Die gute Nachricht vorneweg: Die Warnung vor dem Megabeben, von der Regierung erstmals vor genau einer Woche erlassen, wurde heute aufgehoben. Seit dem Erdbeben zwischen Kyushu und Shikoku vor einer Woche wurde in der Region keine erhöhte seismische Aktivität festgestellt, und somit geht man davon aus, dass jenes Erdbeben kein Vorbeben eines möglicherweise viel schwereren Erdbebens war. So weit, so gut.
Nun droht, zumindest für die Bewohner der Kanto-Region, und dort leben bekanntlich fast ein Drittel aller Japaner, eine andere Gefahr: Der 7. Taifun dieses Jahres, mit dem Namen “Ampil”, kommt von Süden her auf die Hauptstadt zu. Mit einem Luftdruck im Auge des Taifuns von 960 hPa und einer Windgeschwindigkeit von bis zu 60 m/s gehört dieser zu den kräftigeren Taifunen, und es ist der erste Taifun seit 2019, der in der Hauptstadtregion größeren Schaden anrichten kann. Die Vorhersage für die kommenden zwei Tage sieht wie folgt aus:
17. August | Windgeschwindigkeit | Niederschlag pro Stunde | |||||
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16-24 Uhr | 0-8 Uhr | 8-16 Uhr | 16-24 Uhr | 0-8 Uhr | |||
Ost-Tohoku | 35m/s | 50 mm | |||||
Kanto | 45m/s | 80 mm | |||||
Tōkai | 30m/s | 50 mm | |||||
Izu-Inseln | 60m/s | 70 mm |
Zur Stunde befindet sich das Zentrum des Taifuns gut 200 Kilometer südöstlich von Hachijōjima, nachdem er gestern bereits mit voller Wucht Chichijima und Hahajima getroffen hatte — dort musste man deshalb auch die Fähre, die nur ein Mal pro Woche fährt, aussetzen.
Aktuell sieht es danach aus, als ob der Taifun kurz vor Tokyo Richtung Nordosten abdreht — das bedeutet allerdings nur, dass die Hauptstadt womöglich von den stärksten Windspitzen verschont bleibt. Doch die sind weniger das Problem — das Problem sind die Wassermassen, die am Rande des Taifuns herunterkommen.
Die Auswirkungen auf den Verkehr sind enorm — dutzende, wenn nicht gar hunderte Flüge werden entweder ausfallen oder verspätet sein, und verschiedene Bahnen werden gar nicht oder nur stark verspätet fahren. JR hat bereits bekanntgegeben, dass alle Shinkansen zwischen Nagoya und Tokyo am 16. August ausfallen werden, auf anderen Strecken werden nur weniger Züge als üblich verkehren. Das trifft Japan genau zur sogenannten “U-Turn”-Zeit, wenn sehr viele Japaner von den O-bon-Ferien nach Tokyo und Umgebung zurückfahren.
Das Augenmerk wird, wie vor 5 Jahren, auf zwei Dingen liegen: Wie chaotisch wird es am Flughafen Narita? Vor 5 Jahren wurde dort der Flugverkehr für gut einen Tag eingestellt — auch die Züge von und zum Flughafen fuhren nicht mehr, weshalb mehr als 10’000 Passagiere in den Terminals nächtigen mussten. Ein weiteres Augenmerk liegt auf den Flüssen der Hauptstadtregion. 2019 war der Tama-Fluss kurz vor dem Überlaufen, was zu schweren Überschwemmungen geführt hätte. Seitdem wurde viel an den Deichen gearbeitet, doch der Tama- und ein paar weitere Flüsse bleiben der wunde Punkt von Tokyo.