So wie in Deutschland jeweils das Wort und Unwort des Jahres gewählt wird, sucht man in Japan nach dem Schriftzeichen des Jahres – einem Schriftzeichen, dass die vergangenen 12 Monate am eindringlichsten beschreibt. Das Schriftzeichen wird von der Stiftung 日本漢字能力検定協会 (auf Englisch: The Japan Kanji Aptitude Testing Foundation). Diese Organisation testet die Schriftzeichen-Kenntnisse der Japaner und verleiht bei erfolgreicher Prüfung Zertifikate, die durchaus beruflich und schulisch relevant sein können.
Dieses Jahr entschied man sich für dieses Schriftzeichen:
Das gleiche Schriftzeichen war bereits 2014 das Zeichen des Jahres – damals wegen der Erhöhung der Mehrwertsteuer. In diesem Jahr begründeten die Abstimmenden laut der Pressemitteilung der Kanji-Organisation1 die Wahl vor allem mit:
- Die Einführung des Invoice-Systems – eine sinnlose Maßnahme um ein bisschen mehr Steuern zu generieren
- Scheinbar unaufhaltsame Preissteigerungen für fast alles
- Das Hickhack in der Politik darüber, wie man all die schönen Vorhaben – vor allem Maßnahmen zur Erhöhung der Geburtenrate – bezahlen soll. Steuererhöhungen? Steuersenkungen? Nichts ist klar, aber größere Steuererhöhungen schweben im Raum.
So ziemlich alle Kandidaten der Schriftzeichen des Jahres hatten einen negativen Hintergrund – die wenigen Ausnahmen waren baseballbezogene Schriftzeichen wie 球 und zu einem gewissen Grad auch 虎, denn zum einen haben die Hanshin Tigers zum ersten Mal seit 18 Jahren wieder die Baseballliga gewonnen, zum anderen jagt das Ausnahmetalent Ōtani Shōhei in der NBA einen Rekord nach dem anderen.
- siehe hier