Okayama, Hauptstadt der gleichnamigen Präfektur, zählt nicht zu den Orten in Japan, die bei Erstbesuchern des Landes auf der Liste stehen, doch mit der Burg von Okayama und weiteren Sehenswürdigkeiten ist die Stadt einen Abstecher wert – auch wenn die Burg eine Restauration ist und damit nicht zu den zwölf original erhaltenen Burgen gehört. Der Grundstein für die erste Burg in Okayama an der jetzigen Stelle wurde 1346 gelegt, doch die heutige Form stammt aus dem Ende des 16. Jahrhunderts. Aufgrund der ungewöhnlichen, schwarzen Fassadenfarbe wurde die Burg auch als 烏城 U-jō (Rabenburg) bezeichnet.
Vom Typ her handelt es sich um eine 梯郭式平山城 Teikakushiki Hirayama-jiro, also um eine Burg, die nicht von allen Seiten vom Außenhof umgeben ist und auf einer Erhebung steht. Der Grund dafür ist die topographische Lage: Die Burg von Okayama liegt in einer Flussbiege und ist somit von der Flussseite her bereits natürlich geschützt. Das ist durchaus eine Besonderheit bei japanischen Burgen und sehr photogen, zumal sich am anderen Ufer der berühmte 岡山後楽園 Okayama Kōraku-Park befindet – einer der drei berühmtesten traditionellen Gärten Japans (mehr dazu siehe Okayama).
Im Gegensatz zu vielen anderen Burgen Japans überlebte das Schloss die Edo-Zeit, doch mit Beginn der Meiji-Restauration gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurde das Schloss aufgegeben. Mit Ausnahme eines Nebenturms (Yagura) gingen die Reste des Schlosses leider beim Luftangriff der Amerikaner am 29. Juni 1945 verloren. 140 Maschinen griffen damals einen halben Tag lang in Wellen die Stadt an, bis alles in Flammen stand. Was man heute von der Burg sieht, ist ein Nachbau aus Stahlbeton von 1966. Der Nachbau ist jedoch, zumindest von aussen betrachtet, durchaus gelungen. Der Eintritt in das Schloss (im Inneren gibt es ein Museum sowie von oben einen guten Ausblick über die Stadt) kostet 300 Yen – ein Kombiticket (Schloss und benachbarter Park, siehe unten) kostet 520 Yen und ist empfehlenswert.