KantoTokyo: Koto-ku

Tokyo: Koto-ku

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Region: 関東 Kantō
Präfektur: 東京 Tokyo
Rang 5 von 5 Sternen: Unbedingt Sehenswert
Name Der Name setzt sich aus den Schriftzeichen (KŌ, e), “Mündung”, und (TŌ, higashi) zusammen — gemeint ist der Teil östlich des Sumida-gawa 隅田川 (Sumida-Flusses).
Lage:.
Lage Am Nordrand der Bucht von Tōkyō zwischen den Flüssen Sumida-gawa und Arakawa (der Sumida ist ein Nebenarm des Arakawa). Fast der komplette Bezirk ist auf Neuland gebaut und zählt im Falle eines Erdbebens zu dem gefährlichsten Bereich der Stadt. Liegt ausserhalb der Yamanote-Linie.

Das Stadtviertel Kōtō-ku ist 39.2 km² gross – Tendenz steigend, denn neue Inseln sind in Bau. Die Bevölkerung ist seit 2010 stark gestiegen – lebten hier in jenem Jahr 361’000 Einwohner, so waren es 2020 bereits über 524’000 Einwohner. Der Südteil besteht fast vollständig aus Industrie- und Hafengelände.

Sehenswert sind vor allem die Neulandinseln, das Museum für Zeitgenössische Kunst (Gendai bijutsukan 現代美術館). Das Ereignis des Jahres ist das gigantische Sumidagawa-Feuerwerk (Hanabi) ganz im Nordwesten von Koto-ku – mehr dazu siehe unter Tokyo – Sumida. Dieses findet am letzten Samstag im Juli statt — selbst wenn es regnet. Die Olympischen Spiele im Jahr 2021 brachten große Veränderungen — 12 der 37 Wettkampfstätten befanden sich im Koto-Bezirk.

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Neulandinseln (埋立地umetatechi )

Seit der Meiji-Zeit wurden in der Bucht von Tokyo massiv Neulandinseln angelegt – schliesslich ist die Bucht relativ flach und Land knapp. Bei den älteren Neulandinseln – sie beginnen unweit der Ginza – merkt man kaum, dass man auf künstlichem Land steht. Am besten sind die Neulandgebiete vom Nihon Terekomu Sentaa 日本テレコムセンター (Nihon Telecom Center) zu sehen – einem gigantischen Neubau unweit von Odaiba, zu erreichen mit der Yurikamome-Linie ゆりかもめ線. Das ganze geht nicht ohne Probleme ab. Wie das Erdbeben von Kōbe gezeigt hat, sehen die Neulandinseln bei schweren Erdstössen schlecht aus – das Material wird dynamisch und aufgrund geringer werdender Zwischenräume fast flüssig – die darauf stehenden Gebäude gehen schlichtweg unter (ekijōka 液状化).

Blick über die Neulandinseln des Koto-Distrikts in Tokyo
Blick über die Neulandinseln des Koto-Distrikts in Tokyo
Die neueste Insel und ehemalige Mülldeponie
Die neueste Insel und ehemalige Mülldeponie

Momentan werden zwei neue – aufgrund bereits fehlenden Platzes vielleicht die letzten – Neulandinseln erbaut. Aufgefüllt werden sie mit nicht brennbarem Hausmüll der Stadt. Die Faulgase werden in einem kleinen Methangaskraftwerk verarbeitet. Und – Premiere! – zwei Windkrafträder gibt es hier seit kurzem – die ersten in Tokyo. Die beiden Inseln haben noch keinen richtigen Namen.

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青海 Ōmi & 有明 Ariake

Die westliche Neulandinsel von Kōtō-ku heisst Ōmi 青海, auf der sich auch Odaiba お台場 befindet. Aber hier hat man ein Problem – man findet keine Bauherren. Klassischer Fall von Fehlplanung und kein Wunder bei den exorbitanten Bodenpreisen. Weitere Inseln sind u.a. Ariake 有明, Toyosu 豊洲, Tatsumi 辰巳 – fast alle sind Hafen- und Handelsgebiete. Entlang der Mündung des Arakawa-Flusses liegt Wakasu 若洲 – auf welcher sich unter anderem ein Campingplatz (!) und ein Golfplatz befinden. Nördlich davon liegt Shinkiba 新木場 – der “Neue Holzplatz”, vor dem immer noch importierte Holzstämme in rauhen Mengen im Wasser gelagert werden.

Nördlich davon liegt die Insel Yume no shima 夢の島 – die “Trauminsel”. Kein schlechter Name für eine ehemalige Müllkippe! Heute findet man auf Yume no shima einen Tropischen Botanischen Garten. Die Inseln kann man schön sehen, wenn man mit der Keiyō-Linie 京葉線 vonTokyo nach Chiba fährt.

Blick auf die Insel Ariake 有明
Blick auf die Insel Ariake 有明

Koto-ku spielt bei den Olympischen Sommerspielen im Jahr 2021 eine wichtige Rolle – 12 von 37 olympischen Stätten liegen in diesem Bezirk, und salopp gesagt kommen die Olympischen Spiele gerade richtig, denn weite Flächen der Neulandinseln von Koto liegen seit Jahrzehnten brach. In punkto Sport hat man zudem eine gewisse Tradition aufzuweisen — so wird die Tennisanlage von Ariake schon lange als Bühne für internationale Tennisturniere benutzt. Und inmitten all der Hafenanlagen, Wohn- und Industrieviertel gibt es sogar einen Golfplatz – auf der Yume-no-shima, gleich hinter Tokyos größtem Heliport. An dieser Stelle beginnt auch eine weitere, ziemlich neue Attraktion der Stadt – eine gewaltige Brücke.

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Tokyo Gate Bridge (東京ゲートブリッジ)

Zwei Wochen vor der feierlichen Eröffnung des Tokyo Sky Tree im Februar 2012 wurde ein ebenfalls massives, neues Bauwerk eingeweiht: Die Tokyo Gate Bridge. Diese verbindet die Insel Yume-no-shima in Koto mit der ehemaligen Müllinsel 中央防波堤外側埋立地 Chūō Bōhatei Sotogawa Umetatechi, von wo es dann unterirdisch weitergeht bis nach Kawasaki. Das Monstrum ist 2’618 Meter lang, und die Entfernung zwischen zwei zentralen Brückenpfeilern beträgt immerhin 440 Meter.

Auf der Koto-Seite gibt es einen Fahrstuhl bis nach oben, und dort kann man auch ein Stück weit auf der Brücke laufen — man kann sie aber nicht gänzlich zu Fuss überqueren. Die Aussicht von oben auf die Bucht von Tokyo und die Stadt selbst ist je nach Wetter grandios, und Flugzeugfreunde kommen auch auf ihre Kosten, denn der Flughafen Haneda ist nicht weit und die Brücke liegt genau in einer der Einflugschneisen.

Die Tokyo Gate Bridge - mit Blick Richtung Chiba
Die Tokyo Gate Bridge – mit Blick Richtung Chiba

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Toyosu (toyosu)

Toyosu ist ein fast exakt 2 Quadratkilometer großes Neulandgebiet im Stadtviertel Koto-ku. Auf dem Gebiet gibt es ein paar größere Wohnhäuser, in denen nunmehr fast 40’000 Menschen leben. Diese Neulandinsel wurde zum größten Teil aus dem Schutt gebaut, der durch das schwere Kanto-Erdbeben vom Jahr 1923 entstand. Auf Toyosu entstand im Jahr 1974 der erste 7-Eleven Convenience Store – heute findet man Filialen dieser Kette überall in Japan.

2018 zog der alte, baufällige Großhandelsmarkt vom Gelände in Tsukiji, zu dem einer der größten Fischmärkte der Welt gehört, auf die Insel Toyosu. Der neue Großmarkt ist als solcher jedoch nicht allzu attraktiv für Besucher – dem hat man im  Jahr 2024 Abhilfe geschaffen, indem man direkt neben den riesigen Hallen des Großhandels das senkyakubanrai baute. Eigentlich sollte dieses kleine Edo-Disneyland 2018 eröffnet werden – fast zeitgleich mit dem Großhandelsmarkt also – doch die Pandemie und diverse andere Dinge verzögerten die Eröffnung. Hier gibt es ein großes Onsen sowie einen dreistöckigen Bau mit auf alt gemachten Ladenfassaden und unzähligen Restaurants, in denen in erster Linie, aber nicht ausschließlich Fisch & Co serviert werden. Souvenirläden und dergleichen gibt es auch, aber die gesamte Anlage ist natürlich sehr touristisch (und ausländerfreundlich – viele Aushänge sind auch auf Englisch, und das Personal weiß mit ausländischen Gästen umzugehen.

Senkyaku Banrai auf Toyosu in Koto-ku, Tokyo
Senkyaku Banrai auf Toyosu in Koto-ku, Tokyo
Toyosu Senkyaku Banrai mit dem Großhandelsmarkt im Hintergrund
Toyosu Senkyaku Banrai mit dem Großhandelsmarkt im Hintergrund

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Tokyo Big Sight 東京ビッグサイト

Ebenfalls in Koto befindet sich ein futuristischer Bau, der aussieht, als ob man eine abgesägte Pyramide verkehrtrum auf vier gigantische Stelzen gestellt hat. Das ist Tokyo Big Site — ein grosses Messegelände, auf dem zum Beispiel alljährlich die TIBF (Tokyo International Book Fair, Anfang Juli), aber auch die beliebte Design Festa (Ende Oktober) abgehalten werden. Letztere ist wirklich interessant, da hier zahllose Amateure ihre Kunst vorstellen – und verkaufen. Die Tokyo International Book Fair gibt es seit 2016 leider nicht mehr.

Der futuristische Tokyo Big Sight-Bau
Der futuristische Tokyo Big Sight-Bau
Design Festa in Tokyo Big Site
Design Festa in Tokyo Big Site

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tabibitohttps://japan-almanach.de
Tabibito (旅人・たびびと) ist japanisch und steht für "Reisender". Dahinter versteckt sich Matthias Reich - ein notorischer Reisender, der verschiedene Gegenden seine Heimat nennt. Der Reisende ist seit 1996 hin und wieder und seit 2005 permanent in Japan, wo er noch immer wohnt. Wer mehr von und über Tabibito lesen möchte, dem sei der Tabibitos Blog empfohlen.

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