屋久島 Yakushima
Yakushima. “-shima” bedeutet Insel, doch über die Herkunft des “Yaku” streiten sich die Gelehrten. Einige sagen, es stamme vom Wort “夷邪久国” (iyaku-no-kuni) ab – eine sehr alte Bezeichnung der heutigen Region Okinawa. Andere meinen, es könnte von einer sehr alten, chinesischen Lesung des Schriftzeichens für Regen (diese Lesung lautet “yagu”) abstammen. Beides klingt schlüssig, aber so ganz genau wird sich das wohl nicht mehr klären lassen.
Yakushima ist eine der beiden grossen Inseln der 大隈諸島 Ōsumi-shotō (Ōsumi-Inseln), und diese wiederum gehören zu der 南西諸島, Nansei-shotō (“Südwest-Inselkette”). Anders gesagt liegt Yakushima zwischen Kyushu und Okinawa, wobei Kyushu im Norden nur rund 60 Kilometer entfernt ist. Die Insel liegt ziemlich genau zwischen der kleinen Insel 口永良部島 Kuchinoerabu-jima im Westen und Tanegashima im Osten – beide Inseln sind von Yakushima aus bei gutem Wetter sichtbar.
Die Berge im Inselinneren, allen voran der Miyanouradake – immerhin der höchste Gipfel von Kyushu. Die Jōmon-Sicheltanne oder andere Exemplare der uralten Sicheltannen. Der Sempiro-Wasserfall. Der Wald von Shiratani-Unsui. Ein Meeres- oder anderes Onsen. Die wilde Westküste.
Yakushima – Beschreibung
Japanischer Name | Name | Einwohner |
---|---|---|
宮之浦 | Miyanoura | 3’231 |
安房 | Anbō | 1’139 |
春牧 | Harumaki | 958 |
尾之間 | Onoaida | 796 |
一湊 | Issō | 780 |
平内 | Hirauchi | 648 |
松峯 | Matsumine | 586 |
永田 | Nagata | 546 |
栗生 | Kurio | 522 |
原 | Hara | 478 |
楠川 | Kusugawa | 449 |
小瀬田 | Koseda | 439 |
長峰 | Nagamine | 383 |
志戸子 | Shitogo | 380 |
麦生 | Mugio | 291 |
船行 | Funayuki | 287 |
平野 | Hirano | 274 |
中間 | Nakama | 238 |
湯泊 | Yudomari | 221 |
吉田 | Yoshida | 205 |
小島 | Koshima | 193 |
高平 | Takahira | 188 |
永久保 | Nagakubo | 156 |
椨川 | Tabugawa | 99 |
Die fast kreisrunde Insel Yakushima ist von Osten nach Westen 28 Kilometer lang und von Norden nach Süden 24 Kilometer. Wuchtig liegt sie in der See – es gibt kaum Küstenebenen, dafür aber ein grosses, fast 2’000 Meter hohes Plateau in der Inselmitte mit traumhaften Felsformationen. Das Klima der Gegend ist bereits subtropisch, und dennoch kann es hier im Winter in den Bergen häufiger schneien. Da es weit und breit keine höheren Berge in der Gegend gibt, stossen die feuchten Luftmassen der Region gegen das Bergland der Insel, weshalb Yakushima eine der regenreichsten Regionen der Welt ist. Während in Japan im Schnitt rund 1’700 mm Regen fallen (das ist bereits die dreifache Menge dessen, was in Berlin an Niederschlag fällt), fallen entlang der Küste von Yakushima rund 4’000 mm, und im Bergland sogar 8’000 bis 10’000 mm (sprich: 10 Meter!) Regen pro Jahr. Deshalb wird die Insel auch gern als Regeninsel bezeichnet, und manchmal hört man auch, dass es auf Yakushima an 35 Tagen im Monat regnet.
Aufgrund verschiedener Funde wird vermutet, dass die Insel vor mehr als 7’000 Jahren besiedelt wurde, doch es dauerte bis zum Jahr 607 unserer Zeitrechnung, bis die Insel erstmals urkundlich erwähnt wurde – im Zusammenhang einer chinesischen Expedition in die Inselwelt zwischen Kyushu und Taiwan. Damals wurde die Insel “Iyaku(no)kuni” genannt. Wenige Jahre später tauchte die Insel auch in japanischen Urkunden auf. Aufgrund der abgeschiedenen Lage und der für die Landwirtschaft eher schwierigen Rahmenbedingungen spielte Yakushima in den folgenden Jahrhunderten natürlich keine grosse Rolle in der Gegend. Trotzdem entging auch dieser relativ dünn besiedelte Flecken den Amerikanern nicht, als sie im 2. Weltkrieg gegen Japan ins Feld zogen: Auch auf dieser Insel fielen Bomben. Nach Ende des Krieges gab es ernsthafte Nahrungsmittelengpässe, und es dauerte bis ca. 1950, bis auch hier Strom und Gas Einzug hielten. In den 1970ern lebten über 17’000 Menschen auf der Insel, und viele verdienten ihr Geld mit der Forstwirtschaft und Köhlerei, denn mehr als 90% der Insel sind bewaldet. 1966 entdeckte ein Inselbewohner die Jōmon-sugi, die schnell als Japans ältester Baum identifiziert wurde, und diese Entdeckung machte die Insel plötzlich bekannt.
Aufgrund des gesunkenen Holzbedarfs und aus Naturschutzgründen entschied man im Jahr 1975, dass auf der gesamten Insel kein Holz mehr geschlagen werden darf. Im Oktober 1993 erklärte die UNESCO schliesslich Teile der Insel zum UNESCO-Weltnaturerbe – als ersten Ort Japans. Das Weltnaturerbegebiet ist über 10’000 Hektar gross und umfasst einen Teil der Westküste sowie weite Bereiche des Hochlandes in der Inselmitte. Rund 20% der 505 km² grossen Insel sind damit unter besonders strengen Schutz gestellt. Und das brachte allerlei Probleme mit sich: Viele Inselbewohner konnten nun nicht mehr ihrer Arbeit nachgehen (vor allem die in der Land- und Forstwirtschaft tätigen), aber dafür nahm der Besucherstrom immer mehr zu. Während zum Beispiel zu der Zeit, als die UNESCO Teile der Insel zum Weltnaturerbegebiet erklärte, rund 10’000 Besucher pro Jahr zur Jomon-Sugi wanderten, waren es im Jahr 2003 zum Beispiel fast 120’000 Besucher. Einzig die Zahl derer, die pro Jahr auf den Gipfel des höchsten Berges wandern, ist seitdem bei ca. 10’000 Menschen gleichgeblieben.
Natürlich schafft der stetig steigende Besucherstrom auch zahlreiche neue Arbeitsplätze – viele der Inselbewohner verdingen sich nun in den Souvenirgeschäften, Restaurants, Unterkünften oder als Reiseführer. Doch den Bevölkerungsschwund kann das nicht aufhalten: Während 1970 noch über 17’300 Einwohner auf der Insel lebten, waren es 2010 nur noch 13’500 Menschen (darunter 91 Ausländer). Diese Zahl beinhaltet jedoch auch die ca. 137 Einwohner der Nachbarinsel 口永良部島 Kuchinoerabu-Jima, einer sehr aktiven Vulkaninsel östlich von Yakushima, da 屋久島町 Yakushima-chō – die Gemeinde Yakushima – auch diese Insel mit einschliesst (nach einem schweren Vulkanausbruch im Jahr 2014 mussten jedoch alle Bewohner von Kuchinoerabu-Jima nach Yakushima evakuiert werden).
安房 Anbō
Auf der Insel gibt es zwei Fährhäfen – einer befindet sich in Miyanoura im Norden der Insel, der andere an der Ostküste in Anbō (nicht zu verwechseln mit der historischen Region Awa an der Ostküste der Präfektur Chiba – die wird mit den gleichen Schriftzeichen geschrieben aber eben anders gelesen). Anbō ist mit guten 1’000 Einwohnern der zweitgrösste Ort der Insel und für die meisten Besucher, die von Kagoshima auf Kyushu nach Yakushima übergesetzt haben, der erste Ort, den sie von der Insel sehen. Der Hafen selbst und weite Teile der Ortschaft sind allerdings recht alt, und das ist nicht im positiven Sinne gemeint. In Sichtweite des Hafens thront ein architektonisch fragwürdiges Besucher- und Einkaufszentrum über der Küste. Das Zentrum des Ortes ist sehr klein und befindet sich ein paar 100 Meter südlich des Hafens an der Mündung des Anbō-gawa (-gawa = Fluss). Jener entspringt direkt am Miyanoura-dake, ist rund 20 km lang und kann streckenweise mit Kayak befahren werden.
Im Zentrum befinden sich ein paar wenige Geschäfte – darunter der wahrscheinlich einzige Fast-Food-Laden der Insel, ein paar Cafes und mehr. Etwas ausserhalb, an der Ausfallstrasse Richtung Norden, gibt es zudem ein paar grosse Souvenirläden, in denen man hauptsächlich aus Holz hergestellte Souvenirs erstehen kann (das Holz ist natürlich nicht geschlagen, sondern Totholz). Mit Ausnahme des Hafens und der Souvenirläden kann man Anbō jedoch ruhig links liegen lassen. Rund 4 Kilometer südlich des Zentrums befindet sich einer der grösseren Arbeitgeber der Insel – die 三岳酒造株式会社 Mitake-Brauerei, in der der gleichnamige Shōchū gebrannt wird. Diese Marke wird, typisch für die Region, aus Süßkartoffeln und Reisferment gebraut, hat 25 Umdrehungen und ist in ganz Japan bekannt. Shōchū ist für die meisten Japanbesucher sehr gewöhnungsbedürftig, aber man sollte das Getränk nicht gänzlich ablehnen, bevor man Mitake probiert hat, denn der ist durchaus sehr aromatisch.
千尋の滝 Sempiro-Wasserfall
Wie eingangs erwähnt, fallen in den Bergen von Yakushima bis zu 10’000 Millimeter Niederschlag pro Jahr. Das ganze Wasser muss natürlich irgendwohin, und so wundert es nicht, dass es auf der Insel auch Flüsse und Wasserfälle gibt. Einer der grössten Wasserfälle ist der Sempiro-Wasserfall (Manga-Fans, die Schriftzeichen lesen können, mögen sich hier wundern, aber 千尋 wird hier tatsächlich “Sempiro” bzw. “Senpiro” gelesen und nicht wie sonst üblich “Chihiro”). Dieser Wasserfall ist rund 60 Meter hoch und liegt auf halber Strecke des kleinen 鯛ノ川 Tainogawa.
Auffällig am Sempiro-Wasserfall ist die gewaltige Granitwand linkerhand. Diese ist rund 250 Meter mal 300 Meter gross und gehört zum markanten Motchumu-dake (siehe nächster Abschnitt, unter Onoaida). Die fast glatte Granitwand zeigt eindrucksvoll, welche Kraft hier das Wasser hat – obwohl alles aus Granit besteht, sind die Wände derart glatt, dass man meinen könnte, es handelt sich um Beton.
尾之間 Onoaida
Im Südosten von Yakushima liegt die kleine Gemeinde Onoaida, dem Namen nach der “Ort zwischen den Enden”. Die Gemeinde hat knapp 800 Einwohner, die sich auf die enge Fläche zwischen Meer und Gebirge verteilen. Fährt man vom Norden her auf den Ort zu, fällt erstmal der schroffe Felsen モッチョム岳 Motchumu-dake. Dieser Berg besteht nahezu vollständig aus Granit und ist 940 Meter hoch. Auffällig an dem Berg ist der ganz und gar nicht japanisch klingende (und deshalb auch mit Katakana geschriebene) Name “Motchumu”. Der Begriff bezeichnet im Dialekt der Insel die (menschliche) Vulva, da die Form des Berges jener ähnelt (oder ähneln soll). Mit etwas Phantasie… Dieser Berg gehört bereits zum UNESCO-Weltnaturerbegebiet, weshalb hier besonders strenge Regeln in Sachen Naturschutz gelten.
Auf den Gipfel führt ein Wanderweg, welcher am oben beschriebenen Sempiro-Wasserfall beginnt. Für den Aufstieg braucht man, von guten Schuhen abgesehen, keine besondere Ausrüstung, aber die Route (und es ist die einzige) ist anspruchsvoll, weshalb auch gesagt wird, dass man, wenn man diesen Berg meistern kann, auch fast alle anderen Berge der Insel Yakushima meistern kann. Belohnt wird man oben mit gewaltigen Granitblöcken, von denen man auf den Pazifik und die Berge im Hinterland – fast alle sind grösser als der Motchumu-dake – schauen kann.
In Onodaira gibt es eine heiße Quelle, die man im 尾之間温泉 Onoaida Onsen erleben kann. Die Quelle wurde angeblich schon vor hunderten von Jahren erschlossen – nachdem Jäger beobachteten, wie verwundete Rehe hier ihre Wunden ins heiße Wasser hielten. Dieses Onsen ist richtig ländlich und alt – die Wasserqualität ist exzellent und mit einem pH-Wert von 9,6 beinahe dem Wasser im Toten Meer ähnlich. Allerdings ist die Wassertemperatur mit 49 Grad selbst für japanische Verhältnisse enorm hoch. Bevor man ins Wasser steigt, sollte man sich deshalb mehrmals vorher mit dem Wasser übergiessen (aber selbst dann, erst recht im Sommer, hält man es nicht lange aus). Ein Bad im Onsen kostet 200 Yen.
Fährt man von Onoaida weiter Richtung Westen, entlang der Südküste, kommt man zu heissen Quellen der besonderen Art. Das 平内海中温泉 Hirauchi Kaichū Onsen ist eine Quelle, bei der das heisse Wasser quasi direkt ins Meer heraustritt. Zwei Mal am Tag ist die heisse Quelle für maximal 5 Stunden sichtbar – und benutzbar, also immer dann, wenn Ebbe ist. Bei Flut wird die heisse Quelle komplett vom Meer überspült. Das ist selbst in Japan, einem Land mit unzähligen heißen Quellen, etwas besonderes. Dieses Onsen befindet sich entsprechend quasi in freier Natur und ist, auch das ist relativ selten, ein gemischtes Bad.
宮之浦岳 Miyanoura-dake
Mehr zum Berg siehe Miyanouradake.
縄文杉・紀元杉 Jōmon-sugi / Kigen-sugi
Japan ist bekannt für seine 杉 Sugi – eine Baumart, die natürlich nur auf Japan vorkommt. Auf deutsch wird sie als “Sicheltanne” bezeichnet, aber den Begriff “Japanische Zeder” hört man auch gelegentlich. Für nicht wenige Japaner sind diese Bäume eher ein Ärgernis, denn die Pollen sind hoch allergen, und eine Sugi-Allergie ist keine angenehme Sache. Auf Yakushima jedenfalls fühlen sich die Sicheltannen offensichtlich besonders wohl, denn hier stehen zahlreiche uralte Exemplare. Die wahrscheinlich älteste Sicheltanne auf der Insel (und von ganz Japan) ist die 縄文杉 Jōmon-Sugi, benannt nach der Jōmon-Epoche, die während der letzten Eiszeit begann und cirka 300 Jahre vor unserer Zeitrechnung endete. Entdeckt wurde der Baum von einem Tourismusverantwortlichen der Insel im Jahr 1966. Ob der Name sich auf das Alter des Baumes (sehr wahrscheinlich keimte er in der Jōmon-Periode) bezieht oder auf die Form, die ein wenig an Keramikgefässe aus der Epoche erinnert, ist nicht ganz klar.
Die Frage danach, wie alt der grosse, massige Baum ist, lässt sich leider nicht so einfach klären: Die Vermutungen reichen von 7’000 Jahren bis 2’000 Jahren, aber die Zahl 3’000 sieht man am häufigsten. Theoretisch liesse sich das Alter an den Baumringen abzählen, aber das Innerste des Baumes ist völlig morsch, weshalb eine genaue Bestimmung nicht mehr möglich ist. Die Jōmon-Sugi steht nördlich des Miyanoura-dake auf cirka 1’300 Meter Höhe, und wer dorthin möchte, muss sich etwas anstrengen – der nächstgelegene, mit Auto, Bus oder auch Fahrrad erreichbare Ort ist die Shiratani-Unsui-Schlucht (siehe unten), und von dort läuft man cirka 4 Stunden bis zur Sicheltanne. Hin und zurück sind es somit rund 8 Stunden. Um den Baum zu schützen, ist es nicht mehr erlaubt, bis direkt zum Baum zu gehen. Man kann das knorrige, urtümliche Gewächs nunmehr nur aus rund 15 Meter Entfernung von einer Plattform aus bewundern.
Die Jōmon-Sugi ist für Japaner die bekannteste Attraktion der Insel Yakushima – dementsprechend groß ist der Andrang: Über 100,000 Besucher pilgern zu dem Baum, und fast alle nehmen die gleiche Route. Wem das zu viel Trubel ist, der kann sich auch andere, ähnlich alte Bäume ansehen – so zum Beispiel die 紀元杉 Kigensugi. “Kigen” bedeutet “Zeitrechnung”, also das Jahr Christi Geburt, aber man schätzt, dass der Baum cirka 3’000 Jahre alt ist. Dieser Baum ist ebenfalls sehr eindrucksvoll, und man kann direkt bis an den Baum gehen (der auch direkt an einer kleine Strasse steht). Die nächstgelegene Bushaltestelle ist Yakusugi-Land, wo man ebenfalls sehr alte Sicheltannen sehen und viel darüber lernen kann – von dort sind es noch mal rund 6 Kilometer.
一湊 Issō
Yakushima wartet nicht nur mit fantastischen Wäldern und Bergen auf, sondern auch mit Stränden. Nur wenige eignen sich allerdings direkt zum Baden, da es kaum Sandstrände gibt, sondern fast nur Felsküste. Ein grösserer Strand befindet sich ein paar Kilometer westlich von Miyanoura in der Ortschaft Issō, einem kleinen Örtchen mit knapp 800 Einwohnern nebst Fischereihafen.
Issō (wörtlich: “EIN Hafen”) ist ein Fischereidorf und vor allem für Makrelen bekannt. Die werden hier unter anderem luftgetrocknet und dann kleingeraspelt – diese サバ節 Saba-bushi genannte Spezialität wird gern mit Soba zusammen gereicht (und das nicht nur in Yakushima sondern vielerorts in Japan).
白谷雲水峡 Shiratani-Unsui-Schlucht
Rund 5 Kilometer Luftlinie bzw. 12 km auf der Strasse südlich von Miyanoura befindet sich die Shiratani-Unsui-Schlucht, wörtlich übersetzt “Weißes Tal – Wolken – Wasser – Schlucht”. Das Areal ist 424 Hektar gross und seit 1979 touristisch erschlossen. Der Eingang zu dem Bereich befindet sich auf 620 Meter über dem Meeresspiegel, und bis hierher kommt man mit dem Auto / dem Bus / Fahrrad oder Motorrad – danach ist Schluss, und man kommt nur noch zu Fuss voran. Bis in eine Höhe von 1’100 Meter erstreckt sich dieser Waldabschnitt. Hier befindet sich die Schlucht des Shiratani-Flusses, wobei der Name Schlucht nicht ganz treffend ist, weil das Flusstal selbst nicht allzu tief ist. Die Besonderheit dieses Ortes ist die Tatsache, dass es sich fast ausschliesslich um Naturwald handelt – Wald also, an dem noch nie Menschenhand angelegt wurde. Beziehungsweise kaum. Denn während der Edo-Zeit waren die Yakushima-Sicheltannen (sugi) als Baumaterial beliebt, so dass man hier ein paar der uralten Bäume fällte. Aus dieser Zeit ist auch noch der 楠川歩道 Kusugawa-Hodō (hodō = Wanderweg) erhalten geblieben – jener besteht aus verwittertem Granit, der hier häufig vorkommt.
Wer in das Shiratani-Unsui-Gebiet hinein möchte, bezahlt erstmal 300 Yen. Dafür bekommt man eine kleine Orientierungskarte. Im wesentlichen gibt es drei verschiedene Wanderrouten – die 弥生杉コース Yayoi-sugi-Route (ca. eine Stunde – leider stürzte die rund 3’000 Jahre alte Yayoi-Sugi beim 10. Taifun des Jahres 2024 jedoch um), die 奉行杉コース Bugyō-sugi-Route (ca. 3 Stunden) sowie die 太鼓岩コース Taiko-iwa-Route (ca. 4 Stunden). Man kann von hier allerdings auch gleich bis zur Jōmon-Sugi laufen (siehe oben, rund 8 Stunden) und von dort weiter bis zum Miyanoura-dake (siehe oben, das ist allerdings an einem Tag kaum zu schaffen). Die Yaoi-sugi-Route reicht allerdings kaum, um die ganze Pracht dieser Gegend zu erleben – wer etwas Ausdauer hat, sollte sich zumindest an die Bugyō-Route wagen. Die Anstrengung ist schnell vergessen, denn man läuft weiter oben durch einen Wald, den die meisten so noch nie gesehen haben dürften. Alles ist moosbewachsen, der Fluss fliesst völlig unbegradigt quer durch den Wald, alles leuchtet in den verschiedensten Grüntönen, und zahllose uralte Sicheltannen (durch deren Stämme man hier und dort sogar durchlaufen kann) runden das Bild ab. Der Wald in dem bekannten Anime-Film “Prinzessin Mononoke” ist diesem Wald nachempfunden, und das kann man umgehend erkennen.
Den Wald in Shiratani-Unsui in Worte zu fassen ist nicht leicht, aber noch schwieriger ist es, ihn aufgrund der Lichtverhältnisse gut zu fotografieren. Es sei noch anzumerken, dass es jedem selbst überlassen ist, ob er den Marsch bis hoch zur Jōmon-sugi unternimmt oder nicht — den Wald in Shiratani-Unsui-kyo sollte man sich bei einer Reise zur Insel Yakushima auf gar keinen Fall entgehen lassen.
宮之浦 Miyanoura
Miyanoura ist die mit Abstand grösste Siedlung der Insel – mit rund 3’200 Einwohnern jedoch nicht viel mehr als ein grösseres Dorf. Der Ort liegt an der Mündung des gleichnamigen Flusses und erstreckt sich beidseitig des Flusses. Im Zentrum befindet sich der Fährhafen und direkt daneben die wichtigste Bushaltestelle. Läuft man vom Hafen Richtung Ortskern, kommt man am 屋久島環境文化村センター Yakushima Kankyō Bunka Center vorbei – dem “Yakushima Umwelt- und Kulturdorfzentrum. Man könnte die moderne Ausstellung auch als Heimatkundemuseum bezeichnen, und ein Besuch dort ist unbedingt empfehlenswert, denn die Ausstellung ist gut gemacht und sehr lehrreich.
Im Zentrum von Miyanoura gibt es ein paar Bars, Restaurants und zahlreiche Souvenirläden sowie etwas Supermarktähnliches (an der Strasse Richtung Issō, linkerhand). Von den Restaurants sollte man nichts ausgefallenes erwarten – hier handelt es sich um kleine Restaurants mit meist deftiger japanischer Hausmannskost und, schliesslich ist dies ja eine Insel, viel Fisch. In Miyanoura gibt es sonst nicht allzu viel zu sehen, aber der Ort eignet sich natürlich hervorragend als Basis, um die Insel zu erkunden – hier beginnt schliesslich zum Beispiel auch die Strasse Richtung Shirotani Unsui (siehe oben).
Anreise & Transport
Auf der Insel Yakushima gibt es einen kleine, funktionierenden Flughafen – jener befindet sich direkt am Meer im Nordosten der Insel und somit fast genau zwischen Anbō und Miyanoura. Aus drei Städten kann man direkt nach Yakushima fliegen: Osaka, Fukuoka und Kagoshima. Für Direktflüge aus Tokyo ist die Landebahn etwas zu kurz.
Das Gros der Besucher erreicht die Insel jedoch mit dem Boot. Yakushima kann man von der Stadt Kagoshima, von 指宿 Ibusuki (südlicher Zipfel der Insel Kyushu) sowie von der benachbarten Insel Tanegashima mit der Fähre erreichen. Zudem verkehren auch Fähren zur kleinen Schwesterinsel 口永良部島 Kuchinoerabu-jima, so die Insel mal nicht wieder wegen vulkanischer Aktivität gesperrt ist. Die einfache Fahrt von Kagoshima kostet mit der Fähre 8’300 Yen, hin und zurück kostet es 15’000 Yen. Nach Tanegashima kostet es 4’000 Yen einfach sowie 7’300 Yen hin und zurück. Kinder bis 12 Jahre zahlen die Hälfte; Kleinkinder, die keinen eigenen Platz brauchen, fahren umsonst mit (das ist allerdings begrenzt auf ein Kind pro Erwachsenen). Die schnellsten Fähren brauchen von Kagoshima cirka 2 Stunden. Achtung: Einige Fähren fahren nach Anbō, andere nach Miyanoura. Die Fahrtzeiten der Toppy-Fähren kann man hier einsehen.
Auf der Insel verkehren Busse, aber die fahren so selten, dass man damit allzu viel anfangen kann. Besser ist es, sich ein Auto, oder alternativ auch ein Fahrrad auszuleihen – beides ist möglich. Bei Fahrrädern sollte man jedoch wissen, dass es keine “großen” Fahrräder gibt – die grössten sind gerade mal 26-Zoll-Räder. Wer etwas mehr ausgeben kann, kann auch auf Taxis zurückgreifen, die man aber in der Regel reservieren sollte.
Übernachtung
Yakushima – das ist keine Strandinsel, sondern eher etwas in Richtung Aktivurlaub. Deshalb fehlen – angenehmerweise – die üblichen grossen, grauen, gesichtslosen Bettenburgen. Stattdessen gibt es unzählige kleine Pensionen, darunter auch viele 素泊まり Sudomari – also Unterkünfte ohne Verpflegung. Eine Pension befindet sich in Miyanoura und nennt sich 民宿 山ん神 Minshuku Yamankami (Webseite: Siehe hier). Es handelt sich um ganz einfache, kleine Tatamizimmer, mit Gemeinschaftsküche, Gemeinschaftsbad usw. – sowie einer Terasse, auf der man es sich nachts gemütlich machen kann.
Die Pension Yamankami wird von einem schon ziemlich betagten Ehepaar geführt, und das Paar ist sehr, sehr nett. Der Mann war früher Taxifahrer in einer Großstadt und bietet auch Gästen Fahrten an – zu Preisen, die wesentlich billiger sind als Taxis. So fährt er zum Beispiel auch auf Wunsch Gäste zum Beginn des Wanderwegs auf den Miyanoura-dake – und zwar mitten in der Nacht, denn den Aufstieg sollte man sehr früh am Morgen beginnen.
Eine Nacht in der Pension kostet rund 2’500 Yen. Die Adresse: 鹿児島県熊毛郡屋久島町1564-3 (Kagoshima Pref. Kumage-gun Yakushima-chō 1564-3. Telefon: 0997-42-0618.
Zu allgemeinen Übernachtungstipps siehe Übernachtungstipps Japan.