志布志 Shibushi
Name:
Shibushi. 志 bedeutet “Willen”, aber auch “Opfergabe/Tribut”, 布 bedeutet Tuch. Laut Geschichte der Stadt besuchte vor rund 900 Jahren ein Kaiser den Ort und bekam von mehreren Einwohnern als Ehrerbietung Tuch geschenkt, weshalb der Tenno, davon ganz gerührt, meinte, hier bekommt man von oben und von unten Tücher gereicht – und so den jetzigen Namen vergab: “Schenken – Tuch – Schenken”. Der Ortsname ist etwas kurios, da hier das gleiche Schriftzeichen zwei Mal vorkommt, und ausserdem noch “shi” und “bu” vom Erscheinungsbild ähnlich sind. Hinzu kommt, dass “Stadt” auf Japanisch “-shi” heisst, weshalb die Stadt also Shibushishi heisst.
Lage:
Shibushi liegt im äußersten Osten der Präfektur Kagoshima, im Südosten von Kyushu. Die Präfektur Miyazaki beginnt gleich ausserhalb der Stadt. Die Stadt liegt etwas geschützt an der gleichnamigen Bucht. Bis Miyazaki Stadt im Norden sind es rund 50km, bis Kagoshima Stadt im Westen sind es fast 60km. Shibushi liegt am Eingang zur langgestreckte Ōsumi-Halbinsel.
Ansehen:
Die Küste. Die alten Anwesen nebst Gärten rund um die alte Schlossruine – zum Beispiel der 天水氏庭園 Amamizu-shi-Garten. Die Shibushi-Zweigstelle des Rathauses – allein des Namens und der Adresse wegen.
Shibushi – Beschreibung
Shibushi ist eine Kleinstadt und Hafenstadt im Osten der Präfektur Kagoshima. Hier leben rund 29’000 Menschen, die sich allerdings auf rund 290 Quadratkilometer verteilen. Die Stadt hat stark mit Bevölkerungsschwund und Überalterung zu kämpfen – wie so viele andere Provinzstädte auch. Bis in die 1960er lebten hier noch über 55,000 Einwohner.
Die Stadt ist für ihren Hafen bekannt, da es von beziehungsweise nach Shibushi eine Fährverbindung nach Osaka gibt. Ausserdem halten zahlreiche Frachtschiffe in Shibushi – zum Beispiel die von Tokyo nach Okinawa, Taiwan, Südkorea, die Philippinen und China. Während der Edo-Zeit wurde der Ort auch als “Ort der tausend Dächer” bezeichnet – die Blütezeit der Stadt, denn damals gab es hier den einzigen Hafen entlang der Südostküste von Kyushu.
Definitiv eine Kuriosität ist die Zweigstelle des Rathauses der Stadt. Der Name der Zweigstelle nebst Adresse sieht nämlich so aus:
Shibushishi Yakusho Shibushi-Shisho Shibushishi Shibushichō Shibushi 2-1-1
Das bedeutet in etwa: Zweigstelle Shibushi des Rathauses der Stadt Shibushi in Shibushi-Stadt, Bezirk Shibushi, Shibushi 2-1-1. Da kann man sich in der Tat schnell mal verlesen. Allerdings gibt es Pläne, diese Zweigstelle ab 2021 zum eigentlichen Rathaus der Stadt zu machen – dann wird zumindest der Name etwas kürzer. In besagter Zweigstelle bekommt man auch Pamphlets mit Informationen über die Stadt. Das Zentrum von Shibushi ist langgestreckt, aber der Stadtkern befindet sich grob gesagt zwischen dem Bahnhof Shibushi und der Zweigstelle des Rathauses. Dort spürt man mehr als deutlich den Bevölkerungsrückgang und die Überalterung. Es gibt viele freie Flächen, und die meisten Geschäfte und Häuser machen einen etwas heruntergekommenen Eindruck.
Läuft man vom Stadtzentrum ein paar hundert Meter gen Osten, gelangt man zum kleinen 前川 Maegawa, einem Bach. Nur wenige Minuten weiter flußaufwärts kommt man zu einem kleinen, gut 50 Meter hohen Hügel, auf dem einst eine stolze und regional bedeutende Burg das Land überwachte. Wann dort die erste Burg errichtet wurde ist ungewiss, aber 1577 wurde Shibushi zum Hauptsitz eines Clans und die Burg somit ausgebaut. Doch schon 1615 fiel die Burg von Shibushi dem 一国一城令 (ein Land, eine Burg-Befehl) aus dem ernen Edo (heute Tokyo) zum Opfer: Die Anlage wurde geschliffen. Ausser ein paar Mauerresten ist deshalb nicht viel übrig.
Bei einem Aufstieg auf den Burghügel gibt es leider nicht mehr viel zu entdecken. Ein Streifzug durch die Gegend unterhalb des Burgberges lohnt sich jedoch, denn hier gibt es noch zahlreiche alte Gehöfte nebst schöner Gärten – die Anwesen sind jedoch in einem mehr oder weniger gut erhaltenen Zustand, doch genau das macht auch den Charme der Burgunterstadt aus, denn eine gewisse Authentizität und einen leicht morbiden Charme kann man der Gegend nicht absprechen. Zu den Anwesen gehört der 天水氏庭園 Amamizu-shi-Teien aus der Mitte der Edo-Zeit (also 18. Jahrhundert), ein sehr, sehr alter japanischer Garten nebst Haus im Satsuma-Stil.
Natürlich wird auch in Shibushi gelegentlich ordentlich gefeiert – im Juli findet alljährlich das Hafenfest statt – mit japanischen Trommeln, traditionellem Tanz und großem Feuerwerk. Am 29. April findet das お釈迦祭り Oshaka Matsuri statt – ein buddhistisches Fest zu Ehren des Geburtstags von Siddhattha Gautama. Der Höhepunkt ist eine Prozession durch das Stadtzentrum.
Umgebung
In der Bucht von Shibushi liegt die kleine, unbewohnte Insel 枇榔島 Birō-shima. Birō ist eine südostasiatische Palmenart der Gattung Livistona, die hier dank des sehr milden Klimas gut gedeiht. Im Juli und August kann man die Bucht mit einem kleinen Boot erreichen – und dort rund 200 verschiedene subtropische Pflanzenarten und einen kleinen Schrein bewundern. Die Insel war nie bewohnt und wurde auch sonst nicht landwirtschaftlich genutzt, weshalb die Fauna hier noch relativ naturbelassen ist. Einzig ein paar alte Schützengräben und Kanonenstellungen stören das Bild – denn gegen Ende des 2. Weltkrieges befürchtete man, dass die Amerikaner hier versuchen könnten anzulanden, was aber bekanntlich nie geschah.
Bei Shibushi beginnt die lange Ōsumi-Halbinsel, die nur spärlich besiedelt ist, aber landschaftlich sehr viel zu bieten hat.
Anreise
Shibushi ist die Endhaltestelle der JR 日南線 Nichinan-Linie, die die Stadt Miyazaki mit Shibushi verbindet. Der Bahnhof, ein kleiner, Holzbau, ist unbesetzt und laut Statistik steigen hier im Schnitt pro Tag gerade mal 25 Leute ein oder aus. Nur ein paar wenige Züge fahren die Strecke durch, aber selbst ohne Umsteigen braucht der Bummelzug, aus einem Waggon bestehend, gute 2½ Stunden für die 90 Kilometer, die einfache Fahrt kostet 2’170 yen. Dies ist die einzige Bahnverbindung – nach Süden und Westen kommt man nur mit dem Bus oder eigenem Gefährt weiter.
Wer viel Zeit hat und Seereisen mag, kann von Osaka mit dem Schiff nach Shibushi fahren. Die さんふらわあ (Sunflower), ein reichlich großes Passagierboot, fährt 17:55 von Osaka ab und kommt am nächsten Morgen um 8:55 in Shibushi an – das Boot braucht also 15 Stunden, die einfache Fahrt kostet 15,640 yen. Der Vorteil: Man spart die Übernachtung. Diese Fähre fährt übrigens südlich an Shikoku vorbei – vom Land sieht man also gar nichts. Webseite (inkl. Reservierung usw.):
www.ferry-sunflower.co.jp.
Übernachtung
Rund 5 Kilometer westlich des Stadtzentrums und ein bisschen im Nirgendwo gibt es drei, vier kleine 民宿 minshuku, kleine Pensionen, direkt nebeneinander – darunter das せせらぎ Seseragi. Dort kann man für rund 2-3000 Yen übernachten und bekommt dazu auch noch Tickets für das nahegelegene 温泉 Onsen 蓬の里 Yomogi-no-sato dazu. Die Besitzer des Seseragi sind sehr, sehr freundlich und laden gelegentlich Gäste zu sich in die Stube ein, um dort ein oder zwei Bier miteinander zu trinken. Liegt etwas abseits, aber trotzdem sehr empfehlenswert.
Zu allgemeinen Übernachtungstipps siehe Übernachtungstipps Japan.