…und in China fiel gestern ein Sack Reis um, ich weiß. Es ist trotzdem durchaus interessant, gibt es doch einen Einblick in die Mechanismen der japanischen, semi-sozialistischen Marktwirtschaft.
Das Ministerium für Landwirtschaft, Forst und Fischerei — 農林水産省, kurz MAFF, unterhält eine Liste besonders gekennzeichneter Gemüsesorten, 指定野菜 genannt. Auf dieser Liste stehen insgesamt 14 Gemüsesorten:
1. | キャベツ | Weißkohl |
2. | きゅうり | Gurken |
3. | さといも | Taro |
4. | だいこん | Rettich |
5. | たまねぎ | Zwiebeln |
6. | トマト | Tomaten |
7. | なす | Auberginen |
8. | にんじん | Mohrrüben |
9. | ねぎ | Winterzwiebeln |
10. | はくさい | Chinakohl |
11. | ばれいしょ | Kartoffeln |
12. | ピーマン | Gemüsepaprika |
13. | ほうれんそう | Spinat |
14. | レタス | Gartensalat |
Die Liste kennzeichnet auch die wichtigsten Anbaugebiete – 890 Anbaugebiete werden da aufgelistet. Per Definition sind “besonders gekennzeichnete” (wörtlich: “bestimmte”) Gemüsesorten solche, bei denen der Verbrauch, und damit auch die Produktion, besonders hoch sind. Weiterhin muss es sich um Gemüse mit einem hohen Nährwert handeln, sprich, es muss wichtig für den Endverbraucher sein.
Warum das ganze? Fallen aufgrund diverser Umstände die Preise für diese Gemüsesorten stark, verdienen die Bauern logischerweise weniger Geld. Damit sich die Bauern in den knapp 900 Anbaugebieten nicht im nächsten Jahr von diesen Sorten verabschieden und Engpässe hervorrufen, subventioniert der Staat den Anbau – der Einnahmeverlust wird also ausgeglichen. Damit sollen auch die Verbraucherpreise gedeckelt werden, aber das funktioniert nicht so richtig — bei schlechten Ernten schießen die Preise auch für diese besonders subventionierten Gemüsesorten schnell durch die Decke.
Heute gab das MAFF nun bei einer Pressekonferenz1 bekannt, zum ersten Mal seit 50 Jahren eine neue Gemüsesorte auf die Liste zu setzen – und zwar ブロッコリー (Brokkoli). In den vergangenen Jahren sei der Verbrauch um über 30% gestiegen, weshalb das Ministerium nun dafür sorgen möchte, dass Brokkolibauern im Fall der Fälle von Subventionen profitieren können.
Brokkoli per se ist zwar keine typisch japanische Zutat, doch viele benutzen ihn gern als Bento-Beilage oder einfach nur so als Beilage, gern blanchiert und mit Mayonnaise gegessen oder kurz mit Knoblauch angebraten.
Zum Thema — in diesem Artikel gibt es eine Zusammenfassung der häufig in Japan benutzten Gemüsesorten – und wann sie erhältlich sind bzw. angebaut werden.
Nur so am Rande: In der englischen Wikipedia gibt es eine ganze Seite über George H. W. Bushs Kommentare über Brokkoli2. Hätte Bush mehr Brokkoli gegessen, hätte er sich womöglich nicht 1992 bei einem Staatsbankett in Tokyo direkt in den Schoß des damaligen japanischen Premierministers, Miyazawa, übergeben…