BlogOrigami meets Corona

Origami meets Corona

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Not macht erfinderisch, klarer Fall. Und wenn momentan irgendwo Not herrscht, dann in der Gastronomie. Die meisten Restaurants und auch Bars haben zwar geöffnet, aber beim Essen und Trinken lässt sich nun mal nicht vermeiden, dass man die Maske hin und wieder ablegen muss. Da zudem auch noch bei Speis und Trank gern geplaudert wird, gelten Restaurants als perfekte Orte, sich einen Virus einzufangen. Grundsätzlich wird in vielen japanischen Restaurants deshalb nun empfohlen, sich beim Essen mit der Konversation zurückzuhalten.

Saizeriya, die in Japan allgegenwärtige Fast-Food-Kette, die sich auf italienisches Essen (oder das, was man dafür hält) spezialisiert, veröffentlichte nun eine einfache aber durchaus praktische Idee: Nach der kann man mit wenigen Kniffen – und ohne abgeschlossenes Origamistudium – mittels einer handelsüblichen Wegwerfmaske und einer Serviette – ein Gebilde namens しゃべれるくん (shabereru-kun, wörtlich: “Der ich-kann-sprechen-Junge”) falten und so mit Maske essen. Das scheint laut Video ein bisschen Übung benötigen, ist aber sicherlich möglich:

Ein veritabler Trick, mit dem die seit Jahrzehnten für ihre Innovationskraft bekannte Kette dafür wirbt, dass es sicher ist, auch in Zeiten stark steigender Corona-Zahlen auswärts zu essen. Die Resonanz ist allerdings durchwachsen: Die Corona-Besorgten-Fraktion hält das für Augenwischerei und lediglich einen Versuch seitens der Restaurantkette mit immerhin über 1’000 Filialen im Inland und rund 400 Filialen im Ausland. Das ist allerdings auch das gute Recht der Firma. Und da besonders Aerosole im Verdacht stehen, das Virus zu verbreiten, ist Essen mit dem Gebilde sicherlich sicherer als ohne.

Der Coronamüden-Fraktion wiederum geht das zu weit, und auch das ist verständlich. Solange in Japan noch Menschen zum Karaoke gehen, wie sie dann lauthals singend (und spuckend) vor anderen Menschen Lieder vor sich her schmettern, und sich Menschen in Bars und Host-Clubs treffen, um dort ganz ohne Maske zu trinken und zu schwatzen, sollte ein Familienrestaurant doch relativ sicher sein.

Der Saizeriya-Vorschlag wird dennoch Wellen schlagen, und es wird Nachahmer finden – bei Restaurantbesuchern, aber auch bei Restaurantbesitzern. Ob die Idee einen spürbaren Einfluss hinterlässt, wird sich wohl nicht ganz einfach feststellen lassen – dazu gibt es einfach mal viel zu viele andere Faktoren. Aber das dürfte Saizeriya auch relativ egal sein: Für die Kette zählt letztendlich nur, ob sie damit den Umsatz steigern kann oder nicht.

Saizeriya ist übrigens besonders bei Schülern, Studenten und Familien beliebt, da die Kette wirklich sehr, sehr billig ist.

tabibito
tabibitohttps://japan-almanach.de
Tabibito (旅人・たびびと) ist japanisch und steht für "Reisender". Dahinter versteckt sich Matthias Reich - ein notorischer Reisender, der verschiedene Gegenden seine Heimat nennt. Der Reisende ist seit 1996 hin und wieder und seit 2005 permanent in Japan, wo er noch immer wohnt. Wer mehr von und über Tabibito lesen möchte, dem sei der Tabibitos Blog empfohlen.

1 Kommentar

  1. Erinnert mich irgendwie ein bisschen an die “unsichtbaren” Helferlein beim japanischen Theater. Gegen feuchte Aussprache hilft das sicherlich.

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