掛川 Kakegawa
“Kake” bedeutet eigentlich unter anderem “überspannen”, “-gawa” (kawa) bedeutet Fluss. Einen Fluss gibt es tatsächlich, aber jener heißt anders. Möglicherweise bezieht sich der Stadtname auf das Aussehen des Flußlaufes in der Stadt. Im örtlichen Dialekt liegt die Betonung übrigens auf “ke” – das ist im Japanischen ungewöhnlich.
Kakegawa liegt rund 15 Kilometer landeinwärts im Westteil der Präfektur Shizuoka – zwischen Hamamatsu im Westen und der Präfekturhauptstadt Shizuoka im Osten, bzw. ziemlich genau zwischen Tokyo und Nagoya.
Die kleine Burg auf dem Hügel im Zentrum. Kunst – das Shiseido-Museum zum Beispiel oder das weltberühmte Museum für Glasmalerei.
Beschreibung
Die Stadt Kakegawa hat rund 115,000 Einwohner und ist Bahnreisenden ein Begriff, da hier die (langsamen) Shinkansen auf dem Weg von Tokyo nach Nagoya und Osaka halten. Unweit der Stadt, rund 15 km südöstlich entfernt, liegt das Kap 御前崎 Omaezaki – im Norden ist es in etwa gleich weit bis zu den Meeren. Durch die Stadt fliesst der kleine 逆川 Sakagawa. Kakegawa war seit jeher ein wichtiger Ort auf der historischen Tōkaidō-Route (welche Kyōto mit Edo, dem heutigen Tokyo, verbindet). Und so wurde der Ort Burgstadt. Die Burg wurde vermutlich rund um das Jahr 1470, in der Muromachi-Zeit, gebaut. Gute 100 Jahre später wurde die Burg Yamauchi Kazutoyo (山内 一豊) zugesprochen – ein bedeutender Daimyō aus dem fernen Tosa (heute Kōchi, im Süden von Shikoku).
Die Burg spielte eine mäßig wichtige Rolle in den folgenden Jahrhunderten und wurde mehrfach um- oder ausgebaut, doch ein Großteil der Anlage wurde beim schweren 安政東海地震 Ansei-Tōkai-Erdbeben im Jahr 1854 zerstört. Das Beben hatte wahrscheinlich eine Stärke um 8,4 auf der offenen Richterskala, löste einen Tsunami aus und forderte mehrere tausend Menschenleben – die Schäden reichten von Tokyo bis Osaka und weiter. Das Beben war dabei lediglich ein Folgebeben — gute 30 Stunden vor diesem Erdbeben gab es ein noch schwereres Erdbeben, das damals weite Teile von Shikoku wüstete (diese Nankai-Graben-Erdbeben stellen auch heute noch eine akute Gefahr für Japan dar, da sie das Potential haben, weite Teile der dicht besiedelten Westküste zu zerstören).
Da zu jener Zeit auch die sogenannte Meiji-Restauration begann, in deren Zuge die meisten Burgen im Land geschliffen wurden, hat man den donjon, den Hauptbau der Burg, nicht mehr wiederaufgebaut. Den Rest baute man bis 1861 wieder auf, da die Burganlage gleichzeitig Verwaltungssitz war. Erst im Jahr 1994 baute man auch den Hauptbau wieder auf – nach altem Vorbild, und aus Holz. Das war ein Novum – die bis dahin wiederaufgebauten Burgen (so auch die von Osaka und Nagoya) wurden allesamt mehr oder weniger lieblos aus Beton zusammengerührt.
Heute kann man den Hauptbau sowie Teile des 御殿 goten (die Wohnbereiche des Burgherren, unterhalb des Hauptbaus) besuchen – der Eintritt kostet 400 Yen. Da die Burg auf einem Hügel steht, hat man von oben einen guten Blick auf die gesamte Stadt. Bei klarer Luft kann man von hier auch den Fuji-san sehen, allerdings wird der Blick durch zahllose Hochspannungsleitungen getrübt (siehe Photo weiter unten).
Kakegawa ist verkehrstechnisch hervorragend angebunden – die Tōmei-Autobahn (von Tokyo nach Nagoya) verläuft mitten durch den Ort, ebenso der Shinkansen. Damit ist die Stadt ein hervorragender Industriestandort – und entgegen dem allgemeinen Trend des Bevölkerungsrückgangs in der japanischen Provinz ist die Einwohnerzahl stabil. Wie auch in anderen Städten in Shizuoka leben hier auch verhältnismässig viele nikkei 日系 – hauptsächlich aus Südamerika stammende Zuzügler mit japanischen Wurzeln. Aus diesem Grund sieht man in Kakegawa eher Schilder auf Portugiesisch als auf English.
Kakegawas Stadtkassen sind dank der Industrie relativ gut gefüllt, und so steckte man viel Geld in eine vernünftige Stadtplanung: Man versuchte hier, in gewissem Maße erfolgreich, die Innenstadt für die Bewohner attraktiv zu gestalten, indem man sich dem Trend widersetzt, Einkaufszentren auf der grünen Wiese zuzulassen. Das sonst überall sichtbare Phänomen der シャッター通り (“Rollladen-Strasse” – die Bezeichnung für verlassene Einkaufsstraßen) findet so in Kakegawa nicht statt.
Anreise
Kakegawa liegt an der JR Tōkaidō-Linie – die wichtigste Verkehrstrasse Japans, die Tokyo mit Nagoya und Ōsaka verbindet. Man kann in beide Richtungen mit langsamen Zügen fahren oder mit dem Shinkansen, aber nur die Kodama-Shinkansen (Shinkansen, die an allen Stationen halten) halten auch in Kakegawa. Der Shinkansen von Tokyo braucht rund 100 Minuten, die einfache Fahrt kostet 7’860 yen. Mit dem Bummelzug braucht man gute 4 Stunden, die Fahrt kostet dann 4’000 Yen und man muss mindestens zwei Mal umsteigen. Nagoya ist etwas näher – der Shinkansen braucht eine gute Stunde und kostet 5’270 Yen; mit dem Bummelzug braucht man 2 Stunden und 20 Minuten (2’270 Yen).
In Kakegawa beginnt die private 天竜浜名湖 Tenryū-Hamanako Linie, die landeinwärts fährt und dann am Hamanoko-See westlich von Hamamatsu vorbei bei Shinjohara wieder auf die Tokaido-Linie führt. Wer Richtung Westen unterwegs ist. spart mit dieser Linie zwar keine Zeit, aber die Landschaft entlang dieser Bahnlinie ist streckenweise sehr schön.
Übernachtung
Im Stadtzentrum gibt es die üblichen Businesshotels – eines davon ist das Dormy Inn Express Kakegawa Natural Hot Spring, Kakegawa (天然温泉茶月の湯 ドーミーイン Express 掛川) – ein ganz normales Business-Hotel, mit einem Heiße-Quelle-Bad im Dachgeschoss, wo man beim Baden auf die ganze Stadt herunterschauen kann. Die Adresse: 3-12 Nitomachi, Kakegawa, Shizuoka-ken, 436-0075. Eine Nacht kostet dort, je nachdem, wo man bucht, circa 6’500 Yen.
Zu allgemeinen Übernachtungstipps siehe Übernachtungstipps Japan.