Region | 関東 Kantō | |
---|---|---|
Präfektur | 東京 Tokyo | |
Rang | ||
Name | Itabashi. Setzt sich aus den Schriftzeichen 板 (BAN, ita) und 橋 (KYŌ, hashi) zusammen. “Ita” bedeutet “Brett” und “bashi” bedeutet “Brücke”. Durch das Viertel verlief der alte Handelsweg “Nakasendō”, und im heutigen Itabashi-ku führte eine alte Holzbrücke über den kleinen 石神井川(Shakujii-Fluss) – diese Brücke hiess “Itabashi” und der Stadtteil verdankt seinen Namen mit hoher Wahrscheinlichkeit dieser Brücke. | |
Lage | Itabashi-ku liegt im Nordwesten der 23 Innenstadtbezirke von Tokyo und grenzt von Norden im Uhrzeigersinn an die Präfektur Saitama, Kita-ku, Toshima-ku und Nerima-ku. Im Norden grenzt der Stadtteil an den Arakawa-Fluss. Der Nordteil des Bezirks liegt fast auf Meeresspiegelhöhe in der Flußebene, der zentrale und südliche Teil hingegen auf dem Musashino-Plateau. | |
Ansehen | An wahren Attraktionen mangelt es – sehenswert ist maximal Nakajuku – eine kleine Einkaufsstraße entlang der ehemaligen Handelsstraße Nakasendo und für Freunde des gepflegten Grüns der Botanische Garten. |
Itabashi-ku – Beschreibung
Itabashi-ku ist 32,2 Quadratkilometer groß und beheimatet 580’000 Einwohner – damit liegt der Stadtteil, was die Fläche, Bevölkerung und Bevölkerungsdichte anbelangt, so ziemlich im Mittelfeld der 23 Innenstadtbezirke (-ku) von Tokyo. In Itabashi-ku leben gute 18’000 Menschen pro Quadratkilometer – im mit Abstand am dichtesten besiedelten Stadtviertel Berlins, Friedrichshain-Kreuzberg, sind es rund 14’000.
Wie so oft in Tokyo ist die Bevölkerung jedoch auch hier sehr ungleich verteilt – es gibt zahlreiche kleine, gemütliche Viertel mit Kleinstadtcharakter, aber auch Bereiche mit zahlreichen und zum Teil recht großen Wohnsilos. Zudem ist Itabashi-ku ein Mischbezirk – es gibt, vor allem im Norden entlang des Arakawa-Flusses, viel Industrie und Lagerhäuser. Die Nutzung wird vor allem durch die Topographie des Stadtviertels bestimmt: Der Norden liegt auf nur 1 bis 3 Meter Höhe über dem Meeresspiegel und ist vom breiten Arakawa-Fluß durch einen mehr als 10 Meter hohen Deich geschützt. Südlich der Stadtautobahn Nr. 5, Ikebukuro-Linie, geht es dann auf ein Mal ziemlich steil hoch auf das fast 30 m hohe Musashino-Plateau. Das Tiefland zwischen Fluß und Autobahn nimmt rund ein Drittel der Stadtviertelfläche ein und wird deshalb mehr als Industrie- und Lagerfläche genutzt – die meisten Wohngebäude befinden sich auf dem höher gelegenen und damit sichereren Plateau.
Durch die Stadt verlaufen mehrere wichtige Verkehrstrassen – im Nordosten quert der Shinkansen den Bezirk, und die U-Bahn der Mita-Linie führt quer durch die Mitte des Bezirks von Südosten bis in den Westteil, mit dem Bahnhof Nishi-Takashimadaira als Endhaltestelle der Linie. Durch den Süden von Itabashi-ku verläuft die Tobu-Tojo-Linie. Der gesamte Bezirk liegt außerhalb der Yamanote-Ringlinie und damit an der Peripherie des Zentrums von Tokyo.
Durch den Südosten des Stadtbezirks verlaufen zwei Stränge der Stadtautobahn, die hier komplett auf massiven Brücken verläuft – über ebenfalls sehr breiten und großen Straßen. Ein sehr typisches Stadtbild in Tokyo. In der Gegend liegt auch das Rathaus von Itabash-ku.
Auffallend ist auch der Mangel an größeren Parks — es gibt lediglich den 赤塚公園 (Akatsuka-Park) mitten im Zentrum sowie eine breite Grünfläche zwischen Deich und Arakawa-Fluss (eine Retentionsfläche mit Sportanlagen und dergleichen).
Im Norden von Itabashi-ku fließt der Shingashi-Fluss parallel zum hier sehr breiten Itabashi-ku. Die gesamte Gegend zwischen den beiden Flüssen ist hochwassergefährdet und deshalb nicht als Wohngebiet geeignet – trotz der hohen Deiche. Zwischen Deich und dem Arakawa-Fluss gibt es zahlreiche Baseball- und andere Sportflächen.
Am gegenüberliegenden Ufer des Arakawa-Flusses liegt die Stadt Toda in der Präfektur Saitama. Die einzigen Brücken von Itabashi-ku über den Fluss sind die Toda-Brücken im Nordosten – eine ist für den Straßenverkehr, die andere für den Shinkansen.
Nakajuku 仲宿
Unweit des Rathauses, auf der anderen Seite der Stadtautobahn und parallel dazu verlaufend, befindet sich eine der zahlreichen Ladenstraßen von Itabashi-ku. Die enge Straße quert auf halbem Wege den kleinen, mehrere Meter tiefer gelegenen Shakujii-Fluss. Die Brücke über den Fluss heißt Itabashi (siehe Ortsname oben) und gab dem Stadtviertel den heutigen Namen. Selbige Brücke wird unter dem Namen bereits in Aufzeichnungen der Kamakura-Zeit (12. Jahrhundert) erwähnt, wobei später der Name nicht mehr nur für die Brücke, sondern auch für die Ansammlung von Herbergen benutzt wurde. 1889 erhielt Itabashi schließlich das Stadtrecht, und 1932 wurde Itabashi Teil des rasant wachsenden Tokyos. Die Brücke selbst ist natürlich nicht original – im selben Jahr, als Itabashi Teil von Tokyo wurde, ersetzte man die Holzkonstruktion mit einer Betonversion, um dem Autoverkehr gerecht zu werden.
In der Edo-Zeit (17. bis 19. Jahrhundert) war Itabashi, vor allem aber die Gegend um die Brücke, eine Raststätte entlang der Nakasendo-Route – siehe unten. Die Raststätte hieß Itabashi-juku (Juku = Herberge – siehe “Shinjuku” – die “neue Herberge” – einst der erste Halt auf der Kōshū-Hauptstraße). Hier und dort entlang der heutigen Einkaufsmeile erinnern kleinere Fragmente an die alte Zeit. Ansonsten bietet die Nakajuku genannte, knapp einen Kilometer lange Einkaufsstraße das für Tokyo so typische Flair einer kleinen, eingeschweißten Nachbarschaft – die Gebäude sind sehr klein, viele Leute kennen sich und unterhalten sich gern beim Flanieren. Man vergisst beinahe, dass rund 100 Meter parallel dazu eine sehr breite, vielspurige Straße – und genau darüber die Stadtautobahn – verlaufen.
Am oberen, nördlichen Ende der Einkaufsstraße steht die 縁切り榎. “Enkiri” bedeutet “die Verbindung/Beziehung zu einem Menschen kappen” und “Enoki” ist ein in Japan häufig anzutreffender Baum (bekannt als “Chinesischer Zürgelbaum”). Es handelt sich hierbei um ein typisch japanisches Wortspiel, denn “Enoki” kann auch “En-no-ki” – der “Baum der Verbindungen” gelesen werden. Hier befindet sich ein winziger Schrein, dem seit Jahrhunderten nachgesagt wird, dabei zu helfen, aus einer misslichen Lage oder Beziehung herauszukommen. Zum Beispiel wenn man sich von seinem Partner trennen möchte, oder die Arbeit kündigen möchte. Er soll aber auch jenen Glück bringen, die sich von einer Pechsträhne oder einer schlechten Angewohnheit trennen möchten. Scheinbar ist der Schrein auch heute noch sehr beliebt – er wird ständig von Besuchern frequentiert, die dort beten. Nebenan kann man sogar “Ema” – Votivtäfelchen – nebst Sticker für den Datenschutz kaufen: Da kann man dann ganz unbedarft schreiben, dass man sich von XYZ trennen möchte oder der Firma XY kündigen möchte. Danach klebt man den Datenschutzsiegel rauf und hängt das Täfelchen auf. Aberglaube und Wunschdenken im 21. Jahrhundert.
Gokaidō – die 5 historischen Hauptstraßen Japans
Spätestens wenn man in Japan mit dem Shinkansen unterwegs ist, hört man den Namen 東海道, übersetzt ganz einfach “Ostmeerweg”. So heißt die Verbindung zwischen Tokyo und Osaka – und der Name deutet bereits an, dass es hier immer am Meer entlang geht.
Als Edo Anfang des 17. Jahrhunderts Edo (das heutige Tokyo) zur Hauptstadt des gerade erst vereinigten Japans wurde, beschloss das Shogunat, 5 wichtige Routen einzurichten – Jahrzehnte später wurden diese dann zu “Hauptstraßen” ernannt. Die Straßen sollten dafür sorgen, dass man möglichst unbeschwert von Edo in die wichtigsten Städte des Landes gelangte, und oberste Priorität hatte natürlich die Straße nach Kyoto, dem Sitz des Kaisers.
Straße | Fertiggestellt | Länge | Poststationen |
---|---|---|---|
Tōkaidō | 1624 | 490 km | 53 |
Nikkō Kaidō | 1636 | 140 km | 21 |
Ōshū Kaidō | 1646 | 80 km | 10 |
Nakasendō | 1694 | 534 km | 69 |
Kōshū Kaidō | 1772 | 219 km | 43 |
Die Wege wurden so eingerichtet, dass es Brücken oder Fähren über die Flüsse gab und der Weg von Vegetation freigehalten wurde. Rückgrat der Hauptstraßen waren die zahlreichen Poststationen, 宿場 genannt, die in regelmäßigen Abständen eingerichtet wurden. Es ging dabei nicht nur darum, dass man dort übernachten und sich mit Proviant ausrüsten konnte – es ging auch darum, dass man dort Träger und Pferde anheuern beziehungsweise ausleihen konnte. Die vom Bakufu in Edo dazu erstellten Bedingungen waren von Straße zu Straße verschieden – Poststationen entlang der wichtigsten Route, dem Tokaido, zum Beispiel mussten zu jeder Zeit 100 Träger und 100 Pferde bereithalten – auf der weniger frequentierten Nakasendō waren es 50 und entlang des Mito Kaidō (keine Hauptstraße, aber dennoch wichtig) waren es 25.
Einige Poststationen sind noch heute erhalten und beliebte Touristenziele – so ist zum Beispiel die Poststation und das Zollamt in Hakone berühmt.
Die Tōkaidō-Route war aufgrund ihrer Wichtigkeit natürlich die meistfrequentierte Straße. Da einige Teile “mautpflichtig” waren – sprich, an Fuhrten oder Brücken wurden teilweise Gebühren verlangt, gibt es Aufzeichnungen über da Verkehrsaufkommen. So errechneten Historiker, dass bis zu 100’000 Menschen und bis zu 25’000 Pferde pro Jahr den Tokaido passierten1.
Der Nakasendō war weit weniger frequentiert, denndiese Strecke war etwas länger und mit zahlreichen Bergpassagen versehen. Da der Tokaido jedoch auch als gefährlicher galt – Räuber und Betrüger zug der Weg natürlich wie ein Magnet an – galt der Nakasendo als “Prinzessinnenroute” und war bei weiblichen Reisenden beliebter.
Es dauerte damals rund 2 Wochen für Reisende, den Tokaido zu passieren. Die 飛脚, wörtlich “fliegende Beine” – Kuriere, die im Staffelsystem Nachrichten verbreiteten, brauchten 3 bis 4 Tage.
Alle 5 Gokaido, Hauptstraßen, haben übrigens eins gemeinsam: Der Kilometer 0, also der Startpunkt, ist die Nihonbashi, die “Japanbrücke”, im Stadtzentrum von Tokyo.
Zurück nach oben
Shimura 志村
Zu den weiteren Geschäfts- und Vergnügungsvierteln des Stadtviertels gehören die Gegenden um die Bahnhöfe 蓮根, 志村坂上, 高島平 und 上板橋. Shimura war einst ein kleines Dorf (mit dem Namen Shi – das “mura” bedeutet einfach nur “Dorf”). Dieses kleine Viertel liegt direkt an der Kante des Musashino-Plateaus – nördlich von Shimura geht es plötzlich 20 m bergab zum Flußtal des Arakawa. Shimura besteht aus drei Untervierteln (chōme), die zusammen rund 13’000 Einwohner haben. Ausgewiesen ist das Gebiet als Wohnviertel, aber hier dominieren noch kleinere Wohnhäuser — eine eher ruhige Gegend mit zahlreichen kleineren Läden, die das Gebiet attraktiv macht für Menschen, die im Zentrum von Tokyo arbeiten.
In der Hauptstraße von Shimura findet man einen seltenen Typ Verkaufsautomat – der Großteil dieser in Japan allgegenwärtigen Automaten verkauft Getränke, aber dieser hier verkauft Wagyū – japanisches Rindfleisch. Und nicht nur das — ein Teil davon ist “Gatcha” – die japanische Variante des Überraschungsei. Wer 1,500 Yen (gut 10 Euro) einwirft, bekommt “mindestens Sendai-Rind, und maximal ein Sirloin-Steak. Sicher ein sehr interessanter Automat für Singles, die spät abends nach Hause kommen und sich überraschen lassen wollen…
Zurück nach oben
- siehe hier