BlogGeheimtipp Forstwege

Geheimtipp Forstwege

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Wer motorisiert oder mit Fahrrad in Japan unterwegs ist, sollte unbedingt nach 林道 rindō, wörtlich „Waldwege“, Ausblick halten – hier handelt es sich um mal mehr und mal weniger befestigte Wege für die Forstwirtschaft, die man meistens auch mit Privatfahrzeugen befahren darf. Da mehr als die Hälfte Japans bewaldet ist, gibt es natürlich sehr viele dieser Pisten.

Die meisten Waldwege haben eins gemeinsam:

  • Sie werden von den meisten Routenplanern, egal ob Car Navigation oder Google Maps & Co., ignoriert
  • Da die Wege von den Navis ignoriert werden, herrscht meist null Verkehr
  • Höhenangst sollte man bei vielen Wegen nicht haben, und man sollte seinen Fahrkünsten etwas vertrauen
  • In der Regel gilt eine 20km/h Geschwindigkeitsbeschränkung
  • Die Forstwege haben meistens Schranken – und die können auch schon mal geschlossen sein.

Ein schönes Exemplar dieser Forstwege befindet sich direkt bei den berühmten 5 Seen des Fuji-san: Während sich unten am See an den Wochenenden kilometerlange Blechlawinen aneinanderreihen, ist man ein paar hundert Meter über der Seenlandschaft mutterseelenallein. So kam uns am vergangenen Sonntag auf der 13 Kilometer langen Strecke gerade mal ein einziges Auto entgegen. Allerdings hält man sich wirklich besser an die Geschwindigkeitsbegrenzung, denn die Kurven sind meist sehr eng, und die Spiegel in den Kurven helfen nur wirklich, wenn der Entgegenkommende Licht an hat.

Blick von der Forststraße auf den Kawaguchi-See
Blick von der Forststraße auf den Kawaguchi-See

Belohnt wird man hier (und bei vielen anderen Forstwegen in Japan) mit traumhaften Aussichten auf die Umgebung – und natürlich das Privileg, ganz allein zu sein.

Völlig ungefährlich sind die Forststrassen natürlich nicht. Sie sind kaum beschildert und haben meistens keine Leitplanken. Und natürlich bestehen sie meistens aus nur einer Spur – bei Gegenverkehr kann es da schnell passieren, dass einer der beiden Verkehrsteilnehmer einen Kilometer oder so im Rückwärtsgang zurücklegen muss. Zudem passieren vor allem in der ländlichen Gegend auch schon mal solche Sachen:

Forstweg am zentralen Vulkan der Miyake-Insel: Hier ging es jedenfalls vorläufig nicht mehr weiter.

Forstweg auf Miyakejima

Ein weiteres Problem sind Steinschläge und Erdrutsche, wie auf dieser Straße auf Okinoshima. Da Forstwege weniger wichtig sind, kann es Jahre dauern, bis diese Schäden behoben werden.

Mini-Landrutsch auf Forststraße auf der Insel Okinoshima
Mini-Landrutsch auf Forststraße auf der Insel Okinoshima
tabibito
tabibitohttps://japan-almanach.de
Tabibito (旅人・たびびと) ist japanisch und steht für "Reisender". Dahinter versteckt sich Matthias Reich - ein notorischer Reisender, der verschiedene Gegenden seine Heimat nennt. Der Reisende ist seit 1996 hin und wieder und seit 2005 permanent in Japan, wo er noch immer wohnt. Wer mehr von und über Tabibito lesen möchte, dem sei der Tabibitos Blog empfohlen.

4 Kommentare

  1. Ich war vor 2 Wochen in Hokkaido naehe Mashu See unterwegs und wollte auf den Nishibetsu-dake. Der Trailhead war an so einem Forstweg, und das japanische Auto-Navi hat das natuerlich nicht hinbekommen. Aber Google Maps war dann die Rettung, da sollten schon die meisten dieser Forstwege drauf sein. Allerdings wird man teilweise ganz schoen durchgeruettelt mit dem Auto auf vielen dieser inoffiziellen Wege ;)

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