Region: | 四国 Shikoku | |
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Präfektur: | 高知 Kōchi | |
Rang | ||
Name | 四 (SHI, yon) bedeutet “4”, 万 (MAN) bedeutet “10’000” und 十 (JŪ, to) bedeutet “zehn”. Wörtlich übersetzt also “40’010” – ein ungewöhnlicher Name, über dessen Entstehung es diverse Legenden gibt. Eine besagt, dass man damit wirklich die Zahl meint – es gibt in dem Gebiet unzählige Bächlein und Nebenflüsse, die insgesamt 40000 und 10 Flüsse ausmachen. Möglicherweise kommt der Name aber auch aus der Sprache der Ainu – so könnte der Name von “Shimato” kommen – der “Ort vieler Sandbänke”. | |
Lage | Shimanto liegt im Südwesten der Präfektur Kōchi im Süden von Shikoku. Im Süden grenzt das Gebiet an die 土佐湾 (Tosa-Bucht) — dort mündet auch der Shimanto-Fluss. |
Shimanto ist ein allgemein ziemlich bekannter Name in Japan, doch er kennzeichnet gleich mehrere Orte beziehungsweise Verwaltungseinheiten:
- 四万十町 ist ein Ortsteil des ländlichen Distrikts Takaoka-gun. Der Ort hiess bis 2006 Kubokawa-chō
- 四万十市 ist eine Stadt, die 2005 als Ergebnis der Zusammenlegung von Nakamura-shi und Nishitosa-mura entstand
- 四万十川 ist der Name des 196 Kilometer langen Flusses, der hier die Gegend durchfließt. Dieser war lamge Zeit unter dem Namen Watarigawa bekannt.
Mit der Umbenennung der Gemeinden tat man sich keinen allzu großen Gefallen. Sicher, der Name Shimanto zieht viele Besucher an — die meisten davon aus dem Inland — doch die Ähnlichkeit von Shimanto-shi und Shimanto-chō ist zu frappierend, und so steht auf zahlreichen Wegweisern und Straßenschildern nunmehr 旧中村(Alt-Nakamura) oder 旧窪川 (Alt-Kubokawa) anstatt der neuen Namen.
Die Gegend von Shimanto ist ein rund 1’500 Quadratkilometer großes Gebiet. Auf dem Gebiet von Shimanto-shi leben rund 31,500 Einwohner; auf dem Gebiet von Shimanto-chō rund 15’000. Zwischen den beiden Gemeinden liegt die Gemeinde Kuroshio-chō mit rund 10’000 Einwohnern. Die Einwohnerdichte ist mit knapp 40 Einwohnern pro Quadratkilometer relativ gering.
Einfach ist das Leben in Shimanto nicht — die Winter sind zwar aufgrund der warmen Kuroshio-Meeresströmung relativ mild – Temperaturen unter 0 Grad sind sehr selten – doch die Sommer sind oft sehr heiß und schwül, angefacht durch den Fön-Effekt der Bergkette in der Inselmitte. Gelegentlich treffen auch Taifune frontal auf die Gegend, was für extrem hohe Niederschlagsmengen sorgen kann. Außerdem ist die Gegend stark erdbeben- und tsunamigefährdet. Beim schweren Showa-Nankai-Erdbeben von 1946 (mit dem Epizentrum vor der Kii-Halbinsel und einer Stärke von 8.0) wurde die Innenstadt von Nakamura nahezu vollständig zerstört.
Doch es zieht die Besucher nicht wegen der Städte und Dörfer nach Shimanto, sondern wegen der einzigartigen Flusslandschaft. Der Shimanto-Fluss wird als einziger naturbelassener Fluss Japans bezeichnet, und das will etwas heissen: Aufgrund der Insellage Japans sowie der hohen Berge im Inselinneren regnet es in Japan viel häufiger (an vielen Orten mehr als drei Mal so häufig) als in Deutschland. Dementsprechend gibt es auch mehr Flüsse: In Deutschland gibt es rund 900 Flüsse (mit einer Länge von 10 oder mehr Kilometern); in Japan hingegen gibt 13,994 Flüsse erster Ordnung (also Flüsse, die direkt ins Meer fließen), 7’090 Nebenflüsse und gut 14’000 weitere Fließgewässer (Flüsse dritter Ordnung).
Der Shimanto-Fluss ist 196 Kilometer lang und hat seine Quelle am 不入山 (wörtlich: Berg, auf dem man nicht rauf darf — er gehörte wohl dem Tosa-Clan und war für Fremde tabu) – jener liegt im Nordwesten von Kōchi und ist 1332 m hoch. Von dort fliesst er dann in der Form eines umgedrehten S erst Richtung Küste, dann wieder ins Inland und schließlich bei der Stadt Shimanto (Nakamura) in den Pazifik. Der Shimanto-Fluss gilt als letzter 清流 – “klarer Fluss” – Japans, so gut wie naturbelassen und mit glasklarem Wasser. Leider stimmt das nicht für den ganzen Fluss. Von den Bergen kommend fliesst der Shimanto-Fluss durch das Kubokawa-Tal, wo viel Reisanbau und andere Landwirtschaft betrieben wird. Dort nimmt der Fluss leider auch viele Eintragsstoffe auf. In punkto Wasserqualität ist deshalb nicht der Shimanto-Fluss, sondern der unweit von Shimanto fließende 仁淀川 wesentlich sauberer.
Der Shimanto-Fluss ist trotzdem sehr imposant – zum einen, weil der Fluss absolut unbegradigt ist und sehr schöne Flußbänke aus Sand und Schotter gebildet hat. Das Wasser ist – zwar nicht überall, aber dennoch – wirklich sehr klar. Doch das ist nicht alles – viele Besucher kommen wegen einer baulichen Besonderheit zum Shimanto – gemeint sind die 沈下橋. Offiziell heißen diese Brücken eigentlich 潜水橋, aber die Bedeutung ist die gleiche – es handelt sich um “Flutbrücken” – diese sind so gebaut, dass sie einem Hochwasser so wenig wie möglich Widerstand leisten, sprich, auf Geländer und dergleichen wird verzichtet. Bei Hochwasser, zum Beispiel nach der Schneeschmelze im Frühjahr oder nach Taifunen und dergleichen, verschwinden die Brücken dann zwar unter den Wassermassen, aber sie werden nicht weggespült.
In Japan gibt es davon 410 – doch nur am Shimanto und seinen Nebenflüssen gibt es gleich dutzende davon (48 um genau zu sein). Die Brücken sind meist sehr schlicht und nur um die drei bis 4 Meter breit. Die meisten davon können mit einem Auto befahren werden, und das ist ein seltsames Gefühl, da ja jegliche Geländer fehlen. Für die Bewohner sind sie natürlich Alltag.
Die Brücken, die Berge, die Natur, die Flussbänke — Shimanto ist wirklich eine schöne Gegend, die die weite Anreise rechtfertigt. Kulinarisch gibt es auch einiges zu erleben – im Kubokawa-Tal wird sehr leckerer Reis angebaut (der sogenannte Niida-Reis) und hier und da werden Ayu und andere Fische aus dem Fluss angeboten.
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Anreise
In die Gegend zu fahren ist nicht allzu schwer — die 土佐くろしお鉄道 (Tosa-Kuroshio-Eisenbahn) beziehungsweise die Nakamura-Linie fährt direkt vom Hauptbahnhof Kōchi über mehrere Stationen bis nach Nakamura (und dann weiter nach Sukumo – dort ist dann Endstation. Es gibt sogar einen Expresszug, der die Linie bedient – der Ashizuri-Express braucht rund 1¾ Stunden, die einfache Fahrt kostet 4,910 yen. Bummelzüge fahren auch – die kosten dann zwar nur 2’750 yen, brauchen aber entsprechend rund 3 Stunden, meistens mit Umsteigen in Kubokawa.
Zum Fluß gelangt man ohne eigenes Verkehrsmittel eher schlecht – es lohnt sich definitiv, ein Auto, Fahrrad, Taxi und dergleichen zu mieten, um den Fluß in aller Ruhe zu erkunden.
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Übernachtung
Entlang des Flusses, vor allem aber in Nakamura (Shimanto-shi) gibt es einige Unterkünfte — viele Besucher ziehen es allerdings vor, in der Präfekturhauptstadt zu übernachten.
Zu allgemeinen Übernachtungstipps siehe Übernachtungstipps Japan.