Edo ist der alte Name von Tōkyō (siehe Edo-Zeit); -gawa bedeutet Fluss. Der Edogawa begrenzt diesen Stadtteil im Nordosten.
Edogawa-ku ist der östlichste Stadtteil von Tōkyō, liegt außerhalb der Yamanote-Linie und und grenzt an die Präfektur Chiba im Osten. Im Westen wird Edogawa-ku vom Fluss Arakawa 荒川, im Osten vom Edogawa und dem alten Arm des Edogawa, im Süden von der Bucht von Tōkyō begrenzt. Teile des Bezirks liegen auf Neuland. Der ganze Stadtteil wird von mehr oder weniger grossen Flüssen dominiert. Aufgrund der Lage und Topographie ist dieser Stadtteil stark von Erdbeben und Überschwemmungen gefährdet. Edogawa-ku ist 49,9 km² groß und hat ca. 595’000 Einwohner.
Der Kasai-Strandpark. Das grosse Aquarium dort. Zum Spazieren: der “Kenkō no michi”. Little India.
葛西臨海公園 Kasai Rinkai Kōen (Kasai Strandpark)
Eine Station vor Maihama bzw. Tokyo-Disneyland von Tokyo aus gesehen liegt die Station 葛西臨海公園 Kasai Rinkai Kōen. Dies ist ein grosser Park mit zwei vorgelagerten, halbmondförmigen Inseln, genannt Nishi-Nagisa 西渚 (Weststrand) und Higashi-Nagisa (drei mal darf geraten werden). Nishi Nagisa ist durch eine Brücke mit dem Land verbunden und kann betreten werden. Eintritt in den Park ist frei. Man kann dort picknicken, irgendwelche Ballspiele machen oder am Strand spazieren gehen. Wird auch reichlich genutzt. Zudem gibt es ein großes Riesenrad, welches nachts durch diverse Lichterspiele beeindruckt.
Der Park beherbergt auch zwei grosse Teiche und das Kasai Rinkai Suizoku-en 葛西臨海水族園 – eine Art Zoo für Meeresbewohner. Mit 700 Yen Eintritt ist die Sache auch mehr als erschwinglich. Am gegenüberliegenden Ufer sieht man übrigens Tokyo Disneyland. Unterhalb des Suizoku-en liegt die Anlegestelle für die Suijō basu 水上バス (Wasserbusse). Einige davon fahren nach Odaiba お台場, andere fahren den Arakawa hoch.
健康の道 Der “Gesundheitspfad”
Wie oben bereits erwähnt, prägen Flüsse das Bild in Edogawa-ku: Im Osten der Edogawa und Kyū-Edogawa (Alt-Edogawa), im Westen der Nakagawa und Arakawa, im Zentrum der Shingawa und Shin-Nakagawa usw. Flüsse wurden dem Viertel allerdings auch schon zum Verhängnis – beim Taifun Cathleen im Jahre 1947 fielen gut 20’000 Häuser den Fluten zum Opfer. Heute sorgt ein ausgeklügeltes Schleusen- und Deichsystem für höhere Sicherheit.
Quer durch das Zentrum fliesst der Ichinoe-Sakaigawa 一之江境川. Eher ein Rinnsal, fristete das Gewässer lange ein Schattendasein. Zusammen mit anderen Bächen begann man in den 90ern, die Gewässer zu renaturieren. So entstand 1996 unter anderem der Ichinoe Sakaigawa Shinsui -Kōen 一之江境川親水公園 (kōen=Park). Der ist zwar nur 10 bis 20 Meter breit, aber gute 4 Kilometer lang. Koi’s (Karpfen) und Krabben, Krebse und Enten usw. wurden angesiedelt. Dazu viele verschiedene Pflanzen, die zum Teil auch erklärt werden. Entlang des Bächleins führt der Kenkō no michi 健康の道 – der Pfad der Gesundheit. Zwar ersetzt der Park keinen Waldspaziergang, aber in Tokyo muss man eben Kompromisse machen. Da auch viele Ältere den Pfad bevölkern, hat man vorsorglich alle 100 Meter Toilettenhäuschen aufgestellt.
白髭神社 Der “Weissbart”-Schrein
Edogawa-ku kam erst 1932 zu Tokyo. Das Stadtviertel wurde durch die Zusammenlegung der Kleinstädte Komatsugawa 小松川, Matsue 松江 und Koiwa 小岩 sowie einiger (Fischer-)dörfer gebildet. Heute bildet es ein typisches Mischviertel. Der Südteil wird vom oben genannten Park sowie einer großen, sogar energieerzeugenden Kläranlage bestimmt. Zwischen den Deichen des Arakawa und Edogawa erstrecken sich ansonsten typische Mischviertel – locker bebaute Wohnviertel mit zwei- bis dreigeschossigen Häusern sowie Klein- und Kleinstbetrieben mittendrin. Ausnahmen bilden freilich die Bahnhöfe – rund um diese werden die Grundstückspreise teurer und damit die Häuser höher.
Natürlich findet man hier und da kleinere Schreine (jinja) und Tempel (-ji), wobei es in Edogawa-ku keine historisch bedeutenden Tempel oder Schreine gibt. Der Minischrein auf dem Foto nennt sich Shirahige-Jinja (Weißbart-Schrein).
Und sonst?
So ziemlich in der Mitte des Bezirks liegt der 富士公園 Fuji-Park und der なぎさ公園 Nagisa-Park – beide hängen zusammen. Dort gibt es unter anderem einen eisenbahnähnlichen Kinderbus, einen Rosengarten, Grillplätze, ein Abenteuerspielplatz und ein kleines Gestüt. Für Kinder ist der Park in dem Sinne eine willkommene Abwechslung. Etwas weiter nördlich liegt das Stadtviertel Kasai / Nishi-Kasai – das hat im Laufe der Jahre den Spitznamen Little India gewonnen, da hier und 2’000 Inder wohnen – rund ein Zehntel aller in Japan lebender Inder. Wieso das so ist weiss keiner mehr genau, aber dementsprechend findet man dort entsprechend mehr indische Restaurants als anderswo in Japan. Ein Little India wie in Singapur oder London sollte man freilich nicht erwarten – dazu reicht es dann doch nicht.