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Shimotakai – wilde Affen in heissen Quellen und hohe Berge

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Lage von Nagano
Region: 中部 Chūbu
Präfektur: 長野 Nagano

下高井 Shimotakai

4 von 5 Sternen: Unbedingt sehenswert
Name:

Shimotakai. Wörtlich: “Nieder-Hochbrunnen”. Die Verwaltungseinheit heisst Shimotakai-gun (下高井郡). -gun entspricht in etwa einem Landkreis.

Lage:

Im Nordwesten der Präfektur Nagano, gute 25 km nordöstlich von Nagano, und rechterhand des Chikuma-Flusses, dem längsten Fluss Japans.

Ansehen:

Die heissen Quellen und die Affen, die sich darin sichtbar wohlfühlen. Eine der zahlreichen heissen Quellen, zum Beispiel in Yudanaka. Sora-Terace auf dem Gipfel des Ryuo-san. Die Auen des Chikuma-Flusses.

Beschreibung

Shimotakai ist ein Landkreis hoch im Norden der Präfektur Nagano. Auf über 400 Quadratkilometer verteilt leben hier knapp 20’000 Menschen – die Gegend ist also eher dünn besiedelt. Das liegt am bergigen Terrain – der Landkreis beginnt auf 300 m Höhe am Chikuma-Fluss und umfasst bis über 2’300 Meter hohe Berge. Der Name des Landkreises ist in Japan eher unbekannt, doch das “Höllental” (siehe unten) ist weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt und zieht zahlreiche ausländische Besucher an.

Yudanaka 湯田中

Die meisten Besucher landen erstmal in Yudanaka-Onsen, einem kleinen Kurort auf 600 m Höhe und Endstation der Bahnlinie 長野線 Nagano-sen, die die Präfekturhauptstadt Nagano mit dem Ort verbindet. Der kleine Kurort ist durch schmale Gassen geprägt und besitzt eine beträchtliche Anzahl von Hotels und Ryokan sowie einigen Onsen – entweder in Verbindung mit einem Hotel oder einfach nur als heisse Quelle, in der man sich schnell mal eine Stunde oder so niederlassen kann.

Eine der Gassen in Yudonaka
Eine der Gassen in Yudonaka

地獄谷 Jigoku-dani

In Japan gibt es rund 100 aktive Vulkane und alljährlich hunderte Erdbeben – aber auch angenehme Seiten seismischer Aktivitäten. Die werden Onsen 温泉 genannt – zu deutsch “Heisse Quellen”. Und davon gibt es unzählige. Von Hokkaidō bis Kyushu. Und in keinem anderen Land werden die heissen Quellen so kultiviert wie in Japan. Yudanaka ist einer von unzähligen Orten mit heissen Quellen in Japan – und doch etwas Besonderes. Unweit des Ortes befindet sich nämlich das 地獄谷 Jigoku-dani – das “Höllental”, in dem heiße Quellen einfach so aus dem Boden sprudeln.

Jigoku-dani: Affen im onsen. Scheint Spass zu machen.
Affen im onsen. Scheint Spass zu machen.

Um viele heisse Quellen wurden Hotels oder Bäder gebaut – bei einigen kann man auch direkt an der frischen Luft im heissen Wasser sitzen (rotemburo 露天風呂). Im onsen wäscht man sich nicht – man duscht vorher und steigt danach gereinigt in simples, klares und meist sehr heisses Wasser. In den Jigokudani-Onsen hingegen baden die japanischen Affen (nihon zaru 日本猿, Rotgesichtsmakaken, macaca fuscata). Die Affen können sich frei bewegen – dies ist kein Zoo oder Freigehege. Natürlich wird aber der Besucherstrom durch Wege geleitet. Die Affen haben sich in das Theater gewöhnt und nehmen von den Menschen quasi keine Notiz.

Familientreffen auf dem Geländer
Familientreffen auf dem Geländer

Das Höllental mit de Affenpark liegt rund 8 Kilometer östlich vom Bahnhof Yudanaka, aber es verkehren auch Shuttle-Busse. Man kann auch mit dem eigenen Auto anreisen, allerdings sind die Parkplätze begrenzt und die Strasse dorthin sehr, sehr eng – wer auch nur etwas spät dran ist, muss deshalb mit langen Wartezeiten rechnen und sollte vielleicht doch eher auf die Shuttle-Busse zurückgreifen (die eine andere Route benutzen dürfen).

Jigokudani: Menschlicher kann ein Affe kaum aussehen
Menschlicher kann ein Affe kaum aussehen

Schon abseits der heissen Quelle im Tal begegnet man den ersten Rotgesichtsmakaken, auch japanische Schneeaffen genannt. Wie mit anderen Affen in anderen Ländern der Erde auch gibt es ein paar einfache Regeln zu beachten – man sollte den Affen nicht zu sehr auf die Pelle rücken, immer einen Fluchtweg lassen, nicht direkt in die Augen starren – und nicht mit Essbarem herumregeln. Ausserdem sollte man beachten, dass japanische Affen zwar relativ klein, dafür aber sehr kräftig sind.

Vom Parkplatz bzw. der Bushaltestelle läuft man erstmal ein bisschen durch den Wald, an einem Fluss entlang. Am Besucherzentrum zahlt man dann 800 Yen Eintritt – Kinder zahlen die Hälfte. Von dort ist es nicht mehr weit bis zu den heissen Quellen mit den Affen – und die Dichte der Affen wird immer grösser. Sie kommen vor allem aus den umliegenden Bergen. Je nach Jahreszeit kann man dann entweder Affen in der (gar nicht so heissen) Quelle oder einfach nur so beobachten. Man ist dabei allerdings nicht allein: Der Ort hat sich herumgesprochen, und selbst in wärmeren Monaten teilt man sich das Geschehen mit vielen anderen Touristen. In den 90ern war man dort selbst im Winter fast allein – doch seitdem hat sich die Zahl der ausländischen Besucher in Japan fast verzehnfacht, und das spiegelt sich auch im Höllental wieder.

Affenmutter mit Nachwuchs
Affenmutter mit Nachwuchs

Was man hier sieht, ist übrigens nicht ein Naturerlebnis, sondern ein geschickt gesteuertes Spektakel. Irgendwann entdeckten Einwohner des Ortes, dass die Affen zum Beispiel gern ihr Essen in dem heissen Wasser waschen. Dann “baute” man eine kleine heisse Quelle und lockte Affenherden dorthin. Auch heute werden die Affenpopulationen genau kontrolliert und gesteuert, damit sie immer wieder zurückkehren. Nicht mit Zwang, aber die Affen wissen eben, dass es dort etwas zu holen gibt.

Fazit: Das Höllental ist ein Erlebnis und in der Form weltweit einzigartig. Und man kann den japanischen Schneeaffen hier – garantiert – sehr nahe kommen und im Besucherzentrum viel über sie lernen. Da ist ein Besuch, erst recht mit Kindern, auf jeden Fall spannend.

Ryūōsan 竜王山

Shimotakai besteht aus mehreren Gemeinden – die grösste ist 山ノ内町 Yama-no-uchi-machi – wörtlich “Die Stadt inmitten der Berge” – und das beschreibt die Lage schon genau: 90% der 11’000 Einwohner zählenden Gemeinde besteht aus Bergen, und die sind bis zu 2’341 Meter hoch. Landesweit als Kur- und Wintersportort, aber auch als Nationalpark bekannt ist dabei das 志賀高原 Shiga-Kōgen (Kōgen = Plateau) ein paar Kilometer östlich des Affenparks. Dort gibt es ein paar Seen, Hochmoore, heisse Quellen und Skigebiete. Weiter nördlich, und aufgrund der Berge jedoch nicht ohne weiteres von Shiga aus erreichbar, liegt der Ryūōsan – der “Drachenkönigberg”. Auch hier kann man Ski fahren, aber ein Besuch lohnt auch außerhalb der Saison, denn man kann zu jeder Jahreszeit mit einer grossen Seilbahn (die bis zu 166 Passagiere in einer Gondel befördern kann!) auf den 1’770 Meter hohen Gipfel fahren – die Hin- und Rückfahrt kostet 2’500 Yen pro Person.

Blick vom Ryuosan auf die umliegende Bergwelt
Blick vom Ryuosan auf die umliegende Bergwelt

Berühmt ist der Berg für die hohe Wahrscheinlichkeit, vom Gipfel auf ein Wolkenmeer schauen zu können – das ist wohl an 62% der Tage der Fall (die Wahrscheinlichkeit ist am Abend am grössten. Auf dem Gipfel befindet sich das Sora Terrace Cafe (Sora = Himmel) mit Souvenirladen, Cafe und dergleichen. Dementsprechend ist der Ryuosan bei jung und alt und bei Touristen sehr beliebt, kommt dann hoch hier ganz bequem in den Genuss einer grossartigen Aussicht auf die japanische Bergwelt. Man kommt auch ohne eigenes Gefährt leicht zur Seilbahnstation – kostenlose Shuttlebusse fahren vom Bahnhof Yudanaka alle halbe Stunde.

Chikuma-gawa 千曲川

Im Norden grenzt Shimotakai an den Chikuma-gawa, den “Fluss der tausend Windungen”. Dieser Fluss hat zwei Namen – in der Präfektur Nagano wird er Chikuma-gawa genannt, in der benachbarten Präfektur Niigata jedoch 信濃川 Shinanogawa – Shinano ist der alte Name für das heutige Nagano. Der Name “Chikumagawa wird dabei kaum ausserhalb von Nagano benutzt. Mit 367 Kilometer Gesamtlänge ist dieser Fluss nicht mehr und nicht weniger als der längste Fluss Japans. Er fliesst direkt in der Präfekturhauptstadt Niigata in das Japanische Meer. Beim Taifun #19 im Jahr 2019 – jener richtete umfangreiche Schäden in ganz Ostjapan an – brachen weiter am Oberlauf auf über 70 Kilometer Länge die Deiche, was zu verheerenden Überschwemmungen führten.

Der Chikuma- bzw. Shinano-Fluss bei Shimotakai
Der Chikuma- bzw. Shinano-Fluss bei Shimotakai

Anreise

Der Bahnhof Yudanaka ist Endstation der 長野電鉄長野線 Nagano Railway Nagano-Line – eine private Bahnlinie, auf der der JR-Railpass keine Gültigkeit besitzt. Die Fahrt dauert mit dem “Snow Monkey Express” rund 45 Minuten und kostet mit 1’260 Yen für die einfache Fahrt gerade mal 100 Yen mehr als der Bummelzug – der fährt etwas häufiger, ein bis zwei Mal pro Stunde, braucht dafür aber auch 1¼ Stunden. Mit letzterem muss man auch ein Mal umsteigen – in den meisten Fällen in Shinshū-Nakano.

Vom Bahnhof fahren Shuttlebusse zum Ryuosan sowie normale Busse zum Kanbayashi Onsen 上林温泉 – von dort läuft man ca. eine halbe Stunde bis zum Schneeaffenpark.

Übernachtung

An Übernachtungsmöglichkeiten mangelt es nicht – von Hostels bis hin zu feinen Onsen-Ryokans ist für jeden Geschmack und jeden Geldbeutel etwas dabei.
Das Hostel AIBIYAM, von einem koreanisch-japanischen Pärchen betrieben, liegt mitten im Ort und ist sehr empfehlenswert – es gibt eine grosse Gemeinschaftsküche und andere Gemeinschaftsräume, die Einrichtung ist tipp-topp und die Betreiber sehr hilfreich. Adresse: 381-0401, Yamanouchi, Yudanaka Onsen, Hirao 3032 (381-0401長野県下高井郡山ノ内 湯田中温泉 平穏3032. Es gibt kleine Schlafsäle und Einzelzimmer, übernachten kann man ab ca. 4,500 yen. Mehr siehe hier: https://hostelaibiya.com/en/.

Übernachten mit Stil: Lobby des Yorozuya
Übernachten mit Stil: Lobby des Yorozuya

Wer etwas mehr Taschengeld dabei hat, kann sich im altehrwürdigen Onsen-Ryokan よろづや Yorozuya niederlassen – eine Übernachtung dort kostet rund 34,000 yen, aber man kann auch als Besucher die heissen Quellen im Hotel benutzen lassen (das kostet natürlich Eintritt). Mehr dazu siehe hier.

Zu allgemeinen Übernachtungstipps siehe Übernachtungstipps Japan.

tabibito
tabibitohttps://japan-almanach.de
Tabibito (旅人・たびびと) ist japanisch und steht für "Reisender". Dahinter versteckt sich Matthias Reich - ein notorischer Reisender, der verschiedene Gegenden seine Heimat nennt. Der Reisende ist seit 1996 hin und wieder und seit 2005 permanent in Japan, wo er noch immer wohnt. Wer mehr von und über Tabibito lesen möchte, dem sei der Tabibitos Blog empfohlen.

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