Region | 中国 Chūgoku | |
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Bezirk | 島根県 Präfektur Shimane | |
Rang | ||
Name | Der Name setzt sich aus den Schriftzeichen 出 (SHUTSU, de-ru, da-su, ide usw.) für “hinaus, heraus” und 雲 (UN, kumo) für “Wolken” zusammen. Wer den Ortsnamen nicht kennt, hat keine Chance, diesen richtig zu lesen, da die Schriftzeichen unregelmäßig gelesen werden. Zur Entstehung gibt es mehrere Legenden – eine davon berichtet gar davon, dass der Name aus der Ainu-Sprache entlehnt ist. In der historischen Schrift “kojiki” taucht der Name in einem kurzen Gedicht auf, in der davon die Rede ist, dass an diesem Ort die Wolken sehr schön hervorquellen. | |
Lage | Izumo liegt ein paar Kilometer landeinwärts vom Japanischen Meer in einer von zahlreichen Flüssen und Kanälen durchzogenen Ebene zwischen dem Shinji-See und dem Meer. Die nächstgelegene Millionenstadt ist das rund 150 Kilometer südlich gelegene Hiroshima. | |
Ansehen | In erster Linie natürlich Izumo Taisha, der älteste Schrein Japans. Der Hinomisaki-Leuchtturm und die Küste in der Gegend. Es gibt zudem ein interessantes historisches Museum. |
Beschreibung
Die Stadt Izumo liegt in der östlichen Mitte der Präfektur Shimane ist mit lediglich gut 170,000 Einwohnern bereits die zweitgrößte Stadt der verhältnismäßig dünn besiedelten und ländlich geprägten Präfektur. Dabei ist das Gebiet der Stadt über 600 Quadratkilometer gross – die Einwohnerzahl der Stadt selbst liegt bei nur rund 100,000 Einwohnern. Die Einwohnerzahl ist für japanische Verhältnisse sehr stabil und seit den 1950ern fast gleichbleibend.
Izumo erhielt erst im Jahr 1941 das Stadtrecht – doch das heutige Stadtgebiet ist bereits spätestens seit der Yayoi-Zeit besiedelt, die im 3. Jahrhundert vor unserer Zeit begann und im 3. Jahrhundert u. Z. in die Kofun-Zeit überging. So stieß man 1983 bei Straßenbauarbeiten rund 10km östlich des Stadtzentrums auf eine ausgedehnte Anlage, die wahrscheinlich rund um den Beginn unserer Zeitrechnung entstand. Bei den 荒神谷遺跡 Kōjindani-Ruinen fand man unter anderem 358 Kupferlanzen, 6 Kupfergefäße und einige Kurzschwerter. Heute befindet sich an der Ausgrabungsstätte ein Freilichtmuseum.
Schon sehr früh galt Izumo dabei als wichtiger Ort – ein Drittel der japanischen Göttersagen handeln von Izumo. Der Ort ist somit einer der wichtigsten mythischen Orte Japans – mehr dazu siehe unten.
Die Innenstadt von Izumo selbst ist eher arm an Sehenswürdigkeiten – das Leben spielt sich vornehmlich in einem kleinen Gebiet nördlich des Hauptbahnhofs ab – hier gibt es die meisten Geschäfte, Restaurants und Kneipen. Im Norden endet die Stadt dann abrupt an einer bis über 400 Meter hohen Bergkette – dahinter liegt das Japanische Meer.
Wer durch die Stadt fährt, dem fällt ein Bauwerk zwangsläufig auf: Der Izumo Dome, eine Kuppel mit rund 140 Meter Durchmesser und einer Höhe von fast 50 Metern. Das bemerkenswerte Bauwerk wurde 1992 eröffnet und wird für alles mögliche genutzt – Baseball, Fußball, Rugby, Konzerte und dergleichen. Bei Konzerten passen bis über 10,000 Menschen in die Halle. Gebaut wurde sie, da in dieser Gegend in den Wintermonaten oft schlechtes Wetter mit viel Schnee und Regen herrscht – Sport ist da nur in geschlossenen Räumlichkeiten möglich.
Die Stadt Izumo verdankt dem Schrein einen stetigen Strom von Besuchern – vor Corona zählte man bis zu 10 Millionen Übernachtungen inländischer Besucher. Bei Ausländern steht die Stadt allerdings eher selten auf dem Programm – nur ein paar Tausend besuchten Izumo im Jahr 1917.
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Izumo Taisha (Izumo-Schrein) 出雲大社
Die Stadt Izumo ist jedem Japaner ein Begriff – und der einzige Grund dafür ist der gleichnamige Schrein, der Izumo Taisha 出雲大社 (“taisha”, auch “ōyashiro” gelesen, bedeutet “großer Schrein”). Schreine gibt es viele in Japan, und sie werden üblicherweise “Jinja” genannt, aber es gibt auch etliche “taisha”. Wenn jemand jedoch nur von “Taisha” redet, ist der Izumo Taisha gemeint. Das ist allerdings eigentlich nicht korrekt – der offizielle Name lautet Izumo Ōyashiro.
Jeder Schrein ist mindestens einer Gottheit gewidmet. Und beim Schrein von Izumo wird schon bei den Gottheiten, den sogenannten kami, klar, dass es hier um etwas Wichtiges geht, denn dieser Schrein ist Kotoamatsukami, den 5 himmlischen Göttern, sowie Ōkuninushi, dem Gott der Heirat und direkter Nachkomme von Susano-o, dem wilden Bruder der Sonnengöttin Amaterasu, gewidmet (einen kleinen Stammbaum der shintōistischen Götter gibt es hier).
Über die Herkunft von Ōkuninushi scheiden sich die Geister – die Quellen sind sich jedoch einig, dass er einst der Herrscher der irdischen Welt, 葦原中国 Ashihara-no-Nakatsukuni (“Mittleres Land der schilfbedeckten Ebenen”) war, bis die Götter ihn baten, den Platz für Amaterasus Enkel Ninigi zu räumen – ein Vorfahre der jetzigen kaiserlichen Familie. Im Gegenzug wurde Ōkuninushi Herrscher der unsichtbaren Welt. Er gilt als Gott der Landesbildung, der Landwirtschaft, Heilkunde und einiges mehr. Den Legenden zufolge hatte er zudem diverse Eskapaden, aus denen zahlreiche andere Götter hervorgingen – deshalb gilt er auch als Schutzgott von Verheirateten beziehungsweise als Glücksbringer in der Liebe. Eine shintoistische Sekte, die in Izumo ihren Hauptsitz hat, betrachtet Ōkuninushi als die zentrale Gottheit.
Nordwestlich des Hauptbaus im Schrein steht das vergleichsweise unspektakuläre 彰古館 Shōkokan – die Schatzkammer des Schreins von Izumo. Der zweistöckige Holzbau stammt aus dem Jahr 1914 und ist damit vergleichsweise jung, aber im zweiten Geschoss gibt es eine kleine Ausstellung mit den Schätzen des Tempels – darunter Juwelen, Schwerter, alte Haushaltsgegenstände und dergleichen. Diese kann man für ein Eintrittsgeld von 200 Yen betrachten.
Besonders spektakulär ist im Izumo-Schrein natürlich der 本殿 honden – die Haupthalle. Die gegabelten Balken auf dem Dach machen den sogenannten 大社造 Taisha-zukuri aus – die wahrscheinlich älteste Schreinbauweise in Japan. Man findet diese Bauweise auch in vielen anderen Schreinen in Japan, doch die Haupthalle von Izumo war das Vorbild für diesen Bautyp. Die waagerechten Balken auf dem Dach werden 鰹木 katsuogi genannt; die gekreuzten Balken 千木 chigi. Wenn es einen traditionellen japanischen Bautyp gibt, dann ist es dieser – der Stil entstand vor dem Einzug des Buddhismus in Japan, wie man anhand von Bauwerken aus dem 1. bis 3. Jahrhundert unserer Zeitrechnung feststellen konnte. Der Buddhismus brachte Jahrhunderte später zahlreiche architektonische Einflüsse aus Indien und China mit sich, doch der Taisha-zukuri-Stil mit den markanten Dächern war schon vorher da. Dieser Stil wird heute prinzipiell nur bei shintoistischen Bauwerken benutzt.
Die Haupthalle steht auf neun großen Säulen und der Grundriss ist eher untypisch für einen Schrein. Schreine sind in der Regel streng symmetrisch aufgebaut, doch diese Haupthalle ist asymmetrisch gebaut.
Vieles deutet daraufhin, dass der jetzige Schrein kleiner ist als das Original. Demzufolge verkleinerte man den Schrein beim Neubau rund um das Jahr 1200. Die jetzige Größe stammt aus dem Neubau im Jahr 1744 – seitdem misst die Haupthalle eine Höhe von 24 Metern und eine Fläche von 11 Quadratmetern. Das ist allerdings der Innere Schrein, und der ist nur sehr, sehr selten der Öffentlichkeit zugänglich – zuletzt war dies 2008, zum ersten Mal seit 60 Jahren, der Fall. Damals wurden die Insignien des Schreingotts Ōkuninushi in einen anderen Teil des Schreins gebracht. Fünf Jahre lang erfolgte dann der 式年遷宮祭 shikinen sengūsai – der “Neubau des Schreins”, bei dem das alte Gebäude auseinandergelegt und ein neues Gebäude genau im gleichen Stil neu errichtet wird. Das ist ebenfalls eine shintoistische und damit japanische Besonderheit. Aus diesem Grund sind die meisten japanischen Schreine also de facto uralt, doch die Bauwerke selbst (vom Baumaterial her betrachtet) sind oft nur Jahrzehnte alt. Diese Art der pragmatischen Bauweise äußert sich selbst in der urbanen Architektur im scrap-and-build-Verfahren: Bauwerke werden alle 30 oder 50 Jahre abgerissen und umgehend durch neue Gebäude ersetzt.
Das Hauptgebäude des Schreins von Izumo sah früher auf jeden Fall anders aus: Es stand auf riesigen hölzernen Säulen und war durch eine lange, steile Rampe erreichbar.
Der 素鵞社 soga-no-yashiro genannte Nebenschrein im hinteren Teil der Anlage stammt aus dem 17. Jahrhundert und ist nur 4 mal 4 Meter gross, doch bei vielen gilt dieser Minischrein als DER Power Spot schlechthin, und in Japan hat man definitiv eine Schwäche für “Power Spots”. Irgendwann bildete sich die Legende heraus, dass man, wenn man Sand von einem bestimmten, nahegelegenen Strand unterhalb des kleinen Schreins streut und diesen nach einem Jahr wieder mitnimmt, jener besondere, göttliche Kräfte innehat – streut man ihn auf ein Reisfeld, gelingt der Reis besonders gut. Reibt man sich mit dem Sand den Rücken ein, lösen sich Verspannungen. Und so weiter. Das treibt so sehr Blüten, dass der Schrein auf seiner Webseite exklusiv vermerkt, dass der Verkauf von solchem Sand auf dem Schreingelände ausdrücklich verboten ist – und dass auch der Verkauf des Sandes auf diversen Auktionsseiten strengstens verboten ist.
Das wahrscheinlich am meisten fotografierte Objekt im Schrein von Izumo ist die 神楽殿 Kaguraden – die “Kagura-Halle”. Kagura, wörtlich “Freude der Götter” ist ein Oberbegriff für rituelle Tänze, die in Schreinen durchgeführt werden – zum Vergnügen der Götter. Die Kagura-Halle im Schrein wurde 1776 gebaut und 1981 in die jetzige Form gebracht.
Über dem Eingang hängt ein gewaltiges Seil, ein sogenanntes shimenawa (zur Bedeutung siehe hier), mit einer Länge von 13,5 Metern – und einem Gewicht von 5,2 Tonnen. Damit ist dieses Seil mit Abstand das größte in Japan, und es wird allgemein sofort mit dem Schrein von Izumo assoziiert. Alle paar Jahre wird das Seil ausgewechselt und mit einem Kran hochgehievt.
Neben dem Gebäude steht übrigens der höchste aktiv genutzte Fahnenmast in ganz Japan – die 日の丸 (hinomaru), die markante japanische Flagge, weht hier in einer Höhe von 47 Metern.
Auf dem größten Platz im weitläufigen Schreingelände, direkt vor dem Inneren Schrein, steht der 拝殿 haiden – die Gebetshalle. Das Bauwerk stammt ursprünglich aus dem Jahr 1519, doch die Halle brannte 1953 aufgrund eines fahrlässig verursachten Feuers komplett nieder. Sofort wurde im gesamten Land gespendet, um einen Neubau zu finanzieren – und sechs Jahre später hatte der Schrein eine neue Gebetshalle, wie man sie in ihrer heutigen Form sehen kann.
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Hinomisaki-Leuchtturm 日御碕
Rund 18 Kilometer nordwestlich von Izumo Stadt beziehungsweise knapp 10 km nordwestlich des Schreins ragt der blendend-weiße Hinomisaki-Leuchtturm in den nicht selten bewölkten Himmel. Gebaut wurde dieser 43 Meter hohe Leuchtturm im Jahr 1903. In Japan wurden ab dem 19. Jahrhundert zahlreiche Leuchttürme nach westlichen Vorbild gebaut – dieser ist jedoch der größte im ganzen Land und wird noch immer aktiv genutzt. Das Leuchtfeuer kann je nach Wetter bis in 40 Kilometer Entfernung gesehen werden.
Wenn der Leuchtturm geöffnet ist, kann man 163 Treppen hochsteigen und von dort die wunderbare Landschaft von oben bestaunen.
In unmittelbarer Nähe gibt es zwei Schreine, die man unter dem Namen Hinomisaki-Schrein zusammenfasst. Da die Schreine und der Leuchtturm beliebte Ausflugsziele sind, gibt es auch einen größeren Parkplatz sowie ein paar Restaurants und Souvenirshops in der Nähe.
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Anreise
Izumo ist verkehrstechnisch hervorragend angebunden. Der Hauptbahnhof Izumo-shi Station liegt direkt an der JR山陰本線 JR-San’in-Hauptlinie, der wichtigsten Bahnlinie an der dem Japanischen Meer zugewandten Seite von Westjapan. Direkt neben dem Hauptbahnhof liegt der kleinere Dentetsu-Izumo-Bahnhof der privaten 一畑電車 Ichibata-Bahnlinie, die von hier sowohl zum Schrein als auch Richtung Osten, immer entlang des Shinjiko-Sees bis kurz vor die Präfekturhauptstadt Matsue fährt. In den Waggons kann man – und das ist selten in Japan – sogar Fahrräder mitführen
Auf der JR-Linie ist vor allem der やくも Yakumo-Express interessant – dieser fährt von Okayama an der Seto-Binnensee quer durch die Berge von Westjapan über Yonago und Matsue bis Izumo. Der Zug benötigt dafür gut 3 Stunden, und die einfache Fahrt kostet 6,490 Yen. Da dies eine JR-Strecke ist, kann der Japan Railpass benutzt werden. Von Okayama kommt man dann mit dem Shinkansen leicht nach Kobe, Osaka, Fukuoka usw.
Es gibt sogar einen Nachtzug, der direkt von Tokyo nach Izumo fährt. Fast alle Nachtzüge Japans sind im Laufe der letzten Jahrzehnte leider gestrichen worden, aber der サンライズ出雲 Sunrise Izumo hat überlebt. Dieser Schlafwagenzug fährt 21:50 in Tokyo ab und kommt 09:58 in Izumo an. Die Strecke ist insgesamt über 950 Kilometer lang, und eine einfache Fahrkarte, Bett (beziehungsweise Pritsche) inklusive, kostet 22,110 Yen. Geld spart man damit nicht – Flugzeuge zum nahegelegenen 出雲縁結び空港 Izumo-Enmusubi-Airport sind meistens günstiger und natürlich wesentlich schneller. Der Nachtzug wird in der Regel in erster Linie von Bahnnostalgikern genutzt, und davon gibt es in Japan sehr viele.
Vom Flughafen in Izumo gibt es zahlreiche Verbindungen nach Tokyo, Sendai, Osaka, Nagoya, Fukuoka – sowie zu den nahegelegenen Oki-Inseln. Vom Flughafen fahren Busse bis zum Bahnhof von Izumo (30 Minuten) und dann bis zum Schrein (40 Minuten) – die Fahrt kostet 720 Yen bis zum Bahnhof und 900 Yen bis zum Schrein.
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Übernachtung
Es gibt unzählige Hotels in und um Izumo – kein Wunder bei den Besuchermengen. Eines der größeren Hotels steht praktischerweise direkt am Hauptbahnhof und ist aufgrund seiner Größe nicht zu übersehen. Das ツインリーブスホテル出雲 Twin Leaves Hotel Izumo ist ein etwas besseres Business-Hotel und kostet mit gut 6,000 Yen pro Einzelzimmer für die Lage verhältnismäßig wenig. Von der Rezeption bekommt man unter anderem auch einen Gutschein für ein schönes Onsen auf der anderen Seite des Bahnhofs.
Die Adresse: 〒693-0007島根県出雲市駅北町4番地1 (Ekikitamachi 4-1, Izumo-shi, Shimane-ken, 693-0007 JAPAN). Die Webseite: https://www.ichibata.co.jp/t-leaves/.
Zu allgemeinen Übernachtungstipps siehe Übernachtungstipps Japan.