Aufgrund diverser günstiger Umstände war es mal wieder soweit: Ein Kurzausflug in die liebe weite Welt. Eigentlich dachte ich da erst an einen besonders störenden weissen Fleck auf meiner Südostasien-Karte: Kambodscha. Als ich jedoch die Flugverbindungen raussuchte (24 Stunden unterwegs, mit zwei bis drei Zwischenstops in China) überlegte ich mir das ganze dann doch noch mal, denn ich wollte vor Weihnachten wieder zurück sein. Als nächstes boten sich Indonesien und Malaysia an. Malaysia? Eigentlich kein weisser Fleck auf meiner Karte, denn 1998 war ich in Johor Bahru, direkt neben Singapur. Ein mehrstündiger Abstecher zählt aber nicht so richtig, also dann lieber noch mal richtig hin.
Anbei also, unter der Rubrik “Out of Japan” eine kleine Zusammenfassung in alphabetischer Reihenfolge:
Air Asia
LCC-Fluglinie aus Malaysia mit zahllosen Verbindungen in Asien. Man zahlt für alles extra – Essen, Gepäck (nur 7kg Kabinengepäck sind inklusive) – und es gibt keine Fernseher. Musste daher zu drastischen Massnahmen schreiten und ein Buch kaufen. Mein erster (!) Flug mit einem LCC.
Bukit Bintang
Nabel von Kuala Lumpur. Hier steppt der Bär, hier sind grosse Shopping Malls, in der Nähe gibt es etliche Bars, Strassenrestaurants (ziemlich teuer wohlgemerkt) und was man sonst noch so braucht.
Chow Kitt
Marktviertel im Norden von KL mit allem – von der Wäscheklammer bis zum fertigen Huhn. Hier stellt man erstmal erschrocken fest, dass man mindestens die Hälfte der hier angebotenen Obst- und Gemüsesorten nicht kennt.
Durian
A propos Obst – angeblich ist die Durian ja die Königin der Obstsorten. Eine Königin mit sehr eigenwilligem Geruch wohlgemerkt. Wie auch in Thailand ist Durian auch in Malaysia allgegenwärtig. Und nein, man soll sich vom Geruch nicht abschrecken lassen.
Einwanderer
Baustellen, Bars, Massagesalons – all diese mit Arbeit verbundenen Arbeiten überlässt man in Malaysia gern den lieben Mitmenschen aus Nepal, Bangladesh, Myanmar usw. Diese Praxis kennt man ja von anderswo.
Flughafen
KLIA, der Hauptflughafen von KL, liegt zwar etwas abseits in der Pampa, ist aber mit dem laut Eigenwerbung “schnellstem Zug von Südostasien”, dem Klia Ekspres, in einer halben Stunde von KL Sentral erreichbar. Achtung: Vor allem die Laufentfernungen in KLIA 2 sind nicht ohne.
Geld
Geld abheben mit der Kreditkarte ist praktisch und auch in Malaysia möglich, allerdings ein bisschen wie Lotto spielen: Mal klappt’s, mal klappt’s nicht. Praktischerweise benutzt man in Malaysia auch die Reichsmark (abgekürzt: RM). Das Gerücht, RM könnte für etwas anderes stehen wie zum Beispiel Ringgit Malaysia, ist natürlich absurd.
Höhlen von Batu
Wer genug hat von KL und kann kurz ein bisschen nach Indien möchte, kann dies recht einfach tun: Man setze sich in de Komuter-Zug nach Batu Caves und 30 Minuten später muss man sich nur an der Endhaltestelle rauswerfen lassen. Man findet dort beeindruckende Höhlen, Hindi-Tempel, Affen und den obligatorischen, fein verteilten Müll. Empfehlenswert: Kurze Höhlenwanderung durch die Höhlen linkerhand des Tempels.
Instantnudeln
Als ich ein chinesisch geführtes Strassenrestaurant fand, in dem handgeschabte Nudeln mit Suppe angeboten werden (eine meiner Leibspeisen) war ich sofort begeistert und liess meine Bestellung vom Stapel. Antwort: Die Nudeln sind leider aus, man könne aber gern die (zeigt auf eine Riesentüte voller Instantnudeln) verwenden. Ja, is klar, Chef!
Jetlag
Eine Stunde Zeitverschiebung zwischen Japan und Malaysia. Entsprechend mörderisch der Jetlag. Mitteleuropäer haben mehr von: 7 Stunden im Winter, 6 im Sommer.
Kuala Lumpur
Nabel von Malaysia. Der Name klingt schon irgendwie komisch – kein Wunder, bedeutet er ja auch so was wie schlammige Flussmündung. Aus verständlichen Gründen kürzen die Eingeborenen und Expats/Experts den Namen auch ganz cool ab und sagen “Käi Ell”. Klingt doch viel besser, oder?
Landessprache
Malaiisch-Kreolisch-Chinesisch-Fremdländisch. Schöne Sprache! Glücklicherweise ist Englisch ziemlich gut verbreitet. Malaysia hat dabei etwas versucht, was England schon vor Jahrhunderten hätte machen sollen: Die englische Rechtschreibung zu reformieren. Express ist jetzt Ekspres, Central is Sentral, Museum ist Muzium usw.
Malakka (auch: Melaka)
Provinzstadt, die erst von Portugiesen, dann von Holländern, dann Engländern, dann Japanern und just von chinesischen Touristen überrannt wird. Ganz nett, wenn man die unsäglichen und dann auch noch lauten Trishaws verbannen würde.
Nasi nochwas
Es gibt Reis, Baby! Nasi Dagang, Nasi Lemak, Nasi Briyani… Meist mit Kokos, Currygewürzen, Fleisch, manchmal mit appen Fischköppen und Gemüse. Malaysia ist kulinarisch nicht ganz überraschend zwischen Thailand und Indonesien angesiedelt.
Oh, Du fröhliche…
Da fährt man eigens in ein islamisches Land, um so etwas dem Vorweihnachtstrubel zu entkommen… und dann das: Überall Weihnachtslieder und Kitsch in Malaysia! Es gibt einfach kein Entrinnen mehr.
Quantenphysik, die
Siehe Air Asia. Endlich mal geschafft, Stephen Hawking’s “A brief history of time” zu lesen. Bis zum Ende reichen die 7 Stunden Flug dann aber doch nicht.
Petronas Towers, die
Zwei Ungetüme aus Stahl und Glas, aus unerfindlichen Gründen mit viel Petrodollar in die Stadtmitte geknallt. Doch immerhin: Wofür bitte war KL vorher bekannt? Ach, fällt Ihnen wohl gerade nicht ein? Sehn’se! Genau deshalb stehen die beiden Türme jetzt da. Wer auf die Spitze will und nicht King Kong ist, zahlt 86 Reichsmark.
Religion, die
Eigentlich ist Islam angesagt, wären da nicht die ganzen Chinesen und Inder. Also Islam light: Kein Muezzin ruft öffentlich zum Gebet, Frauen können anziehen, was sie wollen, und Alkohol gibt’s auch (Anmerkung: Gilt so zumindest für KL und Malaka, kann in anderen Landesteilen aber anders sein.)
Schleier, der
In etwa die Hälfte der Frauen in Malaysia trägt Kopftuch (Hijab). Die Vollversion, den Niqab, sieht man kaum (und wenn, dann sind es wahrscheinlich Besucher von ausserhalb). Was ich diesbezüglich sehr komisch fand, war eine Frau mit Niqab und Sonnenbrille, die da in Badu mit ihrem Selfiestick ein Photo von sich schoss. Aha.
Transportwesen, das
Schnellzüge, Monorails, Taxis, bei denen man in den meisten Fällen den Preis besser vorher aushandelt, Fernbusse – in Sachen Transport ist Malaysia, zumindest aber die Region um KL, richtig gut aufgestellt. Angeblich will man jetzt auch eine Art Shinkansenstrecke zwischen Singapur und KL bauen – mit chinesischer Technologie. Dumm gelaufen, Japan!
Ungeziefer, das
Kakerlaken habe ich interessanterweise keine gesehen – dabei befand sich eine grosse Bäckerei direkt in den ersten Etagen meines Hotels. Dafür habe ich aber oft am hellichten Tag Ratten über die Strassen huschen sehen, und das waren ordentliche Kawenzmänner!
Visum, das
Kaum ein anderes Land ist so einfach in Südostasien: Kein Visum erforderlich, und man muss noch nicht mal irgendwelche sinnlosen Formulare ausfüllen. Dafür werden bei der Einreise jetzt auch hier Photo und Fingerabdrücke genommen.
Widerspruch, der
Überall wird auf Teufel komm raus gebaut – neue Wohnungen, neue Bahnlinien, neue Strassen – alles! Und doch sagen die Menschen, dass es seit Jahren nur bergab gehe. Wörter wie “korrupte Politiker” und “Premierministers muss weg” hört man hier und da hinter kaum vorgehaltener Hand.
XYZ
Die letzten drei Buchstaben im Alphabet. Kamen bei dieser kurzen Reise nicht vor.
Sicher werde ich später wieder eine eigene Seite über Malaysia schreiben, aber das soll es für heute gewesen sein.
Ich wünsche allen Lesern eine fröhliche Weihnacht! Esst für mich mit!
Zwei Anmerkungen:
1.) In Bukat Bintang gibts nen Chain von Marutama Ramen. Etwas seltsam (“Do you want spice?” *me fassunglos fragend schauend*), kommt der Sache aber nahe. Nicht für in Japan lebende, aber für die die nicht so oft nach Nippon kommen…
2.) Vom Verkehrspolizisten bis zum höchsten Minister: Alles in der Regierung von Malayen besetzt. Minoritäten (bzw. so wenig sind das ja gar nicht) wie Chinesen und Christen kommen da praktisch nicht vor. Die “Offenheit” ist leider etwas vorgeschoben imho. Schade eigentlich, wenn auch nicht so schlimm wie in Brunei…