Heute morgen bin ich mit dem Expresszug von Morioka nach Miyako gefahren – Miyako ist eine Kleinstadt an der Pazifikküste in der Präfektur Iwate und wurde wie viele andere Städte in der Region am 11. März vom Tsunami heimgesucht. Und nicht nur dass – das Beben selbst hatte schon die auf der japanischen Skala maximale 7.
Was ich hier will? Zum einen steht Iwate schon lange auf meiner Liste. Und die Landschaft bei Miyako ist berühmt. Die Trümmer sind auch weitgehend aufgeräumt. Und die Gegend lebt zum Teil vom Tourismus, also warum meiden.
Natürlich habe ich auch als Ex-Geograph mit Schwerpunkt Stadtplanung ein gewisses Interesse daran, zu sehen, was nun aus der Stadt wird. Das mache ich nicht zum ersten Mal – 1998 war ich mit meinem Professor in Kōbe, um das Gleiche zu machen.
Nun, die Trümmer sind aufgeräumt, und in der Stadt ist zu einem gewissen Grade Normalität eingekehrt, auch wenn die Katastrophe noch immer Gesprächsthema Nummer Eins zu sein scheint. Die Hilfe aus dem Ausland scheint hier wirklich sehr willkommen zu sein – heute liefen hinter mir zwei alte Leute, die sich darüber unterhielten. Die Frau sagte zuerst “Ah, mein Sohn wurde auch weggespült, das war wirklich schlimm. Aber die ganze Hilfe aus dem Ausland ist wirklich beeindruckend. Erst gestern wurden alle Schüler in der Klasse meines Enkels mit aus China gespendeten Sportsachen eingekleidet”.
Gestern hatte ich in der Bar in meinem Ryokan eine lange Unterhaltung mit einem Angestellten. Irgendwann kamen wir auch auf Fukushima zu sprechen (welches in dieser Region hier wesentlich weniger Spuren hinterliess). Er merkte dazu an, dass er den Chef des Planungsteams des AKW Onagawa kennt. Zur Erinnerung: Onagawa steht ebenfalls am Meer, ist aber viel näher am Epizentrum dran. Onagawa wurde auch vom Tsunami und Beben getroffen, während es in Betrieb war – dort ist allerdings kaum etwas passiert. Angeblich wurde der Chefplaner jedoch nach Bau des AKW gefeuert, da die Kosten für die Sicherheit den Preis zu sehr in die Höhe getrieben hatten.
Mehr später. Morgen geht es mit dem Bus weiter nach Kamaishi und von dort wieder landeinwärts nach Tōno, Heimat des Kappa.
Ich möchte gerne mehr über Kappa erfahren. :3
Freut mich zu hören, dass Hilfe aus dem Ausland geschätzt wird.
Finde Tabi im zweiten Bild ;)
Zum Thema Sparen beim Bau von Reaktoren (speziell auch in Fukushima!)habe ich vor einer Weile mal einen sehr interessanten Artikel bei Japan Times oder NYT gelesen. (kann mich leider nicht mehr genau erinnern)
Kurz gesagt erzaehlte da ein Ingenieur wie auf dem Bau ein wenig geschludert wurde, damit sich die Kosten nicht vervielfachen wuerden …
@Lori
Tja, wenn das schon in einem relativ hoch entwickeltem Land wie Japan so ist, möchte ich nicht wissen, wie in den ganzen Schwellenländern mit AKW’s herumgeschlampt wird…..
[…] etwas ausführlicherer, zweiter Teil (Teil 1 von unterwegs hier) meiner kurzen Tour durch die Präfektur […]
Bewegend. Der Blog wird von Seite zu Seite spannender. Danke für die Mühe!
Anne