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Ikaho – Kurort mit vielen heißen Quellen in den Bergen

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Region 関東 Kantō
Präfektur 群馬 Gunma
Rang 3 von 5 Sternen: Kann man sich ansehen
Name 伊香保. kennzeichnet ursprünglich einen zu Gott betenden Menschen, bedeutet “Duft” und schützen bzw. wahren. Der Name ist etwas ungewöhnlich für Japanisch und die Schriftzeichen sind mit hoher Wahrscheinlichkeit nur ateji 1.

Der Name stammt möglicherweise aus der Ainu-Sprache und lautete ursprünglich “ikahopp”, was “sprudelnde, heiße Quelle” bedeutet. Das Volk der Ainu wird gern als Ureinwohner der Insel Hokkaido bezeichnet, dabei lebten die Ainu einst nicht nur auf der Nordinsel, sondern im gesamten Gebiet nördlich des heutigen Tokyo.

Lage Ikaho liegt mitten in den Bergen im Zentrum der Präfektur Gunma und unweit des berühmten 榛名山 Haruna-san, einem 1,449 m hohen Vulkan mit schönem See und markantem Gipfel. Der Ort liegt gut 70 Kilometer Luftlinie nordwestlich von Tokyo. Die nächstgelegene Stadt ist Shibukawa. Ein paar Kilometer weiter südlich beginnt die grosse Kanto-Ebene. Ikaho liegt auf rund 700 Meter Höhe.
Ansehen Die 365 m lange Treppe zum Ortszentrum. Das enge und verwinkelte Stadtzentrum. Die im freien liegenden, heißen Quellen oberhalb des Zentrums. Die Bergwelt rundherum.

Beschreibung

In der Präfektur gibt es diverse Orte mit nennenswerten heißen Quellen, aber die bekanntesten sind die von Kusatsu und die von Ikaho. Es gibt verschiedene Versionen zur Entstehung des Ortes – eine besagt, dass die Quellen bereits vor rund 1’900 Jahren gefunden wurden. Sicher ist jedoch, dass Ikaho mit seinen Quellen vor rund 1,300 Jahren bereits bekannt war, denn es wurde in der Man’yōshū, einer der ältesten japanischen Gedichtssammlungen, besungen. Diese Gedichte stammen aus der Zeit rund um das Jahr 759. Im Band 14, Gedicht 3409 ist von den weissen Wolken am Berg von Ikaho (gemeint ist der nahe Haruna-san) und den vorbeiziehenden Menschen die Rede.

Ikaho war beziehungsweise ist für das 黄金の湯 (kogane-no-yu), das “goldene Quellwasser”, bekannt, doch später kam noch das “silberne Wasser” dazu. Den Namen verdangt das “goldene Wasser” dem hohen Anteil oxidierten Eisens. Diese Art Quellwasser gilt als besonders reizarm und dennoch heilend. Bei den “silbernem Wasser” handelt es sich um relativ neu erschlossene Quellen, aus denen eher farbloses Wasser strömt.

Dass der Ort bereits vor 1,900 Jahren erschlossen war, gilt als relativ unwahrscheinlich. Im 6. Jahrhundert unserer Zeitrechnung kam es zu zwei heftigen Eruptionen des Haruna-san, der nur 5 Kilometer entfernt liegt. Dabei wurde mindestens ein Ort verschüttet, und es gilt als relativ wahrscheinlich, dass die heißen Quellen von Ikaho erst als Folge der Ausbrüche entstand.

Einen regelrechten Aufschwung als Kurort erlebte der Ort seit dem 18. Jahrhundert. Dieser Aufschwung wurde zwar immer wieder von verheerenden Feuersbrünsten gebremst – der letzte Großbrand vernichtete 1920 rund 70% der Stadt – aber der Ort blieb als Kurort beliebt. Und das nicht nur bei Japanern – 1891 errichtete der Abgesandte des damals noch unabhängigen Königreiches Hawai’i, Robert Walker Irwin, hier seine Sommerresidenz. Irwin war ein viel beschäftigter Mensch, organisierte er doch das 官約移民 kan’yaku imin-Programm, im Zuge dessen ab 1885 fast 30,000 Japaner nach Hawai’i übersiedelten, um dort auf den Zuckerrohrplantagen zu arbeiten.

Blick auf die 365-stufige Treppe zur Innenstadt. Im Vordergrund fliesst das "goldene Wasserquelle", das hier noch relativ warm ist
Blick auf die 365-stufige Treppe zur Innenstadt. Im Vordergrund fliesst das “goldene Wasserquelle”, das hier noch relativ warm ist

Seit 2006 gehört Ikaho-machi (machi=Stadt(viertel), Verwaltungseinheit) zur Stadt Shibukawa, die ein paar Kilometer östlich in einem Tal liegt. Die Gemeinde Ikaho selbst hat rund 3,700 Einwohner, die sich auf ein dicht bewaldetes Gebiet von 22 Quadratkilometer Grösse verteilen. Die Stadt Shibukawa bezeichnet sich als へそ heso – Nabel – von Japan, da sie angeblich genau in der Mitte liegt. Das ist allerdings Ansichtssache und hängt davon ab, ob man die ganzen Inseln mit einrechnet (und ob man die Südkurilen, von Russland verwaltet, aber von Japan beansprucht) mit einbezieht. Dementsprechend gibt es ein paar weitere Orte in Japan, die sich als Mittelpunkt des Landes bezeichnen.

Der Ortskern liegt am Ende einer langen Treppe mit 365 Stufen und ist sehr eng. Die Gassen sind im Zentrum so eng, dass quasi kaum Autos fahren können. Links und rechts der Treppe gibt es das übliche Angebot an Restaurants, Souvenirläden und kleineren Herbergen – in dem Sinne ein traditioneller japanischer Kurort. Läuft man aus dem Ort heraus Richtung Berge, gelangt man zur leuchtend-roten, aber sehr kleinen Brücke 河鹿橋 Kajika-bashi. Oberhalb der Brücke beginnt eine Anlage mit 露天風呂 rotembūro – heiße Quellen, die an der frischen Luft liegen. Der Eintritt kostet 450 Yen für Erwachsene, geöffnet ist von 9 bis 18 Uhr. Handtuch vergessen? Kein Problem – für 300 Yen kann man ein kleines (zum waschen) und für 1,000 Yen ein grosses Handtuch (zum Abtrocknen) erwerben.

Die Kajika-brücke. Darunter fliesst das rostbraune, heiße Quellwasser
Die Kajika-brücke. Darunter fliesst das rostbraune, heiße Quellwasser

Vom Kurort fährt die 伊香保ロープウェイ Ikaho-Seilschwebebahn – die bringt den Besucher innerhalb von 4 Minuten zum
上ノ山公園 Kaminoyama-Park auf 955 Meter Höhe. Von dort hat man einen schönen Blick über die Berge der Region bis nach Nikko zum Beispiel, den Haruna-san sowie den Nordteil der großen Kanto-Ebene im Süden.

Ikaho lohnt sich vor allem im Sommer, ist es doch hier aufgrund der Höhenlage spürbar angenehmer als in der heissen Betonwüste von Tokyo. Der Ort ist allerdings spürbar in die Jahre gekommen, doch auch das hat durchaus seinen Reiz. Und die heißen Quellen rechtfertigen die lange Anreise allemal.

Blick vom Ortszentrum auf die schneebedeckten Berge der Umgebung nördlich und östlich von Ikaho
Blick vom Ortszentrum auf die schneebedeckten Berge der Umgebung nördlich und östlich von Ikaho

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Anreise

Wer aus dem Großraum Tokyo und mit öffentlichen Verkehrsmitteln anreist, reist am bequemsten mit dem Bus. Die Busse der 上州ゆめぐり号 Jōshū-Yumeguri-Linie fahren vom Busbahnhof in Shinjuku direkt bis nach Ikaho. Die Fahrt dauert rund 2½ Stunden und kostet 2,650 yen für die einfache Fahrt.

Ikaho hat keinen Bahnhof. Wer mit dem Zug fährt, muss deshalb erstmal nach Takasaki fahren – das geht unter anderem mit dem Shinkansen (rund 50 Minuten). Dort kann man in die 吾妻線 Agatsuma-Linie umsteigen und bis Shibukawa fahren (25 Minuten – spätestens ab dort ist man auf den Bus angewiesen, der bis zum Busparkplatz unterhalb des Ortes fährt. Auch das dauert rund 25 Minuten. Mit etwas Glück kann man so von Tokyo bis Ikaho in rund zwei Stunden fahren – wer den Shinkansen nimmt, bezahlt dafür allerdings fast 6,000 Yen und muss mehrfach umsteigen.

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Übernachtung

In Ikaho-Onsen gibt es über 30 Übernachtungsmöglichkeiten – mal mehr, mal weniger luxuriös. Viele haben ihre eigenen, heißen Quellen und bieten zudem im japanischen Ryokan-Stil üppige Mahlzeiten an. Im Schnitt sollte man ab 15,000 Yen pro Kopf und Übernachtung einplanen.

Zu allgemeinen Übernachtungstipps siehe Übernachtungstipps Japan.

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  1. ateji bedeutet, dass die Schriftzeichen nur zur Darstellung der Lesung benutzt werden – die Bedeutung der Schriftzeichen ist dabei zweitrangig
tabibito
tabibitohttps://japan-almanach.de
Tabibito (旅人・たびびと) ist japanisch und steht für "Reisender". Dahinter versteckt sich Matthias Reich - ein notorischer Reisender, der verschiedene Gegenden seine Heimat nennt. Der Reisende ist seit 1996 hin und wieder und seit 2005 permanent in Japan, wo er noch immer wohnt. Wer mehr von und über Tabibito lesen möchte, dem sei der Tabibitos Blog empfohlen.

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