Mit der Odakyū-Linie rund anderthalb Stunden von Shinjuku (einem Subzentrum von Tōkyō) entfernt befindet sich die Stadt Odawara 小田原. Wer es eilig hat, kann sich auch in den Kodama-Shinkansen setzen – mit dem dauert es nur 40 Minuten vom Bahnhof Tokyo. Die Stadt liegt an der Küste im Südwesten der Metropole und hat ausser dem Schloss nicht viel zu bieten.
Leider ist von dem Schloss nicht viel übrig geblieben. Es gibt Steinwälle, das Schlosstor, Yagura 櫓 und einen Donjon 天守閣 (siehe Photo), wobei letztere Nachbauten sind. Von weitem sehen sie gut aus, aber von nahem – kalter Beton.
Die glanzvollen Zeiten von Odawara sind lange vorbei. Zu Beginn der Kamakura-Zeit, also um 1200, begann man mit dem Bau des Schlosses. Die Lage war ideal – Kamakura ist nicht weit, das Schloss lag an der Küste und war von zwei weiteren Seiten durch Flüsse geschützt. Und es lag direkt am Tōkaidō – dem einst so wichtigen Handelsweg zwischen Ost- und Westjapan.
Die Burg war Sitz der Hōjō-Familie 北条氏, welche damals eine sehr wichtige Rolle spielte. Das Schloss wurde prächtig ausgebaut, wobei der Aussenring alten Quellen zufolge rund 20 km lang war. Das Aus kam 1590, als Toyotomi Hideyoshi 豊臣秀吉 rund 200’000 Mann zusammentrommelte und die Burg zwei Monate lang belagerte, bis diese schliesslich fiel.
Die Burg ist gerade mal zehn Minuten vom Bahnhof Odawara entfernt. Eintritt in den Park und das Schloss kostet 250 ¥. Im Park stehen rund 1000 Kirschbäume, weshalb Odawara gerade zur Kirschblütenzeit interessant wird.
Fazit: Vom ebenfalls rekonstruierten Schloss in Chiba einmal abgesehen, ist Odawara die von Tokyo und Yokohama aus am schnellsten erreichbare Burgstadt. Aber man sollte nicht zu viel erwarten, denn die Glanzzeiten sind längst vorbei und übrig bleibt ein kalter Betonnachbau. Allerdings liegt Odawara günstig, denn von hier kommt man leicht nach Hakone – einem weiteren Highlight nahe der Hauptstadt.