Iwakuni 岩国
Iwakuni – “Fels – Land”. Iwakuni entstand durch Zusammenlegung der Ortschaft Iwakuni und dem Ort 麻里布 Marifu.
Iwakuni liegt an der Flussmündung des 錦川 Nishiki-gawa an der Seto-Binnensee, ca 35 km (Luftlinie) südwestlich von Hiroshima, aber gerade noch so in der Präfektur Yamaguchi. Die Neustadt liegt nahe des Ufers, die Altstadt ein paar Kilometer flussaufwärts.
Die kleine Burg. Die markante Kintai-Brücke und der Park nebst Samuraiviertel zwischen Burg und Brücke. Die Landschaft drumherum.
Beschreibung
Iwakuni ist eine von zahllosen Industriestädten, die sich entlang der 山陽本線 San’yō-Bahnlinie an der Seto-Binnensee (zwischen Honshū und Shikoku) aneinanderreihen. Die Stadt hat gute 110’000 Einwohner und drei verschiedene Gesichter: Das erste sieht man, wenn man mit dem Zug – aber nicht mit dem Shinkansen – anreist: Eine typische, kleine, uninteressante, gesichtslose Industriestadt, die man schnell wieder verlassen möchte. Gesicht Nummer zwei ist der grosse Militärstützpunkt der US Marines – die U.S. Marine Corps Air Station Iwakuni – einer der grössten Stützpunkte der Amerikaner in Japan neben Yokosuka und Atsugi bei Tokyo sowie den grossen Stützpunkten auf der Hauptinsel von Okinawa. Der Stützpunkt – zum grossen Teil Flughafen – nimmt fast die gesamte dreieckige Insel im Mündungsbereich des 錦川 Nishiki-gawa ein.
Läuft man den Fluss entlang ca. drei Kilometer landeinwärts, werden die Häuser schnell kleiner und ländlicher. Zwischen Stützpunkt und dem Bahnhof der Shinkansen-Linie liegt die Altstadt bzw. der historische Teil der Stadt. Die Altstadt von Iwakuni an sich liegt in einer Flussschlaufe und bietet ausser ein paar kleineren Tempeln nicht allzu viel – dieser Teil der Stadt ist eher verschlafen. Die Hauptsehenswürdigkeit liegt vom Meer und der Neustadt aus gesehen hinter der Altstadt, nämlich die 錦帯橋 Kintaikyō (wörtlich: Wollgürtelbrücke). Diese 193 m lange Holzbrücke ruht auf vier grossen Steinsockeln und fällt durch die stark geschwungenen Bögen auf: Gebaut wurde die Brücke zuerst 1673, aber schon im folgenden Jahr wurde sie weggespült – und umgehend wieder aufgebaut. Erst 1950 wurde die Brücke erneut weggespült – nach einem Taifun, und auch 2005 gab es schwere Schäden durch einen Taifun. Die Brücke ist ein Besuchermagnet und zählt zu den drei bekanntesten Brücken Japans – neben der 眼鏡橋 Meganebashi (“Brillenbrücke”) in Nagasaki und der heute zugegebenermassen nicht allzu attraktiven Nihonbashi (“Japanbrücke”) im Zentrum von Tokyo.
Wer über die Brücke möchte, muss Eintritt bezahlen (am Brückenkopf). Dabei rechnet sich der Kauf eines Kombi-Tickets für 930 Yen – dafür kommt man auch in das Schloss, dass da in Rufweite auf dem Berg hinter dem Fluss thront, sowie in den Genuss einer Seilbahnfahrt bis zur selbigen. Ein Besuch der Burg lohnt sich auf jeden Fall – zwar ist die 岩国城 Iwakuni-jō (Burg von Iwakuni) selber nur sehr klein, aber der Ausblick von oben ist grandios – siehe Fotos. Die Burg selbst wurde 1601 vom 吉川氏 Kikkawa-Clan erbaut, aber bereits 1615 – im Zuge der Verlegung der Zentralgewalt nach Edo (heute Tokyo) verlassen. Die Burg verfiel zunehmend. 1962 wurde sie jedoch nahezu an gleicher Stelle rekonstruiert. Von historischem Wert ist der Nachbau nicht, aber die kleine Burg passt gut in die Landschaft und ist den Spaziergang wert (es gibt auch eine Seilbahn bis fast ganz hoch zur Burg).
Unterhalb der Burg, direkt am Fluss mit oben beschriebener Brücke, befindet sich der 吉香公園 Kikkō-Park, ein gegen Ende des 19. Jahrhunderts angelegter, für Japan durchaus eher ungewöhnlicher Park mit Kanälen, grossen Wasserspielen, ein paar alten Wohnhäusern sowie Denkmälern, Museen usw. Der Park selbst ist schön grün und einen ausgedehnten Spaziergang wert – mit dem Fluss im Vordergrund und den grünen Bergen im Hintergrund kann man hier richtig entspannen – da Iwakuni jedoch ein beliebtes Ausflugsziel ist, sollte man nicht erwarten, den Genuss allein für sich zu haben. Zum Park gehört auch das ehemalige Samuraiviertel des alten Kikkawa-Lehens – nur wenige Jahre nach Bauende der Burg kam der Befehl aus der Hauptstadt Edo, die Burg zu verlassen und sich am Fluss niederzulassen. Teile des altem Viertels sind gut erhalten und – das ist nicht häufig in Japan – nicht totrestauriert, sondern sehen halbwegs authentisch aus.
Vom Samuraiviertel aus gesehen am anderen Ende der Kintai-Brücke findet man zahlreiche der obligatorischen Souvenirläden sowie die üblichen, den Ausflüglern dienenden Restaurants. Diese werben unter anderem mit 岩国寿司 (Iwakuni-Zushi) – diese Sushiart kommt im Kastenformat daher und ist ein Kompromiss eines Ortes, in dem es sowohl Spezialitäten aus dem Meer als auch aus den Bergen gibt: Gesäuerter Reis wird hier nicht nur mit Fisch und anderem Meeresgetier, sondern auch mit Lotuswurzel, Pilzen und einigem mehr belegt und schliesslich gepresst. Sehr empfehlenswert und mit Sicherheit auch sehr gesund. Die Preise sind zivil – für ein Set mit Tee und noch etwas anderem (wie Udon z.B.) kostet meist um die 1’000 Yen.
In der Umgebung von Iwakuni gibt es viel schöne Landschaft und einige interessante Tempel. Die Neustadt rund um den Hauptbahnhof kann man hingegen getrost umgehen – es gibt nicht viel zu sehen ausser Industriegebieten, gesichtslosen Einkaufspassagen und dem Stützpunkt. Letzterer sorgt freilich dafür, dass das Angebot für nächtliche Vergnügungen über das übliche Angebot hinausgehen: Je näher man dem Stützpunkt kommt, desto mehr dubiose Bars und Schilder mit dubiosem Englisch findet man (so viele Läden sind es dann allerdings auch nicht – selbst um den Stützpunkt herum sieht die Stadt eher verschlafen aus).
Iwakuni ist auf jeden Fall einen Abstecher wert – das alte Samuraiviertel, die Burg und die Brücke passen einfach zu gut in die Landschaft. Ausserdem ist die Stadt zwar relativ gut besucht, aber für Besucherströme wie in Nara oder Kyoto dann doch zu abgelegen.
Anreise
Iwakuni liegt an der wichtigen 山陽本線 San’yō-Linie – jene verbindet das nahe Hiroshima mit 下関 Shimonoseki – dem Eingang zur Kyūshū. Die Fahrt von Hiroshima nach Iwakuni kostet 740 Yen und dauert ca. eine dreiviertel Stunde. Wer es eilig hat, kann auch mit dem Shinkansen fahren – die Shinkansen zwischen Tokyo und Fukuoka fahren durch 新岩国 Shin-Iwakuni (Shin=Neu). Von Hiroshima dauert es damit nur 16 Minuten, kostet aber 2’190 Yen. Nach Hakata (Fukuoka) dauert es eine Stunde, der Preis beträgt 4’310 Yen. Der Bahnhof Shin-Iwakuni liegt in den Bergen rund 10 km vom Bahnhof Iwakuni entfernt – die Altstadt mit der Burg liegt ziemlich genau dazwischen. Zwischen Shin-Iwakuni, Kintai-Brücke und Stadtzentrum verkehren Busse – bis zur Kintai-Brücke zahlt man 280 Yen. In Iwakuni beginnt auch die 錦川清流線 Nishikigawa-Seiryū-Linie – eine kleine, schöne Überlandbahn, die gute 30 km weit in die Berge hineinfährt. Alle Linien von und nach Iwakuni sind JR-Linien und können somit mit dem Japan Railpass benutzt werden.
Übernachtung
Die meisten Hotels findet man in der unattraktiven Neustadt, und die gehören dann oft zur Kategorie Business-Hotel. Eins davon ist das ホテル安藤 – Hotel Andoh. Jenes liegt an der Hauptstrasse und nur 2 Minuten zu Fuss vom Bahnhof Iwakuni entfernt (nicht zu verwechseln mit dem Shinkansen-Bahnhof Shin-Iwakuni). Eine Nacht im Einzelzimmer dort kostet 4,500 Yen. Hier die Webseite. Adresse: Iwakuni Marifu-chō 2-3-8, Tel. 0827-22-0110.
Zu allgemeinen Übernachtungstipps siehe Übernachtungstipps Japan.