JapanischJapanisch

Japanisch

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日本語 – Japanisch

 

Inhaltsverzeichnis

Ursprung – 由来

In Japan spricht man – wer hätte das gedacht – Japanisch. Woher diese Sprache kommt ist nicht ganz sicher, aber man vermutet, daß sie zur uralo-altaischen Sprachfamilie gezählt werden kann. Zu dieser Familie zählen die finno-ugrischen Sprachen einerseits (Finnisch, Ungarisch u.a.) und die altaischen Sprachen andererseits (Mongolisch, Koreanisch, aber auch Türkisch etc). Koreanisch ist dem Japanischen am nächsten.

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Aussprache – 発音

Japanisch ist eine Silbensprache. Es gibt nur einen einzigen, freistehenden Konsonanten (“n”), alles andere sind offene Silben (also immer Konsonant+Vokal). Wie im Deutschen gibt es die Vokale a, i, u, e und o (da sie an erster Stelle stehen heißt das Japanische Alphabet “Aiueo あいうえお“). Die Aussprache des Japanischen ist, verglichen z.B. mit Chinesisch, recht einfach. Feine Betonungsunterschiede (wer es genau wissen will: Tonhöhenakzente) und die Langvokale ō und ū (heißt es nun kōkyo, kokyō, kōkyō oder kokyo?) sind die einzigen Stolpersteine. So zum Beispiel auch das Wort hashi“. Je nach Betonung kann es “Brücke”, “Kante” oder auch “Eßstäbchen” bedeuten. Nächstes Problem: Es gibt sehr viele Homonyme, also Wörter gleicher Aussprache aber unterschiedlicher Bedeutung. Beispiel: kōkai. Hat über 11 Bedeutungen. Entweder man begreift die richtige Bedeutung aus dem Zusammenhang oder anhand der Schriftzeichen. Die hohe Zahl der Homonyme bringt Wortspiele wie folgendes hervor: “sumomo mo momo mo momo no uchi 李も桃も桃の内” (Pflaume und Pfirsich zählen zu den Pfirsichgewächsen). Man bedenke daß im geschriebenen Japanisch keine Leerzeichen zwischen den einzelnen Wörtern stehen!).

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Grammatik – 文法

Die guten Nachrichten zuerst: Es gibt (außer Ausnahmen) keinen Plural, Substantive werden nie dekliniert, Artikel und Geschlecht sowie Fälle gibt es auch nicht. Und das Verb steht immer am Satzende. Jetzt die schlechten Nachrichten: Irgendwie muss man ja die Grammatik regeln. Im Japanischen geschieht dies mit Partikeln wie ha は (sprich wa), wo を (sprich o), ga が, no の, de で und ni に um die Wichtigsten zu nennen. Die Partikel 助詞 werden in den heutigen Tagen fast immer in Hiragana geschrieben. Nur manchmal sind diese leicht zu erklären (zum Beispiel no als Genitivpartikel:

私の家

watashi no ie; watashi=ich, ie=Haus, also ich+Genitivpartikel= mein, “mein Haus”).

Und man regelt es mit Verbindungen. Japanisch ist agglutinierend, d.h. alle relevanten Endungen werden an das Verbende angefügt. Das Verb kann damit sehr lang werden! Beispiel: au 会う (treffen) wird zu aitakunakattara 会いたくなかったら (wenn ich sie/ihn nicht treffen wollte). Das Verb ist oft nicht mehr wiederzuerkennen (z.B. suru shita, kurukonai), aber dafür gibt es ja Schriftzeichen. Die japanische Satzstruktur ist somit zumeist gänzlich anders als die der indogermanischen Sprachen. Eine weitere Kostprobe?

私はあなたが好きです

watashi ha anata ga suki desu. Wort-für-Wort-Übersetzung: “Ich – was betrifft – Du – Partikel für Objektbestimmung – gern – so sein/haben. Sprich “was mich betrifft so hab ich Dich gern” respektive “Ich mag Dich”.

Dazu gibt es auch noch exotische Schmankerln wie das sogenannte Passiv des Leidens : Aus ame ga futta 雨が降った (es hat geregnet) wird mit wenigen Handgriffen

雨に降られた

ame ni furareta. Es regnete und darunter habe ich gelitten. Diese Form wird allerdings nicht oft genutzt.

Man hat auch im Japanischen Personalpronomen (dairi meishi 代理名詞). Sogar ziemlich viele: allein für die direkte Anrede gibt es anata あなた, kimi 君, omae お前, kisama 貴様, temee てめぇ, anta あんた, nanji 汝 und noch ein paar exotischere. Also über sieben Formen für “Du”. Genauso schlimm sieht es bei “Ich” aus: watashi 私 (neutral), watakushi 私 (höflich), washi わし (alte Männer), atashi あたし (junge Frauen), ore 俺 (junge Männer), boku 僕 (Jungen, Männer mittleren Alters usw.), ware 我 oder gar der eigene Vorname (Frauen) usw. Mehr als 8 Möglichkeiten!

Interessant ist jedoch, dass man diese Personalpronomen viel weniger benutzt als im Deutschen oder Englischen. Genau genommen verzichtet man damit sogar oft vollständig auf ein Subjekt (shugo) 主語:

どこに住んでいますか。

doko ni sunde imasu ka heisst wörtlich “wo wohnen?”, zu Deutsch “Wo wohnen Sie?”. Die Antwort wäre z.B.

ベルリンに近い小町に住んでいます

berurin ni chikai komachi ni sundeimasu In Kleinstadt nahe Berlin wohnen.

Kein Subjekt – kein “ich” oder “du”. Warum auch? Wenn man denjenigen dabei ansieht, ist doch klar, wer gemeint ist! In manchen Fällen wäre es gar unhöflich, dem Gegenüber ein “Du” bzw. “Sie” entgegenzuschleudern. Anders gesagt ist Japanisch eine sogenannte “High Context”-Sprache – man muss oftmals den Kontext kennen, um zu verstehen was gemeint ist. Englisch und Deutsch hingegen sind hingegen “Low Context”-Sprachen, denn Sätze sind in diesen beiden Sprachen geschlossene Aussagen – es ist in so ziemlich jedem Satz deutlich, was Subjekt, was Objekt und was Prädikat ist. “High Context” bedeutet dementsprechend, dass auch die ausgeklügelsten automatischen Übersetzungsalgorithmen japanische Sätze oft falsch übersetzen, denn mangels Subjekt oder anderer wichtiger Wortbestandteile werden diese oft einfach erraten.

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Schrift – 文字

Pessimistisch gesagt ist meiner Meinung nach Japanisch, die Schrift betreffend, die schwerste Sprache. Japanisch selbst war dereinst schriftlos, und so führten Gelehrte ab dem 5.Jhd u.Z. Chinesische Schriftzeichen in Japan ein. Dummerweise hat Chinesisch mit Japanisch nicht das geringste gemeinsam, weshalb die Zeichen in einem sehr langwierigen Prozess phonetisch adaptiert werden mussten. Zusätzlich schuf man im 9. bis 11. Jhd. zwei Silbenalphabete (sog. Kana): Zuerst die rundlichen Hiragana ひらがな (einst Frauenschrift), später die kantigen Katakana カタカナ (die Mönche für ihre Mitschriften entwickelten). Man kann jedes japanische Wort mit diesen Zeichen (46 Zeichen bei beiden) schreiben. Da es aber, wie eingangs erwähnt, so viele Homonyme gibt, sind nur mit Kana 仮名 geschriebene Sätze sehr schwer lesbar und oft kaum zu verstehen.

Aufgrund der langwierigen Adaption der Schriftzeichen – diese heissen Kanji – bildeten sich verschiedene Lesarten: die sino-japanische (sprich an die chinesische Originallesung angelehnte), sog. on 音-Lesung und die rein japanische kun 訓-Lesung. Im Vergleich dazu besteht Chinesisch ausschließlich aus Schriftzeichen, aber dort gibt es in der Regel nur eine, selten zwei Lesarten, wodurch Chinesisch leichter zu erlernen ist. Geschriebenes Japanisch der heutigen Zeit ist eine bunte Mischung aus Hiragana, Katakana und Kanji.

Beispielsatz im Japanischen

Dieser Beispielsatz bedeutet “Kanji mit dem Computer schreiben”. Wort 1 heisst Computer (konpyūtâ). Das Wort kommt aus einer Fremdsprache (gairaigo 外来語), genauer gesagt Englisch, und wird deshalb wie alle Fremdwörter in Katakana geschrieben. 2 und 4 sind Partikel, also grammatikalische Bestandteile, die fast ausschließlich mit Hiragana geschrieben werden. Wort 3 bedeutet Kanji. Es ist ein Substantiv, das aus dem Chinesischen übernommen wurde (sog. kango 漢語)und deshalb mit Schriftzeichen geschrieben wird.

Kango machen gute 60 % des gesamten japanischen Wortschatzes aus und werden mit der on-Lesung gelesen. Aufgrund dieser Masse chinesischer Wörter im Japanischen können Japaner und Japanischkundige eine chinesische Zeitung halbwegs lesen (genauer gesagt den Inhalt verstehen). Wort 5 liest man kaku, es bedeutet “schreiben”. Verben bestehen fast immer aus einem Kanji (hier ka gelesen, kun-Lesung) als Wortstamm und der Endung (hier ku), welche immer mit Hiragana geschrieben wird. Der kurze Beispielsatz enthält somit drei Schriftsysteme! Wie man außerdem erkennen kann, werden zwischen den Wörtern keine Leerzeichen gesetzt.

Hiragana werden auch benutzt wenn die Schriftzeichen für ein Wort außer Mode gekommen sind. In manchen Fällen, zur Begrenzung der Anzahl der Zeichen, werden auch komplizierte Zeichen durch einfachere Zeichen ähnlicher Bedeutung und gleicher Lesung ersetzt. Beides ist mit dem Wort 譬喩的 (hiyuteki, bedeutet “bildhaft”) geschehen. Die ersten beiden Schriftzeichen werden nicht mehr benutzt, weshalb das erste Zeichen durch ein einfacheres ersetzt wird und das zweite mit Hiragana geschrieben wird: 比ゆ的.

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Schriftzeichen (Kanji): Kanji-FAQ (häufig gestellte Fragen)

  • 1. Wieviele Schriftzeichen gibt es eigentlich?
    Das umfassendste Kompendium enthält über 50’000 Schriftzeichen. In Ostasien sind aber “nur” noch etwa 10’000 davon
    in Gebrauch. In Japan sind etwa 6’000 in Gebrauch, wovon wiederum etwa
    3000 regelmäßig in Gebrauch sind.

 

  • 2. Wieviele Schriftzeichen sollte man kennen?
    Das Kultusministerium wählte sogenannte Jōyō-Kanji 常用漢字 (Kanji des alltäglichen Gebrauchs)
    aus – insgesamt 1945 Stück, die in der Schule gelehrt werden, mit der Empfehlung, sich überall auf die Benutzung dieser Kanji zu beschränken.
    Wie viel sind 1945 Schriftzeichen!? Um alle 1945 Schriftzeichen, geordnet nach dem japanischen Alphabet,
    zu sehen, bitte auf das Bild klicken (58 kB):
    Hier klicken um alle Joyo-Kanji zu sehen!
    .Ein paar Anmerkungen zu den Jōyō-Kanji: Nicht alle dieser 1945 Schriftzeichen sind
    wichtig. Es gibt sehr wichtige (ca. 900, die lernt man in der Grundschule), dann nicht allzu Wichtige
    sowie einige eigentlich völlig Unwichtige:

    • 匁 (monme) – ein altes japanisches Gewicht (3.75 g). Und eine Geldeinheit während
      der Edo-Zeit. Benutzt heute niemand mehr!
    • 朕 (chin) – ein Wort für “ich”, das nur der Kaiser benutzen darf. Aber jeder lernen muss.

    Soweit die guten Nachrichten. Allerdings reicht es nicht, wenn man “nur” die Jōyō-Kanji
    kennt. Es gibt hunderte von Schriftzeichen wie zum Beispiel

    • 淋 (rin; sabishii) – Bedeutet “einsam” . Es gibt auch ein Jōyō-Kanji
      mit der gleichen Lesung und Bedeutung. Aber das hier ist wesentlich leichter zu schreiben und zu merken –
      und sieht besser aus.

    Das Problem ist, dass viele Schriftzeichen, wie eingangs erwähnt, mehrere Lesungen haben:
    die sinojapanische, maximal zweisilbige on-Lesung und die oft längere kun-Lesung,
    zum Beispiel für Verben. Die meisten Zeichen haben beide Lesarten, manche nur eine davon und noch
    andere mehr als zwei. Beispiel:

    hat 12 verschiedene Lesungen
    (on-Lesung: ka, ge;
    kun-Lesung: shita, shimo, moto, sa-geru,
    sa-garu, kuda-ru, kuda-su, kuda-saru, o-rosu und o-riru).

    Die 1945 Jōyō-Kanji haben somit über 4000 Lesungen, die
    alle gelernt werden wollen. Eigentlich sind es sogar noch mehr:

    zum Beispiel
    wird ryo, roku und omonpaka-ru gelesen – jedoch ist nur ryo eine
    wichtige Lesung. Der Rest wird z.B. in der Schule nicht gelehrt.

 

  • 3. Hat jedes Schriftzeichen eine Bedeutung?
    In fast allen Fällen ja. Das bedeutet aber nicht, dass man das Zeichen allein benutzen kann.
    Substantive (meishi 名詞) bestehen meistens aus zwei Zeichen – zum Beispiel “Kanji 漢字” (die Schriftzeichen). kan 漢 ist das Zeichen für die (Han-) Chinesen. ji 字 bedeutet “Zeichen”. Oder “kotoba 言葉“: koto 言 bedeutet “Sprache”, ba 葉 ist das
    Blatt. Heisst also “Blätter der Sprache” – bedeutet “Wort”.Verben hingegen bestehen meistens aus einem Zeichen (oder einem Substantiv plus suru する = machen).
    Aber: Nicht jedes Zeichen ist ein Verb!

 

  • 4. Die sehen doch alle gleich aus! Wie kann man die denn lernen?
    Jedes Schriftzeichen ist einzigartig. Und lässt sich in Elemente (genannt “Radikale”) zerlegen.
    Insgesamt gibt es 214 Elemente, die wiederum jeweils eine Kategorie mit Bedeutung darstellen.
    So gibt es das Element sanzui (Wasser) 氵: Ca. 500 der heute benutzten 10’000
    Zeichen beinhalten das Radikal “Wasser”. Und haben oft etwas mit Wasser zu tun:
    Die Zeichen mit der Bedeutung “schwimmen – 泳”, “Eis – 氷”, “Öl – 油”, “fliessen – 流”, “Welle – 波”, “Träne – 涙”,
    “Meer – 海”, “Hafen – 港” usw. usf. enthalten allesamt dieses Element.Hier eine Tabelle aller Elemente – sie bestehen aus 1 bis 17 Strichen (Zahl steht oben). In Klammern
    stehen Unterradikale – Abwandlungen des Hauptradikals. Zur Wiederholung: Jedes, aber auch wirklich
    jedes Zeichen lässt sich restlos in Radikale zerlegen. Aber nur ein Radikal ist sinngebend!

    Sogenannte Radikale: Alle Schriftzeichen lassen sich in diese EInzelbestandteile zerlegen, und diese Bestandteile haben allesamt eine Bedeutung und erleichtern so das Lernen
    Sogenannte Radikale: Alle Schriftzeichen lassen sich in diese EInzelbestandteile zerlegen, und diese Bestandteile haben allesamt eine Bedeutung und erleichtern so das Lernen

    Dieses System hilft natürlich beim Erlernen der Zeichen! Streng genommen sind die Schriftzeichen sehr logisch. Allerdings braucht man lange, um die Logik dahinter zu verstehen. Deshalb sagt man auch, dass das Erlernen der ersten ca. 800 Schriftzeichen am Schwersten ist – danach wird es einfacher!Sehr, sehr viele Schriftzeichen bestehen aus zwei Teilen – dem sinngebenden Radikal und dem Teil, der die Lesung definiert:令・冷・鈴・零・齢: Alle diese Jōyō-Kanji enthalten das gleiche Element (das erste Zeichen besteht nur aus diesem Element). Und werden entsprechend alle gleich gelesen, nämlich rei.
    Wer sich die Liste der Jōyō-Kanji aufmerksam ansieht, wird etliche solcher Gruppen finden (da sie nach der Lesung geordnet sind).Dumm nur, dass es auch hier freilich viele Ausnahmen gibt:

    : Dieses Zeichen wird zwar auch “rei” gelesen, typischer und häufiger ist aber die Lesung ryō.

    Das Problem ist, dass so viele Zeichen die gleiche on-Lesung (siehe oben) haben:

    士・子・支・止・氏・仕・史・司・四・市・矢・旨・死・糸・至・伺・志・私・使・刺・始・姉・枝・祉・肢・姿・思・指・施・師・紙・脂・視・紫・詞・歯・嗣・試・詩・資・飼・誌・雌・賜・諮 sind alles Jōyō-Kanji und werden alle in erster Linie
    shi gelesen!

    Kanji zu lernen ist natürlich anfangs schwer, doch hat
    man einmal das System raus geht es relativ schnell. Wichtig bei Kanji
    ist es nicht nur, die Lesung zu lernen, sondern auch die Strichfolge,
    denn dafür gibt es feste Regeln (z.B. oben vor unten, links vor rechts usw.). Die werden vor allem in der hohen
    Schule der Kalligraphie von hoher Bedeutung.

 

  • 5. Dauert das nicht zu lange, all diese Schriftzeichen zu “malen”?
    Ganz im Gegenteil. Wer mit den Schriftzeichen vertraut ist, malt nicht, sondern schreibt fliessend.
    Oft ist man auch viel schneller, wenn man mit Schriftzeichen schreibt: Das Wort
    “Bahnhof” zum Beispiel erfordert das Schreiben von 7 Buchstaben. Im Japanischen ist es ein Schriftzeichen,
    und das ist schnell geschrieben. Zumal es auch im Japanischen Handschriften (und somit auch Sauklauen) gibt.
    Hält man sich dabei nicht an die Strichfolge, sind die Kanji zumeist unleserlich. Einfach abpinseln
    ist also nicht. Kanji bestehen aus 1 bis 64 Strichen, der Durchschnitt
    liegt bei etwa 11 Strichen. Handschriften können ganz verschieden aussehen. Und so gibt es auch
    verschiedene Fonts:

    Schriftarten

 

  • 6. Sind die Schriftzeichen überall gleich in Asien?
    Nein. Nur in Taiwan, Korea (dort nur sehr begrenzt!) und in
    Hongkong werden die alten, ursprünglichen und oft sehr komplizierten
    Originalzeichen benutzt. Japan hat fast 2000 Zeichen vereinfacht – aber meistens noch so, dass es
    nachvollziehbar ist. Oder man hat ein Schriftzeichen eingesetzt, um kompliziertere Zeichen
    mit gleicher Lesung zu ersetzen. In der VR China
    hingegen hat man über 2000 Zeichen sehr stark, aber logisch vereinfacht. Auch mit Japanischkenntnissen
    kann man so nicht ohne grössere Vorbereitung eine chinesische Zeitung lesen. Zumal die
    Benutzung der Zeichen oftmals unterschiedlich ist.

 

  • 7. Schreibt man von oben nach unten? Oder von links nach rechts?
    Ursprünglich von oben nach unten. Man beginnt dabei auf der rechten Seite des Blattes.
    Bücher und Zeitungen sind entsprechend “verkehrtrum” – was bei uns die Rückseite ist, ist
    in Japan die Titelseite. In E-Mails, wissenschaftlichen Publikationen mit vielen Abbildungen, Webseiten
    und fremdsprachigen Wörterbüchern schreibt man jedoch wie bei uns – von links nach rechts.
    Auf alten Gebäuden, an Fahrzeugen usw. findet man noch eine dritte Variante: Auch
    horizontal, aber von rechts nach links wie im Arabischen. Kann manchmal verwirrend sein.

 

  • 8. Welche Nachschlagewerke gibt es?
    Mittlerweilen sind auch gute, deutschsprachige Nachschlagewerke auf dem Markt. Bevor
    man sich eins besorgt, sollte man sich überlegen, was man bereits kann und wie weit man sich in die
    Materie vertiefen möchte. Hier ein paar Tipps (natürlich unvollständig, ich liste nur
    Bücher auf, die ich selbst benutze):

    • Hadamitzky, Wolfgang (1995): Langenscheidts Handbuch und Lexikon der japanischen Schrift. Kanji und Kana 1, Handbuch.
      Langenscheidt KG, Berlin und München. ISBN: 3-468-49388-6. Enthält eine kurze Einführung,
      Ableitungstafeln der Kana, Regeln zur Suche von Kanji. 1945 Kanji, rd. 4000 Lesungen und 11’000 Komposita
      (Komposita – Wörter, in denen das Kanji vorkommt). Preis: Um die 20 Euro!? Es gibt viele Neuauflagen!Pluspunkt: Perfekt für Einsteiger, da am Zeichen immer die Strichreihenfolge steht und die Zeichen nach
      Wichtigkeit geordnet sind. Viele Möglichkeiten, nach denen man die Zeichen suchen kann (Radikal, Lesung, Strichzahl).
      Enthält auch 284 Namenskanji (jinmei’yō Kanji)
      Schwachpunkt: Ideal zum Start, aber bald nicht mehr ausreichend, da Nicht-Jōyō-Lesungen und
      Nicht-Jōyō-Kanji fehlen. Ist auch nicht als Wörterbuch brauchbar!!!

 

  • Spahn, Mark und Wolfgang Hadamitzky (1989): Japanese Character Dictionary.
    Nichigai Associates, Tokyo. ISBN: 4-8169-0828-5. Englische Originalversion!!! Es gibt mittlerweilen eine
    deutsche Version von Langenscheidt, die ist jedoch sehr teuer (um die 100 €). Enthält
    5906 Kanji (plus 1148 Variationen) und rd. 47’000 Komposita
    Preis: Um die 50 USD. Es gibt viele Neuauflagen!Pluspunkt: Wenn das Zeichen hier nicht drinsteht, hat man ein Problem. Sehr umfangreich. Sehr praktisch
    ist das Reverse Lookup: Unter den Zeichen stehen viele Komposita – geordnet nach Strichanzahl und der Position des
    Zeichens im Wort! Gibt also auch Komposita an, in denen das Zeichen nicht vorn steht. Und gibt auch
    Kanji-Kana-Mischwörter an.Schwachpunkt: Nicht nach den 214 traditionellen Radikalen, sondern nach einem neuen System mit 79 Radikalen
    geordnet. Das ist gewöhnungsbedürftig. Für Anfänger ungeeignet, da zu viel (bzw. grundlagentechnisch zu
    wenig) Information. Keine Reiselektüre, da sehr umfangreich.

 

  • Halpern, Jack (Hrsg.) (1990): New Japanese-English Character Dictionary.
    Kenkyusha, Tokyo. ISBN: 4-7674-9040-5. Nur auf Englisch!!! Enthält
    4421 Kanji (darunter 834 Variationen) und rd. 42’000 Komposita
    Preis: 8000 Yen (inkl. Steuer). Es gibt Neuauflagen!Pluspunkt: Sehr viele, gut geordnete Informationen zu den Zeichen inkl. chinesischer Schreibung und Lesung,
    Grasschrift usw. Viele
    Querverweise. Kurze, prägnante Erklärung zur eigentlichen Bedeutung des Zeichens allein. Liste von Synonym-Gruppen
    (interessant!). Ansonsten sechs Methoden, das Zeichen zu finden. Sehr umfangreiche Einführung.Schwachpunkt: Auch sehr gewöhnungsbedürftiges Klassifizierungssystem (geordnet danach, wo das
    Radikal steht – ob oben, unten usw.) Wer tiefer in der Materie steckt, wird etliche Kanji vermissen. Wie auch der Spahn-Hadamitzky
    zu schwer als Reiselektüre.

 

  • Wernecke, W. und R. Hartmann (1977): Japanisch-Deutsches Zeichenlexikon.
    VEB Verlag Enzyklopädie, Leipzig. Keine ISBN, nur Bestellnummer: 576 169 8. In dem Punkt war
    die DDR fortschrittlich – das erste deutsche Zeichenlexikon! Enthält
    5800 Kanji und rd. 33’000 Komposita
    Preis: Damals 75 Mark, heute je nach Antiquariat.Pluspunkt: Durchaus brauchbar und wesentlich billiger als das Langenscheidt. Gesucht wird nach den traditionellen
    Radikalen – dabei hilft eine separate Karte mit den Radikalnummern.Schwachpunkt: Schwer zu beschaffen! Sehr simples Layout. Neue Komposita fehlen freilich. Nur vier Seiten Einführung.

 

  • Aruku Nihongo Shuppan Henshū-bu (Hrsg.) 1994: Kanji Power Handbook for Japanese language
    proficiency test

    Aruku AG, Tokyo. ISBN: 4-87234-314-X. Wie der Name sagt, dient das Buch zur Vorbereitung
    auf den Test. Ist aber auch so ganz praktisch, um ab und zu mal zu schmökern. Nur Englisch.
    2055 Kanji plus Namenskanji.
    Preis: 1800 Yen.Pluspunkt: Schön klein und handlich und nach Schwierigkeitsgrad unterteilt. Chinesische und koreanische Entsprechung
    steht auch da.Schwachpunkt: Nach Lesung geordnet – wer die Lesung nicht kennt, wird lange suchen. Alle Beschreibungen
    und Einführung in die Materie auf Japanisch, aber mit Okurigana.

 

  • Sanseidō Henshūsho (Hrsg.) 1992: Hikkei Kanji Jiten
    Sanseido, Tokyo. ISBN: 4-385-13625-4. Ideal für unterwegs – nur 14 x 8 x 2,5 cm gross. Enthält
    7200 Kanji, die 3400 wichtigsten inkl. zahlreicher Informationen, geordnet nach dem japanischen
    Alphabet. Preis: 1300 Yen.Pluspunkt: Leicht, billig, kurz und präzise. Sogar mit Strichfolge und Handschrift.Schwachpunkt: Keine Erklärung der Komposita, nur die Lesung. Dient nur zur Feststellung der Lesung und
    Hauptbedeutung.

 

  • Uno Seiichi (Hrsg.) 1987: Shinshū Kanwa-Kōjiten
    Shūeisha, Tokyo. ISBN: 4-08-400321-2. Mein langjähriger Begleiter. Klein, aber über 1000 Seiten
    stark. Enthält
    9200 Kanji, mit unzähligen Komposita, geordnet nach dem guten alten Radikalsystem –
    deshalb sehr schnell auffindbar. Rein Japanisch. Preis: wenn ich mich richtig erinnere, um die 1500 Yen.Pluspunkt: Klein, handlich, mit ausführlicher Erklärung, zahlreichen Zeichnungen, chinesischer Lesung u.v.m.
    Ideal für Leute, die mit der Kultur und Geschichte zu tun haben.Schwachpunkt: Nur für Fortgeschrittene.

 

  • Ogawa K, T. Nishita u. A. Akatsuka (Hrsg.) 1994 (rev. Ausgabe): Shinjigen,
    Kadokawa Shoten, Tokyo. ISBN: 4-04-010804-3. Gutes Buch für den Hausgebrauch. Enthält
    knapp 10’000 Kanji, mit unzähligen Komposita, geordnet nach dem guten alten Radikalsystem –
    deshalb sehr schnell auffindbar. Rein Japanisch. Preis: ca. 3800 Yen.Pluspunkt: Sehr leicht bedienbar, unzählige Komposita, gute BeschreibungenSchwachpunkt: Alle Lesungen findet man oft nicht auf einen Blick. Nur für Fortgeschrittene.

Natürlich gibt es auch zahlreiche gute elektronische Zeichenwörterbucher! Die erfordern allerdings
allesamt ein Grundwissen.

Mehr Fragen? Bitte per E-Mail senden!

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Kana:

Die Kana entstanden aus Schriftzeichen gleicher Lesung und haben sich nach dem Zweiten Weltkrieg endgültig durchgesetzt. Vorher benutzte man nur Kanji bzw. Kanji und Katakana. Einige Hiragana ähneln den entsprechenden Katakana. Erfahrungsgemäß sind Hiragana schneller erlernbar, auch bei den Kana gilt zudem: Die Strichfolge ist wichtig. Hier eine Tabelle sämtlicher Kana:

カタカナ (片仮名)Katakana ひらがな (平仮名)Hiragana
na ta sa ka a na ta sa ka a
ni chi shi ki i ni chi shi ki i
nu tsu su ku u nu tsu su ku u
ne te se ke e ne te se ke e
no to so ko o no to so ko o
wa ra ya ma ha wa ra ya ma ha
wi ri mi hi wi ri mi hi
ru yu mu fu ru yu mu fu
we re me he we re me he
wo ro yo mo ho wo ro yo mo ho
n n
ひらがな (平仮名)Hiragana
na ta sa ka a
ni chi shi ki i
nu tsu su ku u
ne te se ke e
no to so ko o
wa ra ya ma ha
wi ri mi hi
ru yu mu fu
we re me he
wo ro yo mo ho
n
カタカナ (片仮名)Katakana
na ta sa ka a
ni chi shi ki i
nu tsu su ku u
ne te se ke e
no to so ko o
wa ra ya ma ha
wi ri mi hi
ru yu mu fu
we re me he
wo ro yo mo ho
n

Dazu ein paar Bemerkungen: “i” und “e” in der Spalte unten links sind nicht mehr in Gebrauch. Die Silbe “wo を” wird “o” gelesen – einer der Partikel. Wird die Silbe “ha は” als Partikel benutzt, liest man sie “wa”. Fügt man zwei Striche an die Silben mit k, s , t, h, so wird daraus g, z, d und b: か→が, さ→ざ, た→だ, は→ば

Achtung: s und z werden englisch gelesen, also s ist wie ß und z wie s. Deshalb sprechen Deutsche das Wort “Kamikaze” permanent falsch aus – es heißt nämlich “Kamikase”. Das gleiche gilt für Bonsai und andere. Die Silbe “ei” wird als langes “e” gelesen. Keiko (ein Frauenname) wird also nicht “Kaiko” gelesen, denn das bedeutet “Seidenraupe” (als Kosename denkbar ungeeignet). Weitere Ausnahmen: tsu つ wird zu zu づ, chi ち und shi し werden zu ji (ぢ・じ) (wie in “Gin”). Fügt man einen kleinen Kreis an die Silben mit h (は→ぱ), so wird daraus p.

Kommt in einem Wort in der Mitte ein tsu und danach ein k, s, t, h vor, so wird aus dem nachfolgenden Konsonanten ein Doppelkonsonant, also kk, ss, tt, pp. Zum Beispiel ketsu-kō けっこう wird automatisch zu kekkō. Das tsu つ→っ wird dann aber nur halb so groß geschrieben: かっぱ ist Kappa, entstanden aus den Silben katsu und ha. Fügt man an eine Silbe mit i ein kleines “ya”, “yu” oder “yo” an, so verschmelzen die Silben: Aus ki き + kleines yo ょ wird kyo きょ. きょう ist somit kyō. Fügt man an eine -o oder -u – Silbe ein u an, werden diese zu Langvokalen (ō und ū. Aufgrund der Silbenstruktur müssen Fremdwörter der japanischen Phonetik angepaßt werden: Man kann mit Katakana nicht einfach Berlin schreiben. 1.) gibt es kein richtiges r oder l sondern nur ein Zwischending, 2.) gibt es außer n keine freistehenden Konsonanten. In diesem Fall schreibt man bei aufeinanderfolgenden Konsonanten die -u – Silbe. Berlin wird damit zu Berurin ベルリン. Das geht noch – aber wie sieht es mit furankufuruto フランクフルト (Frankfurt) oder raiputsihi ライプツィヒ (Leipzig) aus?

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tabibito
tabibitohttps://japan-almanach.de
Tabibito (旅人・たびびと) ist japanisch und steht für "Reisender". Dahinter versteckt sich Matthias Reich - ein notorischer Reisender, der verschiedene Gegenden seine Heimat nennt. Der Reisende ist seit 1996 hin und wieder und seit 2005 permanent in Japan, wo er noch immer wohnt. Wer mehr von und über Tabibito lesen möchte, dem sei der Tabibitos Blog empfohlen.

6 Kommentare

  1. Kann ich so unterschreiben. Von den zahlreichen Seiten über Japan und das Japanische, die in meinen Favoriten zu finden sind, ist das hier mit eine der Besten.
    Klar könnte man sicher noch einige Ausnahmen genauer erklären (oder die neuen Silben der Katakan, wie auch in “leipzig” verwendet), aber hier ist schon am meisten Wissen kompakt dargestellt. Weiter so!

  2. eine frage zu den 214 radikalen. haben diese die gleiche bedeutung wie die chinesischen? zu wie viel prozent haben die kanjis die gleiche bedeutung wie die hanzis?

  3. Ja, die Radikale haben die gleiche Bedeutung.
    Die meisten Kanji haben auch die gleiche oder eine ähnliche Bedeutung
    wie die Hanzi.
    Das Problem sind zusammengesetzte Wörter – die sind recht oft verschieden
    bzw. existieren in der jeweils anderen Sprache so nicht.
    Ausserdem schreibt man ca. 2’500 Schriftzeichen in Festlandschina heute
    ziemlich anders als in Japan.

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