Auch in Japan überlegt man im Angesicht der angelaufenen Rezession, wie man zum Beispiel die Binnennachfrage ankurbeln könnte. Eine Idee, die schon lange im Raum steht (und was, wenn ich mich recht erinnere, auch schon mal gemacht wurde) ist das Verschenken von Bargeld an alle. Ausnahmslos alle, denn würde man das nach Einkommen staffeln, müsste man erst wieder einen Zensus durchführen usw.
Nun wurden erste Zahlen bekannt: Geht es nach der jetzigen Regierung, würde eine vierköpfige Familie gegen Ende März vom Staat ca. 60,000 Yen erhalten. Das sind nach jetzigem Stand etwas unter 500 Euro. Da man wie bereits gesagt nicht nach Einkommen staffeln will, gab es daher schon einen ersten Aufruf von Politikern, einkommensstarke Familien sollten sich zurückhalten. Das ist ziemlich geschickt: Eine vor etlichen Jahren erfolgte Volksbefragung ergab nämlich, dass sich rund 90% der Japaner (ich mag mich um ein paar wenige Prozente irren) selbst zum Mittelstand zählen. Dazu kommt ein gewisser Stolz, der dann bei sehr vielen Japanern in der Tat zum Gedanken “Also WIR sind auf die Almosen nicht angewiesen” führen könnte.
In der Tat – laut einer aktuellen Umfrage halten 58.1% der Befragten nichts von der Idee mit dem Bargeldverteilen – nur 31.4% sind dafür. Das ganze würde den Staat übrigens rd. 2 Billionen Yen, also ca. 16 Milliarden Euro kosten. Und die Regierung hierzulande verliert momentan ohnehin an Zuspruch wegen ihres bisherigen Krisenmanagements. Dabei finde ich die Idee immer noch besser als den Vorschlag in Deutschland, die KFZ-Steuer für Neuwagen entfallen zu lassen – klar leiden die Automobilbauer, aber wer sich einen Neuwagen leisten kann, steht ja vergleichsweise noch relativ gut da.
50.3% der Befragten gaben übrigens auch an, jenes Geld, so es verteilt werden sollte, für alltägliche Ausgaben zu verwenden – nur 27.2% würden es zur Bank tragen. Würde mich doch mal interessieren, was der gleiche Vorschlag in Deutschland bewirken würde – sicherlich mehr Zuspruch und eine viel höhere Sparerquote.
60,000 Yen. Pfff… damit kann ich mir ja nicht mal ‘nen ordentlichen Plasmabild-Fernseher kaufen…
Das Wort des Tages: 定額給付金 – teigaku kyūfukin – Festbetrag – stiften – Geld. Auf Deutsch “Konsumgutschein”. Der Name dieser “Spende an die Bürger”.
Wieso sollte ein Japaner Geld zur Bank tragen?
Inzwischen dürfte der dümmste Japaner gemerkt haben, dass sein Geld auf der Bank an Wert verliert – wie übrigens auch zunehmend im Rest der Welt, das Null Prozent Zins-Regime der Japaner wird nun ja weltweit kopiert, wohl mit ähnlich destrastösen Ergebnissen für weite Bevölkerungskreise wie in Japan.
Wie wär es, wenn man das Geld den Touristen auszahlt? ;-)
@ Juergen: Dann wäre ich noch mehr an einem Japan-Urlaub interessiert, als ich es eh schon bin^^
Wenn mir der deutsche Staat einfach so 500€ schenken würde, würde ich sehr wahrscheinlich direkt umsetzen. Eine Playstation 3 vielleicht, und ein kleiner Wellness-Urlaub mit meiner Freundin… Ich sag mir immer: Einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul!
@mds
Na weil… lass mich nach ‘nem Grund suchen … äh… tja, weiss auch nicht.
@Juergen
Na klar, und die fressen dann die Sushitheken ratzekahl leer. Nüscht is!
Kriegen wir dann auch, oder nur *böses Wort*?
Käme mir sehr Recht, dann kann ich den Motorradlappen nachmachen, den mir die Feiglinge beim Umschreiben weggenommen haben.
Rache, muahahahah…
Wie schaut’s eigentlich mit dem Bloggergipfel aus?
Haben oder nicht haben. Also ich würde mich freuen über 500 Stutz bzw. Euro. Und da es sich ja eigentlich um unverdientes Geld handelt, es auch gleich wieder mehr oder weniger sinnvoll ausgeben. Eine solche Aktion ist jedenfalls sinnvoller als überdimensionierte Schw….zprothesen auf vier Rädern zu subventionieren. In der Schweiz ist eine Volksinitiative am laufen das den Asphaltcowboys (und Cowgirls?) ihren Spielzeugen die Fahrerlaubnis entziehen soll. Bin mal gespannt wie sich das automobilisierte
Stimmvolk entscheiden wird.
Eine höchst unpopuläre Partei verschenkt kurz vor dem Wahltag Geld. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.
Die Vorfreude der anderen Blogkommtentatoren könnte übrigens teilweise zu früh sein – es ist, soweit ich sehe, höchst offen, ob die Geldgießkanne nicht so japanisch angemalt ist, daß permanent residents ausgeschlossen sind.
Also ich bin auch dafür und es ist sicher sinnvoller als das was in der BRD die jammernde Autoindustrie im Auge hat.
Und 60000 haben oder nicht haben sind ja nach BWL-rechnen schon 120000 Yen
und wer will keine 120000 Yen ;-)
Sei ja nur angemerkt, das die dt. Autoindustrie, wie die amerikanische, im Prinzip selber schuld ist mit ihren grösser, teuere, fetter Karren.
Da kam letztens ein schöner Bericht beim ZDF wo darauf eingegangen wurde.
Audi und VW haben ihre Eco-autos (3L-Lupo und A2) 2000 eingestellt.
Toyota hat trotz schwacher Nachfrage am Prius festgehalten und dazu noch weitergeforscht.
Wie gesagt interessanter Videobeitrag, leider kann man den Link beim ZDF nicht so leicht posten (nämlich gar nicht dank der mediathek :-( )
Diese Überlegung wurde in der hiesigen Regierung bzw. den angeschlossenen Institutionen auch schon angestellt. Offensichtlich ohne weitere Schritte einzuleiten. Vielleicht hat auch nur jemand, das Brainstorming, soweit es das in diesen Kreisen denn gibt (ich meine das Hirn), publik gemacht.
Den Automobilbauern würde ich derzeit überhaupt keine Unterstützung zukommen lassen. Wer trotz allem immer noch einen Gewinn von 6.000.000.000,00 (Mrd.) € einstreicht (Daimler), der brauch hier nicht jammern.
Und der Erlass der Kfz-Steuer dürfte die wenigsten zum Kauf eines Neuwagens animieren.
@terry
Um den Kreis wieder zu schließen. Mit der Subvention der Bundesregierung würden dann die Leute sparsamen Autos kaufen, und sind das nicht die japanischen?
Die meisten scheinen wohl das “im Falle einer vierköpfigen Familie” zu überlesen.
Da könnte dann Max z.B. seine PS 3 gleich an seine Kinder weiterreichen :-)
@BigAl
Nicht vergessen. Neue Mail dazu kommt diese Woche
@Michael
Und in’nen Spiegel gelegt sogar 240,000 JPY.
@Thomas
Da bin ich nicht ganz so sicher. Ich denke mal, es geht danach, wer Einkommenssteuer bezahlt. Vielleicht ist das aber auch nur Zweckoptimismus.