Die Nachricht machte schnell Runde in den Nachrichten und sozialen Netzwerken: Ein 18-jähriger Junge aus der Präfektur Yamanashi hat seinen Vornamen ändern lassen. Der lautete nämlich 王子様 Ōjisama, was schlichtweg “(geehrter) Prinz” bedeutet. Laut Angaben des Jugendlichen verpasste ihm seine Mutter den Namen in der Annahme, ihr geliebter Sohn werde auf jeden Fall einzigartig sein. Sein neuer Name lautet nun “Hajime”. Der Ex-Prinz hatte zudem die Courage, an die Öffentlichkeit zu gehen, seine Entscheidung zu begründen, und Eltern in Japan zu bitten, ihren Kindern doch bitte keine “キラキラ kirakira”-Namen (kirakira bedeutet “glitzernd”) zu geben, denn schliesslich seien es die Kinder, die den Namen das ganze Leben lang herumtragen müssten.
Laut Hajime wurde er aufgrund des Namens zwar nie wirklich schikaniert, aber es gab wohl genügend unerfreuliche Reaktionen vor allem von weiblichen Mitschülerinnen, wenn er sich mit dem Vornamen vorstellte. Das ist verständlich. Ōjisama hat diverse Konnotationen, darunter auch solche wie “Muttersöhnchen” oder “verwöhnter Junge” – kurzum, so möchte man wirklich nicht heissen.
Zu den Kirakira-Namen gehören die folgenden Namen, die – man glaubt es kaum – tatsächlich vergeben werden:
Schreibweise | jap. Lesung | Geschlecht | Lesung | Anmerkung |
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樹茶 | きてぃちゃん | weiblich | Kitty-chan | von Hello Kitty |
主人公 | ひーろー | männlich | Hero | eigentlich shujinkō, wörtlich: die Hauptrolle |
ラッキー星 | らっきーすたー | männlich | Lucky Star | Hmm… |
手洗 | てぃあら | weiblich | Tiara | eigentlich jedoch “Tearai” (Toilette) gelesen |
凸 | てとり | weiblich | Tetori | als Bezug auf das Spiel Tetris |
の | の | weiblich | No | Eigentlich nur ein Genitivpartikel… |
光宙 | ぴかちゅう | männlich | Pikachu | War ja klar, musste es ja geben. |
黄熊 | ぷう | weiblich | Pu | von Pu der Bär (Winnie-the-Pooh)) |
苺愛 | ベリー | weiblich | Berry | Setzt sich aus “Erdbeere” und “Liebe” zusammen |
Die Liste ist endlos. Und das Schlimme daran ist: Die meisten dieser Namen kann man nicht einmal ohne Weiteres lesen – die Lesung wurde mehr oder weniger willkürlich den Zeichen zugeordnet (eine japanische Besonderheit, die die ohnehin schon extrem komplizierte japanische Schriftsprache auf ein weiteres, absurdes Level hebt).
Der Ex-Prinz brachte noch ein weiteres, wichtiges Argument an: Er sei sich nicht sicher, dass sein alter Name angemessen sei, wenn er mal 80 Jahre alt sein würde. Das ist verständlich.
Übrigens darf jeder über 15-jährige in Japan, auch ohne Zustimmung der Eltern, seinen Vornamen ändern lassen. Man muss nur glaubhaft nachweisen, dass man aufgrund des gegebenen Namens negative Auswirkungen im sozialen Umfeld befürchtet.
Mein Neffe teilt dasselbe Schicksal mit den unlesbaren Namen: 狼士
Ohne den Hinweis “主人公 aus Shakespeare” kann man nicht darauf kommen.