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Die Burg von Maruoka – eine von nur 12 Burgen in Japan mit altem Hauptbau

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Maruoka ist ein nicht allzu bekannter Ort knapp 15 Kilometer nördlich von Fukui, Hauptstadt der gleichnamigen Präfektur. Allzu viel gibt es nicht zu sehen – wäre da nicht die einzige Burg der gesamten Hokuriku-Region (die Mitte der Hauptinsel Honshū, entlang der Westküste), bei der das Hauptgebäude die Wirren der Zeit überlebte. Nur 12 Burgen in Japan können das von sich behaupten, denn die meisten heute sichtbaren Burgen wie zum Beispiel die von Osaka, Nagoya oder Kumamoto sind Nachbauten, da der Hauptbau irgendwann zerstört wurde – meistens in der Mitte des 19. Jahrhunderts, als fast alle Burgen geschliffen wurden.

Der Hauptbau der Burg von Maruoka
Der Hauptbau der Burg von Maruoka

Die Burg von Maruoka zählt zum Hirayama-jiro-Typ, sprich, sie steht auf einem Hügel inmitten einer größeren Ebene. Erbaut wurde sie im Jahr 1576 vom hier einst ansässigen Shibata-Clans. Die Burg wurde damals 霞ヶ城 Kasumi-ga-jō genannt – die “Burg im Nebel” – und war einst von einem fünfeckigen Graben umgeben, der allerdings nicht mehr existiert. Über das Alter des Hauptgebäudes herrscht etwas Unklarheit – man nahm erst an, das es Ende des 16. Jahrhunderts errichtet wurde, aber neuere Untersuchungen ergaben, dass die Zeit um 1630 wahrscheinlicher ist.

Im Laufe der Jahrhunderte wechselte die Burg mehrfach die Besitzer, die diverse Änderungen vornahmen. Im Zuge der Abschaffung der alten Provinzen und der Erschaffung von Präfekturen wurden fast alle Burgen Japans geschliffen, und das geschah auch in Maruoka, aber man liess den Hauptbau stehen, der schließlich von der Stadt gekauft wurde und wohl deshalb nicht zerstört wurde. Die Strukturen rund um den Hauptbau wurden jedoch größtenteils zerstört und der Burggraben zugeschüttet.

Hauptbau der Burg von Maruoka
Hauptbau der Burg von Maruoka

Am 28. Juni 1948 ereignete sich ein schweres Erdbeben der Stärke 7.1, dessen Epizentrum quasi direkt unter Maruoka lag – in äußerst geringer Tiefe. Die Schäden waren immens – mehr als 3,000 Menschen kamen in der nicht allzu dicht besiedelten Region ums Leben. Der Hauptbau der Burg hielt dem Erdbeben nicht stand und stürzte zusammen. 1955 schaffte man es, das Hauptgebäude wieder herzustellen – und man benutzte rund 70% des eingestürzten Gebäudes, weshalb die Burg als “im Originalzustand erhalten” gilt.

Die Burg von Maruoka hat lediglich drei Etagen und gilt deshalb als eher klein. Sowohl die Haupttreppe zum Eingang als auch die Treppen zwischen den Etagen sind sehr steil – innerhalb der Burg so steil, dass man für die Besucher Hilfsseile installiert hat. Die einzelnen Räume sind dabei so klein, dass nicht einmal eine Ausstellung Platz hat. Aus dem Grund liegt die Burg von Maruoka auch nur auf Platz 34 der 100 berühmtesten/schönsten Burgen Japans.

Eine der steilen Treppen im Inneren der Burg von Maruoka
Eine der steilen Treppen im Inneren der Burg von Maruoka

Von der Burg hat man einen schönen Blick über die Ebene Fukui mit der Stadt 坂井 Sakai, von der Maruoka heute ein Stadtteil ist. Etwas weiter südlich sieht man auch die Stadt Fukui und im Osten Eiheiji sowie weiter entfernt die bis über 2,700 m hohen Berge des Hakusan-Nationalparks.

Die Burg ist 365 Tage im Jahr geöffnet, Erwachsene zahlen 450 Yen Eintritt und Kinder 150 Yen. Mehr erfährt man auf der offiziellen Webseite der Burg unter maruoka-castle.jp.

Blick von der Burg von Maruoka auf die Fukui-Ebene und die Berge im Osten
Blick von der Burg von Maruoka auf die Fukui-Ebene und die Berge im Osten
tabibito
tabibitohttps://japan-almanach.de
Tabibito (旅人・たびびと) ist japanisch und steht für "Reisender". Dahinter versteckt sich Matthias Reich - ein notorischer Reisender, der verschiedene Gegenden seine Heimat nennt. Der Reisende ist seit 1996 hin und wieder und seit 2005 permanent in Japan, wo er noch immer wohnt. Wer mehr von und über Tabibito lesen möchte, dem sei der Tabibitos Blog empfohlen.

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