BlogJapan ist sicher!

Japan ist sicher!

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Bin heute mit Familie zum Zoo von Chiba gefahren – der ist schön grün und halbwegs gross und wahrscheinlich die grösste komplett autofreie Zone in unserer Umgebung.
Am Bahnhof “Chiba Minato” (Chiba Hafen) müssen wir dazu in die Schwebebahn von Chiba umsteigen. Unten, am Bahnhofseingang, viel mir dabei ein grosses, offensichtlich selbstgemaltes Schild auf, mit schwarzen und an einigen Stellen auch roten Buchstaben geschriebenen Schriftzeichen. Wortlaut in etwa: “Am Zentralhafen von Chiba wurde eine zerstückelte Frauenleiche gefunden. Sachdienliche Hinweise nimmt die örtliche Polizei entgegen”.
Ja, so wissen doch die Kinder gleich, wo’s lang geht! Wer nicht spurt, lernt den japanischen Fritz Haarmann kennen.
Natürlich – das Fernsehen, allen voran die Nachrichten, trieft auch nur so vor Blut und man kann seine Kinder auf Dauer nicht von solchen Nachrichten verstecken. Ob aber gerade Kinder jeden Tag auf dem Weg zur Schule von zerstückelten Frauenleichen lesen sollten – ich weiss nicht. Gottseidank kann meine Tochter noch (lange) nicht lesen. Da hätten unangenehme Fragen kommen können.
Wahrscheinlich bezieht sich das Plakat auf einen Vorfall, der letztes Jahr im Juli publik wurde – da hat man tatsächlich eine aufs übelste zugerichtete Frauenleiche aus eben jenem Hafen gefischt. Würde also bedeuten, das Poster steht da schon seit langer Zeit…
Das Wort des Tages: 遺体 itai. “i” bedeutet “hinterlassen”, “tai” (karada) ist der Körper. Zu Deutsch “Leichnam”.

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tabibito
tabibitohttps://japan-almanach.de
Tabibito (旅人・たびびと) ist japanisch und steht für "Reisender". Dahinter versteckt sich Matthias Reich - ein notorischer Reisender, der verschiedene Gegenden seine Heimat nennt. Der Reisende ist seit 1996 hin und wieder und seit 2005 permanent in Japan, wo er noch immer wohnt. Wer mehr von und über Tabibito lesen möchte, dem sei der Tabibitos Blog empfohlen.

8 Kommentare

  1. Die Wahrnehmung von Sicherheit steht immer im Spannungsfeld der eigenen Erfahrung und der medialen Flut von Meldungen landesweiter Gewaltdelikte. Die statistische Wahrscheinlichkeit im Verkehr körperlichen Schaden davonzutragen ist (zumindest in Mitteleuropa und sicherlich auch in Japan) grösser als das Opfer eines Gewaltdeliktes zu werden. Nichtsdestotrotz wird in der persönlichen Wahrnehmung das ganze wohl eher unter den entgegengesetzten Vorzeichen laufen. Ohne zynisch klingen zu wollen finde ich es immer bezeichnend das über das verschleppte, missbrauchte und getötete Kind die Medien ausführlichst berichten, die abertausenden Menschen die im Verkehr verletzt, verstümmelt und getötet werden, sind ausgeblendet. Ich kann mich an eine PR-Kampagne in Österreich erinnern wo in einem TV-Spot ein ganzes Dorf gezeigt wurde dessen Einwohner tot auf den Strassen und Gehwegen lagen. Im Abspann kam dann die jährliche Anzahl von Verkehrstoten in Österreich, an die Zahl kann ich mich nicht mehr erinnern, diejedoch der Anzahl Einwohner des fiktiven Dorfes entsprach. Sehr eindrücklich. Aber es ist wohl einfacher sich über Gewaltdelikte zu echauffieren, als sich über den Möbilitätsanspruch der Gesellschaft, und seiner Selbst auseinanderzusetzen, im wissen um die vielen Toten und Verletzten die dafür zu zahlen sind. Heydal

  2. Das sieht ja hier im Vorabendprogramm genauso aus. Sämtliche Sender des deutschen Fernsehens sind der Meinung, in geballten 30 Minuten die Abgründe dieser Welt darzustellen. Als Kontrast noch ein paar sogenannter VIP-News und der Durchschnittsbundesbürger freut sich über sein heimeliges zu Hause und geht heute nicht mehr raus. Manchmal hat man das Gefühl hier findet ein Bodycountwettbewerb statt.

    Von Aufrufen der Polizei wegen anspruchsvoller Hinweise im Zusammenhang von Gewaltverbrechen liest man hin und wieder auch. Allerdings wird von Einzelheiten über den Zustand des Opfers Abstand genommen. Hat denn eine derart drastische Darstellung eines gewaltverbrechens bei dessen Aufklärung Erfolg? Da geht man doch als Familienmensch lieber schnell weiter, als dass der Nachwuchs noch gerne wissen möchte, was denn in der weiten Welt sonst noch so los ist.

  3. Ich wuerde mal vermuten, dass das Schild da noch eine sehr lange Zeit stehen wird, zumindest wenn man von den Fahndungszetteln in japanischen Polizeistellen / Bahnhoefen ausgeht. Da kann man immer noch Aushaenge der Taeter von der japanischen roten Armee / der Oumu-Anschlaege finden.

    Uebrigens: “fiel auf” schreibt sich mit “f”, weil es von “auffallen” kommt. Ein Fehler, den ich oft sehe, selbst bei Menschen mit solider Rechtschreibung. Frage mich, wie das wohl kommt.

  4. @Heydal
    Wie stellst du dir die Nachrichten vor? Verlängert von 15 min auf 2h und dann “Frau K. ist von der Leiter gefallen, wir schalten in das Krankenhaus. Autofahrer nimmt Fahrrad die Vorfahrt, Fahrradfahrer tödlich verunglückt. Ebenfalls Unfall mit Fahrrad in …”.

  5. @ Juergen
    Ein Gedankenspiel, jeden Abend werden Börsennachrichten zur besten Sendezeit gesendet. Doch für wie viele Menschen ist es von persönichem Interesse um wievele Punkte DAX oder Wall Street nach oben oder unten gingen? Wieviele interessiert es zu erfahren welche täglichen Kursschwankungen Euro, Dollar und Yen gemacht haben?
    Wie wäre es denn wenn, vielleicht nicht täglich, die Zahl der Verkehrsopfer zur Prime Time bekanntzumachen?
    Ich mag mich erinnern das es früher die Sendung “der siebte Sinn” im deutschen Fernsehen gab. Heute sicher nicht mehr ganz Zeitgemäss, aber wenn man täglich Sendezeit für das Börsen-Einmmaleins findet, kann man auch die 10 Sekunden für die Unfallstatistik freimachen. Ich bin überzeugt das dies mehr bringen würde für die Verkehrssicherheit als Geldbussen und Plakatkampagnen . Verkehrsstatistik ist sicher nicht sexy, oder der Quotenrenner, aber wir alle bewegen uns täglich im Verkehr, es betrifft uns alle. Im Gegensatz zu Gewaltverbrechen oder ein Anstieg des DAX um 7 Punkte. Heydal

  6. @Heydal
    Bei den Börsennachrichten stimme ich dir zu. Man muss nicht das tägliche “Kursrauschen” der Aktien kommentieren. Das ist so aufschlussreich, wie wenn man täglich über den Gesundheitszustand vom Papst berichten würde. Vor allem noch die Erklärungsversuche, warum die Aktie heute um 1,8% gefallen ist, sind häufig pure Kaffeesatzleserei. So nach dem Prinzip, für alles finden wir eine Erklärung: “Die Aktie XY ist heute gesunken, da die Konkurenz überraschend gute Zahlen vorgelegen konnte.” oder anderes herum “Die Aktie XY ist heute gestiegen, da der Mitbewerber überraschend gute Zahlen vorgelegt hat und alle auf einen Aufwärtstrend der Branche hoffen”

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