Region | 中部 Chūbu | |
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Präfektur | 長野県 Nagano | |
Rang | ||
Name | Der Stadtname setzt sich aus den Schriftzeichen 軽 (KEI, karu-ii) für “leicht”, 井 (I) für Brunnen und 沢 (TAKU, sawa) für Bach zusammen. Es gibt mehrere Orte in Japan, einer davon sogar in der gleichen Präfektur, mit diesem Namen – und alle haben eins gemein: Bimsstein, welcher durch Vulkanausbrüche entsteht, sehr leicht ist und schnell erodiert. Bimsstein heisst auf Japanisch “Karuishi” (= leichter Stein). | |
Lage | Karuizawa liegt in einem Tal am Fusse des gewaltigen und noch immer aktiven Asamayama-Vulkans. Im Süden sieht man das Yatsugatake-Massiv in der Nachbarpräfektur Yamanashi. Bis Tokyo im Südosten sind es gut 150 Kilometer Luftlinie; bis zur Präfekturhauptstadt Nagano im Nordwesten gute 50 Kilometer. Karuizawa ist von drei Seiten von der Präfektur Gunma eingeschlossen. | |
Ansehen | Das kleine, historische Zentrum. Der gewaltige Asamayama. |
Karuizawa – Beschreibung
Karuizawa ist einer der bekanntesten Erholungsorte in der Umgebung von Tokyo, und das seit fast 150 Jahren. Die Geschichte des Ortes begann jedoch wesentlich früher, und zwar zu Beginn des 17. Jahrhunderts, als das Bakufu, die Militärregierung in Edo (dem heutigen Tokyo) begann, die verschiedenen Landesteile Japans mittels festgelegten Straßen zu verbinden. Eine der 5 wichtigsten Routen war die 中山道, eine 526 Kilometer lange Straße, die in Nihonbashi in Tokyo begann und in Kyoto, damals Kaiserresidenz, endete. Im Gegensatz zur Tokaido, die ebenfalls die beiden Städte verband, verlief die Nakasendo quer durch die Berge.
Das japanische Wegemaß zu jener Zeit war die Einheit 里 – die Entfernung , die man in rund einer Stunde zurücklegen kann, was man damals mit rund 3,9 Kilometer veranschlagte. Die japanischen Straßen waren dabei so angelegt, dass es nach jeweils 2 Ri eine Herbergs- und Poststation gab, wo die erschöpften Reisenden ein Futon, Speis und Trank und eventuell etwas Unterhaltung, sowie die Pferde die passende Atzung fanden. Am Nakasendo gab es so insgesamt 69 dieser 宿場 genannten Raststätten – und Karuizawa war von Edo aus gesehen die 18. Wer von der Hauptstadt Edo aus anreiste, hatte hier auch schon die erste Hürde überwunden – nämlich den nahegelegenen, fast 1’000 m hoch gelegenen Usui-Pass.
Karuizawa war zu jener Zeit nicht nur eine von 69 Herbergen am Nakasendo, sondern die größte und bekannte Station. Zu Spitzenzeiten zählte man dort mehr als 100 旅籠 genannte Herbergen, die den Reisenden Kost und Logis boten. Zu den Angestellten gehörten auch mehrere hundert sogenannte 飯盛女 – wörtlich “Frauen, die den Reis auftischen”, doch das war zu jener Zeit oftmals mit Prostitution verbunden.
Im Jahr 3 des Tenmei-Kaisers, übersetzt in den Gregorianischen Kalendar das Jahr 1783, kam es zu einem verheerenden Vulkanausbruch des Asamayama. Glühende Vulkanasche und Gesteinsbrocken, gepaart mit Gerölllawinen, zerstörten zahlreiche Gebäude und die Ernte in der Gegend. Der Ort erholte sich aber verhältnismäßig schnell.
Dank einiger Eingemeindungen ist das Stadtgebiet heute 156 Quadratkilometer gross – mit einem Höhenunterschied von mehr als 1’600 m im Stadtgebiet, denn der 2,568 m hohe Asamayama (siehe unten) gehört auch zum Stadtgebiet. Karuizawa ist eine 町 – eine japanische Verwaltungseinheit zwischen Dorf und Stadt. Im Stadtgebiet leben knapp 20’000 Einwohner – die Sommer- und Winterbevölkerung ist aufgrund der vielen Villen und Ferienwohnungen spürbar grösser.
Mit dem Bau neuer Straßen – und den ersten Eisenbahnen – im Zuge der Meiji-Restauration verlor der Nakasendo in der Mitte des 19. Jahrhunderts schnell an Bedeutung, und das schloss die Herbergsstationen mit ein. Doch schnell sprach sich der Ort unter ausländischen Missionaren als Ort herum, in dem es sich im Sommer aushalten läßt – im Schnitt liegt Karuizawa auf rund 1000 Meter über dem Meeresspiegel, weshalb es dort durchschnittlich 5 Grad kühler ist als in Edo. Bis zu jener Zeit wurde der Ort “Karuisawa” ausgesprochen, doch da der Name schwer für Ausländer auszusprechen war, änderte man den Namen in Karuizawa um (das “z” ist englisch zu lesen!).
Vom Ende des 19. Jahrhunderts bis zum Ausbruch des 2. Weltkrieges galt Karuizawa als “der Westen Japans”, denn viele Ausländer, darunter Geistliche, Diplomaten und Ausländer, die als Berater bei der Modernisierung Japans halfen, bauten sich hier Villen und liessen sich im Sommer hier nieder – teilweise waren so weit über 1000 Ausländer in Karuizawa, was zu jener Zeit eine beachtliche Zahl ist. 13 Länder, darunter die Achsenmächte, errichteten in Karuizawa sogar Konsulate und machten den Ort somit quasi zur zweitwichtigsten Stadt (diplomatisch gesehen) Japans.
Nach dem 2. Weltkrieg blieb der Ort weiterhin populär – in den 1970ern und 80ern war er zum Beispiel bei der sogenannten アンノン族 beliebt. “an-an” und “Non-no” sind beziehungsweise waren Mode- und Lifestylemagazine, deren Vorgaben vor allem modisch-interessierte, junge und unverheiratete Frauen folgten und so an Wochenenden die Straßen von Karuizawa bevölkerten.
Seit 1880 ist Karuizawa als Villenort sehr beliebt – man schätzt, dass es heute im Stadtgebiet mehr als 16’000 Villen gibt. Hausbesitzer in Karuizawa besitzen im Schnitt 1,5 Häuser – einsamer Rekord in Japan. Im Jahr 2019 zählte man insgesamt fast 10 Millionen Besucher. Dementsprechend gibt es viele Restaurants, Cafes, Ateliers, Boutiquen, Sportstätten und dergleichen. Die Stadtkasse ist dank der Besucher und dank der Grundsteuer gut gefüllt.
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Ginza 銀座
Das kleine und sehr überschaubare Zentrum von Karuizawa befindet sich dort, wo sich auch während der Blütezeit des Ortes als Poststation an der Nakasendo all die Herbergen befanden. Um dorthin zu gelangen, läuft man einfach ein paar Hundert Meter vom Nordausgang des Bahnhofs Richtung Norden. Schon nach der ersten größeren Kreuzung häufen sich kleine und kleinste Läden sowie das eine oder andere Museum. Noch ein paar Hundert Meter weiter nördlich gibt es eine weitere, x-förmige Kreuzung mit dem Trick Art Museum Karuizawa auf der rechten Seite. Wenn man dort leicht nach rechts abbiegt, gelangt man auf die 銀座, welche hier exakt dem alten Verlauf des Nakasendo folgt. Ausserhalb Japans steht der Name “Ginza” nur für die Prachtstraße in Tokyo, doch der Name bedeutet eigentlich “Sitz des Silbers” und kennzeichnet die Gegend einer Stadt, in der früher Münzen geprägt wurden, weshalb der Name auch außerhalb Tokyos vorkommt (manchmal jedoch einfach nur in der Bedeutung von “beste Straße der Stadt”).
Die rund 800 m lange Flaniermeile verläuft bis zum kleinen Yagasaki-Fluss, hinter dem es auch schon allmählich grüner wird und bergauf geht. In der Gegend rund um die Ginza gibt es ein paar Kirchen – darunter die Hl. Paulus-Kirche (katholisch) und die Shaw-Gedächtniskirche. Alexander Croft Shaw M.A. war ein kanadischer Pastor der anglikanischen Kirche und kam 1873 erstmals nach Japan. 1886 reiste er zum ersten Mal nach Karuizawa und war so vom Ort angetan, dass er dort ein Sommerhaus errichtete und den Namen unter den anderen Ausländern in Japan verbreitete. Die Popularität unter Ausländern seit Ende des 19. Jahrhunderts verdankt Karuizawa in dem Sinne hauptsächlich Pastor Shaw, weshalb ihm zu Ehren auch eine Straße im Ort (beginnend an der Kreuzung vor der Ginza) benannt wurde.
An der Ginza lässt es sich in gemischt-japanisch-westlichem Flair gut bummeln. Es gibt hier und da kleine Läden, Boutiquen, Restaurants, Bäckereien – und überdurchschnittlich viele Geschäfte, die Honig verkaufen, denn der wird in der Gegend produziert.
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Asamayama 浅間山
Karuizawa liegt am südlichen Fuß des 2,568 m hohen Asamayama – dieser gilt als der aktivste Vulkan auf der Hauptinsel Honshu, und das will etwas heißen, denn auf Honshu gibt es zahlreiche aktive Vulkane. Zwei besonders verheerende Ausbrüche sind in die Geschichtsbücher eingegangen – die Tennin-Eruption im Jahr 1108 und die Tenmei-Eruption im Jahr 1783. Erstere zog möglicherweise weltweite Missernten und Hungersnöte mit sich. Selbst in Eiskernen aus Grönland liessen sich Spuren dieses Ausbruchs nachweisen. Die Eruption im Jahr 1783 dauerte 3 Monate lang an und sorgte zumindest in der näheren Umgebung für große Schäden.
Die letzte größere, wenn auch weit weniger verheerende Eruption gab es im Jahr 2009 und im Jahr 2019. Im Jahr 2009 fiel selbst im gut 150 Kilometer entfernten Tokyo etwas Asche. Karuizawa liegt in diesem Sinne in höchstgefährlicher Lage – allerdings ist die Wahrscheinlichkeit, von Lava überrollt zu werden, relativ gering, denn der Krater öffnet sich nach Norden, und so ergoss sich 1783 eine große Menge Lava gen Norden – das Onioshidashi (“Teufelsaustreibung”) genannte Lavafeld kann man heute besichtigen.
Aufgrund der fortwährenden Aktivität des Asamayama und der potentiellen Gefahr für den Ballungsraum Tokyo mit mehr als 30 Millionen Menschen gehört der Asamayama zu einem der am besten überwachten Vulkane der Welt. Man hat den Berg sogar mit Myon-Detektoren untersucht, um anhand der den Vulkan durchdringenden, kosmischen Teilchen zu erkennen, was sich im Inneren des Asamayama abspielt. Der Asamayama ist zudem der erste Vulkan Japans, der eine Beobachtungsstation erhielt.
Der Asamayama ist vom Prinzip her leicht zu begehen, aber aufgrund der hohen Aktivität in den vergangenen Jahren herrscht meistens mindestens Warnstufe 2, was bedeutet, dass es um den Krater einen 2 km weiten Sperrkreis gibt. Mehr zum Asamayama siehe hier.
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Karuizawa Outlet (Prince Shopping Plaza) 軽井沢プリンス ショッピングプラザ)
Direkt südlich des Bahnhofs von Karuizawa liegt das große Einkaufszentrum “Prince Shopping Plaza”, welches von vielen gern “Karuizawa Outlet Mall” genannt wird, obwohl es sich ursprünglich nicht um ein Outlet-Center handelt (mehr zu Outlet Parks in Japan siehe hier), doch im Laufe der Jahre haben sich hier sehr viele Outlets niedergelassen. Hier gibt es insgesamt rund 240 Läden – hauptsächlich für Mode, Schmuck, Outdoor und dergleichen, einen großen “Food Court” mit zahlreichen Restaurants und vielem mehr. Bei schlechtem Wetter kann man hier gut und gerne einen ganzen Tag verbringen, wenn man das nötige Kleingeld hat.
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Anreise
Karuizawa ist verkehrstechnisch hervorragend angeschlossen – unweit des Ortes verläuft eine wichtige Autobahn, und die Stadt ist an das Shinkansennetz angeschlossen – der Nagano-Shinkansen und der Hokuriku-Shinkansen fährt durch Karuizawa, weshalb man von hier sehr schnell nach Tokyo (eine knappe Stunde), Nagano (30 Minuten) und Kanazawa (knapp 2 Stunden) kommt. Die einfache Fahrt von Tokyo kostet 6020 Yen, der Railpass kann (bei den meisten Shinkansen ohne Zuschlag) genutzt werden.
Wer gern langsam reist, kann auch mit der Shinano-Linie nach Komoro fahren – dort beginnt die Koumi-Linie, die von hier gen Süden am wunderschönen Yatsugatake-Gebirge vorbei nach Kobuchizawa in der Stadt Hokuto in der Nachbarpräfektur Yamanashi fährt. An der Strecke liegt auch der höchstgelegene Bahnhof von Japan. Von Kobuchizawa kommt man dann mit der Chuo-Linie über Otsuki wieder zurück nach Tokyo, aber für die Tour Tokyo-Karuizawa-Kobuchizawa-Tokyo sollte man einen ganzen Tag einplanen.
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Übernachtung
Immer in der weiteren Umgebung übernachtet, deshalb keine persönlichen Tipps. Es gibt zahlreiche Übernachtungsmöglichkeiten in Karuizawa – vor allem im gehobeneren Preissegment.
Zu allgemeinen Übernachtungstipps siehe Übernachtungstipps Japan.