Der kleine Eckladen rund 300 m vom Bahnhof Kamada (unweit des Flughafens Haneda) fällt auf, denn zum einen ist das Haus pechschwarz, zum anderen warten fast immer Kunden vor der Tür, denn Miyamoto hat einen sehr guten Ruf der weit über die Nachbarschaft hinausgeht.
Zehn Gäste finden in dem engen Restaurant Platz — alle am Counter, mit vollem Einblick in die geschäftige Küche. Der Meisterkoch hat seine Kunst bei Men’ya Ittō in Shin-Koiwa, Osttokyo, gelernt – jener Laden gilt als einer der besten Japans. Miyamoto ist in erster Linie auf Tsukemen spezialisiert, und das “煮干し” (niboshi) im Namen sagt bereits, woher der Wind weht. “Niboshi” steht für kleine, gekochte und dann getrocknete Fische, Sardinen zum Beispiel, die beim Kochen dann sehr viel “dashi”, der in der japanischen Küche so wichtige Fischsud, abgeben. Das bedeutet oftmals eine dezent bittere Note, aber auch eine sehr abgerundete Sauce.
Serviert werden die Tsukemen erstmal sehr ansehnlich: Die Suppe köchelt noch leicht, und die dicken, ganz offensichtlich selbst gemachten Nudeln gilt es unter zwei verschiedenen Sorten Fleisch und dem typischen marinierten Ei zu entdecken. Dass die Suppe noch kocht macht bereits einen Unterschied, denn man garniert selbige mit etwas kleingehackten Zwiebeln, die natürlich nach eins, zwei Minuten ihren Geschmack an die Suppe abgeben.
Die Suppe ist sehr dickflüssig und komplex. Im Vergleich zu anderen Niboshi-Ramen/Tsukemen-Läden ist der Geschmack der kleinen Trockenfische eher dezent – sie runden den Geschmack ab, anstatt ihn zu dominieren. Das Fleisch ist ebenfalls gelungen, wenn auch ein kleines bisschen zäh, und die Nudeln haben einen guten Biss und nehmen sehr viel Sauce auf.
Der Geschmack ist etwas besonderes – offenbar macht man hier etwas anders als die meisten andern, aber es ist schwer, festzustellen, was genau den Unterschied ausmacht (typisch bei Ramen/Tsukemen, wo oft sehr viele verschiedene Zutaten verwendet werden).
Kurzum – diese Tsukemen gehören zu den besten, die ich je in Japan gegessen habe. Und sie sind erstaunlich gefällig – die meisten Kunden dürften mit diesem Gericht etwas anfangen können, egal ob sie nun eine Vorliebe für Hühner- oder Fisch- oder andere Brühe haben.