Manche Ramengeschäfte muss man wirklich suchen: Dieser Laden befindet sich zwar direkt an der dichtbefahrenen 7. Ringstrasse von Tokyo, im Stadtbezirk Adachi-ku und nicht allzu weit vom Bahnhof Kita-Ayase entfernt, aber die Markise glänzt nur durch halbherzig entfernte Schrift, und die enthält noch nicht mal die Wörter Youlee – der Name deutet übrigens auf einen koreanischen Besitzer hin. Das ist allerdings irreführend: Der Name wurde wohl gewählt, weil die Katze des Besitzers Yuri heisst. A propos Besitzer: Das Geschäft wird von einem Ehepaar geführt, und das erst seit 2018. Der Koch hatte vorher rund 20 Jahre japanisches Essen gekocht, aber er hatte wohl keine Erfahrung mit Ramen.
Keine zwei Jahre später ist dieses Ramenrestaurant nicht unbekannt – nicht selten warten hungrige Ramenfans vor dem Geschäft. Kein Wunder: Am Tresen ist gerade mal Platz für 7 Personen. Und der Erfolg ist begründet. Das Menü ist sehr übersichtlich, und so soll es auch sein: Man konzentriert sich eben auf ein paar wenige Dinge, macht die aber richtig. Drei Varianten sind dabei massgebend: Weisse Ramen, schwarze Ramen und Salzramen mit Ente. Die ersten beiden werden mit einer Brühe auf Basis verschiedener Hühnersorten, Katsubushi, Sababushi, Aji (Makrelen), getrockneten Sardinen, zahlreichen Gemüsesorten sowie mit heller (weisse) bzw. dunkler Soyasauce dargereicht. Dabei rühmt sich das Geschäft, auf jegliche Zusatzstoffe zu verzichten. Die Enten-Salzramen werden auf Entenfettbasis mit einem Anteil Fischbrühe und verschiedenen, besonderen Salzsorten hergestellt. Das Entenfleisch wird auf einem Extrateller gereicht – mit 柚子胡椒 Yuzugoshō (um es kurz zu umschreiben: “Limettenpfefferpaste”), oder, wenn man es separat bestellt, mit Wasabi.
Die Nudeln sind sehr dünn und sehr firm – dabei wird man nicht mit sonst üblichen Fragen (dicke oder dünne Nudeln, fest oder weich) traktiert, sondern die Nudeln sind so, wie es der Koch wünscht – ob man das mag oder nicht.
Das Ergebnis ist absolut fantastisch: Der Geschmack der Brühe hat eine faszinierende Tiefe, ist dabei aber sehr angenehm. Die schwarzen Ramen schmecken etwas kräftiger, die weissen sind allerdings auch sehr, sehr schmackhaft. Man merkt bei allen drei Sorten, dass hier wirklich mit ausgewählten Zutaten gekocht wird. Auch die Ente kann sich sehen lassen. Das zartrosa-Fleisch und die nur kurz mit dem Feuer in Berührung geratene Kruste sind erstaunlich weich und passen hervorragend zu den Ramen. Tipp: Ein oder zwei Scheiben gleich in die heisse Suppe legen, um noch etwas Entengeschmack zu extrahieren.
Auch über die Beilagen kann man nichts schlechtes sagen – die weissen und schwarzen Ramen werden mit zwei Sorten Chashu (Huhn und Fleisch), Lauchzwiebeln, etwas みつば Mitsuba (ein in der japanischen Küche gern benutztes Kraut) und etwas Nori gereicht. Das ist vergleichsweise wenig, reicht aber völlig (Ramen-Soleier kann man extra bestellen).