Nagoya. Das “go” wurde früher mit anderen Zeichen geschrieben. “Na” ist “Name, namhaft”, “go” bedeutet “alt” und “ya” bedeutet eigentlich “Händler”. “Nagoya” ist altjapanisch für “friedlich” – vielleicht kommt der Name daher!?
Zwischen Osaka und Tokyo an der Pazifikküste im Westen der Präfektur Aichi.
Den Atsuta-Schrein. Das wiederaufgebaute Schloss Nagoya-jō.
Beschreibung
Diese Stadt ist mit gut 2 Millionen Einwohnern Japans viertgrösste Stadt und hat auch den viertgrössten Hafen, der allerdings ein paar Kilometer vom Zentrum entfernt liegt. Die Stadt und das Umland werden oft Chūkyō 中京 genannt – “Mittlere Hauptstadt”. (Tokyo ist ja die “östliche Hauptstadt” und Kyoto die ursprünglich eigentliche Hauptstadt). Die Stadt war historisch als Handelsstadt bedeutsam – hier trafen sich die Handelswege Tōkaidō 東海道 (siehe Sekisho-ato Hakone) und Nakasendō 中山道. Und – die drei wichtigsten und bekanntesten Heroen der japanischen Geschichte, Oda Nobunaga 織田信長 & Toyotomi Hideyoshi 豊臣秀吉 (siehe Muromachi-Zeit) sowie Tokugawa Ieyasu 徳川家康 (siehe Edo-Zeit) wurden in Nagoya geboren.
Vom alten Glanz ist nicht viel übrig – die Stadt wurde durch Bombenangriffe im Zweiten Weltkrieg nahezu vollständig zerstört. Leider wurden auch der Atsuta-Schrein 熱田神宮 und das Schloss zerstört. Nach dem Krieg wurde die Stadt neu und grosszügig geplant und wiederaufgebaut.
Der Atsuta-Schrein ist neben dem Ise-Schrein 伊勢神宮 in der Präfektur Mie und dem Izumo-Schrein 出雲大社 bei Matsue eine der wichtigsten schintōistischen Stätten. Hier wurde einst das nun angeblich verschollene kusanagi no tsurugi 草薙の剣 (Grasmähschwert, eines der drei Reichsinsignien), aufbewahrt. Der heutige Schrein ist ein Nachbau aus Beton.
Mehr zum wiederaufgebauten Schloss siehe hier.
Die Stadt ist berühmt für den Goldenen Shachihoko (mehr dazu siehe Shachihoko) – der traditionelle “Giebelkarpfen”, der das Dach des Schlosses schmückt.
Die Stadt Seto-shi 瀬戸市 15 km östlich von Nagoya beherbergte im Jahre 2005 die EXPO 愛・地球博. Dabei wurden die Erwartungen der Veranstalter – im Gegensatz zur EXPO in Hannover – sogar übertroffen. Auf Nagoya hat die Weltausstellung mit Sicherheit einen positiven Effekt ausgeübt.
Seit der Jahrtausendwende hat sich sehr viel rund um den Hauptbahnhof von Nagoya getan. Dort sieht es mittlerweile fast genauso aus wie in Shinjuku (Tokyo) – es wimmelt nur so vor Wolkenkratzern. Dazu gehören die beiden runden JR Central Towers – beide sind über 200 Meter hoch. Hinzu kommen noch weitere mehr oder weniger grosse Büro- und Kaufhäuser. Der Bahnhof von Nagoya hält heute den Guinness-Weltrekord als Bahnhof mit der grössten Ladenfläche. Dank dessen kann man den Bahnhof von Nagoya heute, egal wo man sich in der Stadt aufhält, nicht verfehlen – jedoch wenn man erst mal davor steht, sieht man den Bahnhof vor lauter Gebäuden nicht. Dabei ist der Bahnhof von Nagoya mit einem Passagieraufkommen von mehr als 1,1 Millionen Menschen pro Jahr die Nummer sieben weltweit der meistfrequentierten Bahnhöfe (und die Nummer 6 in Japan, da die Top 10 von japanischen Bahnhöfen dominiert wird).
A propos Wolkenkratzer: Während es vor 2000 kaum welche in Nagoya gab, hat man seitdem gut zugelegt. Auffälligerweise haben nahezu alle Hochhäuser in Nagoya deutlich sichtbare Hubschrauberlandeplätze auf den Dächern. Und zumindest eines der Hochhäuser ist auch architektonisch von Interesse – das モード学園スパイラルタワーズ Mode Gakuen Spiral Towers – ein 170 Meter hohes Gebäude, das unter anderem eine Designhochschule beherbergt (Gakuen = Lehranstalt). Der Turm steht nur wenige hundert Meter südlich vom Hauptbahnhof. Eröffnet wurde er zu Silvester 2008.
Läuft man vom Bahnhof Nagoya Richtung Osten die 桜通り Sakura-Strasse entlang, kommt man nach gut zehn Minuten zu Fuss zur Brücke über den hier schmalen und in ein Betonbett gezwängten 堀川 Horikawa (wörtlich: Grabenfluss), der gen Norden direkt zur Burg führt, wobei es jedoch keine direkte Sichtachse zur Burg gibt. Entlang des Flusses gibt es ein paar Restaurants und Cafes, aber besonders malerisch ist der Abschnitt nicht unbedingt.
Hat man den Fluss überquert und läuft noch weitere 20 Minuten gen Osten, kommt man zum 久屋大通 Hisaya-ōdōri (Hisaya-Boulevard), der mit einer Breite von rund 100 Metern sensationell gross ist für japanische Verhältnisse. In der Mitte des Boulevards reihen sich kleine Parks aneinander. Diese Gegend zwischen der gleichnamigen U-Bahnstation und der Station 栄 Sakae ist das eigentliche Herz der Stadt Nagoya – hier befinden sich unzählige Läden über und unter der Erde. Auf halber Strecke steht hier der 180 Meter hohe, alte Fernsehturm 名古屋テレビ塔 Nagoya Terebi-tō – eine Stahlkonstruktion, die man in ca. 9 Monaten Anfang der 1950er hochgezogen hat. Der Turm hat durchaus seinen Charme – und mit dem breiten Boulevard und den Parks denkt man gern schnell an Paris, aber einem direkten Vergleich hält der Turm natürlich nicht stand.
Atsuta Schrein (熱田神宮)
In Sachen Besucherzahlen dürfte der Atsuta-Schrein auf halbem Weg zwischen Stadtzentrum und dem Hafen die Nummer eins sein: Laut Angaben des Schreins besuchen fast zehn Millionen Menschen das Heiligtum alljährlich – darunter sind natürlich viele Stadtbewohner, die dort traditionsgemäß Zeremonien durchführen. Es handelt sich hier nicht um einen gewöhnlichen Schrein, sondern um einen sogenannten 勅祭社 chokusaisha. “Choku” ist ein kaiserliches Dekret, “sai” das “Fest” und “sha” steht für Schrein. Das bedeutet, dass zu besonderen Festivitäten ein direkter Abgesandter des Tenno zugegen ist. Nur 15 der zehntausenden Schreine in Japan haben diesen Sonderstatus. Im Atsuta-Schrein soll sich das 草薙神剣 Kusanagi-no-mitsurugi befinden – das “Grasmähschwert”. Dieses ist eines der grossen, ungelüfteten japanischen Geheimnisse – ein legendäres Schwert, und Bestandteil der drei kaiserlichen Throninsignien (die anderen beiden sind ein Spiegel, in Form eines Schildes, aufbewahrt im Ise-Schrein, sowie das sogenannte “Krummjuwel”, aufbewahrt in der Kronprinzenresidenz in Tokyo).
Der Atsuta-Schrein wurde Überlieferungen zufolge bereits im Jahr 646 u.Z. erbaut. Jener steht leicht erhöht auf einem Landsporn, doch vor rund 1’500 Jahren war dies noch ein Kap, das in die Ise-Bucht hereinragte. Heute ist die Bucht fast 20 Kilometer entfernt, da man in der Zwischenzeit sehr viel Land trockenlegte.
Anreise
Liegt auf der Strecke des Tōkaidō-Shinkansen, der von Tokyo-eki über Kyoto, Osaka, Hiroshima bis nach Hakata fährt. Mit den Shinkansen, die nicht überall halten, dauert es von Tokyo zwei Stunden, von Kyoto 40 Minuten, Ōsaka eine Stunde, Hiroshima 2½ Stunden und Hakata vier Stunden.
Der Ort liegt günstig für Fahrten in das Kii-Gebirge 紀伊山地 und in die Präfektur Gifu.
Direkt bis Nagano fährt der Shinano Ltd. Express しなの特急, (dauert drei Stunden). Selbiger hält nach zwei Stunden auch in Matsumoto.
Vom Hafen Nagoya gibt es Fähren nach Sendai und Tomakomai 苫小牧 auf der Insel Hokkaido.
In der Stadt selbst kommt man mit der U-Bahn hervorragend voran – es gibt vier farblich verschiedene Linien – eine davon ist eine Ringlinie.
Übernachtung
Die üblichen Businesshotels und kleineren Unterkünfte. Kein spezieller Tipp, da weitergefahren. Zu allgemeinen Übernachtungstipps siehe Übernachtungstipps Japan.