BlogWie zerronnen so gewonnen

Wie zerronnen so gewonnen

-

Neulich beim Aufräumen fielen uns zwei Briefe in die Hände, die wir beinahe schon vergessen hatten: Einer enthielt eine Liste und einen Brief und vier Extra-Zettel, gedacht für die 4 Quartale des letzen (fiskalischen) Jahres: Steuerbescheide der Stadt, bezahlbar in nahezu jedem Convenience Store. Mit dem Zettel geht man in den Laden, bezahlt die Steuer und das wars. In einer idealen Welt hätte dieser Brief keinen Zettel mehr enthalten – leider lag aber noch einer drin, was wohl heissen muss, dass ich die Steuer für das letzte Quartal noch nicht gezahlt hatte. Also umgehend aufgebrochen zum Spätverkauf, 33’000 Yen (rund 250 Euro) eingezahlt und fertig. Ich muss dazu sagen, das diese Art Kommunalsteuer in meiner Stadt aussergewöhnlich niedrig ist.
Auch der zweite Brief war nicht besser: Dort forderte uns die Präfektur auf, „Präfekturbürgersteuer“ zu bezahlen. Das hatten wir zum ersten Mal gesehen und hielten das erst für eine Finte – diese Steuer war neu und wir hatten noch was darüber gelesen. Unkostenbeitrag: Rein zufällig 33’000 Yen. Na klasse. Kurz nachgeforscht – die Steuer gibt’s tatsächlich seit kurzem. „Ende Mai“ stand auf dem Zettel, also war es wohl wirklich an der Zeit. Ein genauerer Blick liess mich dann aber zusammenzucken: Das war bereits ein Mahnbescheid, und „Ende Mai“ bezog sich auf den Zeitraum, währenddessen man damit bequem im Spätverkauf bezahlen kann. Eigentlich war die Steuer Ende Februar fällig.
Also flugs zur Bank und dort eingezahlt. Puuh. Erledigt. Was mich dabei jedoch erstaunt, ist die Geduld japanischer Behörden: Immerhin waren wir mit der Präfektursteuer arg im Verzug – und trotzdem kam nicht mehr als der eine Bescheid. Ich habe allerdings nicht vor, auszuprobieren, was passiert, wenn man noch länger wartet.
Ein Trostpflaster gab es dann doch: Die Stadt schickte uns einen Tag später einen Bescheid, dass wir 33’000 Yen zuviel gezahlt hatten und man uns das nun zurückerstatten möchte. Da hatten wir also doch schon die Kommunalsteuer ganz bezahlt – scheinbar ein Mal jedoch ohne den Zettel abzugeben. Ich glaube, dies ist ein guter Zeitpunkt, um seine Unterlagen zu ordnen…
Das Wort des Tages: 督促 tokusoku – die Mahnung.

tabibito
tabibitohttps://japan-almanach.de
Tabibito (旅人・たびびと) ist japanisch und steht für "Reisender". Dahinter versteckt sich Matthias Reich - ein notorischer Reisender, der verschiedene Gegenden seine Heimat nennt. Der Reisende ist seit 1996 hin und wieder und seit 2005 permanent in Japan, wo er noch immer wohnt. Wer mehr von und über Tabibito lesen möchte, dem sei der Tabibitos Blog empfohlen.

1 Kommentar

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein

Soziale Medien

0FollowerFolgen
0FollowerFolgen
0AbonnentenAbonnieren

Neueste Beiträge

Matsumae – der wohl japanischste Ort auf Hokkaido

Matsumae war aufgrund der Nähe zur Insel Honshu einer der ersten japanischen Stützpunkte auf Hokkaido – japanischer geht auf Hokkaido nicht

Wo und wie essen Japaner werktags eigentlich zu Mittag?

Diese Frage beschäftigte jüngst die Moderaten des Programms News NNN von 日テレ (Nittele), die sich dabei unter anderem auf...

Kurden in Japan und die übliche Hetze im Netz: Ein Beispiel

Auch in Japan muss man reichlich vorsichtig sein, was Informationsquellen im Internet anbelangt. Die Rechten im Netz, netto uyoku...

Insel Okushiri – die Insel im Zeichen von Seeigeln und Tsunamis

Die Insel Okushiri ist Hokkaido für Fortgeschrittene – nahezu alle Besucher lassen diese Insel links liegen, dabei gibt es auch hier ziemlich viel zu entdecken.

Abenteuer Restaurantbesuch oder was macht eigentlich die Hygiene?

Fast anderthalb Millionen Restaurants beziehungsweise Geschäfte, in denen man auch was essen kann, gibt es in Japansiehe hier --...

Shibuya kurz vor Überschwemmung | Es gibt kein Reis, Baby

Gestern, am 22. August 2024, zog eine passable Gewitterfront über das Zentrum von Tokyo und sorgte für Regenfälle von...

Must read

Die 10 beliebtesten Reiseziele in Japan

Im Mai 2017 erfolgte auf dem Japan-Blog dieser Webseite...

Auch lesenswertRELATED
Recommended to you