Region | 北海道 Hokkaidō | |
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Bezirk | 石狩振興局 Subpräfektur Ishikari | |
Rang | ||
Name | Der Name setzt sich aus den Schriftzeichen 千歳 (SEN, chi) und 歳 (SAI) zusammen. Übersetzt heißt der Name “Tausend Jahre”, und es handelt sich tatsächlich um einen rein japanischen Namen – das kann man nur von weniger als 10% der Ortsnamen auf Hokkaido sagen. Eigentlich hiess der Ort früher “Shikotsu”, doch der Name enthielt das Wort für “Knochen”, was als schlechtes Omen gilt. Daher benannte man den Ort um – da es viele Kraniche in der Gegend gab, zog man ein berühmtes chinesisches Sprichwort heran: 鶴壽千歳、以極其游 – “Kraniche leben tausend Jahre um die Art des Spielens zu meistern”. Sie gelten als Symbole für Langlebigkeit, weshalb man den Ort “Tausend Jahre nannte”. | |
Lage | Chitose liegt zwischen der mittleren Pazifikküste von Südhokkaido und der Präfekturhauptstadt Sapporo. Bis zur Küste bei Tomakomai sind es gut 20 Kilometer Luftlinie, bis zum Zentrum von Sapporo hingegen 35 Kilometer. Der Großteil der Stadt inklusive des Flughafens liegt in der Ishikari-Ebene. |
Chitose – Beschreibung
Chitose – diesen Namen sieht man häufig und an vielen japanischen Flughafenanzeigen, denn hier befindet sich der mit Abstand wichtigste Flughafen der Insel Hokkaido. Die Stadt Chitose selbst jedoch wird von den meisten links liegengelassen, und das hat durchaus seine Gründe. Die Stadt Chitose erstreckt sich von Ost nach West auf einer Länge von rund 60 Kilometern – von Nord nach Süd sind es maximal 15 Kilometer.
Das Stadtgebiet ist fast 600 Quadratkilometer groß und Heimat von fast 98’000 Einwohnern – Tendenz steigend, und das ist sehr elten für eine Provinzstadt in Japan. Dafür gibt es mehrere Gründe. So liegt die Präfekturhauptstadt Sapporo mit ihren fast 2 Millionen Einwohnern nur 30 Minuten mit dem Zug oder einer Stunde mit dem Auto entfernt – für Menschen, die in Sapporo arbeiten, ist Chitose somit als Wohnort durchaus attraktiv. Ein weiterer Grund sind die drei großen Militärstützpunkte der japanischen Selbstverteidigungskräfte: Im Stadtgebiet gibt es zwei Stützpunkte des Heeres und ein Stützpunkt der Luftwaffe sowie Truppenübungsplätze. Knapp 9000 Menschen arbeiten auf diesen Stützpunkten, und zählt man die Zivilangestellten und Familienmitglieder mit dazu, sind ein Viertel der Einwohner direkt oder indirekt mit dem Militär verbunden.
Das Zentrum der Stadt liegt in der Ishikari-Ebene – mit rund 4000 Quadratkilometern die zweitgrößte Ebene Japans (nach der Kanto-Ebene rund um Tokyo). Das Klima ist zwar relativ harsch – das Tagesmittel liegt im Januar und Februar bei unter -5 Grad Celsius, und in den Wintermonaten fallen im Schnitt über 2 m Schnee, Doch aufgrund der guten Erreichbarkeit – das Land ist eben und die Küste nicht weit – wurde hier bereits im Jahr 1658 und damit mehr als 200 Jahre vor der planmäßigen Besiedlung von Hokkaido durch Japan ein kleiner Tempel errichtet, der später zu einem Schrein umgewidmet wurde.
Das Stadtzentrum von Chitose liegt nur wenige Kilometer nördlich des Flughafens und kommt sehr amerikanisch daher – im Schachbrettmuster, mit teils sehr breiten Straßen und all den üblichen Filialen, Tankstellen und Restaurants, die man fast überall findet. Rund um das kleine Zentrum gibt es zudem besagte Militäranlagen sowie viele Industriegebiete.
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Gleich südlich des Stadtzentrums beginnt der New Chitose Airport, dessen zwei 3 Kilometer langen Landebahnen bis in die südliche Nachbarstadt Tomakomai hineinreichen. Die Geschichte des Flughafens reicht weit zurück – 1934 wurde das Chitose Flugfeld fertiggestellt, welches zuerst zivil, ab 1939 aber ausschließlich von den Marine- und Heeresfliegern genutzt wurde. Im Jahr 1951 wurde der zivile Luftverkehr wieder aufgenommen – mit einer Verbindung zum Flughafen Haneda in Tokyo. Ein richtiger Terminal wurde jedoch erst 1963 errichtet. 1981 erhob man den Flughafen schließlich in den Rang eines International Airport. Der Flughafen wurde sowohl vom Zivilverkehr als auch von der Luftwaffe genutzt, doch mit dem zunehmenden Linienverkehr kam es immer häufiger vor, dass Linienmaschinen in der Luft warten mussten, wenn Kampfflieger zu einem plötzlichen scramble starten mussten, was in Anbetracht der Nähe der Sowjetunion durchaus häufig vorkam. Deshalb wurde beschlossen, Zivil- und Luftwaffenverkehr voneinander zu trennen. Und so wurde im Juli 1988 der New Chitose Airport eingeweiht. Das Terminal befindet sich genau in der Mitte; die Landebahnen westlich davon gehören der Luftwaffe und die Landebahnen im Osten dem zivilen Luftverkehr. Bis dahin lag das Passagieraufkommen pro Jahr bei rund 8 Millionen Passagieren – in den Jahren danach verdoppelte sich die Zahl beinahe, bis 2019 erstmals die 20-Millionen-Marke geknackt wurde. Das Passagieraufkommen liegt heute in etwa bei dem der Flughäfen von Düsseldorf oder Berlin-Brandenburg – was durchaus beachtlich ist, denn die Insel und Präfektur Hokkaido hat lediglich rund 5 Millionen Einwohner. Der Grund ist einfach: Fast alle Besucher beginnen ihre Hokkaido-Reise, ob nun dienstlich oder privat, hier am New Chitose Airport. Das könnte sich ein wenig ändern, wenn ab 2031 das Shinkansennetz bis Sapporo erweitert wird.
Eine Zeit lang war die Flugstrecke Tokyo – Chitose die am meisten frequentierte Luftverkehrsroute der Welt (mit rund 12 Millionen Passagieren allein auf dieser Strecke) – bis die Route Seoul – Insel Jeju die Strecke auf den zweiten Platz verbannte. Von und nach Chitose fliegen heute Flugzeuge aus allen Landesteilen Japans, aber auch der internationale Flugverkehr hat stark zugenommen – so gibt es Direktverbindungen von und nach Südkorea, die VR China, Taiwan, Hongkong, Thailand, Malaysia und Singapur. Zuletzt zählte man rund 4 Millionen Passagiere auf den Auslandsverbindungen, Tendenz steigend. Die Ausrichtung auf Auslandsflüge könnte spätestens dann zunehmen, wenn der Hokkaido-Shinkansen, der ab 2031 bis Sapporo fahren soll, den nationalen Flügen Konkurrenz machen wird. Allerdings fliegen auch schon seit geraumer Zeit LCC-Airlines wie Jetstar nach Chitose (Flüge für gut 5000 Yen von Tokyo sind keine Seltenheit), und die sind deutlich billiger (und schneller) als die Shinkansen.
Ganz beachtlich ist die Souvenir”abteilung” des Flughafens. Während internationale Flughäfen mit großen Duty Free-Bereichen locken, sind es an japanischen Flughäfen Restaurantmeilen und Souvenirgeschäfte. Hier ist der Flughafen Chitose möglicherweise die Nummer 1, denn es gibt unzählige Geschäfte, in denen man Spezialitäten aus Hokkaido kaufen kann: Die Insel ist eine Art Speisekammer Japans – besonders beliebt sind Meeresprodukte, zum Beispiel Lachs, Lachskaviar, Jakobsmuscheln, aber auch Milchprodukte: So produziert man auf der Insel zum Teil sehr passablen Käse. Auch an Süßigkeiten mangelt es nicht. Viele Japaner kaufen hier vor dem Rückflug richtig ein – zumal man die Sachen auch nicht unbedingt mitnehmen muss, sondern sich auch schicken lassen kann. Auch die Restaurantmeile ist nicht zu verachten, aber vor allem die Gerichte mit Meeresprodukten sind teils überteuert beziehungsweise von nicht allzu guter Qualität. Auf der sicheren Seite ist man allerdings mit Ramen.
Die meisten Regionen in Japan haben ihre eigene Variation der belebten heißen Nudelsuppe – auf Hokkaido sind dies eindeutig Miso-Ramen. Die deftigen Suppen werden mit der Paste aus vergorenen Soyabohnen verfeinert und ergeben so ein sehr herzhaftes, wärmendes Mahl. Eine weitere Spielart sind Ebishio-Ramen – “Ebi” bedeutet Shrimps und “Shio” ist Salz. Wer nichts gegen die Krustentiere hat, sollte diese Version, am Flughafen von Chitose bei Tomikawa Seimensho erhältlich, unbedingt probieren.
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Shikotsu-See (支笏湖)
Fast der gesamte Westteil der Stadt Chitose ist Teil des Shikotsu-Tōya-Nationalparks und das exakte Gegenteil zum zentralen Teil der der Stadt in der Ishikari-Ebene – es ist bergig und grün. Hier befindet sich der Shikotsu-See, ein alter Kratersee, der fast 250 m über der Stadt Chitose thront. Mit knapp 80 Quadratkilometer Wasseroberfläche ist der Shikotsu-See der achtgrößte See Japan – und mit einer maximalen Tiefe von 363 Metern ist der der zweittiefste See Japans (nach dem Tazawa-See in Tohoku). Die Durchschnittstiefe beträgt immerhin 265 m, was bedeutet, dass der Großteild des Seebodens unterhalb der Meeresspiegels liegt. Der See ist aufgrund der vulkanischen Mineralien äußerst nährstoffarm – es gibt also relativ wenig Leben im See, und das sorgt entsprechend für eine phänomenale Sichttiefe von über 10 Metern. Es wird gesagt, dass der Shikotsu-See der zweitklarste See Japans ist (nach dem Mashu-See, ebenfalls in Hokkaido) – doch um den Titel streiten sich mehrere Seen.
Am Ostufer des Sees gibt es ein Besucherzentrum sowie eine sehr auffällige, rote Stahlbrücke – die 1899 gebaute 山線鉄橋 ist immerhin die älteste Stahlbrücke auf Hokkaido und stand eigentlich ganz woanders, bevor sie 1924 an den See verpflanzt wurde: Nicht aus ästhetischen Gründen, denn hier stand einst eine große Papiermühle, zu der man eine kleine Eisenbahnlinie baute, die bis an den See führte. Die Eisenbahn wurde bis 1951 genutzt und danach stillgelegt – die Brücke rostete danach jahrzehntelang vor sich hin, bis sie in den 1990ern von der Stadt Chitose restauriert wurde.
Rund um den See gibt es etliche mehr als 1000 m hohe Berge – so zum Beispiel der sehr markante 樽前山, ein 1041 Meter hoher, aktiver Vulkan. Im Namen steckt das Wort “taru”, das japanische Wort für “Fass”, und so sieht der Gipfel auch aus – wie ein Fass, das aus einem Berg herausragt. Es handelt sich um einen Lavadom, der in der jetzigen Gestalt beim letzten stärkeren Ausbruch im Jahr 1982 geformt wurde. Am nördlichen Seeufer steht ein nicht weniger aktiver Vulkan – der 1320 Meter hohe 恵庭岳, welcher zuletzt 1991 aktiv war. Am Eniwa-dake, aber auch an weiteren Stellen rund um den Shikotsu-See, wurden goldhaltige Erze gefunden, welche kommerziell abgebaut wurden, dodch die letzte Mine wurde 2006 wegen Unwirtschaftlichkeit geschlossen.
Der Shikotsu-See ist leicht von Chitose über eine direkte Straßenverbindung erreichbar. Im Norden, Osten und Süden führt eine Straße am Seeufer entlang – der Shikotsu-See ist ein beliebtes Ausflugsziel, und deshalb gibt es hier auch einige Campingplätze und Vergnügungsmöglichkeiten. Ein paar Kilometer westlich des Sees, Richtung Niseko/Kutchan, steht das きのこ王国 – das “Pilzkönigreich”, eine Raststätte mit Essensständen und einem großen Geschäft, das sich ganz auf (essbare, wohlgemerkt) Pilze konzentriert.
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Anreise
Chitose ist bestens an das Bahnnetz angeschlossen – der Flughafen hat dabei seinen eigenen Bahnhof, der auch End- beziehungsweise Startpunkt einer JR-Bahnlinie ist. Der JR-Railpass kann deshalb benutzt werden. Vom Bahnhof 新千歳空港 (Shin-Chitose Kūkō, New Chitose Airport) fahren tagsüber im Schnitt alle 10 Minuten Züge nach Sapporo (knapp 40 Minuten) und viele davon weiter bis nach Otaru (1 Stunde 20 Minuten). Wer in andere Gegenden von Hokkaido möchte, kann mit einem der zahlreichen Fernbusse vom Flughafen bis nach Obihiro, Asahikawa, Abashiri, Niseko und einige andere Destinationen fahren.
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Übernachtung
Wie es sich für einen Ort mit einem großen Flughafen gehört, gibt es in Chitose zahlreiche Hotels – einige davon befinden sich direkt am Fliughafen, andere im Zentrum der Stadt. Viele der fast 50 Übernachtungsmöglichkeiten sind unspektakuläre, dafür aber auch preiswerte Business-Hotels. Da Chitose eine gute Bahn- und Autobahnanbindung hat, ist es durchaus praktisch, in Chitose zu übernachten und von dort in Ausflügen die Gegend zu erkunden – allerdings ist es in Sapporo sichtbar schöner.
Zu allgemeinen Übernachtungstipps siehe Übernachtungstipps Japan.