BlogGeplänkel um Inseln in Fernost - ein Menetekel?

Geplänkel um Inseln in Fernost – ein Menetekel?

-

Heute haben die Justizbehörden in Okinawa den Kapitän des chinesischen Fischkutters freigelassen, welcher vor einer guten Woche nahe der 尖閣諸島 Senkaku-Inseln alias 釣魚台群島 Diaoyu-tai-Inseln (chinesischer Name) mit einem Boot der japanischen Küstenwache zusammenstiess.
Jene Inseln sind unbewohnt, werden im Allgemeinen als japanisches Territorium angesehen, jedoch gleichzeitig und schon immer vehement von Taiwan und der VR China beansprucht. Es geht bei den Inseln freilich weniger um die Inseln als um die Umgebung der Inseln – schliesslich gehört das Gebiet rund um die Inseln bis zu einer Entfernung von 200 km nach Völkerrecht dem Besitzer der Inseln als Ausschließliche Wirtschaftszone (AWZ) zur Verfügung. Und rund um die Senkaku-Inseln gibt es viele Fische – und Erdgasfelder.
1895 riss sich Japan die Senkaku-Inseln zusammen mit Taiwan unter den Nagel. Laut des 1952 in Kraft getretenen Friedensvertrages von San Francisco gehörten die Inseln “offiziell” zu Japan – die Kontrolle über die Inseln sowie ganz Okinawa wurde 1972 von den Amerikanern an Japan zurückgegeben. Dumm nur, dass weder die VR China noch Taiwan den Vertrag unterzeichneten.
Beim Vorfall vor einer Woche nahm die Küstenwache die Besatzung des Fischkutters fest – und liess bis auf den Kapitän alle wieder umgehend frei. China war darob empört: Man bestellte den japanischen Botschafter mehrfach ein (selbst nach Mitternacht), sagte alle Treffen zwischen Japan und China auf höherer und Provizebene ab und drohte mit allerlei Massnahmen. Quasi als Gegenzug wurden dazu gestern auch noch vier Japaner in China wegen Spionageverdachts angezeigt. Japan pochte derweilen auf eine sachliche Reaktion, China auf Kompromisslosigkeit. Die USA, immerhin Japans militärischer Verbündeter, schauten dem Treiben eher lustlos zu und hoben jüngst nur kurz den Zeigefinger.
Nun gibt es Zoff um Inseln in dieser Gegend schon immer (siehe z.B. hier) – auch mit Russland und Südkorea. In Sachen Senkaku-Inseln kann sich Japan jedoch mit Sicherheit auf etwas gefasst machen: China weiss ob seiner Grösse und Japans Abhängigkeit vom chinesischen Markt. Da wird sich sehr bald herausstellen, wessen Daumenpressen wirksamer sind.

Vorheriger Artikel
Nächster Artikel
tabibito
tabibitohttps://japan-almanach.de
Tabibito (旅人・たびびと) ist japanisch und steht für "Reisender". Dahinter versteckt sich Matthias Reich - ein notorischer Reisender, der verschiedene Gegenden seine Heimat nennt. Der Reisende ist seit 1996 hin und wieder und seit 2005 permanent in Japan, wo er noch immer wohnt. Wer mehr von und über Tabibito lesen möchte, dem sei der Tabibitos Blog empfohlen.

3 Kommentare

  1. Japan muss lernen, sich China unterzuordnen – oder eine überzeugende Strategie entwickeln um sich halbwegs eigenständig und zusammen mit den zunehmend schwachen amerikanischen «Verbündeten» andersweitig behaupten zu können. Letzteres ist nicht in Sicht, ergo geht der schmerzhafte Anpassungsprozess in Richtung China für Japan weiter.

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein

Neueste Beiträge

Japaner sprechen immer schlechter Englisch. Warum wohl?

Neulich war ich, wie jedes Jahr, auf einer Konferenz, bei der sich hauptsächlich viele hundert Hochschulenglischlehrer, aber auch viele...

Toyako – Ein See wie ein Auge sowie zwei nagelneue Berge

Der Toya-See ist ein wichtiger Bestandteil des Shikotsu-Tōya-Nationalparks im Süden von Hokkaido. Hochinteressant: Ein nagelneuer Vulkan.

Weg mit dem unsinnigen Besteuerungssystem für Zweitverdiener? Bewegung im Parlament

Die Besteuerung von Zweitverdienern ist seit Jahrzehnten ein großes Ding in Japan und hat einen enormen Einfluss auf fast...

Ein verschwundener Zaun und explodierte Eier

Heute trieb es mich also aus mehr oder weniger beruflichen Gründen nach Fuji-Yoshida, beziehungsweise nach Kawaguchiko, einem der 5...

Noboribetsu – der Ort des (niedlichen) Teufels

Hohe Berge, eine lange Pazifikküste und viele heiße Quellen, die mancherorts aus dem Boden sprudeln – sowie einen Berg voller Bären.

Sollte Laufen auf der Rolltreppe verboten werden?

Rund 80'000 Rolltreppen gibt es in ganz Japan (nur am Rande: und fast zehn Mal so viele Aufzüge) –...

Must read

Die 10 beliebtesten Reiseziele in Japan

Im Mai 2017 erfolgte auf dem Japan-Blog dieser Webseite...

Auch lesenswertRELATED
Recommended to you