fisch – empfehlenswert, und die Bucht von Sagami ist voll davon: Ein Teil der Bucht ist relativ flach, der zentrale Teil jedoch bis 1’500 m tief. Der Kuroshio-Strom, welcher warmes Wasser aus dem Süden heranführt, sorgt dafür, dass man in der Bucht auch Fische findet, die sonst viel weiter südlich leben. Die Oyashio-Strömung (Kurilen-Strom) aus dem Norden wiederum sorgt auch für subarktische Arten – die Biodiversität in der Sagami-Bucht ist deshalb extrem hoch.

Am Hafen von Hayakawa- dem Fischereihafen von Odawara
Am Hafen von Hayakawa- dem Fischereihafen von Odawara
In Hayakawa sind rustikale Fischrestaurants angesagt
In Hayakawa sind rustikale Fischrestaurants angesagt

Odawara ist für einige Dinge bekannt – zum Beispiel für アブラボウズaburabōzu (Skilfisch, wörtlich: “Ölmönch”), ein in der Tat sehr fetthaltiger Tiefseefisch, und für 蒲鉾kamaboko – weißes Fischfleisch, welches erst entgrätet, püriert, gepresst und dann gedünstet wird. Das Ergebnis sind kleine Laibe, die dann in Scheiben geschnitten serviert werden. Bei Kamaboko gibt es unglaublich viele Spielarten – mit Lebensmittelfarbe entstehen mitunter sehr interessante Varianten. Von der Konsistenz ist Kamaboko leicht gummiartig. Die weiß-rote Variante darf bei Festmahlen wie zum Beispiel zu Neujahr nicht fehlen, denn die Farben Rot und Weiß gelten als glücksbringend. Kamaboko wird mindestens seit dem 14. Jahrhundert hergestellt und gehört zu einem der bekanntesten japanischen Lebensmitteln.

Kamaboko, 干物himono (Stockfisch) und zahlreiche andere Fischprodukte kann man in diversen Läden im kleinen Viertel neben dem Fischereihafen von Hayakawa kaufen. Zudem gibt es ein paar Fischrestaurants, von denen einige durchaus empfehlenswert sind – zum Beispiel das Sajirushi Shokudō. Reservieren kann man in den meisten Restaurants nicht – vor allem an Wochenenden muss man mit längerer Wartezeit rechnen, aber das Warten lohnt sich.

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Taikan-yama 大観山

Odawara ist für viele Besucher das Tor zum populären Touristenort Hakone – dieses liegt in den Bergen, zwischen dem Pazifik und dem Fuji-san. Es gibt mehrere Möglichkeiten, nach Hakone zu gelangen (siehe hier). Für motorisierte Besucher ist hier vor allem die Privatstraße アネストAnesto岩田Iwataターンパイクturnpike箱根Hakone interessant – die knapp 14 Kilometer lange Hauptstrecke wurde 1965 fertiggestellt und darf nur von Motorrädern mit mindestens 125ccm, Autos und Bussen befahren. ETC kann übrigens nicht benutzt werden – an der Mautstation werden für ein normales Auto 730 Yen in bar fällig.

Die Straße kann nur von 5:30 bis 22 Uhr benutzt werden, und bei besonders viel Schnee und/oder Glatteis kann die Straße auch komplett geschlossen werden. Sie führt über den 1’015 m hohen Taikan’yama, wo sich auch Parkplätze und die sogenannte Anesto Iwata Sky Lounge befinden – eine Raststätte mit Restaurants und Souvenirläden. Von hier hat man, so das Wetter mitspielt, einen wunderbaren Blick auf den Fuji-san, die Südalpen, sowie den Ashi-no-ko, dem See bei Hakone. Von der Sky Lounge führt eine längere Serpentine direkt nach Hakone – eine weitere Route führt direkt zur Izu-Halbinsel.

Der Turnpike Hakone ist – zurecht – bei Motorradfahrern, aber auch bei Autofahrern äußerst beliebt, gibt es doch keinerlei Ampeln, Nebenstrassen, Radfahrer oder Fußgänger. Dafür gibt es, nicht nur von der Sky Lounge, wunderbare Aussichtspunkte.

Fuji-san und der Ashi-no-ko, der See bei Hakone, vom Taikanyama aus gesehen
Südalpen, Fuji-san und der Ashi-no-ko, der See bei Hakone, vom Taikanyama aus gesehen
Die Raststätte auf dem Gipfel des Taikanyama
Die Raststätte auf dem Gipfel des Taikanyama

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Anreise

Odawara liegt an der JR-Tokaido-Linie – sowohl die langsamen Zügen als auch die Tokaido-Shinkansen halten hier, wobei nur die langsamen Shinkansen (“Kodama”) hier halten – die meisten anderen fahren durch. Mit dem langsamen Zug fährt man vom Bahnhof Tokyo rund eine Stunde und 20 Minuten, die einfache Fahrt kostet 1’520 Yen. Der Shinkansen braucht nur 33 Minuten, kostet aber mit 3,280 Yen mehr als das Doppelte. Bei beiden Zügen kann der Japan Railpass benutzt werden.

Odawara ist auch die Endhaltestelle der privaten Odakyū-Linie — diese beginnt in Shinjuku, die einfache Fahrt mit dem Rapid Express dauert knapp 1½ Stunden und kostet 910 Yen. Der Hakone-Express bzw. Romance Car genannte Express braucht rund 1 Stunde und 10 Minuten und kostet 1’910 Yen. Von Odawara kommt man dann mit der 箱根Hakone登山tozan鉄道tetsudō (Hakone-Bergsteigbahn) bis nach Gōra in den Bergen (von dort geht es dann mit Seilbahn und Schiff weiter nach Hakone, siehe Hakone). In Odawara beginnt und endet auch die kleine, gerade mal knapp 10 Kilometer lange Daizansen (Daiyūzan-Linie), die für Touristen allerdings weniger von Bedeutung ist.

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Übernachtung

In Bahnhofsnähe gibt es ein paar der üblichen Business-Hotels wie das Toyoko Inn am Osteingang. Es gibt auch Unterkünfte, die speziell für ausländische Besucher errichtet wurden — zum Beispiel das Have a Nice Day! Odawara, welches quasi direkt vor dem Burgpark liegt.

Zu allgemeinen Übernachtungstipps siehe Übernachtungstipps Japan.

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tabibito
tabibitohttps://japan-almanach.de
Tabibito (旅人・たびびと) ist japanisch und steht für "Reisender". Dahinter versteckt sich Matthias Reich - ein notorischer Reisender, der verschiedene Gegenden seine Heimat nennt. Der Reisende ist seit 1996 hin und wieder und seit 2005 permanent in Japan, wo er noch immer wohnt. Wer mehr von und über Tabibito lesen möchte, dem sei der Tabibitos Blog empfohlen.

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