小樽 Otaru
Otaru. Den Schriftzeichen nach “Kleines Fass”, aber dies sind ateji – ohne Bedeutung, nur der Lesung willen gegeben. Der Ortsname stammt vom Ainu-Namen ota-oru-nai ab, was soviel bedeutet
wie “Fluss im Sandstrand”.
Otaru liegt am nordöstlichen Ende der Provinz Shiribeshi direkt zwischen den Bergen und dem Japanischen Meer (Koreaner nennen es Ostmeer). Die Stadt liegt nur ca. 30 km westlich entfernt von Sapporo.
Die Lagerhäuser am Kanal (nicht zu viel erwarten). Das alte Mitsui-Bankgebäude. Mehr aber noch die Umgebung.
Otaru – Beschreibung
Otaru hatte sich dereinst einen Namen als Hafenstadt gemacht und ist mit gut 140,000 Einwohnern die mit Abstand grösste Stadt von Shiribeshi. Wer japanische Literatur wie z.B. Akai Tsuki 赤い月 (Author: Nakanishi Rei) über das Thema Mandschurei (vor dem zweiten Weltkrieg von Japan besetzt und nach und nach besiedelt – bis zum Showdown mit der Roten Armee 1945) liest, stösst zwangsläufig auf den Namen Otaru. Der Hafen der Stadt bildete eine wichtige Rolle bei der Erschliessung respektive Besiedlung/Kolonialisierung von Hokkaido, Sakhalin und Manshūō (Mandschurei).
Der Hafen existiert noch, und neben dem Handelsverkehr gibt es auch noch Passagierfähren nach Niigata 新潟 und nach Kholmsk (Холмск) auf Sakhalin (allerdings nur zwei Fähren im Monat – Informationen darüber sind recht vage).
Otaru wurde erst 1865 von der Regierung als Dorf registriert. Seit 1869 ist es unter dem Namen Otaru bekannt. 1880 wurde es bereits mit Sapporo durch die Eisenbahn verbunden und entwickelte sich prächtig als Hafenstadt – mit dementsprechend vielen Ausländern, was sich durchaus in der Architektur widerspiegelt.
Heuer ist Otaru eher eine Bettenstadt. Da man innerhalb von 30 Minuten nach Sapporo 札幌 kommt, zieht es immer mehr Leute, die in der Metropole arbeiten, nach Otaru.
Otaru ist jedem Japaner ein Begriff und bemüht sich stark, mit seinen Reizen zu werben. Bei der Touristeninformation erhält man zum Beispiel eine englische Karte mit dem hochtrabenden Namen “Dramatic Walk”. Das wichtigste Pfund, mit dem die Stadt wuchert, ist die Gegend entlang des Otaru Unga (Otaru-Kanal) 小樽運河, der zwischen Hafen und Zentrum parallel zum Meer verläuft. Dort stehen alte Lagerhäuser und ein paar Gaslaternen. Nun ja, wer zu viel erwartet, wird dramatisch enttäuscht werden.
Es gibt jedoch ein paar interessante europäische Bauten zwischen Bahnhof und Hafen – darunter die alte Mitsui-Bankfiliale. Ein grosser Steinbau, der einen schlicht vergessen lässt, dass man in Japan ist. Ansonsten ist es eher die Umgebung, die ihre Reize hat: Die stadtnahen Berge bieten schneesichere Skigebiete. Und das Wasser rund um Otaru ist glasklar. Wer von Sapporo mit dem Zug anreist, kann rechterhand das Meer direkt neben den Schienen bestaunen. Wer sich dann denkt “Hier mal auszusteigen lohnt sich bestimmt”, wird ziemlich enttäuscht sein. Ich bin in Zenibako 銭函 ausgestiegen – das Meer war in der Tat glasklar, aber die steinige Küste einfach mal extrem schmutzig. Ein leidiges Problem in Japan…
Anreise
Mit der Fähre oder dem Zug. Mehr zu den Fähren siehe Text oben. Otaru ist ansonsten an die Vorortbahn von Sapporo 札幌 angeschlossen. Will heissen, es fahren etliche langsame wie schnelle Züge pro Stunde nach Sapporo und weiter zum Flughafen Chitose bis nach Tomakomai. Bis Sapporo braucht der Zug ca. eine halbe Stunde, die Fahrkarte kostet ¥ 620.
Übernachtung
Da im nur 30 Minuten entfernten Sapporo übernachtet, keine konkreten Tipps. Es gibt aber etliche Hotels und Pensionen.
Zu allgemeinen Übernachtungstipps siehe Übernachtungstipps Japan.