Jeder halbwegs vernünftige Japaner – oder ebend auch eingeheirateter Japaner – mit einer Tochter im Haus begeht den 3. März auf besondere Art und Weise: Dann steht das ひな祭り (hina matsuri) ins Haus, das “Puppenfest”. Das heisst nicht so, weil besagte Töchter womöglich 15 Jahre später mit “Ey, Puppe!” angesprochen werden, sondern weil man dazu Puppen aufstellt. Mindestens zwei davon – einen Kaiser und seine Kaiserin. Wikipedia weiss darüber natürlich mal wieder mehr.
Das können wir unserer Tochter hier natürlich nicht vorenthalten, denn sie soll ja schliesslich in den vollen Genuss aller Feiertage zweier völlig verschiedener Kulturen kommen. Der Geburtstag am 1.1. ist da nur das Sahnehäubchen.
Nun, da sie letztes Jahr um diese Zeit gerade mal mit den Augen rollen konnte, haben wir es erst dieses Jahr richtig begangen. Und dazu erstmal die entsprechenden Puppen gekauft (obwohl ich den Begriff “Puppe” für diese Meisterwerke irreführend halte).
Ohina-sama und Odairi-sama , Kaiser und Kaiserin
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Wir haben uns für die kleine, transportable Variante entschieden – schliesslich behält man als Tochter diese Puppen sein Leben lang, und man möchte nicht einen extra-Container bestellen müssen, so man vielleicht mal nach Deutschland zieht.
Da es nur die Sparvariante ist, kostete der Spass auch nur umgerechnet 600 Euro – die grosse Variante, mit Treppe usw, kostet hingegen gleich mal 1,500 Euro, und da sind die Puppen noch nicht dabei (die kosten pro Stück dann auch ca. 1,000 bis 1,500 Euro). Aber die Verkäuferin im Puppenladen war nett und schenkte unserer Tochter zum Abschied noch ein grosses, ungeheuer hässliches Stofftier aus China. “A..a..aa…arigato!” konnten wir da nur noch sagen.
Praktikabler: Die essbare Variante [klicken um zu vergrössern]
Wie es sich für ein 14-monate altes Kind gehört, war unserer Tochter der ganze Zinnober freilich völlig egal – schliesslich durfte sie die teuren Puppen noch nicht einmal anknabbern. Daher entschied sie sich auch völlig ohne zu Zögern für die essbare Variante, die wir ihr liebenswerterweise vorsetzten. 60 Minuten dauerte die Herstellung, und nach 2 Minuten waren nicht nur die Köpfe abgebissen, sondern König und Königin restlos verspeist. Zum Nachruf gab es ein saftiges Bäuerchen und… nein, den Rest erspare ich Euch.
Hui, teurer Spaß. Das wäre wohl so ein Brauch, der in deutschen Gefilden aufgrund von Geiz aussterben würde. *grinst*
Und die Kleine kommt mit dem Futtern ja grob gesehen gar nicht mehr nach. Heute Hina-Matsuri, morgen Ostern. :)
Na dann hoffe ich, dass das Hofvolk, das sich in den nächsten Jahren noch ansammel wurd, günstiger ist als das Kaiser-Paar… Sonst bleibt am Ende nix für die Uni…
Nein, ist das süß! Die Preise indes zwar gesalzen, aber die Herstellung von solchen Puppen würde mich mal interessieren…und ich meine die essbaren ;)…
Aber schön, dass ihr euch so ins Zeug legt! ^^ Das seltsame Stofftier hätte ich auch mal gern gesehen.
Schön, dass ihr alle Feiertage berücksichtigt. Sollte man hier einfach auch machen, doppelt feiern, da hat man doch mehr Spaß im Jahr!
Wow, Ihr legt Euch ja wirklich ins Zeug.
Fuer unsere zwei Toechter
(sechs und acht) hat unsere
Schwiegermutter auch Puppen gekauft,
aber dieses Jahr habe ich (mal wieder)
vergessen, sie aufzustellen.
Letztes Wochenende haben sich die Kinder
auch schon beschwert …
Die essbaren Puppen merk ich mir fuer
naechstes Jahr!
C-chan
Dann liste ich mal kurz die Zutaten auf –
Sumeshi (also Sushireis), dünn gebratenes Ei, gekochtes Spinatblatt (die Scherpe), Nori (die Haare), Wachteleier (die Köpfe), Mohrrübe und – ganz wichtig – 4 geröstete Sesamkörner (goma) für die Augen. Na dann… scheint jedenfalls allen Kindern zu gefallen.
Vielen, vielen Dank!
Die Japaner haben auch nicht so viele Feiertage an denen es etwas geschenkt gibt, oder?