Seit einer Woche kämpfe ich mit einer schnöden Erkältung – was mir in Deutschland vielleicht ein Mal in zwei Jahren passierte, kommt hier nun schon zum zweiten Mal in weniger als einem halben Jahr vor.
Kein Wunder: Wer jeden Tag in einem Zug vollbesetzt mit Erkältungskranken zur Arbeit fährt, braucht sich nicht wundern. Vom wechselhaften Wetter und permanenter Klimabeanlagung mal abgesehen. Anfangs belächelt man noch die Menschen mit Gesichtsmasken in den Zügen – manche sehen damit aus wie Affen im OP – aber bald versteht man die Leute. Da wird geniest und geprostet und einen Abstrich von den Halteriemen möchte man lieber nicht machen.
Kein Wunder dass Tokyo neulich zur Erkältungshauptstadt der Welt gekürt wurde.
So ist es auch kein Wunder, dass eine Untersuchung im Januar ergab, dass die Vogelgrippe, so sie vom Menschen zum Menschen übertragen werden könnte, rund 30% weniger Opfer finden würde, wenn man den Berufsverkehr in Tokyo einstellen würde. Zwar ist es hier momentan relativ ruhig geworden – Themen wie gefälschte Erdbebensicherheitsdaten bei Bauwerken, der andauernde Skandal um Livedoor Inc. und strahlende Neuigkeiten aus der Welt der Kernkraft (ach, und nicht zuletzt die Kirschblüte, aber dazu später mehr) überwiegen – aber sollte es ernst werden, wird es im Großraum Tokyo mit seinen 30 Mio Menschen definitiv chaotisch werden (zur Untersuchung siehe hier, nur Japanisch). Und ich glaube man würde ernst machen und den Zugverkehr einstellen. Das ist in der Regel schon nach 30 Minuten katastrophal.
Prinzipiell sollte man aber auch das Motto des Reiseführers für den intergalaktischen Anhalter nicht vergessen: Don’t panic!
Ach ja, so sich die Gelegenheit dazu bietet, werde ich ein “Wort des Tages” an jeden Beitrag heften. Wer die japanischen Zeichen nicht sehen kann aber Wert drauf legt, sollte Arial Unicode oder einen anderen Unicode-Zeichensatz installieren.
Wort des Tages: 鳥インフルエンザ (tori infuruenza). Tori bedeutet Vogel, infuruenza stammt vom lateinischen Wort influenza. Sprich Vogelgrippe.