ChugokuOkayamaOkayama - Präfekturhauptstadt und Geheimtipp

Okayama – Präfekturhauptstadt und Geheimtipp

-

Lage von Okayama
Region: 中国 Chūgoku
Präfektur: 岡山 Okayama

Okayama 岡山

4 von 5 Sternen: Durchaus Sehenswert
Name:

Okayama – oka bedeutet Hügel, Erhebung; -yama ist der Berg. Der Name kennzeichnet auch die gesamte Präfektur.

Lage:

Okayama liegt auf halbem Wege zwischen Ōsaka und Hiroshima im Süden der gleichnamigen Präfektur. Die Stadt erstreckt sich unweit der Mündung entlang des Flusses 旭川. Bis zur Küste der Seto-Binnensee sind es knapp 10 Kilometer.

Ansehen:

Hauptsächlich die schöne Burg sowie der angrenzende Kōrakuen – einer der drei schönsten Gärten in Japan.

Beschreibung

Okayama ist mit gut 700’000 Einwohnern die zweitgrösste Stadt der Region Chūgoku (West-Honshū) – nach Hiroshima. Die Stadt liegt ziemlich genau zwischen Ōsaka im Osten und Hiroshima – bis zu beiden Städten sind es rund 140 km Luftlinie. Okayama gilt zudem als Pforte zur Insel Shikoku.

In Japan verbindet man mit der Stadt unter anderem den legendären 桃太郎 Momotarō (Wörtlich: Pfirsich-Hans). In dem in Japan allseits bekannten Märchen entspringt der Held einem Pfirsich, wird von Pflegeeltern mit viel Liebe grossgezogen und zieht später mit seinen Freunden Affe, Hund und Fasan auszieht, um dem Teufel den Garaus zu machen (so laut Legende geschehen in Takamatsu auf der anderen Seite der Seto-Binnensee). Um die Schlacht zu gewinnen, wurde er dabei von seinen Zieheltern mit 吉備団子 Kibidango verpflegt – diese süssen Bällchen aus Reis- und Hirsemehl gelten daher als DIE Spezialität der Stadt. Vor dem Hauptbahnhof der Stadt steht standesgemäss ein Denkmal für Momotarō und seine drei Begleiter.

Okayama – Im berühmten Kōrakuen
Im berühmten Kōrakuen

Die Gegend um Okayama ist schon seit Jahrtausenden besiedelt, doch bis zum Ende des 16. Jahrhunderts spielte das heutige Okayama keine herausragende Rolle. Im 16. Jahrhundert baute der regionale Herrscher 金光氏 Kanamitsushi ein kleines Schloss am Asahigawa-Fluss im heutigen Okayama. Um 1570 wurde jenes jedoch von 宇喜多 Ukita übernommen – einem mächtigen Daimyō jener Zeit. Ukita erkannte die strategisch günstige Lage und baute das Schloss aus – wodurch zwangsläufig auch die Siedlung rundherum wuchs. Ab dem 17. Jahrhundert wurde die Stadt schliesslich vom 池田氏 Ikeda-Clan regiert – und im Gegensatz zu den meisten Burgen jener Zeit wurde die Präsenz der Burg von Okayama vom Bakufu in Edo (heute: Tokyo) geduldet.

Im berühmten Kōrakuen
Im berühmten Kōrakuen

Okayama mauserte sich in den folgenden Jahrhunderten zum bedeutendsten Wirtschaftszentrum der Region. Im Zuge der Abschaffung der traditionellen Lehen (Han) und der Einrichtung von Präfekturen (廃藩置県 Haihan Chiken) 1871 wurde Okayama aus guten Gründen Hauptstadt der Präfektur Okayama. Auch die Industrie begann sich allmählich zu entwickeln. Jene wurde dementsprechend Ziel amerikanischer Bombenangriffe – am 29. Juni 1945 verloren so geschätzte 1’000 Einwohner ihr Leben, und ein grosser Teil der Stadt wurde zerstört.

Die Entwicklung der Stadt ging nach dem Krieg weiter. Seit 1972 ist die Stadt mit dem Shinkansen erreichbar, und seit 1988 ist Okayama über Schiene und Strasse mit dem nahen Shikoku verbunden. Okayama ist heute eine “von der Regierung ausgewiesenen Grossstadt” (政令指定都市 Seireishiteitoshi) – davon gibt es insgesamt 19 in Japan. Diese Städte geniessen Sonderrechte und haben Zugang zu gesonderten Resourcen in Japan.

Die Hauptstrasse von Okayama heisst nicht überraschend 桃太郎通り – Momotarō-Strasse und führt vom Hauptbahnhof schnurstracks Richtung Osten zum Fluss Asahigawa. Läuft man die Strasse rund 1,5 km geradeaus und dann noch ein bisschen weiter geradeaus, kommt man direkt zum Schloss – jenes fällt auf, da es schwarz ist (die meisten Schlösser in Japan sind weiss oder grau). Deshalb trägt die Feste auch den Beinamen 烏城 U-jō (Rabenburg). Mehr dazu siehe auf der Seite zur Burg von Okayama.

Kōrakuen im Mondschein
Kōrakuen im Mondschein

Direkt vor dem Schloss, auf einer hakenförmigen Insel im Fluss Asahigawa, liegt der 後楽園 Kōrakuen, ein gut 13 Hektar grosser, wunderschöner Garten, der zu Recht zu einem der 日本三名園 – 3 berühmtesten Gärten Japans gezählt wird (die anderen beiden sind der Kenroku-en in Kanazawa (Präf. Ishikawa) sowie der Kairoku-en in Mito (Präf. Ibaraki)). Der Kōrakuen wurde 1700 fertiggestellt und war der benachbarten Burg angeschlossen – erst 1871 wurde der Park der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Der Garten ist gross und sehr vielfältig: Man findet Bäche und Hügel, dichte Wälder und grüne Lichtungen, Sandflächen mit vereinzelten Steinen und Büschen, Seen mit winzigen Inseln mit jeweils einem Baum drauf, Bogenbrücken usw. usf. – der Garten lädt zu einem ausgiebigen Spaziergang ein.

Kōrakuen bei Nacht
Kōrakuen bei Nacht

Von Ende Juli bis Mitte August zelebriert man im Garten den 幻想庭園 (“Garten der Illusionen”) – ausnahmsweise bleibt der Garten dann bis 21:30 auf und es werden vielerorts Kerzen und spezielle Lichter aufgestellt. Auch die benachbarte Burg wird auf besondere Weise angestrahlt – ein Anblick, den man sich bei einem Besuch im Sommer auf keinen Fall entgehen lassen sollte. Der Eintritt in den Garten kostet 350 Yen – ein Kombiticket (Schloss und benachbarter Park) kostet 520 Yen – man spart damit 130 Yen.

Die beiden Sehenswürdigkeiten sind mit Abstand das Beste, was Okayama zu bieten hat – ansonsten gibt es viel Industrie am Stadtrand und das übliche Gemenge im Zentrum. Ansonsten bietet sich Okayama wunderbar als Sprungbrett an – ins Hinterland von Okayama (zum Beispiel nach Bitchu-Takahashi) sowie zu den zahllosen Inseln in der Seto-Binnensee – sowie nach Shikoku.

Anreise

Die Stadt liegt an der wichtigen 山陽本線 San’yō-Linie – jene verbindet Ōsaka mit 下関 Shimonoseki – dem Eingang zur Kyūshū. Wie eingangs erwähnt, liegt Okayama genau zwischen Osaka und Hiroshima. Die Fahrt nach Hiroshima dauert 41 Minuten mit dem Shinkansen und kostet 6’060 Yen – mit Bummelzügen dauert es fast drei Stunden, dafür kostet die Fahrkarte auch nur die Hälfte. Die Fahrpreise nach Osaka sind exakt die gleichen.

In Okayama beginnt die JR 伯備線 JR Hakubi-Linie – die fährt von der Ostküste Japans bis zur Westküste (das sind in Okayama nur 82 km) nach Yonako 米子. Die Strecke führt quer durch die Berge und ist sehr schön. Die Züge halten unterwegs auch in Bitchū-Takahashi. Der やくも Yakumo Ltd. Express fährt auf der gleichen Linie nach Norden bis nach Matsue (2½ Stunden, 5’870 Yen) bzw. weiter bis nach Izumo.

Auch nach Shikoku kommt man schnell – mit dem マリンライナー Marine Liner Ltd. Express fährt man eine knappe Stunde bis nach Takamatsu (über Sakaide) sowie mit dem しおかぜ Shiokaze Ltd. Express bis nach Matsuyama – das dauert jedoch gute 2½ Stunden und kostet 6’630 Yen. Der Zug hält auch in Marugame. Auch bis nach Kōchi kommt man ohne Umsteigen – mit dem 南風 Minamikaze Ltd. Express. Das dauert fast 3 Stunden und kostet 5,790 Yen – ein kurzer Abstecher unterwegs zur Oboke-Schlucht ist definitiv empfehlenswert.

Das ダイワロイネットホテル Daiwa Roynet Hotel direkt vor dem Hauptbahnhof von Okayama bietet soliden Service und eine sehr günstige Lage. Ein Einzelzimmer dort kostet ab 7’300 Yen. Die Adresse: 〒700-0023 岡山県岡山市駅前町1-1-1 zip 700-0023 Okayama-ken, Okayama-shi, Ekimae-chō 1-1-1, Tel: 086-803-0055.

Zu allgemeinen Übernachtungstipps siehe Übernachtungstipps Japan.

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tabibitohttps://japan-almanach.de
Tabibito (旅人・たびびと) ist japanisch und steht für "Reisender". Dahinter versteckt sich Matthias Reich - ein notorischer Reisender, der verschiedene Gegenden seine Heimat nennt. Der Reisende ist seit 1996 hin und wieder und seit 2005 permanent in Japan, wo er noch immer wohnt. Wer mehr von und über Tabibito lesen möchte, dem sei der Tabibitos Blog empfohlen.

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