ShikokuEhimeUwajima - Burgstadt in der Provinz

Uwajima – Burgstadt in der Provinz

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Region: 四国 Shikoku
Präfektur: 愛媛 Ehime

Uwajima 宇和島

3 von 5 Sternen: Durchaus sehenswert
Name:

Uwajima. Der Name “uwa” leitet sich angebluch aus einem alten Wort für “umgeben, Ring” her – da hier Berge eine Bucht umgeben. Der heutige Name enstand später aus der Verschmelzung der alten Ortsnamen Uwagun und Itashima.

Lage:

Uwajima liegt im Westen der Insel Shikoku im Südwesten der Präfektur Ehime – unweit der Stadt beginnt die südliche Präfektur Kōchi. Bis zur Präfekturhauptstadt Matsuyama im Norden sind es 75 km Luftlinie – auf der Strasse ungefähr doppelt so viel.

Ansehen:

Die schöne Burg mitten im Stadtzentrum. Ansonsten: Die Gegend – die Küste und die Terassenfelder westlich und südlich der Stadt.

Uwajima – Beschreibung

Uwajima ist der Name einer fast 500 km² grossen Verwaltungseinheit nebst gleichnamiger Stadt im Westen der Präfektur Ehime auf Shikoku. Die Gemeinde hat ca. 83’000 Einwohner – und die Tendenz ist stark rückläufig, denn in den 1980ern zählte man noch gute 110’000 Einwohner. Insgesamt ist die Gegend um Uwajima selbst für japanische Verhältnisse relativ abgeschieden, wobei sich die Verkehrsanbindung jedoch innerhalb der letzten Jahre durch den Bau einer Schnellstrasse verbessert hat.

Uwajima: Blick auf die Umgebung vom Schloss aus
Uwajima: Blick auf die Umgebung vom Schloss aus

Zusammengelegt wurde die Stadt aus 吉田町 Yoshida-chō, 三間町 Mima-chō und 津島町 Tsushima-chō zusammengelegt. Eine erste Festung wurde im heutigen Uwajima um 941 u.Z. gebaut. Die Gegend sah damals jedoch noch ein bisschen anders aus – der grösste Teil der flachen Bereiche der Stadt war damals noch Meer, dem man nach und nach Neuland abgerungen hatte. 1601, zu Beginn der Edo-Zeit also, wurde im heutigen Uwajima die Burg vom Daimyō 藤堂 Tōdō errichtet – danach entwickelte sich die Stadt selbst zur florierenden Burgunterstadt.

Blick auf das Zentrum
Blick auf das Zentrum

1914 verband man Uwajima mit dem Eisenbahnnetz. 1921 wurde der Stadt erstmals Stadtrecht verliehen. Da Uwajima einen wichtigen Hafen und auch etwas Industrie hat, fiel die Stadt im Sommer den Bombenangriffen der Alliierten zum Opfer – mehr als die Hälfte des Stadtzentrums wurde zerstört.

Auch heute noch ist der Hafen von Bedeutung und zählt zur Gruppe der eigens ausgewiesenen “wichtigen Häfen” Japans. Von und nach Uwajima verkehren vor allem Fischtrawler und Fähren zu etlichen abgelegenen Inseln in der Gegend. Es gibt jedoch keine Fähre (mehr) zur Nachbarinsel Kyushu – wer dorthin will, muss in Yawatahama aufs Boot.

Der Stierteufel - Die Stadt ist bekannt für Stierkämpfe
Der Stierteufel – Die Stadt ist bekannt für Stierkämpfe

Uwajima selbst ist eine eher blasse, kleine, moderne Stadt, in der es nicht furchtbar viel zu sehen gibt. Definitiv sehenswert ist jedoch die Umgebung einschliesslich der Lage der Stadt sowie die Burg – mehr dazu siehe Burg von Uwajima.

Der Hafen
Der Hafen
Landschaft bei Uwajima
Landschaft bei Uwajima

Ansonsten ist Uwajima in Japan vor allem für 闘牛 tōgyū – Stierkampf bekannt – im Gegensatz zum spanischen Stierkampf kämpfen hier jedoch die Rindviecher gegeneinander. Der Fremdenverkehrsverband von Uwajima hat sich nicht lumpen lassen und dem Spektakel eine eigene japanische und englische Webseite ins Netz gestellt – siehe www.tougyu.com.

外泊 Sotodomari

Die gesamte Küste bei Uwajima und südlich davon ist stark zergliedert – mit unzähligen langen, verzweigten Buchten und unzähligen kleinen und winzigen Inseln. Es handelt sich dabei um eine Rias-Küste, was in etwa bedeutet, dass aufgrund des in der Vergangenheit gestiegenen Meeresspiegels Täler unter den Meeresspiegel gerieten und vollliefen. Zwar liegt bei solchen Küsten die Talsohle meistens nur knapp unter dem Meeresspiegel (will heissen, die Buchten sind nicht tief), aber dafür gibt es auch so gut wie kein ebenes Land – die Berge erstrecken sich bis zum Meer.

Altes Terassendorf bei Sotodomari I
Altes Terassendorf bei Sotodomari I

Aus diesem Grund mussten die hiesigen Bewohner aus der Not eine Tugend machen – die Berghänge sind zu steil zum Bebauen und zum Anbau von Obst, Gemüse und Getreide. Da es reichlich Steine gibt, baute man also Terassen. Die meisten Dörfer der Region liegen dabei meist direkt am Meer auf schmalen Uferstreifen – und gehen dann auf Steinterassen weiter. 外泊 Sotodomari ist so ein Dorf – es liegt im äussersten Südwesten der Präfektur Ehime auf einer langgezogenen Halbinsel rund 35 km Luftlinie von Uwajima entfernt. Das Dorf könnte auch irgendwo in Schottland liegen: Winzige Gassen und Treppen durchziehen die Siedlung, und alles ist auf liebevoll geschichteten Steinwällen errichtet. Da das Dorf noch sehr intakt ist, gilt es heute als eines der 美しい日本の歴史的風土100選 – die 100 schönsten historischen Landschaften Japans. Zu Recht.

Altes Terassendorf bei Sotodomari II
Altes Terassendorf bei Sotodomari II

遊子 Yusu

Das Dorf Yusu bzw. die komplette Halbinsel 蒋淵半島 Komobuchi-Halbinsel beginnt gute 10 km westlich von Uwajima und wurde schon vor Jahrzehnten von der Stadt eingemeindet. Yusu ist eigentlich ein Fischerdorf, aber aus Gründen der Selbstversorgung wird auch Landwirtschaft betrieben – auf sogenannten 段々畑 Dandanbatake – Terassenfeldern. Das Konzept ist simpel: Durch das Anlagen von Terassen schafft man nahezu genauso viel Anbaufläche wie in einer Ebene vorhanden wäre.

Terassenfelder in Yusu - sie werden weniger
Terassenfelder in Yusu – sie werden weniger

Die Hangneigung ist jedoch in dieser Region durchweg sehr gross und man kann nur erahnen, wieviel Aufwand es kostete bwz. kostet, die Terrassen zu pflegen geschweige denn neue anzulegen. Dies wird ersichtlich, wenn man von Uwajima auf die Halbinsel fährt: Man erkennt überall die Überreste alter Terrassen – diese zerfallen und verwittern innerhalb weniger Jahre aufgrund der Vegetation und den starken Regenfällen während der Regenzeit und der Taifune. Die Terrassen selbst sind meist nur einen Meter breit. Das Betreiben der Terrassenfelder ist sehr aufwendig und die Produktionskosten können freilich mit landschaftlichen Betrieben in Ebenen nicht mithalten – die Terrassen begannen somit aus der Landschaft zu verschwinden. Der Ort Yusu ist heute einer der ganz wenigen Orte auf Shikoku, in denen man noch aktiv auf Terrassen anbaut. Die Gegend um Yusu bietet somit eine einzigartige Kulturlandschaft, wie man sie sonst kaum noch sieht.

Bucht bei Yusu
Bucht bei Yusu

Natürlich kämpfen örtliche Gruppen für den Erhalt der wenigen verbliebenen Terrassen – wie lange dies Erfolg hat, bleibt abzuwarten: Die Region kämpft seit langem gegen einen deutlichen Bevölkerungsrückgang, und in die Terrassen muss viel Arbeit gesteckt werden.

紫電改展示館 Shidenkai-Ausstellung

Rund 50 Kilometer südlich von Uwajima und nahe der Präfekturgrenze zu Kochi steht ein kleines Museum, dass ausschliesslich einem einzigen Flugzeugtypen gewidmet ist – der Shiden-kai (auch bekannt als Kawanishi N1K). Das knapp 600 km/h schnelle Jagdflugzeug galt als eines der besten Flugzeuge seiner Zeit – das war in den letzten vier Jahren des Zweiten Weltkrieges. Für Japan kam diese Entwicklung, wie heute hinlänglich bekannt, zu spät, doch man ist natürlich dennoch stolz auf das Flugzeug. Von über 1’500 Exemplaren überlebten wahrscheinlich nur 4 – drei davon sind in den USA ausgestellt. Die Maschine in dieser Ausstellung wurde auf dem Meer notgelandet und in den 1970ern geborgen – sie ist erstaunlich gut erhalten.

Shidenkai-Jagdflugzeug in Ehime
Shidenkai-Jagdflugzeug in Ehime

Anreise

Der nächste Flughafen ist weit entfernt – er liegt fast 150 km weiter nördlich in Matsuyama. Uwajima liegt am Ende bzw. dem Beginn der 予土線 Yodo-Linie – die fährt von Uwajima Richtung Osten in die Präfektur Kōchi bis nach 窪川 Kubokawa – von dort kann man dann weiter bis nach Kōchi fahren. Uwajima ist auch Endhaltestelle der 予讃線 Yosan-Linie – diese fährt von Uwajima über Matsuyama bis nach Takamatsu. Nach bzw. von Matsuyama dauert es mit dem Expresszug knapp 90 Minuten und kostet 3’410 Yen; mit dem Bummelzug braucht man fast 3 Stunden, die Fahrkarte kostet dann 1’750 Yen. Alle Linien sind JR, können also mit dem Japan Railpass benutzt werden.

Achtung: Es gibt keine nennenswerten Fährverbindungen mehr von und nach Uwajima – wer nach Kyushu möchte, muss nach Yawatahama im Nordwesten.

Übernachtung

Bei Verwandten in der Umgebung übernachtet – deshalb keine persönlichen Empfehlungen.

Zu allgemeinen Übernachtungstipps siehe Übernachtungstipps Japan.

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tabibito
tabibitohttps://japan-almanach.de
Tabibito (旅人・たびびと) ist japanisch und steht für "Reisender". Dahinter versteckt sich Matthias Reich - ein notorischer Reisender, der verschiedene Gegenden seine Heimat nennt. Der Reisende ist seit 1996 hin und wieder und seit 2005 permanent in Japan, wo er noch immer wohnt. Wer mehr von und über Tabibito lesen möchte, dem sei der Tabibitos Blog empfohlen.

2 Kommentare

  1. “Ansonsten ist Uwajima in Japan vor allem für 闘牛 tōgyū – Stierkampf bekannt – im Gegensatz zum spanischen Stierkampf kämpfen hier jedoch die Rindviecher gegeneinander. Der Fremdenverkehrsverband von Uwajima hat sich nicht lumpen lassen und dem Spektakel eine eigene japanische und englische Webseite ins Netz gestellt – siehe http://www.tougyu.com. ”
    Ist das vielleicht weniger schlimm, wenn man die Stiere auf die eigene Art loshetzt. Ein Stier ist kein Raubtier, ein Stier ist Vegetarier. Ein Raubtier tötet, um zu überleben.

  2. nicht zu vergessen, der Taga Schrein mit imposanten Fruchtbarkeitssymbolen und Museum (war nicht drin). Fruchtbarkeitssymbole gab es früher wohl bei vielen Schreinen, bis Missionare und westliche Moralvorstellungen sie zum Verschwinden brachten. Das hat man nun davon, die niedrige Geburtenrate…………

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