Schon der Landschaft wegen ist ein Besuch der Burg von Matsumoto (松本城 Matsumoto-jō) unbedingt empfehlenswert. Zumal sich, wenn Eile geboten ist, das ganze als Tagestour von Tokyo aus gestalten lässt. Man setze sich in Shinjuku in den Super-Azusa-Express スーパーあずさ, welcher dann in zweieinhalb Stunden nach Matsumoto durchfährt. Vom Bahnhof sind es zu Fuss dann auch keine 15 Minuten.
Vor allem im Winter – mit den schneebedeckten Gipfeln der Nördlichen Japanischen Alpen im Hintergrund – ist der Anblick des bestens erhaltenen, schwarz-weissen Schlosses von Matsumoto spektakulär. In ganz Japan wurden des weiteren nur ganze zwei Schlösser für würdig befunden, als Nationalschatz 国宝 bezeichnet zu werden. Eines ist Himeji in Westjapan, das zweite das von Matsumoto. Matsumoto befindet sich in der Präfektur Nagano – wobei die Stadt Nagano nur eine Zugstunde entfernt ist. Die ganze Region nennt sich Shinano 信濃.
In Matsumoto wurde erstmals 1504 eine kleine Festung erbaut. Hier regierte der Ishikawa-Clan 石川氏, welcher das Schloss 1593 in die jetzige Form brachte. 1630 wurde das Schloss noch erweitert. Die folgenden Jahrhunderte blieb es glücklicherweise unversehrt von Erdbeben, Kriegen und Feuersbrünsten. 1872, also nach Beendigung des Feudalismus in Japan, wurde es auf einer Auktion versteigert, um sechs Jahre später jedoch von engagierten Stadtbewohnern wieder zurückgekauft zu werden. Da Matsumoto noch nie eine grosse, bedeutende Stadt war, blieb das Schloss von Bombenangriffen im zweiten Weltkrieg verschont. 1952 wurde es zum Nationalschatz erklärt.
Der Donjon hat 5 Ebenen und 6 Etagen – das Schloss ist also ziemlich gross. Zudem wurde 1630 ein Inui-Shōtenshu 乾小天守 (ein kleiner Nordwest-Donjon) angebaut, der mit dem Donjon durch eine Passage verbunden wurde (siehe Photo ganz oben auf dieser Seite – links der Donjon, rechts der Shōtenshu). Interessant ist, dass der Shōtenshu 小天守 nicht auf gleicher Ebene mit dem Donjon liegt. Noch interessanter aber ist der Tsukimi 月見 (wortwörtlich “Mondblick”) genannte Anbau (siehe Photo ganz oben, links). Der wurde auch 1630 angebaut und nimmt dem Schloss den Nimbus des schwer Eroberbaren – diese architektonische Spielerei hätte man sich zu Kriegszeiten nicht erlauben können. Es zeugt von friedlichen Zeiten – der Schlossherr wollte einen Ort im Schloss, von dem er “den Mond sehen kann”. Daher der Name. Der Nordwestturm und der Tsukimi geben dem ganzen Schloss eine L-Form, was eher untypisch ist.
Im Schloss gibt es eine sehr ausführliche Ausstellung über die Einführung von Feuerwaffen in Japan – selbige wurden ja erst sehr spät, nämlich ab dem 16. Jahrhundert durch die Portugiesen, eingeführt. Im Schloss findet man zahlreiche Schiessscharten – die grösseren für Pfeil und Bogen, die kleineren für die in Mode gekommenen Feuerwaffen. Die Ausstellung beinhaltet auch Rüstzeug der Samurai und ist sehr informativ.
Der Eintritt kostet 500 ¥, damit hat man dann aber auch Zutritt zum Folkloremuseum gleich nebenan. Wer nur eins, zwei Wochen Zeit hat in Japan und keine Lust, nur in Tōkyō zu rotieren, sollte unbedingt nach Matsumoto fahren!!! Mehr zur Stadt, Anreise usw. siehe Matsumoto-shi.