Region | 関東 Kantō | |
---|---|---|
Präfektur | 東京都 Tokyo | |
Rang | ||
Name | Der Name der Insel, genauer gesagt der kleinen Inselkette, setzt sich aus den Schriftzeichen 父 (TŌ, chichi) für “Vater” und 島 (TŌ, shima) für “Insel” zusammen. Der genaue Ursprung ist nicht 100% gesichert, aber angeblich verlieh der erste Entdecker (siehe weiter unten) der Inseln diese Namen – neben der Vaterinsel gibt es auch die Mutter-, Enkel-, jüngerer Bruder und viele weitere familienbezogene Inselnamen. | |
Lage | Chichijima bildet den zentralen Teil der Ogasawara-Inselkette. Von der Insel bis zum Zentrum von Tokyo im Norden sind es fast genau 1000 Kilometer, bis Farallon de Pajaros, der nördlichsten Insel der Marianen, verwaltet von der USA, im Süden sind es hingegen weniger als 800 Kilometer. |
Chichijima – Einleitung
Die Insel Chichijima ist mit 23,45 Quadratkilometern in etwa zwei Mal so groß wie der Tokyoter Innenstadtbezirk Chiyoda-ku und die größte der rund 30 Inseln der Ogasawara-Inselkette — doch obwohl diese Insel nur eine von tausenden ist, hat sie trotzdem etwas Besonderes aufzuweisen: Aufgrund der Entfernung zum Festland und aufgrund der — gewollten — Ermangelung eines Flughafens können nur gut 20’000 Touristen pro Jahr diese Insel besuchen. Damit ist sie ein für japanische Verhältnisse ziemlich exklusives und nie wirklich überlaufenes Reiseziel.
Die Insel sieht von der Form ein bisschen aus wie ein kleines, dickes Meeresungeheuer, mit einem großen, nach links gewendeten Kopf. Im Nordwesten der Insel liegt die große 二見湾, an dessen Nordseite sich der Passagier- und der Fischereihafen befinden. Am Passagierhafen – von hier legen die Fähren nach Tokyo und nach Hahajima ab – beginnt auch die Hauptstraße des kleinen Hauptortes, 大村 (wörtlich: Großes Dorf) genannt. Am Ende der nur gut einen Kilometer langen Straße liegt ein kleiner Stützpunkt der SDF (Japanische Selbstverteidigungsstreitkräfte) mit einem Lande- beziehungsweise Anlegeplatz für größere Flugboote. In Ōmura befinden sich die Schulen, die meisten Unterkünfte, die meisten Restaurants, zahlreiche touristische Einrichtungen sowie die einzigen beiden nennenswerten Supermärkte des Ortes. Nordöstlich von Ōmura, rund um den Fischereihafen, schließen sich die Ortsteile Okumura und noch weiter nordöstlich Kiyose an. Das zweite Minizentrum von Chichijima liegt auf der Südseite der Bucht und wird 扇浦 genannt. Eine rund 6 Kilometer lange, bergige Straße mit zahlreichen Tunneln verbindet Omura mit Ogiura. In Ogiura gibt es einen Schrein, ein paar Unterkünfte und einen Strand – aber keinerlei Läden (nur einen kleinen Raum mit Verkaufsautomaten) oder Restaurants.
Noch weiter südlich, am Meer, befindet sich Kominato – auch hier gibt es ein paar wenige Unterkünfte, aber keinerlei Läden oder Restaurants.
Der Süden der Insel sowie die Osthälfte sind quasi unbewohnt, und das ist der Topographie (und dem Mangel an Trinkwasser) geschuldet. Dementsprechend sind diese Bereiche auch Teile der Kernzone des Nationalparks. Die Südküste ist dabei besonders steil, mit mehr als 200 m hohen Felswänden, während es im Südwesten und im Osten durchaus auch ein paar spektakuläre Strände gibt, von denen einige, zum Beispiel John Beach, nur vom Wasser her erreichbar sind und andere, wie zum Beispiel der Hatsune-Strand, nur nach stundenlangen Wanderungen durch das Dickicht. Von den abgelegenen, sehr schönen Stränden ist der Kopepe-Strand zwischen Ogiura und Kominato am leichtesten erreichbar.
Vor allem im Nordwesten der Insel leben — Stand 2023 — gut 2000 Menschen – damit ist Chichijima auch die mit Abstand bevölkerungsreichste Insel, denn auf der zweiten, permanent bewohnten Insel Hahajima leben nur knapp 450 Menschen. Zusammengerechnet kommen die Ogasawara-Inseln somit auf fast genau 2500 Einwohner.
Auf den Inseln gibt es kein Immobilienmakler, weshalb der Erwerb und der Verkauf von Grundstücken nicht vollständig geregelt ist – es gibt dementsprechend auch keine Übersicht, wieviel die Grundstücke an den verschiedenen Orten kosten. Mit etwas Glück zahlt man nur 1000 Yen pro Tsubo, andernorts können es aber auch 40’000 Yen und mehr sein. Wer hier bauen möchte, hat natürlich auch noch ein paar andere Probleme – so sind die Vorschriften relativ streng, da es sich ja bei großen Teilen der Insel um einen Nationalpark handelt. Auch die Beschaffung von Baumaterialien und Maschinen ist nicht ganz einfach – Zement wird auf der Insel hergestellt, doch alles andere muss von weit her herangeschafft werden, und das kostet. Auch die Infrastruktur muss bedacht werden – viele Einwohner sind nicht ans Wassernetz angeschlossen und müssen dementsprechend ihr eigenes Wasser sammeln, aber da kann es bei länger anhaltenden Trockenphasen auch mal knapp werden.
Aufgrund der gebenenen beziehungsweise nicht gegebenen Transportmöglichkeiten zu den Hauptinseln (keine Flugverbindung, nur eine Fähre, die 24 Stunden benötigt) ist die Zahl der möglichen Touristen begrenzt. Im Normalfall fährt das Schiff, die “Ogawasa-Maru”, von Tokyo ab, kommt am nächsten Tag in Chichijima an und bleibt dort 3 Tage lang vor Anker. In dieser Zeit kommen also (mit ein paar wenigen japanischen Kreuzfahrtschiffen und Yachten als Ausnahme) keinerlei neue Besucher auf die Insel. Danach fährt das Schiff wieder zurück nach Tokyo, kommt am Folgetag an und bleibt dort (der Modus ist unregelmäßig) entweder einen oder zwei Tage vor Anker. Das ganze ändert sich in der Hochsaison: Vom 16. Juli bis zum 24. August ist die Fähre im 着発 – Modus: Dann kommt die Fähre um 11 Uhr morgens in Chichijima an und fährt 4 Stunden später, um 15 Uhr, auch schon wieder zurück. Da die Fähre bis knapp 900 Passagiere aufnehmen kann, befinden sich also im Sommer kurz nach Anlegen des Bootes bis zu 1800 Touristen in dem winzigen Hauptort, was zu Chaos führt. Dieser Betriebsmodus der einzigen Verkehrsmöglichkeit bedeutet, dass im Jahr gerade mal rund 27’000 Menschen die Inseln besuchen können – mehr ist unter den gegebenen Umständen nicht möglich.
Das Wetter auf der Insel ist subtropisch und stark maritim geprägt — die Nachttemperaturen liegen deshalb nur wenige Grad unter den Tagestemperaturen. Im Winter liegen die Tageshöchsttemperaturen nur knapp unter 20 Grad und die Tiefsttemperaturen fallen so gut wie nie unter 12 Grad. Im Sommer hingegen ist es selten wärmer als 30 Grad – es ist also wesentlich angenehmer als auf den japanischen Hauptinseln (mit Ausnahme von Hokkaido) in den Sommermonaten.
Rund um den Juni werden die Inseln von der Regenzeit geprägt — bei ungünstiger Lage kann die für die japanische Regenzeit typische Wetterfront über den Inseln verbleiben und für tagelange, ausgiebige Regenfälle sorgen. Gegen Ende August beginnt die Taifunsystem, wobei manch Taifun direkt über die Inseln zieht und schwere Schäden mit sich bringen kann. Bei Taifunen kann sich auch die Abfahrtszeit der Fähren verändern — aus dem Grund lohnt sich bei einem Besuch von Chichijima in den Sommer- und Herbstmonaten auf jeden Fall ein Blick auf die Wetterprognose.
Die Ogasawara-Inseln einschließlich Chichijima sind ebenfalls berühmt für einen spektakulären Sternhimmel. Das ist nicht weiter verwunderlich – schließlich ist die Zahl der Lichtquellen auf der Insel sehr begrenzt, und die nächste größere Stadt (auf Hachiojima) ist mehr als 600 Kilometer entfernt. Es gibt damit keinerlei Lichtsmog. Am besten kann man den Sternenhimmel von der nahezu komplett unbewohnten Ostküste der Insel bestaunen – vorausgesetzt es herrscht gutes Wetter, was vor allem rund um den Juni, während der Regenzeit, nicht oft gegeben ist.
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Ogasawara
Die Ogasawara-Inseln werden außerhalb Japans oftmals auch Bonin-Inseln genannt. Der Begriff lautet zwar ganz anders, hat aber auch einen japanischen Ursprung. “Unbewohnt” bedeutet auf Japanisch 無人, und die Inseln waren in der Tat bis ins 19. Jahrhundert unbewohnt – ausländische Seefahrer verballhornten den Begriff zu “Bonin”, weshalb dieser Name letztendlich “Unbewohnte Inseln” bedeutet. Die Inseln bilden die Verwaltungseinheit 小笠原村 “Dorf Ogasawara”, die kleinste japanische Verwaltungseinheit. Die Inseln gehören allesamt zur Präfektur Tokyo, obwohl das Zentrum von Tokyo gut 1’000 km entfernt liegt.
Bei den Inseln handelt es sich um ein ganzes Archipel, bestehend aus dutzenden Inseln, von denen viele den Namen eines Familienangehörigen tragen – die beiden größten Inseln werden entsprechend “Chichijima” (Vaterinsel) und “Hahajima” (Mutterinsel) genannt, aber es gibt auch die Anijima (“älterer-Bruder-Insel”), die “jüngerer Bruder”-, “ältere Schwester”-usw.-Insel. Das mit Ogasawara bezeichnete Gebiet erstreckt sich von Nord nach Süd rund 400 Kilometer mit mehr als 50 Inseln. Grob kann man das Gebiet in 5 Bereiche gliedern:
- Die Muko-Inseln (聟島) im Norden, heute allesamt unbewohnt
- Die Chichijima-Inseln mit der gleichnamigen, bewohnten Insel in der Mitte
- Die Hahajima-Inseln mit der gleichnamigen, bewohnten Insel in der Mitte, rund 50 km südlich von Chichijima
- Die Vulkaninseln (火山列島) rund 150 km südwestlich von Chichijima, allesamt unbewohnt
- Die isolierten Inseln weiter südlich – darunter die für die Schlacht im 2. Weltkrieg bekannte Insel Iwojima (heute ausschließlich militärisch genutzt)
Aufgrund der Geschichte der Inseln (siehe weiter unten) ist das Durchschnittsalter für japanische Verhältnisse sehr gering – es liegt in Chichijima gerade mal bei 39 Jahren (Stand 2024). Die Insel ist bei Aussteigern beliebt und bei Menschen, die gern in der Natur, zum Beispiel als Tour Guide, arbeiten wollen. Dazu gehören durchaus auch Eltern mit ihren Kindern – auf der Insel Chichijima gibt es eine Grund-, eine Sekundar- und eine Oberschule, womit das gesamte Bildungsspektrum bis zum 18. Lebensjahr abgesichert ist. Erst wenn die Kinder zur Universität gehen wollen, müssen sie vorläufig die Inseln verlassen. Ob die Bevölkerung von Chichijima genauso wie der Rest von Japan immer älter wird bleibt abzuwarten – die medizinische Versorgung ist naturgemäß nicht so gut wie in den Städten, weshalb ein Leben auf der Insel mit einer chronischen Krankheit nicht ideal ist. Es gibt freilich auch Ausnahmen – während der Corona-Pandemie brachte man Infizierte mit einem Hubschrauber in die Hauptstadt, da die Kapazitäten zur fachgerechten Isolierung und Behandlung schlichtweg fehlen.
Das relativ junge Alter der Bewohner ist historisch begründet. Bis zur Evakuierung der Inseln im Jahr 1944 im Angesicht einer drohenden amerikanischen Invasion lebten hier über 7000 Menschen, doch die amerikanischen Streitkräfte nahmen die Inseln nach der Kapitulation Japans vorerst in Beschlag, und im Gegensatz zu Okinawa durften die Einwohner vorerst nicht zurückziehen. 1968 wurden die Inseln von den USA an Japan zurückgegeben, doch die letztendlich kehrten nur gut 600 Menschen oder weniger als 10% der vormaligen Bewohner zur Insel zurück. Es sind eher junge Leute, die die Inseln quasi als Wahlexil benutzen – zum Beispiel nachdem sie genug vom Leben in den Büros der Großstadt hatten. Die Bevölkerung stieg aufgrund der Zuwanderung permanent an – erst seit 2018 ist ein leichter Rückgang zu beobachten.
Alle größeren Inseln der Ogasawara-Inselkette waren irgendwann mal bewohnt – die einzige Ausnahme ist die grüne, sehr steile Insel Minami-Iōjima, für die es keinerlei historische Bevölkerungsnachweise gibt. Permanent bewohnt sind heute nur noch Chichijima und Hahajima. Bei Iojima kann man nur von Stationierung sprechen, denn hier sind nur Militär und das Meteorologische Amt anwesend. Genauso verhält es sich mit der dreiecksförmigen, fernab gelegenen Insel 南鳥島, der “Südlichen Vogelinsel”, die ein paar Hundert Kilometer weiter südöstlich liegt.
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Geschichte
Japanischen Annalen zufolge wurden die Ogasawara-Inseln erstmals 1593 von einem Mitglied des Ogasawara-Clans entdeckt, daher der in Japan gebräuchliche Name der Inselgruppe, der so aber erst 1861 zum offiziellen Begriff wurde. 1675 wurden die Inseln auf Befehl der Militärregierung durch den in Izu herrschenden Clan kartographisch vermessen, doch an einer Besiedlung bestand vorerst kein Interesse.
Danach folgten im 19. Jahrhundert vorerst Besucher aus ganz anderen Gegenden – so strandete Anfang des 19. Jahrhunderts ein Walfängerschiff auf Chichijima. Eine britische Expedition wollte die beiden britischen Überlebenden retten, doch die Beiden entschieden sich für das Bleiben auf der Insel. Doch die Nachricht von den quasi unbewohnten Inseln machte schnell Runde, und so machte sich ein in Dubrovnik gebürtiger englischer Seemann in Hawaii auf den Weg nach Chichijima – zusammen mit 2 Engländern, 2 Amerikanern, einem Dänen sowie 25 Polynesiern. 1830 erreichte das Boot Chichijima, und die Besatzung siedelte vorerst in der Gegend des heutigen Ōgiura.
In der Zwischenzeit machten gelegentlich weitere westliche Schiffe dort fest – so auch das von Commodore Perry im Jahr 1853 auf seinem Weg nach Japan, wo er schließlich die Landesöffnung Japans erzwang. Die Inseln wechselten damals mehrfach die Namen – so hiess Chichijima Anfang des 19. Jahrhunderts unter anderem Peel Island und der Hauptort hieß bis in die 1870er Port Lloyd.
1861 schickte man einen 90-köpfigen Erdkundungstrupp zu den Inseln, um ein Jahr darauf Siedler anzuwerben. Gleichzeitig wurden die Regierungen der USA und England informiert, dass man die bis dahin nur von einer Handvoll Siedler bewohnten Bonin-Inseln in Japan einzugliedern plante, doch die Siedler wurden aufgrund der unsicheren Lage in Japan wieder zurückgerufen.
Bis 1876 herrschte jedoch noch Unklarheit über die Zugehörigkeit der Inseln, denn das britische Empire beanspruchte sie ebenso für sich, da Anfang des 19. Jahrhunderts ein britisches Expeditionsschiff dort anlandete. Dem machte die Meiji-Regierung jedoch einen Strich durch die Rechnung – es schickte 1875 das moderne Schiff Meiji-Maru auf den Weg nach Ogasawara, wo es auch 3 Tage später ankam, Ein zur gleichen Zeit auslaufendes Schiff der britischen Regierung kam erst 2 Tage später an, doch da hatte die Regierung die Inseln bereits für sich deklariert. Damals lebten 69 Menschen auf den Inseln – 35 waren dort geboren, 37 waren männlich und 20 von ihnen im Kindesalter. Laut Aufzeichnungen der Engländer konnte außer einem britischen Siedler “niemand lesen oder schreiben”.
Viele der ersten Siedler stammten von der Insel Hachiojima, einer rund 700 km nördlich gelegenen Pazifikinsel der Izu-Inseln, andere stammten aus der Region rund um Tokyo. Dies ist auch ein Grund dafür, dass es im Prinzip keinen inseleigenen Dialekt oder inseleigene Traditionen gibt – mit Ausnahme einiger Ausdrücke des Hachiojima-Idioms, die man aber heute kaum noch hört.
Die Ausländer, die sich 1830 niederliessen, blieben auf der Insel und vermischten sich zunehmend mit den zugewanderten Japanern, doch als 欧米系島民, auf Englisch “Caucasian Descendants of Original American and European Settlers”, behielten sie eine Sonderstellung. Sie entwickelten eine Art Pidgin-Japanisch, welches jedoch heute nicht mehr lebendig ist. 1944 wurden diese nicht-japanischen Siedler ebenfalls auf die Hauptinseln zwangsevakuiert, doch nach der offiziellen Annektion von Ogasawara im Jahr 1952 durch die USA waren sie die einzigen, die nach Chichijima zurück durften – japanische Siedler mussten bis zur Rückgabe der Inseln im Jahr 1968 warten.
Von der frühen Besiedlung der Inseln durch westliche und polynesische Einwanderer im 19. Jahrhundert zeugen heute noch ausländische Familien- und Orstnamen – zum Beispiel Savory (auf Japanisch 瀬堀 geschrieben – der wahrscheinlich erste amerikanische Einwanderer), Webb, Washington oder Gonzales.
Während des 2. Weltkrieges wurden fast alle Bewohner zwangsgeräumt – nur die, die zum Ausbau der Verteidigungslinien auf den Inseln von Nutzen waren, durften bleiben. Die Spuren dieser Zeit sind noch immer allgegenwärtig – auf zahlreichen Bergen befinden sich die Überreste von Flak-Stellungen, zwischen den Bergen gibt es gelegentlich Luftschutzbunker, und entlang der Küste gibt es vielerorts Stellungen von MG-Nestern, die man in den Fels getrieben hat. Selbst Kriegsgerät steht hier und da noch herum beziehunsgweise liegt zum Teil gar noch am Strand. Diese Stätten werden 戦跡 – Kriegsruinen – genannt.
Der Kampf um die rund 200 km südöstliche gelegene Insel Iwojima war äußerst brutal und kostete mehreren zehntausend Soldaten auf beiden Seiten das Leben. Doch Iwojima ist noch relativ überschaubar – wäre es zu einem Kampf um die Ogasawara-Inseln gekommen, hätte es ebenso sehr vielen Menschen das Leben gekostet. Doch dazu kam es nicht mehr. Als Japan nach dem Abwurf der Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki kapitulierte, nahmen die US-Streitkräfte Okinawa und die Ogasawara-Inseln in Beschlag, und im Falle von Ogasawara wurde den letzten Verbliebenen der Umzug auf andere Inseln befohlen.
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Geologie
Die Geschichte der Ogasawara-Inseln begann vor rund 48 Millionen Jahren, als die pazifische Platte begann, sich unter die philippinische Platte zu schieben. An der Plattengrenze drang Wasser in die Erdkruste, welches dafür sorgte, dass Magma an die Oberfläche gelang. So entstanden zu erst die Muko-Inseln sowie die Chichijima-Inseln. Das Magma bei den Ogasawara-Inseln war besonders erzhaltig und ähnelt in der Zusammensetzung gar Meteoriten – etwas, was man erstmals hier beobachtete. Deshalb gab man dem Gestein auch den Namen Boninit. Die durch die Plattentektonik verursachte vulkanische Aktivität ging weiter, aber die Zusammensetzung änderte sich, weshalb die vor 44 Millionen Jahren entstandenen Hahajima-Inseln aus anderem Gestein bestehen. Danach entstanden die Iwo-Inseln (wörtlich: Schwefelinseln). Der plattentektonisch bedingte Vulkanismus setzt sich auch heute noch fort, nur dass der Schwerpunkt nun weit über 100 Kilometer westlich liegt – dort kam es so erst in den 2010ern zur Geburt einer neuen Insel, welche dann mit einer bestehenden Insel zur 西之島 zusammenwuchs.
Vor allem an der Südküste von Chichijima lassen sich heute wunderbare, typisch vulkanische Felsformationen beobachten, darunter auch – hier senkrecht vorkommender – Kopfkissenlava sowie verschiedenen Formen von Küstenerosion. Doch Ogasawara hat noch mehr zu bieten – die nur wenige hundert Meter von Chichijima entfernt liegende Inselgruppe rund um die 南島 (wörtlich: Südinsel) ist komplett anderen Ursprungs, denn hier handelt es sich um eine klassische Karstlandschaft.
Von der äußersten Südwestküste abgesehen dominieren vulkanische Gesteine – man kann relativ deutlich die stark verwitterten Überreste von Lavadomen und Vulkanausbrüchen sehen. Gewaltige Verwerfungen deuten an, dass es während der Entstehung der Inseln sehr starke Erdbeben gegeben haben muss. Das wird an der riesigen Verwerfung am Heart Rock (siehe weiter unten deutlich): Erdbeben mit einer Stärke von rund 9.0 hinterlassen meistens Verwerfungen von rund 25 Metern Sprunghöhe, doch hier beträgt der Höhenunterschied über 100 Meter. Es muss also mehrere, sehr starke Erdbeben in relativ kurzer Folge gegeben haben.
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Tierwelt
Die Ogasawara-Inseln weisen eine ganz besondere Tierwelt auf, was zum einen am relativ jungen Alter der Inseln, und zum anderen an der Abgelegenheit liegt. Leider sind sie auch ein hervorragendes Beispiel dafür, wie schnell Menschen ein fragiles Ökosystem zum kippen bringen können.
Auf den Inseln gibt es ursprünglich lediglich eine Säugetierart (die Große Ogasawara-Fledermaus) sowie eine Reptilienart – die Ogasawara-Echse. Das ist sehr wenig für ein so großes Gebiet, doch nicht verwunderlich, wenn man Alter und Abgelegenheit der Inseln bedenkt. Aufgrund dieser Situation entwickelten sich die Inseln zu einem Paradies für Schnecken, die in dieser Gegend “maimai” genannt werden. Auch heute bevölkern noch Schnecken die Inseln – eine ganze Gattung von Schnecken, die カタマイマイ, ist hier als endemische Spezies heimisch und dient als Paradebeispiel für die Evolution: Je nach Lebensraum, zum Beispiel ob am Boden lebend oder auf Bäumen – entwickelten sich verschiedene Arten mit unterschiedlichen Formen, Farben und Größen.
Auch bei Vogelarten herrscht ein großer Reichtum. Der Symbolvogel der Inseln ist die markante Akagashi-Rakarasu-Taube, umgangssprachlich 赤ポッポ genannt. Auf Deutsch ist sie unter den Namen “Veilchentaube” oder auch “Schwarze Waldtaube” bekannt. Die schlanke, dunkelfarbene Taubenart mit leicht rötlichem, schillerndem Kopf findet man heute relativ häufig in den Wäldern. Ogasawara ist auch bekannt für die 目白 (wörtlich: “Weißauge”, deutscher Name: Japanbrillenvogel) und 目黒 (wörtlich “Schwarzauge”, deutsch: Boninbrillenvogel) genannten, spatzengroßen und überwiegend grünen Vögel, deren Färbung rund um die Augen namensgebend ist.
Auf den Inseln gibt es auch zahlreiche Albatrosarten sowie den カツオドリ, bekannt als Weißbauchtölpel, welcher oft die Schiffe auf ihrem Weg zwischen den Inseln begleitet. Greifvögel sind eher selten, aber auch hier gibt es eine endemische Art, und zwar den Ogasawara-スリ, eine Unterart des in ganz Ost- und Südostasien verbreiteten Taigabussards.
Auch bei den Insekten gibt es verschiedene Arten, die nur hier vorkommen – so gibt es auf der unbewohnten Otōto-Jima 5 Libellenarten, die nirgendwo anders vorkommen. Der ハンミョウ, eine Art Sandlaufkäfer (und aufgrund seines Musters im Englischen auch tiger beetle genannte) Käfer stand wegen des Drucks invasiver Spezies kurz vor dem Aussterben, was durch die Behörden jedoch bisher verhindert werden konnte.
Meeresschildkröten, genauer gesagt grüne Meeresschildkröten, gibt es rund um die Osagawa-Inseln in rauhen Mengen. So gibt es auch zahlreiche Strände, zu denen die fast ein Meter langen und bis zu 50 kg schweren Tiere zur Eiablage kommen. Dabei hinterlassen sie sehr deutliche Spuren im Sand – wie ein Kettenfahrzeug, mit rund einem Meter Abstand zwischen den großspurigen Abdrücken. Am Strand wird dann – deutlich hörbar – ein Loch gebuddelt, in das die Eier abgelegt werden.
Seit Besiedlung der Inseln stehen die Schildkröten auch auf dem Speiseplan der Inselbewohner. Doch während man früher tausende Tiere pro Jahr erlegte, was beinahe zur Ausrottung führte, ist die Menge heute auf 135 erwachsene Tiere pro Jahr begrenzt. Im Meereszentrum gibt es dazu jedoch eine interessante Fußnote: Die Fangquote ist wohl nirgendwo schriftlich vermerkt, sondern wurde nur mündlich vom Landwirtschafts- und Fischereiministerium mitgeteilt. Diese 135 Tiere dürfen nur vom März bis zum Mai erlegt werden, und sie dienen nicht zur Forschung, sondern wirklich nur zur Ernährung. Da hat man jedoch ein kleines Problem, denn es gibt nur noch einen, und zumal noch sehr hochbetagten, Fachmann, der weiß, wie man die Schildkröten zerlegen muss. Dementsprechend werden alle Tiere ausnahmslos von dieser Person zerlegt – doch wenn dieser Fachmann eines Tages das Zeitliche segnet, kann niemand in seine Fußstapfen treten.
Das ganze Jahr über gibt es Delfine, die sich rund um die Inseln aufhalten. Dazu zählen die eher kleinen, maximal 2 m langen ハシナガイルカ, im Englischen oft “spinner dolphins” genannten Meeressäuger, die im deutschen Sprachraum “ostpazifischer Delphin” genannt werden. Die Tiere halten sich gern in Schulen von bis zu 50 und mehr Tieren tagsüber in den Buchten der Insel auf — sie sind normalerweise nachtaktiv, weshalb sie tagsüber lediglich galant im Wasser hin und her gleiten.
Etwas größer – nämlich bis zu 2,5m – und tagaktiver sind die ミナミハンドウイルカ — bekannt als Indopazifischer Großer Tümmler. Diese Art ist den Umgang mit Menschen gewohnt und teilweise sehr verspielt, weshalb sie die einzigen Delphine in der Gegend sind, die für das beliebte “dolphin swimming” (siehe Aktivitäten weiter unten) in Frage kommen.
Auch Wale sind rund um die Ogasawara-Inseln keine Seltenheit – so kommen zum Beispiel ザトウクジラ von Januar bis April vom Arktischen Meer/Nordpazifik bis nach Ogasawara, um sich hier zu vermehren und den Nachwuchs aufzuziehen.
Von Mai bis November sind häufig マッコウクジラ – Pottwale – in der Gegend, wobei diese sich jedoch selten der Küste mehr als 10 Kilometer nähern. Zum Whale-Watching in dieser Zeit braucht man also ein bisschen Glück – und ein halbwegs ruhiges Meer, sonst können die kleinen Boote nicht auf das Meer fahren.
Nicht überraschend sind auch Haie in der Gegend – vor allem die ネムリブカ, auf Deutsch als Weißspitzen-Riffhai bekannt, kann man selbst mit etwas Glück direkt am Strand oder am Hafenbecken sehen. Die bis zu 1,50 m langen Fische sind im Prinzip ungefährlich, da sie tagsüber schlafen. Bogenstirn-Hammerhaie und Glatte Hammerhaie sind relativ häufig, aber auch シロワニc – Sandtigerhaie – sind hier gelegentlich zu sehen.
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Pflanzenwelt
Die Ogasawara-Inseln sind klimatisch gesehen subtropisch, aber obwohl die Chichijima-Inseln und die Hahajima-Inseln nur rund 50 km entfernt liegen, gibt es große Unterschiede. Auf Chichijima dominiert 乾性低木林 — trockener Niederholzwald mit 5 bis 8 m hohen Bäumen, während Hahajima aufgrund der höheren Berge mehr Niederschlag erhält und damit einen subtropischen Regenwald aufweist.
Das Klima ist warm genug, um Passionsfrucht, Guaven, Zitronen, Sternfrüchte, Papaya, Drachenfrüchte, Mango, Buntan (eine Zitrusart), ja sogar Kaffee, wenn auch nur im kleinen Stil, anzubauen. Berühmt, da verhältnismäßig süß sind auch die Tomaten der Insel. Ebenso findet man hier Süßkartoffeln, wobei ein strenges Ausfuhrverbot für Selbige besteht – wie auch auf Okinawa gibt es in Ogasawara einen winzigen Käfer, den アリモドキゾウムシ, seines Zeichens ein nur 1, 2 mm langer Rüsselkäfer und Süßkartoffelschädling, der es noch nicht auf die japanischen Hauptinseln geschafft hat, und man tut alles daran, dass dies auch in Zukunft nicht geschieht (so gesehen sind die Süßkartoffeln von Ogasawara und Okinawa kein Problem, aber mit ihnen können die Schädlinge schnell verbreitet werden).
Auffällig sind in Chichijima vor allem die vielen Palmenarten sowie die Tako-no-ki (Wörtlich: “Oktopusbäume” genannten Schraubenbäume mit ihren kurz über der Erdoberfläche stark zergliederten Stämmen (daher der Name). Auch Hibiskusblüten in rauen Mengen fallen überall ins Auge.
Eine Besonderheit der Insel sind die グリーンペペ genannten Pilze, die in der Nacht leicht grün leuchten. Die biolumineszenten Pilze werden auch Japanischer Leuchtpilz genannt – ähnliche Arten gibt es auch in anderen Gebieten im Pazifik und Süd- und Südostasien. Besonders kommt die grünliche Farbe in der regenreicheren Zeit von Mai bis November zur Geltung. Veranstalter auf der Insel bieten dazu Nachtwanderungen an.
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Invasive Arten
Würde man den Lebenszeitraum der Ogasawara auf einen ganzen Tag verteilen (mit Mitternacht als die Zeit vor 48 Millionen Jahren, als Chichijima entstand), so besiedelten Schnecken die Inseln erstmals um den 7. Dezember herum (vor 3 Millionen Jahren) und Menschen am 31. Dezember, um 2 Minuten vor Mitternacht. Doch in diesen 2 Minuten wurde viel zerstört – durch von Menschen eingeschleppte sogenannte 外来種, die sogenannten invasiven Spezies. Diese haben mangels natürlicher Freßfeinde oft einen fatalen Einfluß auf die 固有種, die endemischen Arten. Ob gewollt eingeschleppt oder ungewollt – oder ob möglicherweise gar ohne Menschenhand auf Treibholz oder durch den Wind angelandet oder nicht – wie auch anderswo auf der Erde haben invasive Spezies das Potential, schnell einheimische Populationen auszurotten. Auf Ogasawara sind dies zum Beispiel:
Ratten (クマネズミ)
Diese reisten sehr wahrscheinlich als blinde Passagiere ein und vergingen sich schnell an der Insektenwelt sowie an Vogelgelegen – mit verheerenden Folgen, versteht sich. Sie waren als eine der ersten Arten Ziel einer breit angelegten Ausrottungskampagne, bei der auch chemische Mittel auf weiten Flächen zum Einsatz kamen.
Katzen (ネコ)
Ob als Haustier oder als Waffe gegen die oben erwähnten Ratten – auch Katzen entwickelten sich schnell zu einem großen Problem auf den Ogasawara-Inseln, da sie sich aufgrund des hohen Nahrungsmittelangebotes und mangels natürlicher Feinde schnell vermehrten. Vor allem für die Vogelwelt wurden sie zu einem großen Problem, zumal Katzen nicht nur kleinere Lebewesen töten, wenn sie Hunger haben. Auch hier versuchen die Behörden, alle Katzen von den Inseln zu entfernen. Das geschieht hauptsächlich durch speziell angefertigte Fallen, die man allerortens sieht. Da Katzen jedoch auch in Japan sehr beliebt sind, werden die so gefangenen Exemplare nicht etwa getötet, sondern zum Festland gebracht, um dort Katzeneltern zu finden.
Wilde Ziegen (野ヤギ)
Ziegen wurden wahrscheinlich von den ersten Siedlern als Nahrungsmittelquelle mitgebracht. Doch während der Jahre nach dem 2. Weltkrieg, in denen die Inseln von der USA verwaltet wurden und die Bewohner noch nicht zurückkehren durften, vermehrten sich die Ziegen stark. Der Einfluss auf das Habitat war groß: Da die Tiere die ganze Vegetation aufassen, wurde der nackte Boden freigelegt, welcher dann bei starkem Regen in das Meer gespült wurde. Dort setzten die Einträge dann den Korallen zu. Die Bodenerosion war vor allem auf Anijima und Minamijima sehr offensichtlich. Deshalb begann man, die Ziegen auf diesen beiden Inseln auszurotten und den Boden zu reparieren, um weitere Erosion zu verhindern. Mit Erfolg. Zumindest auf Chichijima gibt es auch heute noch Ziegen, wobei dieser Bestand jedoch kontrolliert wird.
Wilde Schweine (野豚)
Die Siedler brachten auch Schweine mit, die nach der temporären Räumung nach dem Krieg ebenfalls frei zu leben begannen – und als Allesfresser Teile der Vegetation und Tierwelt verwüsteten. Deshalb setzte man alles daran, die Schweine von den Inseln zu entfernen – mit Erfolg. Heute gibt es auf den Inseln keine Schweine mehr.
Große Achatschnecke アフリカマイマイ
Diese großen, gewundenen, gelblich gemaserten Schnecken haben sehr wahrscheinlich ebenfalls als blinde Passagiere den Weg zu dem Archipel gefunden, wo sie ideale Lebensbedingungen vorfanden und sich rapide vermehren. Da deren Einfluss auf die Fauna und Flora nicht allzu groß ist, werden sie momentan noch nicht gezielt dezimiert, aber gern gesehen sind sie trotzdem nicht, da sie Wirte von für Menschen schädliche Viren sind. Das Gehäuse kann man unbedarft anfassen, aber die schleimige Seite – und Blätter, über die die Schnecken vorher geglitten sind, gelten als Gesundheitsrisiko. Will man die Tiere dezimieren, steht man jedoch vor einem kleinen Dilemma, denn die beiden heimischen Einsiedlerkrebsarten freuen sich über die größeren Gehäuse (die afrikanischen Schnecken sind größer als die heimischen), weshalb man an einigen Orten, vor allem aber am Kopepe-Strand, Unmengen von Einsiedlerkrebsen mit afrikanischen Schneckenhäusern herumlaufen sieht. Durch die größeren Häuser wurden die Krabben auch größer, denn die Tiere passen sich ihren Häusern an.
Rotkehlanolis (グリーンアノール)
Die grünen Einwanderer aus Amerika gelten als besonders problematisch, denn sie haben die Insektenwelt der Inseln stark dezimiert. Sie wurden zuerst auf Chichijima und dann auf Hahajima entdeckt. 2008 gelangten sie – auf ungeklärte Weise – auf die bis dahin verschont gebliebene Anijima (nördlich von Chichijima) und im jahr 2024 sogar auf die eigentlich durch strenge Maßnahmen geschützte Minamijima. Das Umweltamt setzt seitdem Himmel und Hölle in Bewegung, um die Verbreitung der Echsen einzudämmen – dazu benutzt man rotweiße, stabförmige Fallen aus Plastik, die allerortens an Bäumen und Büschen befestigt werden. Zusätzlich wurden auf Anijima lange Zäune errichtet, um eine weitere Verbreitung zu verhindern.
Japanische Erdkröte 蟾蜍
Die bis zu handtellergroßen, bräunlichen Kröten sind überall. Besonders aktiv werden sie rund um den Monat Juni, wenn es auf der Insel vor fliegenden Termiten nur so wimmelt. Die Termiten zieht es naturgemäß zum Licht – allerdings nur bis fast genau 20:30 – und das wissen die Kröten, die sich dann dort zum Fressen einsammeln. Dementsprechend findet man dann auch die Kröten vor Verkaufsautomaten, Straßenlaternen, Ein- und Ausfahrten von beleuchteten Tunneln und anderen beleuchteten Orten. Überfressene Kröten können sich nach dem Mahl eine Weile lang nicht bewegen, weshalb sie erstarrt auf Straßen sitzen bleiben – und dort in rauhen Mengen überfahren werden. Das ergibt kein schönes Bild, und für Fahrrad- und Mopedfahrer sind sie durchaus auch gefährlich, da die Kröten so groß sind, das man leicht auf ihnen ausrutschen kann.
Strudelwurm platydemus manokwari ニューギニアヤリガタリクウズムシ
Ein kleiner, nur mehrere Millimeter langer und ursprünglich aus Neuguinea stammender Wurm, der Schnecken befällt und tötet. Da die Würmer nur ein paar Millimeter lang sind und keine Fressfeinde haben, sind sie für die Schneckenpopulationen auf den Ogasawara-Inseln besonders verheerend – man vermutet, dass ihnen bereits einige Arten zum Opfer fielen.
Kasuarinengewächse (モクマオウ)
Diese Bäume sehen aus wie Koniferen, sind es aber nicht — die “Nadeln” sind in Wahrheit Zweige, welche sehr lang und sehr beständig sind. Diese Bäume sind sowohl auf Chichijima als auch auf Hahajima weit verbreitet – und sie gehören nicht hierher. Das Problem mit diesen Bäumen besteht darin, dass sie den kompletten Waldboden zunadeln – unter der dichten Nadeldecke gedeiht einfach nichts mehr, weshalb diese Bäume die heimische Flora stark zurückdrängen.
Bischofia javanica (アカギ)
Auch diese eingeschleppte Art ist weit verbreitet und ein Problem. Man braucht nur einen kleinen Ast abzubrechen – dieser fällt dann zu Boden und lässt umgehend einen neuen Baum entstehen. Die Bäume gedeihen also prächtig und sind zudem sehr robust, wodurch sie der einheimischen Vegetation Licht und Boden wegnehmen.
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Nationalpark & UNESCO Weltnaturerbe
Im Juni 2011 erklärte die UNESCO die Ogasawara-Inseln zum UNESCO-Weltnaturerbe – ein Titel, der in Japan zuvor nur Yakushima, Shirakamisan und Shiretoko verliehen wurde. Der Grund waren aber weniger die vielen Korallen, Wale, Delfine, Meeresschildkröten und dergleichen, sondern die Tatsache, dass man die Ogasawara-Inseln als wichtigen Zeitzeuge der Evolution bezeichnen kann. 36% der Pflanzenarten, 28% der Insektenarten sowie sage und schreibe 94% der Schneckenarten sind endemisch, das heisst, sie kommen nur hier vor. Aufgrund mangelnder Freßfeinde waren die Inseln lange Zeit ein Paradies für Schnecken, und am eindrucksvollsten ist das auf der kleinen Insel Minamijima zu sehen, wo unzählige, halb versteinerte Schneckenhäuser den Strand verzieren. Einige der dort befindlichen Schneckenarten sind bereits vor hunderten von Jahren ausgestorben, doch anhand dieser Schalen läßt sich zurückverfolgen, wie sich die Schnecken im Laufe der Zeit weiterentwickelt haben – auf eine Art und Weise, wie es nur in Ogasawara geschah.
Die Ogasawara-Inseln sind nicht nur Weltnaturerbe, sondern auch Nationalpark, der logischerweise
小笠原国立公園 – Ogasawara Nationalpark – genannt wird. Das Motto dieses Nationalparks lautet “Subtropische Inseln im Meer – Schatzkammer der Evolution und endemischer Arten, und das beschreibt Ogasawara sehr gut. Der Nationalpark wurde 1972 als solcher ausgewiesen und ist insgesamt 66.29 Quadratkilometer gross. Die gesamte Inselgruppe ist 79 Quadratkilometer groß – der Großteil ist also Teil des Nationalparks, mit Ausnahme des Nordwestens von Chichijima und einem kleinen Teil von Hahajima.
Die Pflege des Nationalparks gestaltet sich wie auch in anderen Nationalparks Japans kompliziert. Auf der Insel Chichijima zum Beispiel ist der Anteil des Nationalparks 10’441 Hektar groß, von denen sich 3828 Hektar beziehungsweise gut 36% in privater Hand befinden – knapp 64% sind 国有林 im Besitz des Staates. Da Privatbesitzer nicht enteignet werden dürfen, ist die Pflege der in Privatbesitz befindlichen Flächen nicht immer einfach, da es gelegentlich Widerstand der Besitzer gibt.
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Ōmura 大村
Nahezu das gesamte Treiben der Insel spielt sich in Ōmura, dem “großen Dorf”, am nördlichen Ufer der Futami-Bucht ab. Hier befinden sich die Piers der Fähren von und nach Tokyo und Hahajima, hier ist der einzige Warenumschlagplatz, und hier befinden sich auch die einzigen Geschäfte der Insel – zwei kleine Supermärkte, ein Souvenirladen und noch ein paar wenige, kleinere Läden. Das Leben spielt sich hauptsächlich entlang der 湾岸通り, der Küstenstraße, ab. In einer parallel dazu verlaufenden Gasse nördlich der Hauptstraße befinden sich die meisten Restaurants und Bars der Insel — außerhalb von Ōmura findet man so etwas so gut wie überhaupt nicht.
Weltnaturerbezentrum (世界自然遺産センター)
Im Jahr 2011 wurden die Ogasawara-Inseln mit dem Titel “Weltnaturerbe” geadelt (in Deutschland gibt es soweit 3 Weltnaturerbestätten – Grube Messel, das Wattenmeer und die Buchen- und Urbuchenwälder in Thüringen und MVP) – doch nicht unbedingt wegen der ganzen Delfine und des schönen blauen Meeres, sondern eher wegen der Evolution der Schnecken. Im Weltnaturerbezentrum, welches Besuchern kostenlos offensteht, erfährt man mehr über die Natur. Hier werden auch Forschung sowie Konservierungsarbeit geleistet.
Ogasawara Fischereizentrum (小笠原水産センター) 小笠原水産センター
Am nordöstlichen Ortsrand und direkt am Fischereihafen liegt das sogenannte Fischereizentrum – hier findet man eine in die Jahre gekommene Ausstellung über die hiesigen Meereslebewesen, inklusive einiger Aquarien. Der Eintritt ist frei. Zu den lebenden Tieren gehören auch Kugelfischarten, die in der Gegend vorkommen. Die Aquarien wirken etwas trist – für die Muränen zum Beispiel hat man einfach nur ein paar Verbindungsrohre als Versteck zusammengesetzt.
Ogasawa b-shippu Tourismusbehörde 小笠原B-しっぷ観光協会
Gegenüber des Gemeindeamtes von Ogasawara steht ein kleines Gebäude mit einem imposanten, tiefblauen Walmosaik an der Fassade – dies ist die Tourismusbehörde der Gemeinde, in der zum Beispiel Aushänge Veranstaltungen im Ort bekanntgeben. Dazu gibt es auch Pamphlete und dergleichen, doch die Einrichtung erscheint obsolet, denn die gleichen Informationen bekommt man auch im Fährterminal und anderswo – in dem Sinne ist ein Besuch hier wenig lehrreich.
Ogasawa Besucherzentrum (小笠原ビジターセンター)
Nur rund 100 m von der Tourismusbehörde entfernt und direkt neben dem großen Park steht das wesentlich größere Besucherzentrum der Insel, und hier wird es um einiges interessanter, erfährt man hier doch viele Dinge über die örtlichen Gegebenheiten, inklusive die Tier- und Pflanzenwelt. Gelegentlich gibt es auch temporäre Ausstellungen über die Geschichte des Ortes und der Inseln im Allgemeinen. Auch hier ist der Eintritt frei. An einem Regentag ist ein Besuch hier durchaus eine Alternative.
Hl. Georg-Kirche Ogasawara 小笠原聖ジョージ教会
Die ersten permanenten Bewohner der Insel waren Amerikaner, Europäer und Polynesier (siehe Geschichte weiter oben), weshalb das Christentum eine lange Tradition auf Chichijima hat. 1909 wurde eine erste Kirche gebaut – mit Unterstützung der englischen Kirche. Das Bauwerk ging jedoch in den Kriegsjahren in Flammen auf. Nach dem Krieg bauten die Einwohner ausländischer Abstammung mit Hilfe der amerikanischen Armee eine neue Kirche, die 1968 den englischen Beinamen “Chapel of Peace” erhielt. An Sonntagen werden hier auch heute noch Messen gelesen – auch Taufen werden hier veranstaltet.
Ōgamiyama-Schrein (大神山神社)
Natürlich gibt es auch, wie es sich für jede japanische Insel gehört, auch Schreine und Tempel auf Chichijima. So steht in Ōgiura ein erst 2007 errichteter Tempel mit dem merkwürdigen Namen 行行寺 sowie der Ogasawara-Jinja nebst Denkmal der Besiedlung der Bonin-Inseln. Der größte Schrein befindet sich jedoch direkt neben dem Zentrum von Ōmura und heißt 大神山神社 – der “Schrein des Großen Götterberges” – der Berg selbst, an dessen Hang sich der Schrein befindet, heißt allerdings Ōneyama, und von dem hat man eine grandiose Aussicht auf die weitere Umgebung. Der erste Schrein wurde hier 1886 errichtet, doch er brannte wie der Rest des Ortes zum Kriegsende hin nieder. Der jetzige Bau wurde 1979 vollendet. Geht man am Schrein vorbei, gelangt man zu alten Bunkeranlagen und diversen Aussichtsplattformen.
Ōgamiyama-Park (大神山公園)
Dieser Park umschließt die Häuserzeile an der Hauptstraße von Ōmura – vom Fährhafen aus gesehen rechts umschliesst der den gleichnamigen Schrein, linkerhand der Hauptstraße umfasst er die weitere Gegend zwischen der Hauptstraße und der Bucht. Dort gibt es auch einen Sandstrand, an dem man baden kann. Auch hier, mitten im Ort, zeugen im Juni die markanten Spuren im Sand davon, dass Meeresschildkröten hier ihre Eier ablegen. Am Uferbereich des Parks befindet sich auch eine große Fläche für 祭り und andere Veranstaltungen.
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Außerhalb von Ōmura
Die ganze Insel ist voller Sehenswürdigkeiten – nicht alle kann man von Land aus erschließen, für einige braucht man ein Boot. Wer also möglichst viel sehen möchte, sollte mindestens eine Ganztagestour mit einem Boot buchen.
Die Liste der Sehenswürdigkeiten ist nicht vollständig, bietet aber einen guten Querschnitt durch das, was man auf Chichijima erwarten kann.
Kopepe Beach (コペペ海岸)
Den etwas ungewöhnlichen, da rein gar nicht japanisch klingenden Namen verdankt dieser Strand einem Polynesier von den Gilbert-Inseln (Kiribati), der hier gern im 19. Jahrhundert seine Zeit verbrachte. Der kleine Sandstrand liegt an einer relativ geschützten Bucht, die sich hervorragend für das Schnorcheln, Schwimmen und Kanufahren eignet – auch hier gibt es Korallen und eine große Fischvielfalt. Und nicht nur das – läuft man die letzten Meter zu Fuß zum Strand, hört man es überall rascheln – das sind オカヤドカリ – Landeinsiedlerkrebse. Von denen gibt es auf den Ogasawara-Inseln vier Arten, die allesamt geschützt sind. Am Kopepe-Strand dominieren die
“murasaki okayadokari”, auf lateinisch Coenobita purpureus und auf Englisch ganz romantisch “Okinawan blueberry hermit crab” genannt. Wie der Name schon sagt, sind diese Krabben blau bis violett, und am Kopepe-Strand bevorzugen die Krabben die großen Häuser der Großen Achatschnecke (die eigentlich nicht hierher gehört, siehe “Invasive Arten” weiter oben).
Der Kopepe-Strand liegt von Omura aus gesehen auf der anderen Seite der Bucht, rund einen Kilometer hinter Ōgiura. Mit Zweirädern kann man direkt bis zum Strand fahren. Der Inselbus fährt hier nicht vorbei – man kann nur bis Ōgiura fahren und von dort gut 20 Minuten laufen.
Minamijima (南島)
Fast in Rufweite, und zwar rund 900 Meter vom Südwesten der Insel Chichijima entfernt, liegt die Insel Minamijima – die “Südinsel”. Hier sieht die Gegend ganz anders aus als zum Beispiel im Norden, Westen oder Süden der Insel – zwischen Minamijima und Chichijima liegen zahlreiche kleine und kleinste Inseln aus offensichtlich unterschiedlichem Material als der Rest von Chichijima. Es handelt sich um Kalkstein – genauer gesagt um einen “ertrunkenen Karst”, der nur in Teilen, so auch im Fall der Minamijima, aus dem Wasser ragt.
Der Zutritt zu der unbewohnten Insel ist stark begrenzt – maximal 100 Menschen pro Tag dürfen auf die Insel, von Ende November bis Ende Februar ist die gesamte Insel gesperrt. Die Insel darf dabei auch nur maximal 2 Stunden lang und nur in Begleitung eines zertifizierten Guides betreten werden. Minamijima ist rund 1,5 Kilometer lang, aber an der breitesten Stelle nur 300 Meter weit. Die Karstlandschaft entstand im Tertiär und zeigt die karsttypischen Verwitterungsformen, die entstanden, als der Meeresspiegel während der Eiszeiten stark absank. Heute liegt nur noch ein kleiner Teil über der Wasseroberfläche.
Die Insel war einst mit niedrigen Bäumen bewachsen – bis irgendwann Ziegen auf die Vegetation losgelassen wurden, die den kompletten Bestand vernichteten. Die Insel bot deshalb bis in die 1990er einen traurigen, kahlen Anblick. Seit 2003 herrschen jedoch strenge Regeln für Besucher (siehe weiter oben), und die Ziegen wurden schon ein paar Jahre vorher entfernt – mit Erfolg. Die Vegetation kehrt wieder zurück, und die Insel ist ein Paradies für Vögel, die hier brüten – allen voran Weißbauchtölpel. Die wenigen erlaubten Besucher dürfen angelegte Pfade nicht verlassen, um die Vögel nicht zu stören und die Vegetation zu schützen. Doch trotz all dieser Vorsichtsmaßnahmen wurde 2024 erstmals ein Rotbauchanolis (siehe invasive Arten oben) auf der Insel entdeckt – man rätselt noch, wie das Tier dorthin kam, doch da die Echsen eine Gefahr für die auf der Insel lebenden Insekten und Vögel darstellen, versucht man mit Fallen, die Tiere wieder zu vertreiben.
Die Insel hat keine feste Anlegestelle – kleine Boote mit maximal zehn Personen können in eine geschützte Bucht, 鮫池 genannt, der Insel nähern, um dort an einem Felsvorsprung Besucher abzuladen. Der sameike (=Haifischsee) hat seinen Namen nicht ohne Grund – hier ruhen sich tagsüber gern Haifische aus, doch Schwimmen und Tauchen ist hier verboten. Die Zufahrt zu der Bucht ist jedoch aufgrund zahlreicher Felsen nur ein paar Meter breit und erfordert aufgrund der vor der Bucht herrschenden Strömung und Wellen viel fahrerisches Können.
Kanufahrer und Schwimmer beziehungsweise Taucher können sich auch, ruhige See vorausgesetzt, durch einen natürlichen Karsttunnel her nähern und erreichen so den nicht ohne Grund so genannten 扇池 (Fächersee) – eine winzige Bucht mit herrlich türkisgrünem Wasser und einer großen Krabbenschar beiderseits des weißen Sandstrandes. Hinter dem Strand fällt eine riesige Anzahl von Schneckenhäusern auf, die aus einer Sandschicht zu purzeln scheinen – ヒロベソカタマイマイ – einer Landschnecke mit dem lateinischen Namen mandarina luhuana, die nur auf den Bonin-Inseln (eventuell sogar nur auf Minamijima) vorkam und vermutlich vor rund 1000 Jahren ausstarb. Die abertausenden Schneckenhäuser sind also Fossilien beziehungsweise auf dem besten Wege, zu solchen zu werden. Doch trotz der großen Menge sei angemerkt, dass es streng verboten ist, irgendwelche Artefakte von der Insel mitzunehmen.
Heart Rock (ハートロック) | Chihiro-Felsen (千尋岩)
Diese fast 200 m hohe Formation aus rotem Gestein befindet sich an der Südküste der Insel und kann nur vom Meer aus gut eingesehen werden. Der Felsen wird zwar eigentlich Chihiro-Felsen genannt, doch aufgrund seiner markanten Form nennt man ihn auch schlicht “Heart Rock” (und natürlich gibt es dementsprechend im Hauptort der Insel auch ein Heart Rock Cafe). Wie eingangs geschildert ist der Süden der Insel Chichijima so gut wie unbewohnt, und das hat seine Gründe – die zerklüfteten Felsen lassen keine Landwirtschaft oder gar Siedlungen zu. Obwohl die Berge hier insgesamt nur bis rund 300 Meter hoch sind, bildet die feuchte Pazifikluft hier gern Wolken über den Bergen, was die gesamte Kulisse beinahe bedrohlich erscheinen läßt.
Die Steilküste rund um den Heart Rock-Felsen ist bis zu 260 m hoch. Direkt an der Steilküste dominiert hier ein Gestein mit dem Namen Boninit-Kissenlava, welche hier im senkrechten Aufschluss sehr gut sichtbar ist. Darüber liegt ein klar definierter Bereich mit Tuff-Brekzie, gefolgt von Dazit. Direkt am Heart Rock nun gibt es eine gewaltige Verwerfung, die durch mehrere, sehr starke Erdbeben in Folge entstanden sein muss. In diese Verwerfung nun drang Dazit-Kissenlava ein, die hier wahrscheinlich aufgrund eines relativ hohen Eisenanhaltes rot gefärbt ist. Aus der Ferne sieht der rote Felsen in der Tat wie ein gigantisches Herz aus.
Man kann den Felsen auch vom Hinterland her in einer mehr als 2½-stündigen Wanderung erklimmen – allerdings darf man das nur mit einem lizensierten Führer. Von oben kann man im Winter gelegentlich Buckelwale sehen.
USK Coffee
Das kleine, gemütliche Cafe “USK Coffee” ist an sich keine Sehenswürdigkeit als solche, aber dennoch einen Abstecher wert: Das Cafe liegt in der Mitte des Südteils der Insel, und hier sieht die Landschaft erstaunlich mediterran aus. Hier befindet sich ein kleiner Talkessel, geschützt von fast kahlen Bergen. In dem Tal liegt auch der Trinkwasserspeicher der Insel, genährt von ein paar kleinen Flüsschen aus den Bergen.
Das Mikroklima des kleinen Tals erlaubt den Anbau von Kaffeebohnen, und so kommt man hier (oder in einem weiteren Cafe unweit von USK) tatsächlich in den Genuss von in Japan angebautem Kaffee. Der ist zwar relativ teuer, aber es lohnt sich: Der Kaffee hat einen eigensinnigen, aber sehr harmonischen Geschmack. Dazu passt auch die Kulisse – die Berge im Hintergrund sowie zahlreiche freilaufende Hühner gleich hinter dem Cafe entspannen ungemein.
Chūō-zan (中央山
Quer durch die Insel, von Süd nach Nord, verläuft eine kleine Bergkette – die ist zwar mit gut 300 Metern nicht gerade sehr hoch, aber das wirkt auf Chichijima etwas anders, da ja das Meer beiderseits sehr nah ist und die Berge teilweise sehr steil sind. Der höchste Berg der Insel, so steht es jedenfalls noch vielerorts geschrieben, ist der “Mittelberg” (oder “Zentraler Berg”), und er ist 319 Meter hoch, doch spätestens seit Herausgabe von neuen topographischen Karten im Jahr 1992 ist klar, dass der eigentliche höchste Gipfel ein 326 m hoher, namenloser Berg im Süden der Insel ist. Fakt ist jedoch, dass man vom Mittelberg den besten Ausblick auf fast die gesamte Insel hat – inklusive dem Hauptort, und bei gutem Wetter sieht man auch problemlos die 40 km südlich gelegene Insel Hahajima.
Der Berg ist sehr leicht zu erreichen – er liegt nur 300 m von der wichtigsten Straße der Insel entfernt, von dort beträgt der Höhenunterschied nur rund 50 Meter. Auf dem Gipfelgrat gibt es gleich zwei Aussichtsplattformen – auf der hinteren sind Schautafeln installiert, die erklären, was man alles sehen kann. Zwischen den Aussichtspunkten findet man Überreste militärischer Anlagen, die hier in den letzten Jahren des 2. Weltkrieges installiert wurden. Darunter befindet sich auch das stark verrostete Podest einer Radaranlage sowie Schützengräben.
Ogasawara Marine Center (小笠原海洋センター)
Am Ortsrand von Ōmura, direkt neben der Straße nach Ōgiura, befindet sich das Ogasawara-Marine-Center, eine schon etwas in die Jahre gekommene Einrichtung. Im Inneren gibt es einen Ausstellungsraum, in dem anhand von ziemlich angestaubten Exponaten erklärt wird, welche Meerestiere in der Gegend vorkommen – und wann und wie Jagd auf selbige gemacht wurde. Die Ausstellung ist kostenlos, aber wer bereits im Besucherzentrum von Ogasawara oder im Fischereizentrum (beides siehe oben) war, wird hier nicht allzu viel Neues finden. Ein Besuch ist dennoch interessant, denn hinter dem Hauptgebäude gibt es eine kleine Zuchtstation für Meeresschildkröten, die man hier in verschiedenen Stadien sehen kann.
Auch die Besichtigung der Meeresschildkrötenaufzucht ist kostenlos – wer aber dazu eine (natürlich japanischsprachige) Führung haben möchte, muss dafür bezahlen. Hier gibt es neben vielen Jungtieren auch ein paar relativ seltener, weißer Meeresschildkröten. Diese sind kleiner als ihre Artgenossen und in der Regel schwächer, weshalb man sie so gut wie nie in freier Wildbahn sehen kann.
Viele der am Strand der Insel gelegten Schildkröteneier werden eingesammelt und in einer Aufzuchtstation großgezogen, um den Tieren bessere Überlebenschancen zu garantieren.
Hatsune-Küste (初寝海岸
Chichijima hat eine ganze Reihe von kleinen Stränden, von denen einige wirklich sehr abgelegen beziehungsweise schwer erreichbar sind. Dazu gehört auf jeden Fall die Hatsune-Küste im zentralen Teil der nahezu unbewohnten Ostküste. In dieser Bucht trafen die ersten Siedler aus dem fernen Edo ein – und hier verbrachten sie die erste Nacht, weshalb der Strand auch den Namen “Hatsune” – “erster Schlaf” – erhielt. Von der Straße, die hier auf dem Berggrat entlangführt, gibt es einen rund 1,4 Kilometer langen Pfad zur Küste, doch auf der kurzen Strecke legt man rund 275 Höhenmeter zurück – hin und zurück hat man hier also rund 550 m Höhenmeter auf weniger als 3 Kilometer vor sich.
Der Fußweg zum Strand beginnt am Yoakeyama, dem “Morgendämmerungsberg”, welcher direkt an der Straße liegt. Dort befindet sich auch ein großer Funkmast – sowie zahlreiche Überreste militärischer Anlagen aus dem 2. Weltkrieg, darunter auch ein gewaltiger Hochbunker. Direkt neben der Straße steht auch das kopflose Denkmal von 二宮金次郎 (Kinjiro Ninomiya). Dieser war ein Agrarwissenschaftler, der von 1787 bis 1856 lebte und, obwohl aus sehr armen Verhältnissen stammend, dank seines Fleisses mehr als 600 Dörfer neu aufbaute. Die Statue des bücherlesenden und dabei eine Fuhre Holz tragenden Ninomiya galt seit der Meiji-Zeit als Symbol des archetypischen Japaners – seine Vita war lange Zeit ein wichtiger Bestandteil der Grundschulbildung. Aus dem Grund gab es früher in nahezu jeder japanischen Grundschule das gleiche Denkmal – doch auch an ihm geht die Zeit nicht spurlos vorüber. Seit 2024 werden immer mehr seiner Denkmäler entfernt – vor allem deshalb, weil Eltern und Lehrer befürchten, dass Kinder denken, dass Bücherlesen (bzw. heute Smartphone-Schauen) beim Gehen in Ordnung seien.
Die Straße von Ōmura nach Ōgiura führt auf halbem Wege an der kleinen Sakaiura-Bucht vorbei – diese besticht durch glasklares Wasser sowie einem nicht zu übersehenden Schiffswrack. Es handelt sich um die Hinkō-maru, einem 1936 gebauten Frachter, der damals hauptsächlich Kohle von der zu jener Zeit von Japan besetzten Mandschurei zum Mutterland transportierte.
Im 2. Weltkrieg wurde das 5000-Bruttotonnen-Schiff in der Nähe der Insel Saipan (heute Nördliche Marianen, verwaltet von den USA, gut 1000 Kilometer südlich von Ogasawara) von amerikanischen Schiffen angegriffen, doch es konnte, wenn auch stark beschädigt, fliehen. Am 4. August 1944 wurde es erneut, dieses Mal durch Kampfflugzeuge, angegriffen und ging in Flammen auf – seitdem ruht es in der Sakaiura-Bucht in gerade einmal 5 Metern Tiefe. Die Korrosion setzt dem Schiff seitdem stark zu, weshalb heute nahezu das gesamte Schiff beziehungsweise das, was davon übrig blieb, unter der Wasseroberfläche ruht.
Nagasaki (長崎
Der Name bedeutet einfach nur “langes Kap” und deshalb im küstenreichen Japan keine allzu große Seltenheit. Die Hauptstraße der Insel führt im Nordosten der Insel am Nagasaki und dem gleichnamigen Aussichtspunkt vorbei – von dort hat man einen sehr schönen Blick auf die Nordküste und die benachbarte, unbewohnte 兄島. Leider kommt man nicht umhin, den angestrandeten Müll in den kleinen Buchten zu bemerken, der vom hohen Verschmutzungsgrad des eigentlich unglaublich großen Pazifik zeugt. Die Nationalparkverwaltung sowie die Stadtverwaltung von Tokyo reinigen zwar regelmäßig die Strände, doch man kommt nicht hinterher.
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Aktivitäten
Die Inseln leben zu einem großen Teil vom Tourismus, weshalb es ein entsprechend gutes Angebot gibt. Die meisten Touren dauern entweder einen halben Tag oder einen ganzen und umfassen selten mehr als 10 Personen. Da die Inseln von Korallen umsäumt sind und eine außerordentlich große Artenvielfalt an Meeresbewohnern aufweisen, stehen entsprechende Aktivitäten ganz oben in der Beliebtheitsskala. Im Prinzip herrscht dabei quasi das ganze Jahr über Badesaison – Wassertemperaturen unter 20 Grad sind selten, und im Mai zum Beispiel liegt die Durchschnittstemperatur in der Futami-Bucht bei rund 23 Grad. Auch die Lufttemperatur ist das ganze Jahr über angenehm – selbst im Winter liegt sie selten unter 15 Grad und im Sommer selten über 30 Grad. Es ist also wesentlich wärmer als in Tokyo im Winter – und etwas kühler als in Tokyo im Sommer. Das Klima ist dabei maritim geprägt, mit einem relativ geringen Temperaturunterschied zwischen Tag und Nacht. Rund um den Juni herrscht Regenzeit auf den Inseln mit teils ergiebigen, lang anhaltenden Regenschauern. Ab August beginnt die Taifunsaison mit teils verheerenden Folgen – und großen Einfluss auf den Fahrplan der Fähre.
- Tauchen
- Schnorcheln
- Whale-watching
- Schwimmen mit Delphinen
- Meereskanu (normale Kanus/mit Ausleger)
- Fischen/Angeln
- Touren zu den Kriegsruinen (戦跡)
- Parasailing
- Trecking (durch die Berge)
- Nachtwanderungen (Eiablage von Meeresschildkröten, leuchtende Pilze, Sternenhimmel)
- Besuch der kleinen Insel Minamijima (nur mit zertifizierten Guides)
Besonders empfehlenswert sind die Ganztagestouren, bei denen man mehrere Sachen gleichzeitig machen kann – zum Beispiel Schnorcheln, Wale beobachten, mit Delfinen schwimmen und die Minami-jima besuchen. Natürlich bedeutet das nicht, dass auch wirklich alle angebotenen Sachen abgehakt werden können – bei Walen hat man oft Pech, und auch die Delfine befinden sich nicht zwingend dort, wo das Boot auch hinfährt. Auch das Wetter kann schnell einen Strich durch die Rechnung machen und die Route verkürzen oder gar die ganze Tour ins Wasser fallen lassen. Gerade bei Bootstouren wird es schnell kritisch. Drei verschiedene Faktoren – Wellenhöhe, Strömungsgeschwindigkeit und Windstärke werden ständig gemessen, und wenn auch nur einer dieser drei Werte einen Grenzwert überschreitet, muss die Tour abesagt oder abgebrochen werden (bei der Wellenhöhe zum Beispiel liegt der Wert bei 1,5 Metern).
Die Touranbieter sind allesamt lizenziert und dementsprechend an gewisse Standards gebunden. Das muss aber nicht unbedingt heißen, dass alles perfekt ist: Bei einer Bootstour wurden zum Beispiel Sicherheitsgurts verteilt, die sich zum Schwimmring aufblasen, wenn man an der Leine zieht. Beim ersten Schnrocheln wurden diese wieder eingesammelt – und danach nicht wieder verteilt, was etwas sinnlos erscheint, zumal die See erst nach dem Schnorcheln richtig rauh wurde. Ausländische Besucher sollten sich auch bei einer Buchung informieren, ob Japanischkenntnisse erforderlich sind oder nicht, denn Englischkenntnisse seitens der Führer sind alles andere als gegeben.
Für eine Ganztagestour (in der Regel von 8 bis 16 Uhr) werden je nach Anbieter zwischen 14000 und 20000 Yen fällig, bei Tauchtouren kommen noch Gebühren für die Ausrüstung hinzu.
Kanufahrer, Schwimmer und Taucher seien gewarnt: Mitunter herrschen auf der Insel komplizierte Strömungsverhältnisse, da je nach Mondstand das Wasser mal in die und mal in die andere Richtung fliesst. Das führt auch dazu, dass sich innerhalb weniger Meter die Wassertemperatur schlagartig um ein paar Grad ändern kann – zum Beispiel in den kleinen Buchten zwischen den Inseln. Es gab bereits etliche tödliche Unfälle (und zahlreiche Vermisste) aufgrund von Besuchern, die die Strömung unter- beziehungsweise ihre Kräfte überschätzt haben.
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Fortbewegung
Sich auf Chichijima fortzubewegen ist nicht ganz einfach – es gibt zwar zwei Buslinien, eine Kreislinie und die sogenannte Kominato-Linie, doch die Zahl der Busse pro Tag ist stark begrenzt. Eine einfache Fahrt kostet hier 200 Yen, zu entrichten beim Einstieg. Die Busse fahren allerdings überhaupt nicht in die Berge oder zu entlegenen Stränden, weshalb man auf eigene Transportmittel angewiesen ist, zumal es auch nur ein einziges Taxi auf der ganzen insel gibt.
Die Rundstraße rund um die Insel ist etwa 30 Kilometer lang und sehr bergig. Im Hauptort gibt es einen größeren Verleih von Fahrrädern und Mopeds bei 小笠原観光(株式会社) – Ogasawa Kankō K.K. Die Mopeds (auf japanisch kurz 原付 genannt) dürfen mit einem normalen PKW-Führerschein gefahren werden (Achtung: deutsche und viele andere Fahrerlaubnisbesitzer benötigen eine beglaubigte Übersetzung des Führerscheins). Beim Verleih wird man gefragt, ob man das Fahren von Mopeds gewohnt ist – beantwortet man die Frage mit “Nein”, bekommt man kein Moped verliehen, da sich wohl in letzter Zeit Unfälle durch ungeübte Fahrer häuften.
Obiger Verleih vermietet auch Fahrräder mit Batterie, 電動アシスト, genannt, die allerdings zum Aufladen bis 18 Uhr abends zurückgegeben werden müssen. Eine Batterieladung reicht nicht für eine Inselumrundung, aber wer geschickt die Batterie nutzt und auf Ebenen und Abfahrten abschaltet, schafft es ohne viel Schieben (der Höhenunterschied bei einer Unrundung liegt bei 700 Metern, es geht also viel bergab und bergauf).
Ebenso werden normale Fahrräder (in Japan salopp ママちゃり genannt) verliehen – diese kann man einige Tage lang ausleihen, aber wie bereits erwähnt ist die Insel voller Berge und ein Mamachari deshalb nur von begrenztem Nutzen, zumal japanische Standardfahrräder mit ihren 24”-Rahmen recht klein ausfallen.
Man kann auch Autos ausleihen – ebenfalls im Hauptort – doch die Zahl ist sehr begrenzt, weshalb sich eine Reservierung weit im Voraus empfiehlt. Dazu sollte man auch bedenken, dass sowohl Leihkosten als auch Spritkosten weit über dem japanischen Durchschnitt liegen.
Achtung: In Japan herrscht eine Nulltoleranz-Politik wenn es um Alkohol am Steuer geht. Das gilt auch für Mopeds und sogar für Fahrräder. Polizei ist auf der Insel durchaus präsent, weshalb Vorsicht geboten ist. Das gilt auch für alle Straßen im Allgemeinen, denn auf den Ogasawara-Inseln wimmelt es nur so von Tieren.
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Kulinarisches
Auf Chichijima gibt es – im Gegensatz zur Nachbarinsel Hahajima – etliche Restaurants verschiedener Genre. Naturgemäß findet man hier zahlreiche Sachen auf der Speisekarte, die man anderswo nicht findet – aber es gibt dementsprechend auch viele Sachen, die es anderswo gibt und hier nicht. Die Lebensmittelpreise für Sachen, die mit dem Schiff herangebracht werden müssen, liegen teilweise deutlich über dem japanischen Durchschnitt, doch auswärts essen gehen ist auf Chichijima erstaunlich preiswert und in jedem Fall nicht teurer als in Tokyo. Die größte Spezialität der Insel ist zweifelsohne Meeresschildkröte. 亀料理 wird in vielen Restaurants angeboten, da, wie oben erwähnt, nur 135 Tiere pro Jahr erlegt werden dürfen. Im Juni und Juli dürfen die Schildkröten nicht gejagt (beziehungsweise besser; eingesammelt) werden, denn dann ist der Höhepunkt der Eiablage. Außerdem müssen die Schildkröten länger als 75 cm lang sein. Schaut man sich jedoch die Speisekarten der Restaurants an und rechnet die Menge an Besuchern hoch, fällt es schwer zu glauben, dass man mit nur 135 Tieren auskommt.
Die Schildkröten werden fast vollständig verwertet. Das Muskelfleisch wird als 刺身 serviert und mit Soyasauce und geriebenem Ingwer gegessen. Vom Aussehen erinnert es stark an den fettarmeren Teil des Maguro (Thunfisch), von der Konsistenz und vom Geschmack her erinnert Schildkrötensashimi jedoch eher an 馬刺し (rohes Pferdefleisch, eine Spezialität in Kumamoto und Aomori). Es hat keinerlei Beigeschmack wenn es frisch ist – eben wie Basashi. Andere Teile werden in einem Sud mit Soyasauce, Mirin usw. gekocht und als 亀煮 (Schildkröteneintopf) serviert, wobei sich hier ein gewisser Eigengeschmack entwickelt. Von der Konsistenz etwas gewöhnungsbedürftig sind die Flossen, die aus einer dicken Kollagenschicht und etwas Fleisch bestehen – die werden, in dünnen Scheiben geschnitten, mit ポン酢 (leicht fermentierter Zitrusessig) serviert.
Fleischgerichte gibt es freilich auch, aber sämtliches Fleisch muss mit dem Schiff herangebracht werden. Besser sieht es bei Obst und Gemüse aus – eine (vegetarische) Spezialität sind Udon mit Guava-Mehl, wobei die Nudeln eher an Soba erinnern. Die Inseltomaten sind sehr schmackhaft, und das reichhaltige Obstangebot, allen voran Passionsfrüchte und Zitronen, wird gern für Desserts und Cocktails genutzt. Man verhungert also nicht auf Chichijima, ganz im Gegenteil, doch man muss bedenken, dass fast alle Restaurants auf der Insel nur eine sehr geringe Kapazität haben. Als allein Reisender findet man in der Regel schnell einen Platz am Thresen, aber bei mehreren Personen empfielt sich unbedingt eine Reservierung. Viele Restaurants öffnen und schließen auch unregelmäßig, weshalb man sich besser im Voraus informiert, ob und wann geöffnet ist.
Zu den empfehlenswerten Restaurants gehören die folgenden:
- Como
Eine kleine Izakaya mit einem Touch Jamaica und hervorragender Küche – hier schmeckt einfach alles. Befindet sich in einer Seitengasse, die parallel zur Hauptstraße von Omura verläuft - Chara
Eines der größten Restaurants vor Ort, ebenfalls im Izayaka-Stil aber mit leicht westlich angehauchtem Ambiente. Liegt quasi direkt neben dem Como - Crayon
Liegt direkt an der Hauptstraße und ist sowohl als Bar als auch als Restaurant empfehlenswert. Bietet lokale und westliche Gerichte mit sehr passabler Qualität. Hier (aber auch in den anderen Restaurants) kann man die lokalen alkoholischen Spezialitäten wie Passionsfruchtlikör, Rum und Takenoha-Shu probieren. - Heartrock Cafe
Auffälliges, rustikales Cafe mit angeschlossenem Ökotourismus-Shop. Gut für einen Kaffee und ein Stück Kuchen, zum Beispiel Inselbananentorte
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Souvenirs
Die wichtigsten Souvenire eines Besuchs von Chichijima sind auf jeden Fall die guten Erinnerungen – doch die Inseln bieten auch ein paar wenige ortstypische Mitbringsel an – neben den obligatorischen T-Shirts und dergleichen sind dies vor allem auf den Ogasawara-Inseln gebrannter Rum, Passionsfruchtliköre oder -getränke, Zitronenprodukte, Meersalz sowie Flechtarbeiten aus den Blättern des タコの木, einer Schraubenbaum-Art, die nur auf Ogasawara vorkommt. Natürlich gibt es auch die üblichen, schön verpackten Süßigkeiten und dergleichen, die aber nicht viel mit der Insel zu tun haben.
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»Miokuri« – Abschied
Auf entlegenen Inseln werden die abfahrenden Boote gern verabschiedet – ursprünglich von Freunden und Angehörigen der Passagiere, doch manchmal auch von Angestellten der Tourismusbranche wie Herbergseltern, Guides, Tauchführer und dergleichen. Die Prozedur wird 見送り送り genannt, bei der die Menschen an der Pier stehen, winken und rufen. In Chichijima ist das auch der Fall, doch hier fahren auch noch zahlreiche Boote der Fähre hinterher und bescheren die Besucher so mit einem der Insel wirklich gebührenden Abschied, der in Erinnerung bleibt.
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Anreise
Wie eingangs beschrieben ist die Fähre die einzige Verbindung zur Insel – die 小笠原丸 genannte, 7-stöckige Fähre legt vom 竹芝 (Takeshiba)-Pier im Zentrum von Tokyo, nahe der Yamanote-Ringlinien-Station Hamamatsuchō um 11 Uhr morgens ab und kommt exakt 24 Stunden später in Chichijima an. Die Rückfahrt beginnt am Futami-Hafen auf Chichijima um 15 Uhr und endet in Tokyo am folgenden Tag um 15 Uhr. Die Fähre kann maximal rund 600 Passagiere befördern – es gibt mehrere Klassen:
Jap. Name | Lesung | Beschreibung | Preis einfache Fahrt |
---|---|---|---|
2等和室 | Nitō Washitsu | Großer Schlafsaal mit nur kleinen Abgrenzungen im Kopfbereich | 29,320 Yen |
2等寝台 | Nitō Shindai | Offene 4-Bettzimmer mit kleinen Doppelstock-Schlafkojen | 33,400 Yen |
特2等寝台 | Toku-Nitō Shindai | Richtige Zimmer mit Schlafkojen | 44,330 Yen |
1等室 | Ittō-Shitsu | Doppelzimmer mit rund 8.8㎡ | 61,380 Yen |
特1等室 | Toku-Ittō-Shitsu | Drei-Bett-Zimmer mit 19.1㎡ Fläche | 79,150 Yen |
特等室 | Tokutō-shitsu | Doppezimmer mit 19.1㎡, eigenem Bad usw. | 87,360 Yen |
Die ersten beiden Klassen umfassen jeweils rund 250 Passagiere und sind nach Frauen und Männern getrennt.
Die Ogasawara-Maru (-maru ist ein häufiger Suffix für Schiffe jeglicher Größe in Japan) ist eine relativ neue und schnelle Fähre mit einer Durschnittsgeschwindigkeit von rund 45 km/h. Auf der 4. Etage gibt es einen ständig besetzten Informationsschalter und ein Bordrestaurant, das zum Frühstück, zum Mittag und zum Abend für jeweils 2 Stunden geöffnet ist. Im 3. und im 4. Geschoß gibt es Verkaufsautomatenecken mit heißem Wasser und Mikrowellen. Ebenfalls auf dem 4. Deck gibt es einen Raum für Kinder und einen weiteren für Haustiere. Von der 4. bis zur 7. Etage gelangt man über Treppen oder mit dem Fahrstuhl. Es gibt auch Duschen auf jedem Deck. Auf dem 6. Deck gibt es einen kleinen Verkaufsladen, der Souvenirs, Getränke und Snacks verkauft, sowie im 7. Geschoß eine große Lounge, in der ebenfalls, aber nur bis 21 Uhr, einige Gerichte sowie Getränke verkauft werden (die Lounge selbst ist jeweils bis Mitternacht geöffnet). Auf dem 6. und 7. Deck kann man nach draußen gehen.
Auf dem 4. Deck erfährt man auch, wann die Fähre zu welcher Uhrzeit und in welcher Entfernung welche Inseln passiert – so fährt man zum Beispiel in bei normalem Wetter gut sichtbaren Abstand an den Izu-Inseln Oshima, Miyakejima, Mikoshijima und Hachiohjima vorbei – danach kommt eine Weile lang nichts, bis man schliesslich die Chichijima vorgelagerten Muko-Inseln passiert. Auf dem Weg von Tokyo nach Chichijima gibt es normalerweise Führer von der Insel, die den Passagieren an Deck geduldig erklären, welche Inseln man gerade sieht und was man auf Chichijima so machen kann.
Achtung: Rund 2 Stunden nach Verlassen bzw. vor Erreichen von Tokyo entfernt sich die Fähre vom Mobilfunknetz. Danach gibt es über 20 Stunden lang weder Mobilfunk noch Internet, denn Wifi gibt es nicht an Bord. Passagiere sind also gut darin beraten, Lektüre und andere Sachen zur Kurzweil mitzunemen. Diese Situation hat aber durchaus auch den positiven Effekt, dass man schnell mit anderen Passagieren ins Gespräch kommt. Und je nachdem, wie aktiv man auf den Inseln war, kennt man bei der Rückfahrt bereits dutzende Mitreisende, da man sich auf Chichijima schnell immer wieder über den Weg läuft.
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Übernachtung
Auf Chichijima gibt es dutzende Übernachtungsmöglichkeiten – allesamt sehr kleine Gasthäuser und Pensionen, die nur in seltenen Fällen höher als 3 Stockwerke sind. Der Großteil konzentriert sich auf den Ortskern Omura, mit nur wenigen Ausnahmen in Ogiura oder Kominato. Bei der Wahl muss man jedoch vorsichtig sein – es lohnt sich, sich vorher zu informieren, wo sich die Herberge befindet und wie man dort hin- und wieder wegkommt. Liegt die Unterkunft weit vom Zentrum entfernt, empfiehlt sich eine Übernachtung mit Vollkost (食事付き) oder im Falle einer schlichten Herberge ohne Verpflegung (素泊まり) eine Übernachtung mit großer Gemeinschaftsküche nebst Kühlschränken und Geschirr zur Selbstverpflegung.
Aufgrund der verkehrstechnischen Situation ist eine Buchung jedoch nicht ganz einfach. Da die Zahl der Besucher der Insel durch das Passagieraufkommen der Fähre stark begrenzt ist, kann es passieren, dass man eine Übernachtung buchen konnte – aber kein Ticket für die Fähre mehr bekommen kann, da diese oft über Wochen im Voraus ausgebucht sind. Das Ganze kann auch andersrum schiefgehen: Man hat ein Ticket für die Fähre ergattert, aber die Unterkünfte sind bereits alle ausgebucht (da es auch nicht wenige Langzeitbesucher gibt). Da Campen (キャンピング) bzw. die Übernachtung im Freien (野宿) auf Ogasawara strikt verboten sind, sollten Besucher auf jeden Fall beides im Voraus sichern – Fahrkarten für die Fähre und eine Unterkunft. Und das sollte man aufgrund der oben geschilderten Situation entweder Monate im Voraus erledigen oder über ein Reiseunternehmen, welches Fahrkarten und Unterkunft als Paket anbietet, was freilich einen kleinen Aufschlag mit sich bringt. Diese Gesamtpakete beginnen bei etwa 110’000 yen (2024: unter 700 Euro) pro Person. Ausländer müssen bei Fährbuchungen, ob direkt oder über ein Reiseunternehmen, ihre Reisepassnummer hinterlegen.
Ein Beispiel für eine einfache Unterkunft ohne Verpflegung, aber mit großer Gemeinschaftsküche, ist das シェアハウス海 (Sharehouse Umi) direkt am Strand von Ogiura. Damit liegt die Unterkunft zwar etwas abseits, aber man kann sich E-Scooter ausleihen, und die sehr freundliche Betreiberin, ihres Zeichens eine mit einem Deutschen verheiratete Japanerin mit hervorragenden Englischkenntnissen, holt die Gäste auch von der Fähre ab und bringt sie wieder zurück (nach Absprache fährt sie Gäste gelegentlich auch in den Ort, wenn man zum Beispiel nach Hahajima möchte oder abends ausgehen möchte). Die Unterkunft hat 5 sehr spartanische, aber auch sehr saubere Zimmer mit Gemeinschaftstoiletten und -duschen. Es gibt keinen Fernseher, aber Wifi, sowie eine Kochgelegenheit, eine Waschmaschine, Kühlschränke und alles andere, was man für einen längeren Aufenthalt so braucht. Die Besonderheit: Oftmals kommen Meeresschildkröten zur Eiablage direkt zu dem Sandstrand vor der Herberge. In der kleinen Ogiura-Bucht lässt es sich auch hervorragend schnorcheln, tauchen oder Kanu fahren – hier treten unter anderem oft Sardinenschwärme auf, aber auch (für den Menschen ungefährliche) Haie, Oktopusse und dergleichen sind keine Seltenheit. Eine Übernachtung schlägt mit rund 9’000 Yen zu Buche – auf Ogasawara geht das nicht günstiger.
Zu allgemeinen Übernachtungstipps siehe Übernachtungstipps Japan.
Herzlichen Dank für die ausführliche Beschreibung deiner Chichijima Reise.
Da möchte man doch gleich wieder die Koffer packen.