Es ist Ewigkeiten her, dass ich einen Direktflug von Japan nach Deutschland genommen habe — da ich meistens sowieso nach Berlin fliege, und da der Flughafen von Berlin ja keinerlei Direktflüge nach Japan anbietet, musste ich sowieso immer irgendwo umsteigen, und da war es relativ egal, wo — oftmals war es irgendwo im Mittleren Osten, denn auf der Route sind die Fluggesellschaften ziemlich gut und ein einzelner Flug ist nicht allzu lang. Doch im Oktober/November diesen Jahres hiess das Ziel Frankfurt, und so ging es mit einem Direktflug dorthin.
Lufthansa sollte es sein, und die fliegt erfreulicherweise von Tokyo Haneda. Und nicht nur das – die Strecke wird mit einer Boeing 747 bedient, und da wird man schon fast sentimental, denn die meisten Airlines haben dieses grandiose Flugzeug leider schon eingemottet. Dabei schien das Flugzeug komplett überholt zu sein – es gab nichts in dem Flugzeug, was auf das Alter schließen ließ.
Doch die Flugrouten haben sich bekanntermassen sehr geändert. Ging es früher generell und für die längste Zeit des Fluges über Russland, so geht das seit 2022 aus bekannten Gründen nicht mehr. Die Sperrung des russischen Luftraums für die meisten (nicht alle) Airlines hat nun zur Folge, dass man bei einem Hin- und Rückflug quasi ein Mal um die Welt fliegt, denn beide Flüge gehen Richtung Osten:
Beim Flug von Japan nach Deutschland geht es dementsprechend eine ganze Weile Richtung Nordnordost, und zwar Richtung Alaska. Da man mittags losfliegt und am späten Abend in Frankfurt ankommt, wäre es normalerweise auf der ganzen Route hell draussen, doch das sieht von Mitte Herbst bis Anfang Frühling natürlich anders aus, da ja hoch oben im Norden zu dieser Zeit Polarnacht herrscht. Das hat jedoch den Vorteil, dass man mit etwas Glück in den Genuss von Polarlichtern kommt – die sind freilich nicht ganz einfach zu fotografieren, da die Flugzeugfenster nicht glasklar sind.
Die Route nähert sich nach dem Alaska-Überflug nach ein paar Stunden Dunkelheit dem Nordpol bis auf gute 500 Kilometer, bis es dann ziemlich abrupt gen Süden geht. Das ist ein bisschen verwirrend, denn eigentlich hat man ja die Datumsgrenze überflogen – ohne dass sich das Datum ändert. Könnte man meinen, aber dem ist nicht so, denn das Flugzeug fliegt gegen Mittag ab und braucht auf der Route bis Frankfurt geschlagene 14 Stunden – man kommt jedoch noch am selben Tag an und nicht am nächsten Tag. Interessanterweise scheint das GPS-Signal hoch oben im Norden auch bestens zu funktionieren – die Photo-App im iPhone hat einwandfrei erkannt, dass die Fotos unten nördlich von Alaska sowie im Nordosten von Grönland entstanden.
Nach der Eislandschaft von Grönland geht es leider nicht über Island — das liegt dann doch etwas zu weit westlich, aber von Skandinavien gibt es einiges zu sehen, so das Wetter mitspielt.
Doch auch der Rückflug, dank günstigeren Jet-Streams mit knapp 12 Stunden Flugdauer spürbar kürzer, hat einiges zu bieten. Im Falle eines Lufthansa-Fluges von Frankfurt beginnt der am frühen Nachmittag, mit Ankunft gegen 10 Uhr morgens in Tokyo. Es ist also fast die gesamte Zeit dunkel. Dieser Flug geht erstmal Richtung Rumänien – knapp an der Ukraine vorbei, dann über das Schwarze Meer, die Kaspische See und einige Länder Zentralasiens, bis man schließlich in China anlangt. Ab dort wird es, zumindest Anfang November, auch endlich hell. Natürlich muss man auch hier aus geopolitischen Gründen die Route etwas abändern, da ja Nordkorea nicht überflogen werden darf. Ein paar Kilometer südlich der innerkoreanischen Grenze kommt man dann in den Genuss eines Überfluges der Metropole Seoul.
Nach einer kurzen Überquerung der koreanischen Halbinsel fliegt man über das Japanische Meer (Korea besteht auf die Bezeichnung Ostmeer). Leider konnte ich die umstrittene Insel Takeshima (Dokdo) nicht ausmachen, aber die Okinoshima-Inseln waren sehr schön aus der Luft erkennbar. Auch die Millionenstadt Nagoya ist sehr einfach aus 10 Kilometer Höhe erkennbar gewesen.
Natürlich kommt man dann kurz vor Einleitung des Sinkfluges wieder in den Genuss des Fuji-san, vorausgesetzt, das Wetter spielt mit. Während dieser bei Abflug Ende Oktober noch eine Schneekappe hatte, war der Berg Anfang November aufgrund einiger sehr warmer Tage wieder gänzlich schneefrei – um diese Zeit des Jahres herum ein etwas beklemmender Anblick. Kurz vor der Landung dann gab es auch noch einen schönen Blick auf die Miura-Halbinsel im Süden der Präfektur Kanagawa.
Beide Routen haben also ihren Reiz — und dennoch hoffe ich natürlich, dass die Russland-Route wieder frei wird (bzw. dass der Krieg dort endlich endet). Der Flug von Japan nach Deutschland ist mit 14 Stunden schon recht lang – da freut man sich fast schon, dass der Rückflug “nur” 12 Stunden dauert…
Da war das frueher doch NOCH umstaendlicher, denn die Sibirien-Route war ja erst kurz vor Ende des Kalten Krieges fuer westliche Fluggesellschaften freigegeben – mit Aeroflot, die als eine der wenigen Airlines zu Sowjetzeiten nicht sonderlich terrorgefaehrdet war, ging es natuerlich via Sibirien und mit Umsteigen in Moskau.
Mein erster Japan-Flug ging 1980 noch ueber Anchorage (Alaska), wo sich Richtung Japan entwoehnte Japaner aus der Maschine stuerzten und drittklassige Udon fuer $5 runterschlangen… Spaetere Fluege gingen dann ueber die Suedroute (wahlweise Egypt Air, PIA oder eine andere Nevercomeback-Airline) mit einem halben Dutzend Zwischenstops und um die 30 Stunden Reisezeit pro Richtung. Da scheint mir im Vergleich die kriegsbedingte Verlaengerung der Reisezeit an Sibirien vorbei das geringere Uebel… ;-)
Da hast du wohl recht… mein erster Flug nach Japan führte über Delhi, aber das war okay, denn da konnte ich gleich einen längeren Zwischenstopp einlegen. Über Moskau bin ich auch mehrfach geflogen… mit Polizeieskorte zu einem Hotel in der Innenstadt und so… So gesehen war Fliegen früher wirklich umständlicher und abenteuerlicher, aber es war auch um einiges interessanter… wenn man Abenteuer mag :)
Ja, damals herrschte in der SU strenge Visumpflicht, und selbst fuer die Uebernachtung beim Umsteigen in Moskau haette man ein Visum gebraucht, wenn man den Flughafen selbst haette verlassen wollen – daher die Polizeieskorte zum streng bewachten Hotel. Da die Visumpflicht bis heute andauert, fragt man sich natuerlich unwillkuerlich, wie die Fluechtilanten an die Grenzuebergaenge zu Belarus, Norwegen und Finnland kommen, ohne dass Behoerden aktive Bei- und Transporthilfe leisten…
Ich musste grad mit Schrecken feststellen, nachdem ich das hier gelesen hatte, dass mein Rückflug aus Japan auch über den Pazifik gehen wird, mit knapp 15 Stunden Flugzeit. Beim Buchen vor einigen Monaten stand da noch was von 12irgendwas Stunden.
Der Rückflug geht mit ANA von Haneda nach Frankfurt. Hinwärts mit Lufthansa, ostwärts, wie oben angegeben. 12h45m.
Ist ja ziemlich irre… na da bin ich mal gespannt :D
Da hast du aber echt Glueck gehabt. War das jetzt im November erst? Ich bin dieselben Alaska-Groenland-Routen bestimmt so um die 6 Mal in den letzten 2 Jahren geflogen und habe noch nie die Polarlichter dabei gesehen…
Das war Ende Oktober. Aber in den letzten Wochen scheint die Sonne sowieso aktiver als üblich zu sein — wurden ja sogar Polarlichter über England und Norddeutschland gesichtet.