BlogAnpanman Banzai!

Anpanman Banzai!

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AnpanmanEs ist schon erstaunlich, welche Wirkung fiktive Gestalten auf Kinder haben können. Wir versuchen seit geraumer Zeit, unsere Tochter dazu zu bewegen, allmählich auf Toilette umzusteigen – Windeln sind ja schliesslich teuer :-) Das klappte auch ganz gut, bis das liebe Kind plötzlich eine akute Toilettenphobie entwickelte. Davon mal abgesehen sind moderne Windeln ja nun wirklich kaum noch ein Anreiz, sich selbige abzugewöhnen.
Also flugs ein grosses Blatt Papier in die Toilette gehängt, auf das sie jedes Mal einen Sticker kleben darf, wenn sie in jenes Porzellanbehältnis anstelle der Windeln macht. Das war scheinbar nicht motivierend genug. Oder die falschen Sticker. Anpanman-Sticker besorgt – und siehe da, seitdem kein einziges Mal mehr in die Windeln gemacht!
Anpanman muss irgendwie genau den richtigen Nerv kleiner Kinder treffen. Jedes japanische Kind kennt es. Mickey Mouse und Co lassen die meisten in dem Alter ziemlich kalt – es muss Anpanman sein. Wir bekamen (leider) mal ein Buch mit Suchbildern – tausende Figuren sind da auf einer Seite, darunter Anpanman. Die Kinder suchen dann gewisse Figuren und bestimmen selber, welche Figur sie selbst sein wollen und welche die Eltern und Freunde usw. sind. Unsere Tochter ist selbst jedes Mal Anpanman, und wehe, man behauptet das Gegenteil: spontane Schreikrämpfe sind die Folge.
Anpanman – Anpan ist Brot, gefüllt mit einer süssen, violetten Bohnenpaste (für mich noch schlimmer als Natto). Anpanmans Botschaft: “Hast Du Hunger? Ich rette Dich! Iss mich!”. Zu seinen grössten Feinden zählt Baikinman (baikin = Viren), denn der knabbert an ihm rum.
Ich wurde mal von der Frau meines Professors in Japan gefragt, ob ich nicht an ihrer Grundschule über Deutschland sprechen möchte. Gesagt, getan. Ca. 100 ca. 10-jährige sassen da, lauschten und stellten munter Fragen. Danach liess die Lehrerin die Kinder Aufsätze schreiben, die dann gebunden und mir später überreicht wurden (man kann sich meine Überraschung vorstellen). Eine der Fragen war, natürlich, die nach dem japanischen Essen. Ich bemerkte, dass Anko (die Bohnenpaste) rein gar nichts für mich ist. Das muss die Kinder geschockt haben – mindestens zehn widmeten ihre Aufsätze dem Thema Anpan, und wie lecker das doch sei.
Tja, das war wohl ein früher Kulturschock für die Kleinen…
Das Wort des Tages: さまさま samasama. Das Beste, das Grösste. Urteil meiner Frau über die Wirkung von Anpanman: アンパンマンさまさま!

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tabibito
tabibitohttps://japan-almanach.de
Tabibito (旅人・たびびと) ist japanisch und steht für "Reisender". Dahinter versteckt sich Matthias Reich - ein notorischer Reisender, der verschiedene Gegenden seine Heimat nennt. Der Reisende ist seit 1996 hin und wieder und seit 2005 permanent in Japan, wo er noch immer wohnt. Wer mehr von und über Tabibito lesen möchte, dem sei der Tabibitos Blog empfohlen.

15 Kommentare

  1. Hehe, das schlimmste hast du noch vor dir: Das Anpanman-Museeum in Yokohama! Wenn es einen Ort gibt, der noch praller mit Menschen vollgestopft ist als Disney Land, dann dieser ueberteuerte “Abenteuerspielplatz”. GsD interessiert sich unser Filius so gut wie gar nicht fuer Anpanman, sondern eher fuer das gute, alte “Inai, inai, Baah!”…..

  2. @Coolio
    Das klingt aber nach Prä-Anpanman-Zeit! Wie alt ist er denn? Glaub mir, in Japan entkommt niemand Anpanman. Früher oder später kriegt er alle!

  3. Also im Gegensatz zu Natto kann ich Anko gut leiden, hat aber auch mehrere Austauschschüler lang gedauert^^

    @tabibito: Yup, lese immernoch mit. Interessant ist, dass du auf allerhand Seiten verlinkt bist, und ich dann immer wieder schmunzeln muss. Und dann regt sich bei mir ein gewisser Stolz: Ha, der ist ein Freund meines Bruders und ich glaube, wir haben uns sogar schon gesehen. Lang lang ists her, in einem Wohnheim in Halle. Aber da hatte ich außer ein paar Gastschwester noch keine weitere Bekannschaft mit Japan :)

  4. Ich hab weder mit Anko noch mit Nato ein Problem kann beides zum Frühstück essen aber bei Konyaku muss ich passen, ist für mich wie in eine Stück wabbliges Fett zu beißen もや~だ〜 *LOL*

  5. @tabibito
    Hmm, mag sein. Er ist grad mal 18 Monate. Im Augenblick sind seine Favoriten: Shimajiro (und das daemliche Spielzeugs was man staendig von Benesse geschickt bekommt), Thomas und Doraemon. Selbst wenn er sich irgendwann einmal fuer Anpanman interessiert, in das “Museum” kriegt meine Frau mich nur noch mit Sexentzug…..

  6. Gibt es eigentlich deutsche Speisen, die die Japaner nicht mögen (z.B. bestimmte Käsesorten, Blutwurst, Knoblauch, Salzkartoffeln statt Reis als Beilage…)?

  7. @Jürgen
    Meine Frau mag keinen Hazer-Roller riecht und schmeckt ihr nicht. Blutwurst weiß ich nicht. Knoblauch kannst Du streichen den gibt es hier bei allen möglichen Speisen. Salzkartoffeln statt Reis hab ich hier noch nicht gesehen hab mir aber sagen lassen das Japaner allgemein nicht viele Kartoffeln essen da sie angeblich Blähungen davon bekommen, ob das nun auf alle Japaner zu trieft oder nur den einen der es mir sagte weiß ich nicht. Auf Arbeit hatten wir es mal von Kaninchen oder Hasenbraten da haben die alle gesagt sie würden das nicht essen.

  8. @wildeblume
    Ach nee… da hat es bei Deinem Nachnamen dann doch richtig geklingelt. Dann mal die besten Grüsse an Deinen Bruder! War ja auch mal bei Euch zu Hause im KKK, bin aber nicht sicher, ob Du da warst.

    @Blueschi
    Na, Konnyaku kann ich wiederum in Massen essen. Aber gottseidank sind da die Geschmäcker verschieden.

    @Coolio
    Ha, ich kann nur für Dich beten, dass Deine Frau diesen Blog nicht liest :-)

    @Juergen
    Aber hallo! Lies mal

    http://www.tabibito.de/japan/essen.html#sa

    unter “Wie wir uns rächen können”!

  9. Au ja, Milchreis… ich habe bisher nur eine Japanerin erlebt, die ihn als essbar empfindet, alle anderen finden ihn widerlich.
    Ansonsten essen die Japaner so gut wie alles, im Gegensatz zu den Chinesen. Und auch für Thais ist die deutsche Küche gewöhnungsbedürftig. Japaner langen dahingegen richtig zu, man glaubt gar nicht, was in die kleinen Leute alles rein geht!

  10. @blueschi, tabibito

    :-D auf Lakritz und erst recht Milchreis wäre ich nie gekommen. Dann also auf der nächsten Reise den Kindern keine Lakritzstangen mehr schenken ;-) Essen die kein Hasen weil sie das Tier so süß finden, weil es einfach nicht in ihr Beutschema fällt oder es sie an Pokemon erinnert?

    @wildblume
    Ich kenne einen Chinesen in Deutschland, der würde nie ein Kaugummi aus dem Automaten essen, weil er die Geräte für sowas von unhygienisch hält :-)

  11. @Jürgen Beim Hasen ist es wohl mehr weil der so niedlich ist. Beuteschema, vielleicht essen sie ihn in abgelegen Gebieten. Also da wo noch die Diesel Bahn mit zwei Wagon, zwei mal am Tag hin fährt ;-).

  12. Ich glaube Japaner mögen kein Haggis respektive die deutsche Version Saumagen. Aber ich glaube auch ich bin hier der einzige der das mag. Auch wirken die Namen von vielen deutsche Speisen auf Ausländer abstoßend bis ekelerregend wenn man sie in Ihre Sprache übersetzt. Ich kannte mal einen Amerikaner dem der Appetit vergangen war nachdem ich ihm das Wort Blutwurst ins Englische übersetzt hatte. Und da gibt es diesen Amerikanischen Reiseschriftsteller der über Deutschland schreibt das er hier immer besonders aufpasst weil er Angst hat Eingeweide vorgesetzt zu bekommen. Japaner bilden hierbei garantiert keine Ausnahme.

  13. @Juergen
    *kicher* Da fragt man sich, was die in China mit den Automaten machen ;)

    @Christian W.
    Also da würde ich nicht drauf wetten, immerhin gibt es auch genügend Yakitori mit Innereien in Japan, die ICH als verwöhntes deutsches Mädchen nicht anrühre.
    Und japanische Mädchen können mir noch so oft sagen, dass Collagen gut für die Haut ist: schwabbelige Hühnerhaut esse ich nicht!
    Meiner Erfahrung nach essen Japaner, wie gesagt, wirklich so gut wie alles was man ihnen vorsetzt, und das nicht nur aus Höflichkeit. Aber vielleicht kenne ich auch nur besonders coole^^

  14. @Christian

    Nein, die Ausnahmen sind eher die Amerikaner. Japaner und die meisten anderen Ostasiaten essen Eingeweide – als Motsunabe zum Beispiel oder gegrillt. Beim Yakiniku z.B. gibt es keinen Teil vom Rind, der nicht auf den Grill kommt (na gut, Augen habe ich noch nicht gesehen, aber ansonsten wirklich alles). Japaner sind da weit weniger mäklig. Aber Haggis und Saumagen sind halt nicht nur wegen der Bestandteile nicht jedermanns Sache. Ich komme zum Beispiel an den Geschmack von Haggis nicht ran. Ganz zu schweigen von Leberwurst zum Beispiel.

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