BlogKokomai und Kokokomai: Von altem und ganz altem Reis

Kokomai und Kokokomai: Von altem und ganz altem Reis

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Nun wurde er also auf den Markt geworfen: Alter Reis, die eiserne Reserve des Staates, für den Fall der Fälle. Denn der Reispreis will einfach nicht fallen – und man hat noch immer nicht die wahre Ursache für den massiven Preisanstieg gefunden. Doch der selbsternannte Reisminister stand nun unter Zugzwang, schließlich finden bald Wahlen statt, und bis zu den Wahlen wollte er dafür sorgen, dass der Preis ordentlich sinkt.

Der Reserve-Reis ist  nun in immer mehr Supermärkten, manchmal sogar in Drogerien oder Convenience Stores erhältlich. Die 5-Kilogramm-Pakete sind eher unscheinbar – meistens steht einfach nur 国産kokusanmai drauf, also “Im Land (=Japan) produzierter Reis”. Darüber steht dann das Erntejahr – im Falle der Tüte Reis auf dem Foto war dies 2022, womit es sich hier um mai handelt: Drei Jahre alter (=3 Mal “alt”) Reis. Es ist ganz witzig, zu sehen, wie die Menschen um das Reisregal herumschleichen – vielen merkt man an, dass sie nicht wirklich zugreifen wollen, dabei kostet der alte Reis mit weniger als 2000 Yen (rund 13 Euro) weniger als die Hälfte als handelsüblicher Reis. Das Zögern kann man allerdings auch ein bisschen verstehen: So kommentierte zum Beispiel Yuichiro Tamaki, Abgeordneter der Demokratischen Volkspartei, den Verkauf von gelagertem Reis mit “Noch ein Jahr und dann ist das nur noch Viehfutter”. Unsensible Kommentare wie diese wecken logischerweise große Skepsis bei den Verbrauchern, die nun ganz hin und hergerissen sind zwischen bezahlbaren Preisen und schlechtem Ruf. Dass der alte Reis jedoch schnell vielerorts ausverkauft ist, zeigt allerdings, dass der Bedarf da ist.

Einen deutlichen Qualitätsabfall konnte ich jedenfalls nicht spüren. Sicher, neuer Reis duftet ein bisschen mehr, wenn man ihn kocht, doch geschmacklich war kein so großer Unterschied zu spüren – allerdings bin ich auch nicht Reisexperte genug. Von negativen Eigenschaften wie einem schlechten Geruch oder einem seltsamen Nachgeschmack kann man jedenfalls auf gar keinen Fall sprechen. Nun kann man nur noch hoffen, dass in den kommenden Monaten keine schwere Naturkatastrophe hereinbricht, sonst steht Japan mit leeren Notlagern da.

tabibito
tabibitohttps://japan-almanach.de
Tabibito (旅人・たびびと) ist japanisch und steht für "Reisender". Dahinter versteckt sich Matthias Reich - ein notorischer Reisender, der verschiedene Gegenden seine Heimat nennt. Der Reisende ist seit 1996 hin und wieder und seit 2005 permanent in Japan, wo er noch immer wohnt. Wer mehr von und über Tabibito lesen möchte, dem sei der Tabibitos Blog empfohlen.

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