Angesichts der seit Wochen sinkenden Inzidenzen erließ die japanische Regierung in dieser Woche neue Richtlinien für das Tragen der Masken. Richtlinien wohlgemerkt, denn einen echten Maskenzwang gab es ja in Japan noch nie. Die Richtlinie empfiehlt, dass man bei Wahrung des Mindestabstandes von zwei Metern die Maske ruhig abnehmen kann – im Freien sowieso, aber auch im Innern, so man sich nicht die ganze Zeit unterhält. Durchaus ernster Hintergrund dieser Empfehlung ist dabei die Jahreszeit, denn es wird allmählich wärmer und nach der Regenzeit brütend heiß – die Gefahr, vor allem für Kinder und ältere Menschen, einen Hitzschlag zu erleiden, ist dann größer beziehungsweise gefährlicher, als sich mit Corona anzustecken.
Doch Richtlinie hin oder her: Hier ist Japan, nicht der Rest der Welt, und das bedeutet, dass die Menschen trotzdem weiterhin Masken tragen. Diverse Nachrichtensender haben dazu an verschiedenen Orten intelligente Kameras aufgestellt und ermittelt, wie viele Menschen – draußen, wohlgemerkt – nun keine Maske mehr tragen. Egal wo und wer gemessen hat: Der Anteil derer, die die Maske nicht vollständig über das Gesicht gezogen hatten, lag gerade mal bei rund 3%.
Auf die Frage an die Maskierten, warum sie der Empfehlung nicht folgen, kam so ziemlich immer die gleiche Antwort: Da alle anderen ebenfalls die Maske aufhaben, möchte man nicht auffallen und womöglich schiefe Blicke ernten. Eine absolut typisch japanische Antwort, besagt doch ein japanisches Sprichwort, dass herausstehende Nägel eingehämmert werden müssen, und genau davor haben die Menschen Angst.
Dieser Logik zufolge wird Japan also für die nächsten Jahre maskiert bleiben. Dem ist aber letztendlich nicht so: Langsam aber sicher wird die Zahl der Unmaskierten zunehmen – so lange, bis ein Kipppunkt erreicht ist, bei dem sich die Menschen nicht mehr scheuen, die Maske abzunehmen. Gesetzt dem Fall, dass die Coronazahlen nicht wieder massiv anstiegen, wird das wahrscheinlich im Sommer der Fall sein.
Passend zum Thema hat die Regierung heute auch verlauten lassen, dass man auch von Touristen, die ja bald, wenn auch nur in kleinen Gruppen, ins Land gelassen werden sollen, erwartet, dass sie sich an die Maskenempfehlungen halten. Will heißen, die Maske muss größtenteils aufgesetzt werden.
Natürlich gibt es aber auch Orte, an denen man sich nicht an die Empfehlungen hält: In Kneipen zum Beispiel setzen fast alle die Maske ab – was natürlich nicht überrascht.