Nintendo scheint mit seiner Pokemon-App mal wieder einen besonderen Nerv getroffen zu haben. Wenn man den Fernsehberichten Glauben schenken darf, ist das Spiel ein absoluter Renner – jedenfalls dort, wo es zu haben ist. Und Japan gehört lustigerweise nicht dazu. Und nicht nur das – ein Datum für die Veröffentlichung steht noch nicht einmal fest. Gerüchten zufolge soll es im Juli so weit sein, aber so genau weiss man das scheinbar noch nicht.
Warum die Verspätung? Immerhin ist dies doch Pokemons Heimatland! Nun, zum einen wird vermutet, dass Nintendo noch untersucht, ob das Spiel möglicherweise von den Behörden reguliert werden könnte. Nachrichten von verunfallten Pokemon Go-Spielern im Ausland werden auch in Japan mit grossem Interesse vernommen, und die Idee, dass eine Behörde das Spiel verbietet, ist nicht ganz abwegig: 安全第一 – anzen daiichi (safety first) ist ein in Japan immer und überall wiederholtes Mantra. Ob sich mit Veröffentlichung des Spiels jedoch wirklich was zum Schlechten ändert, darf man bezweifeln: Schon jetzt läuft geschätzt die Hälfte aller Japaner mit den Klüsen auf den Miniapparat gerichtet durch die Gegend. Die andere Hälfte ist bemüht, jener Hälfte auszuweichen, und das ist im Stadtzentrum von Tokyo nicht immer ganz einfach.
Andere Gerüchte besagen, dass das Patent noch nicht anerkannt worden ist oder dass die Server-Architektur noch nicht steht. Da müssen sich die Fans dann also wohl oder übel noch gedulden. Da aber schon jetzt, auch dank der Nachrichten, ein Riesenrummel um das nicht erhältliche Spiel herrscht, dürfte die Veröffentlichung in Japan ungehend alle Rekorde brechen.
Zur gleichen Zeit werden in China (auch dort ist das Spiel noch nicht erhältlich) Stimmen laut, die vor dem Spiel warnen¹ – das ganze sei womöglich ein von Japanern und Amerikanern gemeinsam entwickeltes trojanisches Pferd, mit dem Google und wer auch immer die Google-Daten mitliest geschickt Menschen so manipulieren kann, dass sie unwissenderweise zu Kundschaftern werden. Das klingt nach einer gesunden Portion Paranoia, aber bei rechtem Licht betrachtet muss man nicht lange überlegen, um das Potential zum Mißbrauch zu erkennen. Und Spiel hin oder her – der Gedanke, dass mein Telefon, zwei Softwaregiganten und mir unbekannte Algorithmen mir befehlen, wo ich als nächstes hingehen soll, ist mir auch nicht gerade geheuer. Aber davon einmal abgesehen ist die Idee als solche schlichtweg bahnbrechend.
¹ Siehe unter anderem hier
In der Tat entbehrt das nicht einer gewissen Ironie, dass ausgerechnet in Japan sich die Veröffentlichung so lange hinauszögert. Dabei ist die Veröffentlichung von Pokémon Go schon kurios gestartet. Die ersten Länder, in denen das Spiel freigeschaltet wurde, waren Australien und Neuseeland. Das kommt wohl auch nicht oft vor…
Insgeheim ist das wohl die Rache an den Japanern für all die Videospiele und anderen Kram, der nie oder sehr verspätet erst in den Westen gelangen. ;)
Realer ist vermutlich das Ausloten und der Aufbau der Infrastruktur. Hier haben sich vergangenen Samstag die Server des Spiels verabschiedet. Und so wie man Japan kennt, wird man sich auf einen Ansturm gefasst machen müssen.
Ich wusste bis vor kurzem nicht einmal, dass so etwas existiert als mir Arbeitskollegen davon erzählt hatten. Die meinten wohl, weil ich so lange in Japan gelebt habe, müsste ich davon schon gehört haben. ;)
Aber nur 1 Tag nach dem Freischalten in Deutschland konnte man den News dazu gar nicht mehr aus dem Weg gehen. Überall in den Medien war nur noch von Pokemon Go die Rede. Und auch wenn man zur Zeit in irgendeinem Straßencafé sitzt, scheint es fast nur ein Thema zu geben. Gruselig … ;)
>Aber davon einmal abgesehen ist die Idee als solche
>schlichtweg bahnbrechend.
so ganz neu ist das aber nicht, denn das gab’s mit Ingress schon ne ganze Weile.
Und auch Ingress wiederum stark vom Geocaching inspiriert, imho…
Ich wundere mich eher darüber, dass sich alle darüber wundern, dass das Spiel so erfolgreich ist.
Liegt vielleicht aber auch daran, dass ich mich seit ein paar Jahren schon mit Augmented Reality beschäftige. Das Spiel ist, meiner Meinung nach, nur eine Vorstufe von dem, was uns zukünftig mit Datenbrillen erwarten wird. Und da Google auch an solchen Brillen bastelt, liegst du mit deiner Vermutung vielleicht gar nicht so weit entfernt.
Nur das Google Daten darüber sammeln wird, was die Nutzer in einer Augmented Reality Welt machen und wie aktiv sie diese Welt nutzen werden.
Die Ängste der Chinesen werden erst wahr werden, wenn wir alle statt der Smartphones mit den Datenbrillen rumlaufen werden und Google die Genehmigung erteilen, unsere Umwelt darüber zu erfassen ;)
Na dann würde ich mich nicht wundern wenn die Pokemon Go Spieler des öfteren bei McDonalds rumhängen ;)
https://netzpolitik.org/2016/pokemon-go-kassiert-sponsoringeinnahmen-von-mcdonalds-und-abmahnungen-von-verbraucherschuetzern/
Allemal besser als das.
“GUATEMALA
18-Jähriger wird beim Spielen von Pokémon Go erschossen”
http://www.augsburger-allgemeine.de/panorama/18-Jaehriger-wird-beim-Spielen-von-Pok-mon-Go-erschossen-id38553872.html
Da haste die Antwort: http://headlines.yahoo.co.jp/hl?a=20160722-00000033-it_nlab-sci
Bekam ich eben als Emergency News auf mein Handy gepusht…als ob es momentan nichts Wichtigeres gäbe. Hatte mir gestern an den Kopf gefasst als der Sprecher vom NISC am TV die Öffentlichkeit um gewissenhaften Umgang beim Pokémon spielen bat.
Korrektur: Es war nicht der Sprecher vom NISC sondern Chefkabinettsekretär(!) Yoshihide Suga.