Region | 北海道 Hokkaidō | |
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Bezirk | 胆振総合振興局 Subpräfektur Iburi | |
Rang | ||
Name | Der Ortsname setzt sich aus den Schriftzeichen 洞 (TO, DŌ, hora) für “Höhle”, 爺 (YA, oyaji) für “Vater, alter Mann” sowie 湖 (KO, mizuumi) für “See” zusammen. So wie rund 90% aller Ortsnamen auf Hokkaido stammt dieser Name aus der Ainu-Sprache. “To” bedeutet in der Sprache der Ainu “See” und “YA” bedeutet “Ufer”. | |
Lage | Der Toyako liegt an der Südküste von Mittelhokkaido und fast genau in der Mitte zwischen Hakodate und Sapporo. Bis zur Präfekturhauptstadt Sapporo sind es rund 100 Kilometer. Der See liegt nur 4 Kilometer Luftlinie vom Pazifik entfernt. |
Tōyako – Beschreibung
Der Name Toyako bezeichnet sowohl den See als auch die Gemeinde Tōyako-chō, die allerdings nur die Nordwesthälfte des Sees umfasst – die Südwesthälfte gehört zur Nachbargemeinde Sōbetsu. Die Verwaltungseinheit ist gut 180 Quadratkilometer groß, hat aber lediglich knapp 8000 Einwohner. Mit einer Bevölkerungsdichte von nur 44 Einwohnern pro Quadratkilometer ist der Ort selbst für Hokkaido-Verhältnisse verhältnismäßig dünn besiedelt, dabei war das nicht immer so: Im Jahr 1970 lebten hier noch sage und schreibe gut 16’000 Menschen. Tōyako-chō gehört zur ländlichen Region 虻田郡 – diese ist über 1100 km² groß, erstreckt sich über zwei Subpräfekturen (Iburi und Shiribeshi) und enthält unter anderem auch den bekannten Wintersportort Niseko.
Die erste von Japanern gebaute Siedlung am See hiess Abuta – ein Name, der ursprünglich den kleinen Ort an der Pazifikküste nahe des Sees kennzeichnet. In der Seenähe wurden relativ stark schwefelhaltige Eisenerzvorkommen gefunden, die man seit Ende des 19. Jahrhunderts ausbaute. Doch auch das touristische Potential der Gegend wurde schnell entdeckt. 1929 baute man eine elektrifizierte, knapp 9 Kilometer lange Bahnlinie von der Muroran-Linie am Pazifik bis zum Seeufer, die sowohl für den Güterverkehr als auch für den Fremdenverkehr benutzt wurde, doch die Strecke entpuppte sich als unrentabel, weshalb sie bereits 1941 geschlossen wurde.
1971 wurde die Eisenerzmine geschlossen, womit einer der größten Arbeitgeber der Region wegfiel und so zur Entvölkerung beitrug. Im Jahr 2006 wurden die beiden Gemeinden Abuta-chō und Toya-mura infolge einer Gebietsreform zusammengelegt – die so entstandene Gemeinde erhielt den Namen Toyako-cho. Die Namenswahl hatte gute Gründe, den niemand kennt Abuta, aber der Toya-ko ist auch außerhalb von Hokkaido – und spätestens seit Ausrichtung des G8-Gipfels im Jahr 2008 auch weltweit berühmt.
Der Ort ist aufgrund seiner Lage eigentlich gesegnet – 1949 wurde der Shikotsu-Toya-Nationalpark eingerichtet, und im Jahr 2009 der UNESCO Global Geopark Toya-Usu. Ein Geopark markiert eine Landschaft mit einer besonderen Geologie – im Jahr 2024 gab es weltweit 213 dieser Geoparks. Hinzu kommt eine in der Tat sehr schöne Landschaft sowie zahlreiche Onsen. Außerdem ist der Boden sehr fruchtbar und das Klima für Hokkaido-Verhältnisse relativ mild dank des nahen Pazifiks im Süden. Das alles sorgt insgesamt für mehr als 2 Millionen Besucher pro Jahr, doch die meisten Besucher – rund drei Viertel – sind Tagesbesucher. Trotzdessen wird die Bevölkerung immer weniger: 2021 waren nur gut 8% der Einwohner jünger als 14, 44% hingegen älter als 65 Jahre. Es gibt lediglich einen Kindergarten mit gerade mal 55 Kindern und nur eine Oberschule – mit weniger als 50 Schülern.
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Tōyako (洞爺湖)
Im Norden der Gemeinde liegt der namensgebende Toya-See, ein fast kreisrunder See mit einer Inselgruppe in der Mitte, der so ein wenig an ein Auge erinnert. Der See ist 11 mal 9 Kilometer groß, hat eine gut 70 Quadratkilometer große Wasseroberfläche und ein Durchmesser von 46 Kilometer – weshalb hier auch jährlich Marathonrennen abgehalten werden.
Im Schnitt ist der Toya-ko knapp 120 Meter und an der tiefsten Stelle 180 m tief. Er ist der einzige größere See auf Hokkaido, der im Winter nicht zufriert. Der Toyako ist ein nährstoffarmer Kratersee, was dafür sorgt, dass im See nicht allzu viel Leben existiert – dafür ist die Sichttiefe mit rund 10 Metern enorm groß. Nach dem Mashu-See auf Hokkaido ist der Toyako möglicherweise der zweitklarste See Japans.
Ziemlich genau in der Mitte liegen vier Inseln – die knapp 480 Hektar große Ōshima (“große Insel”), die eigentlich zusammengewachsenen und gut 17 Hektar großen Kannon- und Benten-Insel sowie die winzige, nur 2 Hektar große Manjū-Insel. Auf der großen Insel ragt der kegelförmige, immerhin 455 m hohe Berg Tonoske Nupuri (Ainu-Sprache für “Berg in der Seemitte” – man hätte es ahnen können) über den See. Auf der Insel gibt es Wanderwege, das kleine Mizuumi-no-mori-Museum und zahlreiche Rehe – und natürlich auch eine Fähranlegestelle. Die gesamte Inselgruppe wird aufgrund des geschlossenen Erscheinungsbildes auch “Nakajima” genannt – die “mittlere Insel”.
Das Hauptgeschehen spielt sich an der Südküste des Sees ab – dort befindet sich der Ortsteil Toyako-Onsen mit einigen Onsen-Hotels sowie das Besucherzentrum des Ortes und die Fähranlegestelle. Das riesige Windsor Hotel Toya Resort & Spa hingegen – dort fand das G8 Gipfeltreffen statt – liegt auf einem Berg rund 2km Luftlinie entfernt westlich des Sees. Auch das Nordwestufer ist bebaut beziehungsweise bewohnt – hier liegt der Ortsteil Toyamachi mit ein paar mehr, zum Teil gehobenen Hotels, einem schmucken Kunsthandwerksmuseum sowie einer 居酒屋 mit dem vertrauten Namen “Guten Tag”.
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Der Name dieser wahrhaft seltenen Attraktion ein paar Kilometer südlich des Toya-sees ist selbsterklärend – wenn man sich mit der japanischen Zeitrechnung auskennt. In Japan gibt es neben der westlichen auch eine ganz eigene Zeitrechnung, die sich nach dem jeweils regierenden Kaiser richtet. Jeder Tenno (Kaiser) wählt für sich ein 年号, ein “Credo” seiner Amtszeit. Das besteht in der Regel aus zwei Schriftzeichen und wird mit der chinesischen “On”-Lesung gelesen (mehr dazu siehe unter Japanische Sprache). Besonders häufig vorkommende Zeichen dieses Mottos der Regentschaft sind zum Beispiel die Zeichen für Harmonie, Frieden und dergleichen. In der jüngeren Vergangenheit waren dies:
Motto | Schriftzeichen | Interpretation | Von | Bis |
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Meiji | 明治 | Erleuchtete Herrschaft | 1868 | 1912 |
Taishō | 大正 | Große Gerechtigkeit | 1912 | 1926 |
Shōwa | 昭和 | Strahlender Frieden | 1926 | 1989 |
Heisei | 平成 | Frieden bewirken | 1989 | 2019 |
Reiwa | 令和 | Wundervolle Harmonie | 2019 |
Das erste Jahr der Regentschaft des Kaisers ist jeweils… Jahr 1. Das Jahr 1989 ist laut japanischer Zeitrechnung Heisei 1. Will man von der japanischen Zeitrechnung in den westlichen Kalendar übersetzen, muss man wissen, wann welcher Kaiser regierte – dann addiert man die letzten beiden Ziffern des Anfangsjahres minus 1. Beispiel: Das Jahr Shōwa 49 ist (19)26 + 49 – 1 = (19)74.
Shōwa-Shinzan bedeutet “Neuer Berg Shōwa” – dieser Berg entstand also in der Shōwa-Zeit, zwischen 1926 und 1989. Alles begann am 28. Dezember 1943 – damals gab es hier nur wogende Weizenfelder. Nach ein paar stärkeren Erdbeben begann es permanent im Untergrund zu rumoren – man zählte bis zu 100 spürbare Erdbeben pro Tag in der Region. Ein halbes Jahr später trat erstmals Lava aus dem Untergrund hervor – in sieben verschiedenen, kleinen Kratern. Gleichzeitig hob sich die Erde, bis sie ein 300 Meter hohes Plateau bildete. Anschließend wurde im Untergrund bereits erkaltetes Magma nach oben gedrückt, bis der heute sichtbare, 407 m hohe Berg entstand. Im September 1945 war der Prozess abgeschlossen.
Japan befand sich zu jener Zeit in der Endphase des 2. Weltkrieges, weshalb die Militärbehörde das Geschehen unter Verschluss hielt, doch der örtliche Postvorsteher Mimatsu machte akribische Aufzeichnungen vom Geschehen – sein “Mimatsu-Diagramm” liefert heute wertvolle Daten darüber, wie der Berg entstand.
Das Geschehnis war im Prinzip keine Überraschung. Nahe des südlichen Seeufers gibt es zahlreiche kleine und kleinste Krater – sowie den 四十三山, den “43er-Berg”, der auch “Meiji-shinzan” genannt wird. Dieser im Jahr 1910, im japanischen Kalendar ist dies Meiji 43, entstandene Nebenkrater des Usu-Vulkans ist 252 Meter hoch. Hier ist die Vegetation bereits deutlicher vorangeschritten – da der kleine Berg von einem kleinen Laubwald bedeckt ist, erkennt man ihn nicht sofort als relativ neuen Vulkan.
Der Hauptvulkan am See ist der gut sichtbare, da sehr markante, 737 m hohe 有珠山. Der Vulkan ist noch immer sehr aktiv – letzte Ausbrüche, die durchaus auch einigen Schaden anrichteten, gab es 1977/78 (mit einer rund 12 Kilometer hohen Aschewolke) und im Jahr 2000, als wieder ein kleiner, nagelneuer Berg entstand.
Am Fuße des Showa-Shinzan, beziehunsweise genau zwischen Usuzan und Showa-Shinzan gibt es eine Ansammlung typischer Souvenirgeschäfte und Restaurants. Von dort fährt auch eine Seilbahn bis auf halbe Höhe des Usu-san. Von der Aussichtsplattform hat man einen schönen Blick von oben auf den Showa-Shinzan, den See und den majestätischen Yoteizan im Norden. Wunderschöne Bilder und mehr Infos zur Seilbahn findet man unter usuzan.hokkaido.jp.
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Anreise
Toyako liegt keine 5 Kilometer vom Pazifik entfernt, und dort verläuft unter anderem die Autobahn E5 – am praktischsten ist hier die Abfahrt Abuta-Toyako, von wo es nur noch 3 Kilometer bis zum Seeufer sind. Etwas näher an der Küste verläuft auch die Eisenbahnstrecke der Muroran-Linie. Vom Bahnhof Toya fahren dann Busse und Taxis zum See. Vom Bahnhof Sapporo fahren auch Busse direkt zum Toya-See – die Fahrt dauert knapp 3 Stunden.
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Übernachtung
Vor allem in Toyako-Onsen am Südufer des Sees gibt es zahlreiche, mitunter recht große Hotels – oft mit eigenem Onsen. Keine persönlichen Empfehlungen, da außerhalb übernachtet.
Zu allgemeinen Übernachtungstipps siehe Übernachtungstipps Japan.