In der vergangenen Woche ist das eingetreten, wovor sich die japanischen Behörden schon lange gefürchtet haben: Erstmals wurden in Japan Vertreter der ヒアリ hiari Roten Feuerameise (Solenopsis invicta) in Japan gesichtet. Das “invicta” im lateinischen Namen bedeutet nichts Gutes, denn übersetzt heißt das “unbesiegbar”: Gegen die Tiere ist einfach noch kein Kraut gewachsen. Ursprünglich aus Südamerika stammend, haben sie sich rasend schnell im Süden der USA ausgebreitet, und auch in Südchina, Taiwan und Australien haben sie sich bereits niedergelassen.
Entdeckt wurden die Tiere im Containerhafen auf Port Island in der Hafenstadt Kobe. Am Wochenende wurden weitere 100 Tiere gefunden, aber wenigstens, so wurde jedenfalls in den Medien berichtet¹, wurde keine Königin gefunden. Entweder, weil es keine gibt, was natürlich gut wäre, oder weil sie gut versteckt ist. Man geht auch davon aus, dass es die Ameisen noch nicht bis in besiedelte Gebiete – jene sind rund 2 km vn besagtem Terminal entfernt – geschafft haben. Das Quarantänepersonal arbeitet deshalb mit Hochdruck daran, andere Exemplare zu finde, denn so viel steht fest: Sollten sie es bis in die Innenstadt von Kobe schaffen, wird es wohl sehr schwer, wenn nicht unmöglich, sein, sie wieder loszuwerden.
In den Medien sind die Ameisen natürlich sofort zum Lieblingsobjekt avanciert. Genüsslich übersetzt man dort den englischen Beinamen “killer ants” in “殺人アリ” (Mörderameise) und zeigt Zeitraffervideos, in denen man sieht, wie Ameisen einen toten Frosch bis auf die Knochen abdecken. Man muss kein Ameisenexperte sein, um zu wissen, dass viele Ameisenarten genau das tun – sich von Kadavern ernähren. Nicht umsonst haben sie Beinamen wie “Polizei des Waldes” und dergleichen.
Die Feuerameisen sind zwar nicht groß – die Arbeiter sind wohl nur 2,6 bis 6 mm lang, aber sie haben es in der Tat in sich: Da die Tierchen sehr aggressiv sind und auch noch omnivor – sie kommen bestens mit dem von Menschen hinterlassenen Müll aus – werden allein in den USA schätzungsweise 14 Millionen (!) Menschen pro Jahr gebissen², und während der Großteil der Opfer mit verbrennungsähnlichen Wunden davon kommt, entwickeln zwischen 0,6 und 6% eine allergische Reaktion bis hin zum Tod. In dem Sinne kann man nur hoffen, dass die Tiere sich hier nicht ausbreiten. Mit der globalen Erwärmung wird die weitere Verbreitung allerdings nur eine Frage der Zeit sein.
¹ Siehe unter anderem hier
² Siehe Wikipedia